Die aktuellen Grafikkarten-Straßenpreise für die aktuellen Radeon RX 6000 und GeForce RTX 30 Grafikkarten-Serien zeigen sich im Vergleich zum Stand von vor drei Wochen weiter verbessert, wobei es einen klaren Unterschied zwischen AMD und nVidia gibt: Bei AMD sind die Preise mit im Schnitt –13 Prozentpunkten deutlich kräftiger gefallen als bei nVidia mit im Schnitt nur –6 Prozentpunkten. Bei nVidia läßt sich damit auch eine beachtbare Abflachung der Preiskurve im Diagramm sehen – ganz so, als wäre die Zeit der schnellen Preisreduzierungen nunmehr vorbei. Allerdings liegen beide Grafikchip-Anbieter damit immer noch im Mittel oberhalb ihrer Listenpreise – welche zudem entweder jahrealt sind oder bei den neueren Karten bewußt (zu) hoch angesetzt wurden.
Sprich: Ein gutklassiges Preisniveau zum tatsächlichen Grafikkarten-Kaufen ist dies mitnichten, selbst wenn einzelne Grafikkarten-Modelle in Euroland nunmehr schon zum (umgerechneten) US-Listenpreis notieren. Zu diesem späten Zeitpunkt im Verkaufszyklus der Ampere/RDNA2-Generation wäre jedoch eher ein Straßenpreis-Preisniveau sagen wir 10-20% unterhalb der Listenpreise zu erwarten – und nicht das teilweise Erreichen von vorsätzlich hochgesetzten Listenpreisen. Sofern AMD & nVidia nunmehr tatsächlich große Fertigungsmengen aufbieten können, sollten beide Grafikchip-Entwickler zusehen, dass die Straßenpreise auf ein Niveau absinken, wo man darüber hinwegsehen kann, dass im Herbst dann schon die (viel mächtigere) Ada/RDNA3-Generation starten wird. Ansonsten gehen Grafikkarten-Hersteller, Distributoren und Einzelhändler das Risiko ein, auf nicht unerheblichen Mengen von "Altware" sitzenzubleiben.
Straßenpreis vs Listenpreis | 12. Dez. | 2. Jan. | 23. Jan. | 13. Feb. | 6. Mar. | 27. Mar. | 17. Apr. |
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AMD Radeon RX 6000 | +83% | +78% (-5PP) | +63% (-15PP) | +45% (-18PP) | +35% (-10PP) | +25% (-10PP) | +12% (-13PP) |
nVidia GeForce RTX 30 | +87% | +85% (-2PP) | +77% (-8PP) | +57% (-20PP) | +41% (-16PP) | +25% (-16PP) | +19% (-6PP) |
gemäß der (nachfolgenden) Straßenpreis-Aufstellung zum 17. April 2022; PP = Prozentpunkt |
Diese Auswertung erfolgte ohne die GeForce RTX 3090 Ti, da jene Karte beim Listenpreis derart massiv hochgesetzt ist, dass jene vom Verkaufsstart weg zu eben diesem Listenpreis verfügbar war. Die Karte würde ergo den hier gebildeten Durchschnitt nur deutlich (und unnötigerweise) verfälschen. Leider nicht eingerechnet werden kann die GeForce RTX 3080 12GB mangels eines offiziellen Listenpreises. Ansonsten sind alle Karten der Ampere/RDNA2-Generation dabei und bilden einen Schnitt des jeweils günstigsten Angebots gegenüber dem US-Listenpreis, welcher zum tagesaktuellen Dollar/Euro-Kurs und unter Berücksichtigung des MwSt-Aufschlags berechnet wird. Der deutsche Listenpreis eignet sich leider nicht für diesen langfristigen Vergleich, da selbiger für die Jahre 2020 und 2021 bei nVidia etwas unterschiedlich ist.
Der deutsche Listenpreis ist allerdings sowie kein guter Anker für den Vergleich zu Straßenpreisen, da Grafikkarten üblicherweise ab Auslieferungs-Hafen China oder Taiwan zu den weltweiten Distributoren jeweils zu Dollar-Preisen gesandt werden. In der Realität nehmen die Distributoren und Einzelhändler somit alle Währungsschwankungen mit – was bei geringen Schwankungen zumeist gar nicht auffällt, bei größeren Schwankungen dann jedoch offensichtlich und an die Kunden weitergegeben wird. Letztlich wird somit immer nur der US-Listenpreis eingehalten – der deutsche Listenpreis hingegen nur dann, sofern der Währungskurs zufällig passend ist. Über den derzeit fallenden Dollar/Euro-Kurs wird auch der weitere Grafikkarten-Preisrückgang im deutschen Einzelhandel etwas ausgebremst, möglicherweise liegt hierin auch ein Grund für die sich abflachende nVidia-Kurve.
