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News des 13./14. August 2022

Die neuen Chip-Spezifikationen zu Navi 3X liefern indirekt einige Erklärungen ab für die vorherigen Spezifikations-Verirrungen bei diesen RDNA3-Grafikchips: Jene wurden an der Spitze wie bekannt für lange Zeit mit 15'360 FP32-Einheiten genannt, dies wurde vor einiger Zeit auf 12'288 FP32-Einheiten korrigiert – und nun stellt sich heraus, dass die frühere Zahl tatsächlich existiert, nur eben in einem anderen Zusammenhang: Nicht in Form eines Einzelchips, sondern als Dual Navi 32. Auch die lange gehandelte These, AMD würde generell zwei GCDs einsetzen, war wahrscheinlich diesem Spezial-Projekt "Dual Navi 32" geschuldet – und somit womöglich nie der Plan für Navi 31. Anders formuliert: Die Leaker hatten wohl sogar grundsätzlich Recht, aber innerhalb der Informations-Kette gab es zu viele Interpretationen der bruchstückhaften Infos, so dass am Ende etwas falsches an die Öffentlichkeit ging.

Navi 31 Dual Navi 32 Dual Navi 31
Hardware-Daten 6 Shader-Engines, 48 WGP mit 12'288 FP32-Einheiten 6 Shader-Engines, 60 WGP mit 15'360 FP32-Einheiten 12 Shader-Engines, 96 WGP mit 24'576 FP32-Einheiten
Speicherinterface 384 Bit 512 Bit 768 Bit
Infinity Cache 96 MB, zzgl. optional 96 MB per 3D V-Cache 128 MB, zzgl. optional 128 MB per 3D V-Cache 192 MB, zzgl. optional 192 MB per 3D V-Cache
Speicher 24 GB GDDR6 32 GB GDDR6 24/48 GB GDDR6
Silizium-Aufwand ~533mm² (+ optional 3D V-Cache) ~700mm² (+ optional 3D V-Cache) ~1066mm² (+ optional 3D V-Cache)
Status real erscheinender Chip Hardware-Projekt bei AMD reine Hypothese
Anmerkungen: "Dual Navi 31" ist eine reine Hypothese; alle Hardware-Daten sind derzeit nur per Gerücht bekannt.

Die sich hieraus ergebende Regel ist einfach: Ursprüngliche Daten und eigene Interpretationen trennen. Sicherlich ist dies nicht so einfach zu realisieren, wenn man Daten bekommt, die allem Anschein nach bereits Interpretations-Anteile enthalten. Ob man sich das jetzt zu erkennende Bild somit hätte besser bzw. früher erahnen können, bleibt offen. In jedem Fall scheinen Navi 32 & 31 von Anfang an als Single-GCD-Lösung geplant gewesen zu sein und AMD auch frühzeitig an einem "Dual Navi 32" gearbeitet zu haben – als reine Option wohlgemerkt. Dabei erscheint "Dual Navi 32" allerdings gemäß der aktuellen Hardware-Daten zu den RDNA3-Grafikchips als nicht mehr so überzeugend: Es sind gerade einmal +25% mehr WGPs, bei gleicher Anzahl an Shader-Engines (aka Raster-Engines) gegenüber Navi 31. Abzüglich von gewissen Verlusten, welche ein DualChip-Design immer nach sich ziehen wird, muß man da nicht unbedingt auf einen großen Performance-Vorteil kommen.

Eher interessant wäre in dieser Frage ein rein hypothetischer "Dual Navi 31" – denn mit einer glatten Hardware-Verdopplung von Navi 31 kommt man garantiert in ganz andere Performance-Regionen. Sicherlich wäre man damit dennoch weit weg von einer Performance-Verdopplung, denn die Effizienz-Verluste bei zwei GCDs sowie üblicherweise niedrigere Taktraten bei größeren Chips lassen dies nicht zu. Wenn man hiermit +50% Mehrperformance gegenüber einem einzelnen Navi 31 erzieltt, ist man durchaus gut bedient. Das Problem dieser Hypothese dürfte allerdings im Stromverbrauch liegen, denn bei 375-450 Watt für Navi 31 geht man selbst nach Taktraten-Abspeckungen für "Dual Navi 31" sicherlich in Richtung 600 Watt. Die Kostenlage ist (mit einer Chipfläche oberhalb 1000mm²) auch nicht ganz ohne – was es verständlich macht, dass AMD eher an "Dual Navi 32" als an "Dual Navi 31" gearbeitet hat.

