Laut Twitterer Moritz Lehmann läuft Intels Arc A750 nicht mit den bisher allseits vermuteten 24 Xe-Kernen (3072 FP32-Einheiten) – sondern sogar mit 28 Xe-Kernen (3584 FP32-Einheiten). Jene kürzlich mit offiziellen Performance-Werten bedachte Intel-Karte liegt damit deutlich näher am Spitzenmodell Arc A770 als bislang gedacht. Im Endeffekt zeigt sich hiermit sogar DG2-448, welches früher in diversen Leaks genannt wurde. An Arc A580 mit seinen nur 16 Xe-Kernen dürfte sich hingegen nichts ändern, Ausgangspunkt ist hierbei die Hardware des einstmals geplanten ACM-G12 Grafikchips, welcher eben nur maximal 16 Xe-Kerne trägt (Arc 580 wird nunmehr in der Praxis als 50%-Salvage des ACM-G10 gebildet). Doch diese Spezifikations-Korrektur bei Arc A750 hat dann durchaus ihre Auswirkungen darauf, wie man die Performance der restlichen Intel-Grafikkarten einschätzen kann.
Chip | Hardware | Speicher | TDP | Performance | Listenpreis | |
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Arc A770 | ACM-G10 | 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit | 8/16 GB GDDR6 | 225W | bestenfalls leicht oberhalb GeForce RTX 3060 | $379 |
Arc A750 | ACM-G10 | 28 Xe (3584 FP32) @ 256 Bit | 8 GB GDDR6 | 225W | bestenfalls GeForce RTX 3060 | $319-339 |
Arc A580 | ACM-G10 | 16 Xe (2048 FP32) @ 128 Bit | 8 GB GDDR6 | 175W | grob: Richtung GeForce RTX 3050 | $239 |
Arc A380 | ACM-G11 | 8 Xe (1024 FP32) @ 96 Bit | 6 GB GDDR6 | 75W | beachtbar langsamer als Radeon RX 6400 | $139 |
Arc A310 | ACM-G11 | 4 Xe (512 FP32) @ 64 Bit | 4 GB GDDR6 | 75W | grob: noch unterhalb GeForce GTX 1630 | $99 |
Performance-Angaben auf Basis bisheriger (teilweise unvollkommener) Tests |
Denn somit liegt zwischen A750 und A770 nur noch ein kleiner Hardware-Sprung von +14% FP32-Recheneinheiten, während Speicherinterface und TDP-Ansetzung augenscheinlich gleich bleiben. Damit könnte Arc A750 der Performance der A770 durchaus schon sehr nahe kommen (Richtung 10% Differenz), zumindest ist nunmehr von Arc A770 keine deutlich oberhalb der GeForce RTX 3060 liegende Performance mehr zu erwarten. Schließlich hat Arc A750 die GeForce RTX 3060 nur unter arg rosinengepickten Benchmarks geschlagen, dies wird mit der aktuellen Treiber-"Klasse" unter einer breiten Auswahl an Spiele-Titel vermutlich nicht einmal für einen Gleichstand reichen, sondern eher (etwas) negativ für Intel ausgehen. Irgendetwas in der Mitte zwischen GeForce RTX 3060 und 3060 Ti erscheint damit für Arc A770 nicht mehr zu erreichen, von den (ursprünglich) höheren Performance-Zielen ganz zu schweigen.
Nach längerer Zeit kommt von TechEpiphany @ Twitter mal wieder eine Aufstellung zu den wöchentlichen Grafikkarten-Verkäufen der Mindfactory – was man als gewissen Stimmungsmesser im Grafikkarten-Markt ansehen kann, ohne (wegen der kleinen Stichprobe bei nur einem Händler in nur einer Woche) deswegen absolut anzusehende Aussagen für den Gesamtmarkt hervorzubringen. Interessant ist das ganze primär im Vergleich zu früheren Zahlen der Mindfactory, welche es dieses Jahr ab und zu gab. So zeigt sich die erstaunliche Konstellation, dass die abgelaufene Hochsommer-Woche die bislang beste (ausgewertete) Verkaufswoche für Grafikkarten bei der Mindfactory gewesen sein soll – mit nahezu 3000 in der Woche verkauften Grafikkarten. Vorangetrieben wurde dies allein durch nVidia, denn AMD konnte auch schon im Frühjahr ähnliche Verkaufszahlen vorweisen wie aktuell – während nVidia seinige Zahlen sehr deutlich steigerte.
Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2022 (in Stück) | ||||||
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insgesamt | RDNA2 | Ampere | andere nVidia | AMD ASP | NV ASP | |
4. Woche 2022 | 2180 | 895 (41%) | 815 (37%) | 470 (22%) | 859€ | 903€ |
5. Woche 2022 | 2780 | 1035 (37%) | 1225 (44%) | 520 (19%) | 819€ | 820€ |
7. Woche 2022 | 2370 | 1105 (47%) | 975 (41%) | 290 (12%) | 696€ | 771€ |
8. Woche 2022 | 2475 | 940 (38%) | 1305 (53%) | 230 (9%) | 784€ | 867€ |
11. Woche 2022 | 2655 | 1165 (44%) | 1280 (48%) | 210 (8%) | 673€ | 835€ |
12. Woche 2022 | 1830 | 970 (53%) | 750 (41%) | 110 (6%) | 559€ | 908€ |
14. Woche 2022 | 2755 | 1460 (53%) | 1060 (38%) | 235 (9%) | 680€ | 836€ |
16. Woche 2022 | 2470 | 1160 (47%) | 1310 (46%) | 185 (7%) | 626€ | 831€ |
17. Woche 2022 | 2370 | 1010 (43%) | 1150 (48%) | 210 (9%) | 615€ | 797€ |
18. Woche 2022 | 2070 | 925 (45%) | 915 (44%) | 230 (11%) | 564€ | 805€ |
29. Woche 2022 | 2955 | 1135 (38%) | 1650 (56%) | 170 (6%) | 586€ | 732€ |
alle Daten basierend auf den Erhebungen von @TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag |
Möglicherweise liegt dies tatsächlich an den Preisnachlässen der letzten Zeit, denn während bei AMD keine Veränderung des Durchschnittspreises (ASP) gegenüber dem Mai zu sehen war, fiel jener bei den nVidia-Karten beachtbar nach unten. Und somit ergab sich auch die Situation, dass die Liste der bestverkauften Modelle (erstmals dieses Jahr) kein schwer zu erklärendes Wirrwarr ist, sondern sich dort tatsächlich jene Grafikkarten einfanden, welche man allgemein dort erwarten darf: Modelle des mittleren und gehobenen Performance-Spektrums, aber noch ohne abgehobenen Preispunkt – wie GeForce RTX 3080, Radeon RX 6700 XT, GeForce RTX 3060, GeForce RTX 3060 Ti, Radeon RX 6600 und GeForce RTX 3070 (bestverkaufte Grafikkarten dieser Woche bei der Mindfactory, in selbiger Reihenfolge von Platz 1 bis Platz 6). Auch die frühere Verirrung, dass eine GeForce RTX 3070 Ti lange Zeit an der Verkaufs-Spitze stand, hat sich damit inzwischen aufgelöst.
Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory in der Woche 29/2022 (in Stück) | ||
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AMD RDNA2 | nVidia Ampere | andere nVidia |
35 — 6950XT 130 — 6900XT 150 — 6800XT 90 — 6800 30 — 6750XT 270 — 6700XT 80 — 6650XT 90 — 6600XT 230 — 6600 20 — 6500XT 10 — 6400 |
40 — 3090Ti 90 — 3090 190 — 3080Ti 410 — 3080 165 — 3070Ti 190 — 3070 250 — 3060Ti 260 — 3060 55 — 3050 |
30 — 2060 10 — 1660Ti 60 — 1660S 40 — 1650 5 — 1050Ti 10 — 1030 10 — 730 5 — 710 |
RDNA2: 1135 (38%) | Ampere: 1650 (56%) | andere nVidia: 170 (6%) |
gemäß der Ausführungen von TechEpiphany @ Twitter |
Dieses spezielle "Problem" basierte wahrscheinlich auf dem Umstand, dass die Mindfactory jene Ti-Lösung radikal mit Bestpreisen zu verkaufen versuchte, womöglich zu viel Lagerware von dieser Karte hatte. Inzwischen hat sich all dies wieder eingerenkt und präsentiert sich der Grafikkarten-Markt – natürlich allein nur auf die Mindfactory bezogen – auffallend normal. Zu bemerken wäre daneben noch, dass sich AMDs 50er Refresh bezüglich der reinen Verkaufszahlen durchgehend jeweils hinter den vorherigen Top-Modellen derselben AMD-Klasse einordnen muß. Auch wenn AMD mit diesen Refreshes für ein neues, belebendes Element gesorgt hat, haben die neuen Lösungen die alten Lösungen noch (?) nicht wirklich ausgestochen. In jedem Fall sollte es mit diesen (insgesamt) sehr vernünftigen Verkaufszahlen gelingen können, die Lagerbestände der zukünftigen Alt-Beschleuniger beachtbar abzubauen, bevor die NextGen-Grafikkarten von AMD & nVidia erscheinen.
