28

News des 28. März 2022

Intel hat den Core i9-12900KS als neues Alder-Lake-Spitzenmodell nunmehr für den 5. April offiziell angekündigt. Entgegen früheren Planungen soll der Prozessor auch im Einzelhandel verfügbar werden, trägt allerdings mit 739 Dollar einen vergleichsweise hohen Listenpreis. Für einen Preisaufschlag von +25% auf das bisherige Spitzenmodell "Core i9-12900K" gibt es jeweils 100 MHz mehr Takt auf den E-Kernen sowie 200 MHz mehr Basetakt und 300 MHz mehr Turbo-Takt bei den P-Kernen. Allerdings sind laut CapFrameX nur 100 MHz davon "garantiert", der Rest geht allein über Intels "Thermal Velocity Boost" (TVB) Feature, welches Temperatur-abhängig funktioniert und daher nur bei extrem gut gekühlten PC-Systemen den Mehrtakt wirklich herauskitzeln dürfte.

Kerne Takt P-Kerne Takt E-Kerne L2+L3 Grafik PBP/MTP Liste Release
Core i9-12900KS 8C+8c/24T 3.4/5.2/5.5 GHz 2.5/3.8/4.0 GHz 14+30 MB UHD770 150/260W $739 5. April 2022
Core i9-12900K 8C+8c/24T 3.2/4.9/5.2 GHz 2.4/3.7/3.9 GHz 14+30 MB UHD770 125/241W $589 4. Nov. 2021
Core i9-12900KF 8C+8c/24T 3.2/4.9/5.2 GHz 2.4/3.7/3.9 GHz 14+30 MB ohne 125/241W $564 4. Nov. 2021
Taktraten-Angaben: 1. Base-Takt, 2. AllCore-Boost, 3. maximaler Boost-Takt ... einige Angaben zum Core i9-12900KS sind derzeit noch ungesichert

Dabei ist gerade auf Testsystemen ist ein TVB-Wirken meistens gut darstellbar, die Praxis sieht dann erfahrungsgemäß etwas anders aus. Daneben bleiben einige Informationen zum Core i9-12900KS noch offen, denn Intels Ankündigung bestätigt bislang nur den maximalen Boosttakt von 5.5 GHz unter TVB, die TDP von 150 Watt sowie den Listenpreis von $739 – der Rest der Angaben stammt nach wie vor aus der Gerüchteküche bzw. aus den (manchmal auch fehlerhaften) Vorab-Listungen von Einzelhändlern. Zudem deutet sich an, dass es am 5. April eventuell keinen regelrechten Launch, sondern nur ein (werbewirksames) Launch-Event samt dem Verkaufsstart geben wird. Sofern es dabei bleibt, dass Intel für den Core i9-12900KS keine Presse-Samples herausgibt, dürfte es zu diesem Verkaufsstart auch kaum größere Tests des Prozessors geben – was angesichts der technischen Ausgangslage und des Performance/Preis-Verhältnisses eventuell ganz im Interesse von Intel liegt.

Gegenüber Tom's Hardware hat ein Asus-Vertreter erhebliche Preissenkungen bei Asus-Grafikkarten im Rahmen von bis zu 25% ab dem 1. April 2022 angekündigt. Einschränkenderweise soll dies nur für GeForce RTX 30 Grafikkarten sowie nur in den USA gelten, sowie bezieht sich im eigentlichen nur auf Asus' eigene Listenpreise – sprich, bei den Straßenpreisen müssen keineswegs derart hohe Preisnachlässe sichtbar sein. Offiziell begründet Asus diese Preissenkungen mit der Aufhebungen der US-Einfuhrzölle auf chinesische Produkte, über welche Tom's Hardware in einer weiteren Meldung berichten. Denkbar ist allerdings auch noch eine andere Auflösung, welche derzeit weit weniger auf dem Radar auftaucht: Asus reduziert damit schlicht seine eigenen, vormals stark hochgesetzten Listenpreise – welche nach den Straßenpreis-Rückgängen der letzten drei Monate nunmehr schlicht unpassend wirken.

