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News des 7. Dezember 2007

Der Tech Report hat mittels eines Beta-BIOS' eines MSI-Mainboards nachmessen können, wieviel Performance der TLB-Bug die K10-Prozessoren von AMD kostet. Im Gegensatz zu den bisherigen Angaben von AMD, welche von 10 Prozent Performance-Verlust durch das Bugfixing ausgingen, ermittelte man hierbei einen durchaus erheblichen Performanceabschlag von im Schnitt 20 Prozent – in einem Fall gab es gar eine Differenz von 57 Prozent. Damit läßt sich der TLB-Bug sicherlich nicht mehr als unwesentlich abtun – auch wenn klar ist, daß die bisherigen Testberichte zu Operon- und Phenom-Prozessoren trotz ungefixter Prozessoren & Mainboards überhaupt nicht von unerklärlichen Abstürzen berichten, der Fehler in der Praxis also offensichtlich höchstselten auftritt.

Gleichzeitig wird aber immer klarer, daß AMD dieser Bug schon des längerem in seinem wahrscheinlich vollen Ausmaß bekannt war. Schließlich sollen den Mainboard-Herstellern schon am Phenom-Launchtag (19. November) Informationen über den TLB-Bug und dessen Fix mittels eines BIOS-Updates zugegangen sein. An dieser Stelle ist es schwer unwahrscheinlich, daß AMD diesen Bug erst am Vortag des Launches entdeckt hat und den Mainboard-Herstellern dann gleich einen Tag später einen funktionierenden Fix präsentieren konnte. Eher wahrscheinlich ist es an dieser Stelle, daß AMD bewußt erst am Launchtag die Mainboard-Herstellern informiert hat, um erstens den lange geplanten Launch nicht mehr zu gefährden und zweitens nicht kurz vor dem Launch Gerüchte über einen Bug aufkommen zu lassen.

Natürlich darf an dieser Stelle durchaus die Frage gestellt werden, wieso AMD überhaupt den Phenom-Launch noch durchgezogen hat, wenn der TLB-Bug schon bekannt war. Selbst wenn AMD den TLB-Bug wirklich erst kurz vor dem Launch entdeckt hätte, wäre eine Absage des Launches wohl besser für das Ansehen des Unternehmens gewesen, als wie jetzt geschehen mit nur mittelprächtig schnellen neuen Prozessoren in den Markt zu gehen, welche dann noch dazu einen Bug enthalten, welcher nochmals ein gutes Stück Performance kostet. AMD hat in diesem Fall wirklich einmal Glück, daß man nicht Intel ist – denn Intels seinerzeitiger Pentium-Bug erzeugt aufgrund der überragenden seinerzeitigen Marktstellung von Intel noch wesentlich mehr Wirbel.

Bei Hard Tecs 4U gibt es eine Auflistung der am 20. Januar seitens Intel neu in den Markt kommenden 45nm-Prozessoren (bis auf den Celeron E1200, welcher weiterhin in 65nm gefertigt wird), womit die 45nm-Generation dann auch abseits von Extreme-Gefilden für alle Preisbereiche ab 163 Dollar Listenpreis verfügbar sein wird. An der generellen Preiseinstufung ändert sich wenig: Wie schon bisher befindet sich die Schnittstelle zwischen Dual- und QuadCore-Prozessoren bei 266 Dollar Listenpreis – darüber gibt es nur noch QuadCore-Modelle, darunter nur DualCore-Modelle. Allerdings ist der für 266 Dollar Listenpreis ab dem 20. Januar zu habende 45nm-Prozessor im Gegensatz zum Rest der neuen Modelle etwas beschnitten: Er verfügt nur über 6 anstatt 12 MB Level2-Cache.

Hier will Intel wohl dem Preisverfall im QuadCore-Bereich einen gewissen Riegel vorschieben – wer das technisch vollständige Produkt will, bekommt dann erst bei der nächsten Taktstufe die vollen 12 MB Level2-Cache, verbunden allerdings mit einem gewissen Mehrpreis. Nichts desto trotz dürften sich QuadCore-Prozessoren auch mit dieser neuen Preissituation weiter im Markt durchsetzen – und zwar nicht weil die für QuadCore-Prozessoren notwendigen Software-Anpassungen über Nacht so viel besser geworden sind, sondern einfach weil die QuadCore-Modelle teilweise so günstig angeboten werden, daß sich die DualCore-Boliden kaum noch lohnen.