Passend hierzu berichten VideoCardz von einem stark fallenden Preis der GeForce RTX 3080 Ti in den USA: Dort ist die Karte innerhalb von nur 10 Tagen um satte 200 Dollar günstiger geworden. Mit nunmehr ab 899 Dollar wird der Listenpreis von 1199 Dollar sehr deutlich unterboten – was allerdings auch keine ganz so große Kunst ist bei einem künstlich aufgeblähten Listenpreis. Gegenüber dem Preis/Leistungs-Verhältnis der GeForce RTX 3080 dürfte die GeForce RTX 3080 Ti eigentlich nur einen Listenpreis von ca. 775 Dollar tragen. Der Rest ist schlicht ein Aufschlag à "an der Spitze zahlt man mehr" – was sich spätestens mit den NextGen-Grafikkarten erledigt, denn dann ist die GeForce RTX 3080 Ti keine Spitzenlösung mehr. Auch in Europa ist es derzeit schließlich schon so, dass Grafikkarten mit überzogenen Listenpreisen es einfach haben, selbigen zu unterbieten. Im Gegensatz dazu stehen Grafikkarten mit knapp kalkulierten Listenpreisen, da ist der Listenpreis teilweise immer noch nicht ganz erreicht.
Eine Problematik des Grafikkarten- und Hardware-Markts speziell in Europa liegt im schwachen Dollar/Euro-Wechselkurs, welcher Hardware praktisch +15-20% teurer macht als es lange Zeit "normal" war. Früher konnte man beim Vergleich von US- zu Euro-Preisen die Milchmädchenrechnung einer Preis-Parität aufstellen, denn der Wechselkurs lag oftmals bei um die 1,20 Dollar pro Euro und der auf Euro-Preise oben drauf kommende Mehrwertsteuer-Satz von 19% in Deutschland sowie 20% in Österreich (wie viele andere Euroländer mit ähnlichen MwSt-Sätzen) hat dies ziemlich exakt ausgeglichen. In den USA ist die Mehrwertsteuer hingegen je nach Bundesstaat unterschiedlich (kann sogar von Stadt zu Stadt variieren) und wird daher niemals in den Preisen angegeben. In aller Regel ist das Mehrwertsteuer-Niveau in den USA allerdings viel niedriger als in Euroland, weswegen die Preisangabe ohne MwSt nicht besonders weit weg ist vom letztlich zu zahlenden Insgesamt-Preis.
Newegg | Geizhals | GH in $ | Differenz | |
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GeForce RTX 3090 Ti | ab $1450 | ab 1499€ | = $1287 | Geizhals 11% günstiger |
GeForce RTX 3090 | ab $1250 | ab 1349€ | = $1158 | Geizhals 7% günstiger |
GeForce RTX 3080 Ti | ab $899 | ab 999€ | = $858 | Geizhals 5% günstiger |
GeForce RTX 3080 12GB | ab $739 | ab 881€ | = $756 | Newegg 2% günstiger |
GeForce RTX 3080 10GB | ab $795 | ab 779€ | = $669 | Geizhals 16% günstiger |
GeForce RTX 3070 Ti | ab $670 | ab 669€ | = $574 | Geizhals 14% günstiger |
GeForce RTX 3070 | ab $525 | ab 569€ | = $488 | Geizhals 7% günstiger |
GeForce RTX 3060 Ti | ab $470 | ab 499€ | = $428 | Geizhals 9% günstiger |
GeForce RTX 3060 | ab $360 | ab 379€ | = $325 | Geizhals 10% günstiger |
GeForce RTX 3050 | ab $326 | ab 309€ | = $265 | Geizhals 19% günstiger |
Preisstand: 24. Juli 2022, Newegg-Preise basierend auf Angaben von VideoCardz, umgerechnet zu 1,0218 Dollar pro Euro |
Vergleicht man nun die US-Grafikkartenpreise, welche VideoCardz kürzlich genannt haben, mit aktuellen Grafikkarten-Preisen seitens des Geizhals-Preisvergleichs, dann liegen die hiesigen Grafikkarten-Preise umgerechnet nach MwSt und Wechselkurs in aller Regel unterhalb der schon als gutklassig angesehenen US-Preise. Vergleicht man hingegen die absoluten Werte, dann liegt der Euro-Preis zumeist oberhalb des Dollar-Preises – optisch bezahlt der Europäer mehr, obwohl man eigentlich eine gewisse Preis-Parität gewohnt war. Sollte sich der schlechte Wechselkurs etablieren, dürfte dieser Effekt zukünftig nochmals ausgeprägter zu sehen sein. Für europäische Hardware-Käufer bedeutet dies einen Zuschlag von gut 20%, denn die Listenpreise werden nun einmal ausgehend von US-Verhältnissen in Dollar gebildet – und für Euroland dann einfach nur umgerechnet. Für die kommenden Hardware-Neuvorstellungen von AMD, Intel & nVidia sind somit europäische UVPs auf ca. 20% höherem Niveau (in absoluten Zahlen) gegenüber den US-Listenpreisen wahrscheinlich.