Denn intern haben viele Grafikkarten-Hersteller zu Zeiten der großen Preisübertreibung™ mit höheren (eigenen) Listenpreisen gerechnet, nur die wenigsten Hersteller haben dies allerdings öffentlich gemacht. Von Asus liegen jedoch teilweise die Asus-eigenen Listenpreisen für die zuletzt in den Markt gebrachten Grafikkarten vor – und jene lesen sich in den allermeisten Fällen deutlich anders als die offiziellen Listenpreise von AMD & nVidia: Eine GeForce RTX 3050 für $489 (Asus-Listenpreis) anstatt für $249 (nVidia-Listenpreis) oder eine Radeon RX 6600 XT für $549 (Asus-Listenpreis) anstatt für $379 (AMD-Listenpreis). Natürlich handelt es sich hierbei durchgehend um werksübertaktete Ausführungen, für die immer schon etwas mehr zu löhnen war – aber dies üblicherweise im Rahmen von 20-50 Dollar/Euro, nicht mit Preisaufschlägen von mehreren hundert Dollar deutlich in den Preisbereich der nächstschnelleren Grafikkarte hineingehend.

Liste AMD/NV Liste Asus günstigster Straßenpreis Liste vs Straße
Asus GeForce RTX 3050 Strix OC $249 $489 ab 330 Euro –38%
Asus Radeon RX 6600 XT Strix OC $379 $549 ab 475 Euro –20%
Asus GeForce RTX 3070 Noctua OC $499 $829 ab 729 Euro –19%
Asus GeForce RTX 3080 12 GB Strix OC - $1699 ab 1199 Euro –35%
Asus GeForce RTX 3080 Ti Strix Liquid Cooled $1199 $2099 ab 1399€ / Wakü ab 1499€ –34%
gemäß der Straßenpreis-Aufstellung vom 27. März 2022 sowie des seinerzeitigen Dollar/Euro-Wechselkurses

Die These lautet also, dass Asus schlicht diese eigenen Listenpreise absenkt – weil jene aus Sicht der aktuellen Straßenpreise inzwischen nicht mehr zu halten sind. Bei dieser Gelegenheit kann durchaus das eine oder andere Prozent reale Preissenkung abfallen, aber mit den tatsächlichen Straßenpreisen haben diese Listenpreise sowieso nichts zu tun. Auch die genannten Asus-Grafikkarten sind üblicherweise schon jetzt unterhalb ihrer Asus-Listenpreise erhältlich – hier bestimmt einfach der Markt das Preisniveau, und nicht eine Preisliste. Insofern wäre stark abzuwarten, ob Asus jetzt tatsächlich in eine sich stark auf die Straßenpreise auswirkende Preisoffensive geht. Durchaus möglich, dass man im eigentlichen nur die eigenen, überzogenen Listenpreise rein auf dem Papier absenkt – und ansonsten gern den medialen Werbewert dieser vermeintlichen Preissenkung mitnimmt.

Stichwort Grafikkarten-Preise: Von TechEpiphany @ Twitter kommen die wöchentlichen Grafikkarten-Verkaufszahlen der Mindfactory, diesesmal für die abgelaufene 12. Woche 2022. Selbige sah in erster Linie einen Absturz der nVidia-Verkaufszahlen – und dies trotz, dass sich nVidia-Grafikkarten wie bekannt zuletzt preislich stärker bewegt haben als AMD-Grafikkarten. Mit dieser Änderung hat auch AMD zum ersten Mal in diesem Jahr die Mehrheit bei den ausgelieferten Stückzahlen mit 53:47% gegenüber nVidia übernommen. Auffallend ist in der Detail-Betrachtung der konkret abgesetzten Grafikkarten ein klares Übergewicht bei den Mainstream- und Midrange-Modellen, speziell bei AMD. Im Endeffekt scheinen sich die HighEnd-Käufer inzwischen bemerkbar zurückzuhalten, sicherlich resultierend aus den zunehmenden Meldungen zur nächsten Grafikkarten-Generation rund um die Ada/RDNA3-Grafikchips.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory in der Woche 12/2022 (in Stück)
AMD RDNA2 nVidia Ampere andere nVidia
70 — 6900XT
10 — 6800XT
50 — 6800
270 — 6700XT
140 — 6600XT
220 — 6600
210 — 6500XT
50 — 3090
120 — 3080Ti
95 — 3080
220 — 3070Ti
115 — 3070
60 — 3060Ti
10 — 3060
80 — 3050
10 — 2060
10 — 1660S
40 — 1650
10 — 1050Ti
20 — 1030
20 — 730
RDNA2: 970  (53%) Ampere: 750  (41%) andere nVidia: 110  (6%)
gemäß der Ausführungen von TechEpiphany @ Twitter