6500XT | 6600 | 6600XT | 6700XT | 6800 | 6800XT | 6900XT | |
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Geizhals | 209-309€ | 388-619€ | 443-761€ | 599-999€ | 897-1349€ | 935-1547€ | 1099-1949€ |
Alternate | 220-299€ | nix | 489-549€ | 659-899€ | nix | 1049€ | 1299€ |
Caseking | 228-305€ | 399-439€ | 498-575€ | 736-957€ | 999-1145€ | 1099-1207€ | 1299-1652€ |
Computeruniverse | 225-290€ | 399-465€ | 469-660€ | 650-839€ | 897-1070€ | 1048-1379€ | 1150-1744€ |
Hardwarecamp24 | 224€ | 389-449€ | 458-494€ | 699-769€ | 959€ | 1129-1149€ | 1249-1259€ |
Mediamarkt | 239-300€ | 435€ | 520-560€ | 699-900€ | 1039€ | 1149-1229€ | 1579€ |
Mindfactory | 209-279€ | 344-419€ | 443-535€ | 599-763€ | 897-949€ | 935-1169€ | 1099-1579€ |
Notebooksbilliger | 219-286€ | 406-509€ | 495-567€ | 671-899€ | 976-1130€ | 1063-1203€ | 1185-1949€ |
ProShop | 244-309€ | 444-478€ | 515-630€ | 718-943€ | 999-1639€ | 1107-1379€ | 1269-1781€ |
Listenpreis | $199 | $329 | $379 | $479 | $579 | $649 | $999 |
Mehrpreis | ab –5% | ab –5% | ab +6% | ab +14% | ab +41% | ab +31% | ab ±0 |
Veränderung zum 27.3. | –6PP | –16PP | –9PP | –18PP | –12PP | –16PP | –14PP |
Verfügbarkeit | ★★★★☆ | ★★★★☆ | ★★★★★ | ★★★★★ | ★★★☆☆ | ★★★★☆ | ★★★★★ |
Preisstand: 17. April 2022 (Nachts); ausschließlich lieferbare Angebote; "PP" = Prozentpunkte |
Von SemiAnalysis kommt ein umfangreicher Artikel zu den Spezifikationen der nVidia "Ada"-Grafikchips, basierend auf dem Hack des Unternehmens durch die "Lapsus$"-Hackergruppe in diesem Februar sowie darauf folgenden umfangreichen Leaks an nVidia-Interna. Die hierbei ins Web entfleuchten Daten bekommen zusätzliches Gewicht durch den Punkt, dass jene den GH100-Chip wohl richtig vorhergesagt haben – womit man hoffen kann, dass diese Leaks dann auch für die nachfolgenden "Ada"-Chips korrekt sind. Die grundsätzlichen Daten zu jenen "Ada"-Chips wurden schon Anfang März besprochen, hierzu gibt es keine Überraschungen. SemiAnalysis nähern sich dem Thema allerdings auch eher aus dem Blickwinkel von Chipfertigung und dabei entstehender Kostenlage – und können daher dem Thema auch neue Aspekte hinzufügen. Hierzu gehören in erster Linie Schätzungen zu den Chipflächen der Ada-Chips – welche wohl allesamt unterhalb der Chipflächen der Ampere-Chips bleiben sollen:
"Ada" | Hardware | FP32 | Interface | L2-Cache | Chipfläche | Ampere-Vorgänger |
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AD102 | 12 GPC, 72 TPC, 144 SM | 18'432 | 384 Bit | 96 MB | geschätzt 611mm² | GA102: 84 SM @ 384 Bit, 628mm² |
AD103 | 7 GPC, 42 TPC, 84 SM | 10'752 | 256 Bit | 64 MB | geschätzt 380mm² | GA103: 60 SM @ 320 Bit, 496mm² |
AD104 | 5 GPC, 30 TPC, 60 SM | 7680 | 192 Bit | 48 MB | geschätzt 300mm² | GA104: 48 SM @ 256 Bit, 392mm² |
AD106 | 3 GPC, 18 TPC, 36 SM | 4608 | 128 Bit | 32 MB | geschätzt 203mm² | GA106: 30 SM @ 192 Bit, 276mm² |
AD107 | 3 GPC, 12 TPC, 24 SM | 3072 | 128 Bit | 32 MB | geschätzt 146mm² | GA107: 20 SM @ 128 Bit, ca. 180mm² |
Anmerkung: Angaben zu noch nicht vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen |
Dies ist im Vergleich GA102 zu AD102 weniger stark ausgeprägt, aber bei den kleinen Chips des Portfolios sehr deutlich zu sehen. nVidia kommt mit diesen Chipflächen dann endlich wieder etwas herunter von der Gigantomanie der Turing- und Ampere-Generationen – üblicherweise war nVidia bis zur Pascal-Generation eher für knappe Chipflächen bekannt. Aber natürlich sind dies derzeit keine sicheren Daten, SemiAnalysis haben hierzu allein auf Basis der bekannten Hardware-Daten hochgerechnet. Ansatzpunkt war im übrigen TSMCs "4N" Node – sprich, dieselbe nVidia-Abwandlung von TSMCs 5/4nm-Fertigung wie bei "Hopper". Derzeit ist allerdings noch nicht bestätigt, dass die Ada-Chipgeneration wirklich unter dieser "4N"-Chipfertigung erscheint – nVidia könnten sich den besseren Node schlicht auch nur für sein HPC-Projekt reserviert haben.