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News des 10. März 2023

In einem Interview mit AMD läßt sich das japanische ITMedia (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) erläutern lassen, wieso AMDs Spitzen-Grafikchip der RDNA3-Ära keinen Angriff auf die absolute Leistungsspitze ergeben hat. Einen solchen Grafikchip zu bauen, wäre laut AMD möglich gewesen, aber da nVidias AD102-Chip auf Leistungsaufnahmen bis 600 Watt ausgelegt hat, hätte wohl auch AMD diesen Weg gehen müssen. Dagegen hat man sich (angeblich) bewußt entschieden, weil man lieber Grafikkarten ausliefern wollte, welche in die normalen Systeme der Gaming-Enthusiasten passen – sowohl bezüglich deren Abmaße als auch den Netzteil- und Kühlungs-Anforderungen gemeint. Gänzlich überzeugend klingen diese Ausführungen jedoch nicht, die ganze Erklärung riecht viel eher danach, wie man es bestmöglich lackiert, dass Navi 31 sein Design-Ziel nicht erreicht hat.

Technisch gesehen ist es möglich, eine GPU mit Spezifikationen zu entwickeln, die mit ihrer (nVidia) konkurrieren. Nachdem wir darüber nachgedacht hatten, entschieden wir uns gegen eine solche Strategie.
 
Wir verwenden diese [unsere] Strategie, um in die Mainstream-Infrastruktur (Hardwareumgebung) zu passen, die von heutigen PC-Gaming-Enthusiasten verwendet wird. Trotz hoher Performance-Vorgaben sollte es möglich sein, mit einem existierenden "normalen" Netzteil zu arbeiten, das Gehäuseinnere "normal" kühlen und ohne extrem großes Gehäuse installiert werden zu können.

Quelle:  AMDs Rick Bergman gegenüber ITMedia (maschinell ins Deutsche übersetzt), veröffentlicht am 10. März 2023

Beispielsweise die "normalgängigen" Grafikkarten müsste man sowieso bringen, ganz egal ob man etwas an der Leistungsspitze stehen hat oder nicht. Das eine schließt das andere keineswegs aus, der Idealweg besteht darin, beides zu machen. Und AMD dürfte die Wichtigkeit der Performance-Führerschaft an der absoluten Leistungsspitze sehr wohl bekannt sein, darauf basieren schließlich all die großen Zuwächse an Nutzergruppen im Prozessoren-Bereich ab der Zen-2-Generation. Denkbarerweise war Navi 31 in der Entwicklungs-Phase auch durchaus darauf ausgerichtet, ein echter Kontrahent zu AD102 zu werden, alle früheren Gerüchte gingen exakt von diesem Wettstreit aus. Dass es dafür nicht gereicht hat, lag an zwei Punkten, deren reales Wirken sich wohl erst nach Tape-Out herausgestellt hat: Zum einen konnte AMD nur einen geringen Taktratensprung (trotz neuer Fertigung) erzielen, zum anderen erzielt man keinen großen Vorteil durch die eigene FP32-Verdopplung.

Navi 21 Navi 31 Diff.
Chipfläche 520mm² in 7nm 522mm² in 5/6nm +0,4%
Raster-Engines 4 6 +50%
Shader-Cluster 80 96 +20%
FP32-Einheiten 5120 12'288 +140%
Speicherinterface 256 Bit 384 Bit +50%
Real-Takt ~2.3 GHz ~2.6 GHz +13%
4K Perf-Index 6900XT: 350% 7900XTX: 512% +46%

Dabei deuten gewisse Punkt selbst der reinen Technik darauf hin, dass AMD keineswegs den jetzt erreichten Performance-Zugewinn von +46% zwischen Radeon RX 6900 XT und 7900 XTX von Anfang an im Ziel hatte. Dafür wäre die Verbreitung des Speicherinterfaces nicht zwingend notwendig gewesen. Auch die FP32-Verdopplung ist eine Maßnahme, welche sicherlich nicht nur ein paar Prozentpünktchen bringen sollte, sondern in der Entwicklungsphase sehr wohl mit einem größerem "Bumms" erwartet wurde. Auch sind die +50% mehr Raster-Engines genauso ein übliches Zeichen darauf, dass man deutlich mehr will als bisher – denn in den letzten Jahren ist die Raster-Power gegenüber den anderen Hardware-Einheiten nur noch selten gewachsen. Und letztlich sagt schon das Performance-Ergebnis aus, dass jenes kaum zum ursprünglichen Design-Ziel passen kann: Hier standen auf AMD- wie nVidia-Seite eine Performance-Verdopplung im Raum, damit musste AMD also bezüglich nVidias AD102 rechnen. Wer dann mit nur +46% ankommt, der hat sein Design-Ziel ziemlich sicher verfehlt.