Noch deutlicher wird dies im Vergleich zu den Verkaufszahlen früherer Jahreswochen bei der Mindfactory, wenngleich diese Aufstellung mangels Vorhandensein aller Rohdaten leider um einiges von einer Vollständigkeit entfernt ist. Trotzdem läßt sich erkennen, dass die Grafikkarten-Verkaufszahl der letzten Woche untypisch niedrig liegt – und allgemein sind die aktuellen Verkaufszahlen auch nicht wirklich hoch, im ersten Quartal des Jahres 2020 wurden im Schnitt ~3750 Grafikkarten pro Woche bei der Mindfactory abgesetzt. Kaum jemand würde anhand der aktuellen Verkaufszahl vermuten, dass die Grafikkarten-Preise derzeit erneut beachtbar gesunken sind und somit langsam in (grobe) Sichtweite der Listenpreise kommen. Augenscheinlich helfen dem deutschen Grafikkarten-Markt die zurückgehenden Preislagen auch nicht weiter, sind andere Effekte wirkungsstärker: Wie geopolitisch oder wirtschaftlich beeinflußte Bedenken, sicherlich auch das herannahende Frühjahr und letztlich das Wissen über die kommende Ablösung der aktuellen Ampere/RDNA2-Generation.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2022 (in Stück)
insgesamt RDNA2 Ampere andere nVidia AMD ASP NV ASP
4. Woche 2022 2180 895   (41%) 815   (37%) 470   (22%) 859€ 903€
5. Woche 2022 2780 1035   (37%) 1225   (44%) 520   (19%) 819€ 820€
7. Woche 2022 2370 1105   (47%) 975   (41%) 290   (12%) 696€ 771€
8. Woche 2022 2475 940   (38%) 1305   (53%) 230   (9%) 784€ 867€
11. Woche 2022 2655 1165   (44%) 1280   (48%) 210   (8%) 673€ 835€
12. Woche 2022 1830 970   (53%) 750   (41%) 110   (6%) 559€ 908€
alle Daten basierend auf den Erhebungen von @TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag

Dies ist allerdings auch ganz nützlich, weil sich somit die Lagerware bei Einzelhändlern und Distributoren zu stauen beginnt – und jene somit zusehen müssen, ihre Nachlieferungen auch wieder abzusetzen. Das einzige lokal wirksame Mittel sind weitere Preissenkungen, während die großen Distributoren sicherlich auch Liefermengen an andere Weltregionen umleiten können, wo das Preisniveau dem in Mitteleuropa teilweise noch beachtbar hinterherhinkt. All dies läßt letztlich nur weiteren Druck aus den Grafikkarten-Preisen bzw. lenkt selbigen auf die Verkäufer-Seite um – welche nun zusehen müssen, ihre Ware schnell genug abzusetzen, damit im Zuge weiter fallender Verkaufspreise das ganze kein Verlustgeschäft (gegenüber teuren Einkaufspreisen) wird. Und am Ende droht dann tatsächlich die Ada/RDNA3-Generation, mittels welcher die meisten der aktuell verkauften Grafikkarten unattraktiv werden dürften. Genauso wie das Wirken der Marktkräfte im letzten Mai zu extremen Preishöhen geführt hat, drückt es nun die Preislage augenscheinlich unaufhaltsam in die andere Richtung.