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News des 6. April 2023

Beim donnerstäglichen Marktstart des Ryzen 7 7800X3D zeigte sich ein hoher Bedarf und demzufolge umgehende Warenknappheit. Somit ist der Prozessor derzeit auch nicht beim Geizhals-Preisvergleich gelistet, diese Listung spart man sich üblicherweise bei "von selbst verkaufenden" Produkten. Allerdings muß AMD den Einzelhändlern durchaus einiges an Warenmenge zur Verfügung gestellt haben, bei der Mindfactory wurden immerhin 1760 Stück verkauft – deutlich mehr als von 7900X3D & 7950X3D in der gesamten ersten Verkaufswoche zusammen. Wenigstens halten die Händler ihre jeweilige Produkt-Webseiten zum Ryzen 7 7800X3D weiterhin offen, nehmen also Vorbestellungen an. Dies deutet darauf hin, dass bei den Händlern die gute Hoffnung auf baldige Nachlieferungen existiert.

Technik Launch AMD-Shop Retail DE Retail US
Ryzen 9 7950X3D 16C/32T, X3D $699 $699 ab 819€ ab $599
Ryzen 9 7950X 16C/32T $699 $599 ab 599€ ab $600
Ryzen 9 7900X3D 12C/24T, X3D $599 $599 ab 622€ ab $550
Ryzen 9 7900X 12C/24T $549 $449 ab 444€ ab $424
Ryzen 7 7800X3D 8C/16T, X3D $449 $449 ab 499€ n/a
Ryzen 7 7700X 8C/16T $399 $349 ab 335€ ab $391
Ryzen 5 7600X 6C/12T $299 $249 ab 239€ ab $284

Daneben haben sich zum lange Zeit schwer erhältlichen Ryzen 9 7950X3D tatsächlich mal wieder einige Listungen eingefunden, welche sogar noch lieferbare Ware vorhalten. Zudem wird von WCCF Tech sowie Tom's Hardware über AMD-Preissenkungen bei Ryzen 9 7900X3D & 7950X3D berichtet. Jene Preissenkungen sind allerdings weder offiziell (Listenpreis) noch inoffiziell (AMD-Shop), sondern basieren schlicht auf besseren Einzelhandels-Preisen in den USA. Die entsprechende Notiz auf der AMD-Webseite kommt allein deswegen zustande, weil AMD dort auch Einzelhändler-Preise abbildet – neben den Preisen des AMD-eigenen Shops. An jenen hat sich allerdings nichts geändert, dort regiert zu Ryzen 9 7900X3D & 7950X3D nach wie vor das Launch-Niveau.

Inwiefern die besseren Einzelhändler-Preise zu Ryzen 9 7900X3D & 7950X3D substantiell sind, darf zudem in Frage gestellt werden. Zum einen handelt es sich hierbei um singuläre Bestpreise, und zwar jene vom rein rein stationärer Händler 'Microcenter', zudem mit deutlichem Preisabstand zu den anderen Händler-Angeboten. Hierbei könnte es sich um Aktionspreise handeln, welche jedoch kaum einen Einfluß auf das allgemeine Preisniveau haben. Darauf deutet insbesondere der Preis zum Ryzen 9 7950X3D hin, welcher sogar gleich zum X3D-losen Modell ausfällt. Aller Wahrscheinlichkeit läßt sich hieraus kein neues Preisniveau bei diesen AMD-Spitzenmodellen ableiten, sondern sind dies nur kurzfristig geltene Aktionspreise. Ein echte, dauerhafte Preissenkung würde wohl bei mehreren Händlern und normalerweise auch bei AMDs eigenen Shop-Preisen sichtbar werden.

Gamers Nexus @ YouTube bringen die Original-Aussage von AMDs Rick Bergman zur Frage, inwiefern der Spitzen-Grafikchip der RDNA3-Generation mit nVidias AD102 konkurrieren sollte oder nicht. Die vor Monatsfrist in Japan aufgetauchte AMD-Aussage hatte für einiges Aufsehen gesorgt, allerdings ergab die Übersetzung aus dem japanischen auch teilweise einige Fragezeichen. Mittels des nun vorliegenden englischen Originals stellt sich heraus, dass durch die doppelte Übersetzung (vom englischen ins japanische und dann wieder zurück) doch einiges an Klarheit verlorengegangen war. So bezog sich die Anmerkung von 600W-GPUs eben nicht auf nVidia, obwohl dies breit derart vermutet wurde (und nVidia in der Projektphase zu "Ada Lovelace" auch zweifelsfrei an so etwas gearbeitet hat).