Dabei sind selbst für AMD schnell jene +71% drin, welche nVidia zwischen GeForce 3090 und 4090 aufbietet: Dafür hätte Navi 31 klar höhere Taktraten zeigen und hätte die FP32-Verdopplung wirkmächtiger sein müssen. Mit nur +17% ist man schon dabei, dann würde aus dem jetzigen Generations-Sprung bei AMD von +46% das gleiche werden wie bei nVidia erreicht (+71%). Dass AMD hingegen in der Konzept-Phase auf einen Grafikchip aus war, welcher sich wie ein AD102-Kontrahent anfühlt, auch nur grob –20% dahinter herauskommt, ist wenig glaubwürdig. Wenn, dann würde mit dieser Ausgangslage eher etwas kleineres, effektiveres entwickeln – ähnlich Navi 32. Letztlich liegt AMDs "Fehlbetrag" beim Navi-31-Chip genau dort, wo man beim Nichterreichen mehrerer Design-Ziele herauskommt – und bei weitem noch nicht dort, wie wenn man etwas grundsätzlich anderes geplant hatte. AMD ist hier wieder einmal in die übliche Falle beim Generations-Wechsel gelaufen, sich selbst zu überschätzen sowie nVidia zu unterschätzen (gleiches Problem im übrigen bei der Leaker-Gemeinde und der Fachpresse, ergo auch bei 3DC). Ob man dies nun mittels PR schönzureden versucht, ändert nichts an diesem Sachstand.

Gemäß Cowcotland hat nVidia alle Angebote zu GeForce RTX 30 "Founders Edition" Karten aus seinem eigenen Online-Shop herausgenommen, selbiger verweist jetzt nur noch auf Herstellerdesigns und damit die Angebote der bekannten Einzelhändler. Zwar soll es bei einigen dieser Einzelhändler durchaus noch FE-Karten geben, aber dies ist dann wohl eine endliche Geschichte, nachdem nVidia sein eigenes FE-Angebot komplett einstellt. Jenes war zuletzt sowieso nur noch teilweise existent, weil einige GA102-Modelle augenscheinlich bereits EOL-Status haben. Zudem wäre zu beachten, dass es für diverse kleinere nVidia-Karten nie FE-Modelle gab, speziell GeForce RTX 3050 & 3060. Klar ist damit aber dennoch, dass GA104-basierte Grafikkarten nunmehr ihre vorletzte Runde des Verkaufszyklus drehen, betreffend also GeForce RTX 3060 Ti, 3070 & 3070 Ti.

Die Einstellung der FE-Lieferungen ist somit das Vorzeichen darauf, dass der GA104-Chip demnächst komplett aus dem Verkehr gezogen wird, respektive EOL-Status erreicht. Und das wiederum ist der Hinweis darauf, dass nVidia in diesem Performance- und Preis-Segment demnächst etwas neues bringen wird – die bisherigen RTX40-Modelle reichen nun garantiert nicht auf das GA104-Preisniveau herunter. Den Anfang hierzu wird die GeForce RTX 4070 im April machen, jener sollten im weiteren Verlauf des zweitens Quartals noch GeForce RTX 4060 Ti und 4060 nachfolgen. Inwiefern die GA106-basierte GeForce RTX 3060 damit bereits abgelöst werden kann, bleibt offen. Mangels FE-Ausführung zu dieser Karte läßt sich aus der genannten Einstellung der FE-Modelle der RTX30-Serie hierzu nichts schlußfolgern. Es ist somit möglich, dass die GeForce RTX 3060 noch etwas länger im Rennen bleibt – ähnlich wie auch die GeForce RTX 2060 der Turing-Generation noch ziemlich lange mitgeschleift wurde.

Chip Technik TDP Segment Termin
GeForce RTX 4070 AD104-250 46 SM @ 192 Bit, 36 MB L2, 12 GB GDDR6X 200W Midrange angbl. April 2023
Radeon RX 7600 XT Navi 33 32 CU @ 128 Bit, 32 MB IF$, 8 GB GDDR6 180W Mainstream angbl. Q2/2023
Radeon RX 7600 Navi 33 28 CU @ 128 Bit, 32 MB IF$, 8 GB GDDR6 140W Mainstream angbl. Q2/2023
GeForce RTX 4060 Ti AD106-350 34 SM @ 128 Bit, 32 MB L2, 8 GB GDDR6 160W Mainstream möglw. Q2/2023
GeForce RTX 4060 AD107-400 24 SM @ 128 Bit, 24 MB L2, 8 GB GDDR6 115W Mainstream möglw. Q2/2023
Radeon RX 7800 XT Navi 32 60 CU @ 256 Bit, 64 MB IF$, 16 GB GDDR6 280W Midrange möglw. Q3/2023
Radeon RX 7700 XT Navi 32 48 CU @ 192 Bit, 48 MB IF$, 12 GB GDDR6 225W Midrange möglw. Q3/2023
GeForce RTX 4050 AD107 ~16-18 SM @ 128 Bit, ? MB L2, 8 GB GDDR6 ? Mainstream möglw. Q3/2023
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen

Die PC Games Hardware berichtet über ein erstes Angebot zu einem AM5-Mainboard für 125 Dollar beim US-Händler Newegg. Dies sind umgerechnet (und mit MwSt) ca. 140 Euro – wobei es hierfür ein B650-Mainboard von ASRock gibt, nicht also nur den Billig-Chipsatz A620. Dies sind gut 40 Euro günstiger als die derzeit besten Angebot im deutschen Markt und entspricht somit durchaus AMDs kürzlicher Ankündigung bezüglich günstigerer AM5-Mainboards. Allerdings macht ein einzelnes günstiges Mainboard noch keinen Frühling und müssen nun auch generell die Platinen-Preise im AM5-Feld herunter, sowie fehlen weiterhin die A620-Platinen für günstige Einsteiger- und Office-PCs. AMD bemüht sich augenscheinlich, die hohen AM5-Preise abzumildern – aber noch ist man hierzu nur auf dem Weg und somit noch lange nicht am Ziel.