Gut kann man dies bei den gleichpreisigen Prozessoren Core 2 Duo E8500 und Core 2 Quad Q9300 vergleichen: Das DualCore-Modell wird immerhin mit 3.16 GHz antreten, daß QuadCore-Modell mit 2.5 GHz (und wie gesagt der Limitation beim Level2-Cache). Trotzdem sind das nur 27 Prozent, welche das QuadCore-Modell pro Takt schneller sein muß als das DualCore-Modell, um jenes einzuholen. Echte QuadCore-Optimierungen werden allerdings dahingehend anlegt, so um die 80 Prozent Performance herauszuholen, selbst bei eher ungünstigen Voraussetzungen sollten immer noch wenigstens 50 Prozent Performanceplus herausspringen. In dieser Rechnung wäre der QuadCore-Prozessor auf 2.5 GHz schon schneller als der DualCore-Prozessor auf 3.16 GHz.

Und selbst wenn es heute noch zu wenige QuadCore-Optimierungen gibt, arbeitet die Zeit deutlich für diese Prozessoren – sprich, daß QuadCore-Modell wird mit der Zeit immer schneller werden. Der Punkt, wo der QuadCore-Prozessor mittels dieser QuadCore-Optimierungen den schneller getakteten DualCore-Prozessor überholt, ist somit nur eine Frage der Zeit. Einen gewaltigen Haken hat die Sache dann aber doch noch: Ausgerechnet auf diesem Anwendungsfeld für Home-User, wo derzeit die meiste Leistung benötigt wird – nämlich den Spielen – hängen die QuadCore-Optimierungen noch großflächig zurück. Das bedeutet nicht, daß diese nicht kommen werden, aber aufgrund der Schwierigkeit, schlagkräftige QuadCore-Optimierungen für Spiele zu erstellen, wird dies halt im Schnitt länger dauern als bei anderer Software.

Wer natürlich häufig mit anderen Anwendungsfeldern zu tun hat, wo kräftig Performance benötigt wird, fährt mit QuadCore-Modellen wohl schon jetzt aufgrund des doch verhältnismäßig geringen Preisaufschlags besser – gerade im Multimedia-Bereich sind die Performance-Gewinne der QuadCore-Boliden ja schon jetzt zumeist überzeugend. Wenn es dagegen rein nur ums Spielen geht – und fürs Internet-Surfen oder Office-Programm wird gerantiert kein QuadCore-Modell benötigt – steht das ganze sozusagen auf der Kante: Derzeit ist ein QuadCore-Performancegewinn unter Spielen noch eher selten anzutreffen – allerdings sind diese 27 Prozent Differenz, um auf die Leistung des gleichpreisigen DualCore-Modells aufzuschließen, nicht so groß, als daß diese nicht mit der Zeit selbst mit nur mittelmäßigen QuadCore-Optimierungen erbringbar wäre.

Dabei bleibt weiterhin die ganz theoretische Weisheit bestehen, daß es QuadCore-Prozessoren schwer haben im Spiele-Umfeld, weil entsprechende Optimierungen gerade bei Spielen eher schwer zu erstellen sind und dann auch nicht in jedem Fall wirklich viel an Performance bringen. Wenn aber Intel (und in dem Sinne ja auch AMD mit den niedrigen Phenom-Preisen) uns die QuadCore-Prozessoren allerdings derart hinterherwerfen, dann erübrigen sich solche Überlegungen auch (fast) wieder. Davon ganz abgesehen nimmt wenigstens Intel den immer noch unentschlossenen Naturen die Entscheidung sowieso weitestgehend ab: Da es keine DualCore-Modelle oberhalb von 266 Dollar Listenpreis gibt und keine QuadCore-Modelle unterhalb dieser Marke, erübrigt sich in vielen Fällen das Nachdenken, ob es nun ein DualCore- oder ein QuadCore-Modell sein soll ;).