We're planning our next couple generations of products and we had to ask ourselves how high we can go. So obviously our competitor went to $1600 and 400 plus watts, so we could – graphics is scalable – we could build a $2500 solution and be the highest performance at 600W or some other... At some junction, you just have to say we're going to draw a line on what we're targeting. So for this generation, we said $999.
Quelle:  AMDs Rick Bergman gegenüber ITMedia, im Original veröffentlich von Gamers Nexus @ YouTube

Vielmehr war die 600W-GPU nur ein Beispiel seitens AMD, um anzudeuten, dass man nVidia hätte schlagen können, wenn man das unbedingt gewollt hätte. Das ganze ist laut AMD rein eine Frage, wie hoch man gehen will – bezüglich Stromverbrauch und Preislage. Dies stimmt natürlich nicht ganz, Grafikchips können nicht unendlich groß werden und übergroße Chips in Verfahren mit (räumlich) partieller Belichtung herzustellen lohnt nur bei HPC-Chips mit gänzlich anderer Preislage. Allerdings hat AMD wohl weiterhin sein echtes MultiChip-Verfahren in der Hinterhand, welches womöglich für den Gaming-Einsatz noch nicht ausgereift ist, bei den HPC-Chips von AMD (CDNA-Architekturen) allerdings schon angewandt wird. Man kann also durchaus vermuten, dass AMD einen "AD102-Killer" auf die Beine hätte stellen können, wenn man das unbedingt gewollt hätte.

Hinter dieser somit durchaus korrekten Aussage verbirgt sich jedoch weiterhin ein von AMD ungern zugegebener Punkt: Navi 31 mag nicht als "AD102-Killer" geplant gewesen sein, allerdings ziemlich sicher als AD102-Kontrahent – und diese Zielsetzung hat man klar verfehlt. Die Hardware-Anstrengungen, welche AMD bei Navi 31 unternommen hat, waren eigentlich ausreichend für diese Zielsetzung bzw. hat AMD ziemlich sicher nicht geplant, derart klar hinter nVidia zurückzuliegen (stärker als in der vorherigen Ampere/RDNA2-Generation). Dabei wird der günstigere Preispunkt bei AMD niemals bereits in der Projekt-Phase derart geplant gewesen sein, jener ergab sich allein erst nach Sichtung des Endprodukts gegenüber der Frage, wieviel man angesichts von AD102 nehmen kann. Die hierzu dargelegte öffentliche Begründung dient dann eher dazu, das erreichte Endergebnis, welches AMD ziemlich sicher nicht derart gewollt hat, im bestmöglichen Licht dazustehen zu lassen.

Der frühere AMD-Entwickler Jim Keller hat in einer Präsentation seiner neuen Firma "Tenstorrent" (welche RISC-V-basierte Server-Prozessoren herausbringen will) auch eine Performance-Prognose zu AMDs Zen 5 abgegeben. Jene ist natürlich sowohl inoffiziell als auch unsicher, da Jim Keller schon seit längerer Zeit (2015) nicht mehr bei AMD arbeitet. Als Vater der seinerzeitigen Zen-Entwicklung dürfte Jim Keller allerdings durchaus über das Hintergrund-Wissen zu einer solchen Prognose verfügen – welche Zen 5 bei der Integer-Performance im Singlethread-Bereich gemäß dem Industrie-Benchmark "SPEC2017" um glatt +30% vor Zen 4 sieht. Jener Wert wird dabei nur maßvoll über die Taktrate bestimmt, denn Zen 5 soll im Server-Bereich nur knapp die 4-GHz-Marke überschreiten, was nur geringfügig mehr ist als bei den konkurrierenden Server-Prozessoren.

Wie gut sich diese Performance-Angabe in den Consumer-Bereich übernehmen läßt, darüber läßt sich hingegen streiten – ganz besonders, da es sich hierbei nur um die Singlethread-Performance handelt (sprich im Gegensatz zu IPC-Angaben nicht Taktraten-normiert). Zwischen Zen 3 und 4 gab es seinerzeit neben einem hohen Taktraten-Gewinn ein IPC-Plus von 13%, der SPEC2017-Benchmark sagt an dieser Stelle +15,1% aus. Zwischen Zen 2 und 3 gab es seinerzeit zu einem maßvollen Taktraten-Gewinn ein IPC-Plus von 19%, der SPEC2017-Benchmark sagt an dieser Stelle jedoch gleich +29,6% aus. Hier bestehen augenscheinlich zu wenige Gemeinsamkeiten, sowohl bezüglich des Benchmark-Themas auch als der jeweiligen Produkt-Ausführung. Man kann allerdings mitnehmen, dass AMD einen größeren Sprung bei der Integer-Leistung von Zen 5 plant – und sofern da Stromverbrauch und andere Komponenten nicht dazwischenfunken, sich dies auch bei Consumer-Prozessoren entsprechend auswirken sollte.