Die neuen Hardware-Daten zu den RDNA3-Grafikchips bedeuten aber auch, dass die bisherigen Meldungen über das "Radeon RX 7000" Portfolio zumindest weitgehend Nonsens waren – vermutlich eher denn Branchen-Gerüchte als denn reale Leaks. Denn die dort zu Navi 32 genannten Lösungen können natürlich nicht sein, wenn Navi 32 real etwas kleiner ist als dort genannt. Auch erübrigen sich gleich drei Navi-31- und Navi-32-Lösungen angesichts der nunmehr sinnvolleren Abstände der einzelnen RDNA3-Grafikchip zueinander. Drei Lösungen auf Basis desselben Grafikchips bringt man eigentlich nur in der Sondersituation, wo zwischen Navi 22 und Navi 21 eine Hardware-Verdopplung stattfindet – was es bei den Navi-3X-Chips dann nicht mehr gibt. Demzufolge könnte man sich ein Radeon RX 7000 Portfolio derzeit eher in dieser Form vorstellen:

Hardware Interface Speicher TBP Status
Navi 31 – SKU A 48 WGP (96 CU, 12'288 FP32) 384 Bit 24 GB GDDR6 450W als Vollausbau recht sicher
Navi 31 – SKU B 42 WGP (84 CU, 10'752 FP32) 320 Bit 20 GB GDDR6 375W Salvage-SKU lt. Angstronomics
Navi 32 – SKU A 30 WGP (60 CU, 7680 FP32) 256 Bit 16 GB GDDR6 ? als Vollausbau recht sicher
Navi 32 – SKU B ~24-26 WGP (48-52 CU, 6144-6656 FP32) 192-256 Bit 12-16 GB GDDR6 ? reine Annahme
Navi 33 – SKU A 16 WGP (32 CU, 4096 FP32) 128 Bit 8 GB GDDR6 ? als Vollausbau recht sicher
Navi 33 – SKU B ~12-14 WGP (24-28 CU, 3072-3584 FP32) 128 Bit 8 GB GDDR6 ? reine Annahme
Navi 33 – SKU C ~8-10 WGP (16-20 CU, 2048-2560 FP32) 96 Bit 6 GB GDDR6 ? reine Annahme
Anmerkung: Rein spekulative Eigenauslegung des Radeon RX 7000 Portfolios.

Der einziger Fall, wo eine dritte SKU Sinn ergeben würde, wäre hierbei ganz unten, wo Navi 33 das RDNA3-Portfolio abschließt und darunter dann nur noch RDNA2-Lösungen im Angebotsprogramm verbleiben – und zwar vermutlich nur Navi 24 mit seiner auf maximal 1024 FP32-Einheiten limitierten Hardware. Alle anderen RDNA2-Grafikchips sind zu groß (Navi 23 bei 236mm², wo Navi 33 nur ~203mm² haben soll) und werden demzufolge schon aus allein wirtschaftlichen Gründen nicht mit ins nächste Angebotsprogramm überführt werden. Demzufolge kann eine dritte SKU auf Basis von Navi 33 Sinn machen, um das Radeon RX 7000 Portfolio nach unten hin abzuschließen bzw. einen gewissen Anschluß an die Radeon RX 6500 XT zu bieten. Die Performance-Differenz zwischen jener Radeon RX 6500 XT und "Navi 33 SKU C" dürfte trotzdem groß ausfallen, aber dann können die Navi-24-basierten Grafikkarten endlich auf ihre eigentlich zweckmäßige Rolle im LowEnd-Segment zurückfallen.

VideoCardz berichten in zwei Meldungen – No.1 & No.2 – über erste Händler-Angebote/Preise zu Ryzen 7000 & AM5-Mainboards. Jene sehen durchgehend recht hoch aus, womit die erste Chance lautet: Platzhalter- oder Vorbestellerpreise. Insbesondere auf letzteres muß man sich einstellen, sprich dass die Händler versuchen ein gutes Geschäft mit denjenigen zu machen, welche Angst vor einer schlechten Verfügbarkeit dieser AM5-Gerätschaften haben und daher vorab bestellen zu versuchen. Generell ist es jedoch unklug, vor dem Bekanntwerden von Listenpreisen zur Vorbestellung zu schreiten, weil man da preislich doch deutlich auf dem falschen Fuß erwischt werden kann. Genauso wenig kann man auf Basis dieser Vorablistungen den AM5-Gerätschaften nun den Makel überzogener Preise andichten – dies kann zwar durchaus passieren, läßt sich jedoch kaum mit explizit hochgesetzten Vorbesteller-Preisen begründen.