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News des 7./8. Juli 2009

Wie der Heise Newsticker vermeldet, hat nVidia recht leise zwei neue Grafikkarten vorgestellt, welche auf den neuen 40nm-Grafikchips basieren und damit erstmals bei nVidia DirectX 10.1 unterstützen. Hierbei handelt es sich um die GT218-basierte GeForce G210 und die GT216-basierte GeForce GT 220, welche allerdings – die niedrige Nummerierung läßt es schon erahnen – beide nur in den OEM-Bereich gehen und regulär im Retail-Bereich nicht auftauchen sollen. Zumindest die GeForce G210 ist mit ihren 16 Shader-Einheiten dafür auch wirklich nicht geeignet – die Karte erreicht damit nur das Performanceniveau einer GeForce 9400 GT, welche nun inzwischen selbst als Einsteigerlösung überholt ist.

GeForce G210 GeForce GT 220
Chipbasis nVidia GT218, 40nm nVidia GT216, 40nm
Technik DirectX 10.1, 16 Shader, 64 Bit DDR Interface DirectX 10.1, 48 Shader, 128 Bit DDR Interface
Taktraten DDR2: 589/1402/500 MHz
DDR3: 589/1402/790 MHz
DDR2: 615/1335/500 MHz
DDR3: 615/1335/790 MHz
Speicher 512 MB DDR2 (500 MHz)
512 MB DDR3 (790 MHz)
500/1024 MB DDR2 (500 MHz)
500/1024 MHz DDR3 (790 MHz)
Rechenleistung 67 GFlops 192 GFlops
Bandbreite 13 GB/sec (DDR3) bzw. 8 GB/sec (DDR2) 25 GB/sec (DDR3) bzw. 16 GB/sec (DDR2)
Vergleich GeForce9 Desktop GeForce 9400 GT: 67 GFlops & 13 GB/sec GeForce 9500 GT: 134 GFlops & 16 GB/sec

Etwas performanter ist dagegen die GeForce GT 220 auf Basis des GT216-Chips mit 48 Shader-Einheiten, dies liegt zwischen den 32 Shader-Einheiten des G96/b-Chips der GeForce 9500 GT und den 64 Shader-Einheiten des G94/b-Chips der GeForce 9600 GT. Da man allerdings mit den Taktraten trotz der 40nm-Fertigung etwas geizte und auch nur ein 128 Bit DDR Speicherinterface verbaute, ist das Leistungsniveau dieser Karte nur etwas überhalb der GeForce 9500 GT einzuschätzen – auch nicht gerade das, was man Mitte des Jahres 2009 als Straßenfeger bezeichnen würde. Beide Karten sind also im OEM-Bereich durchaus gut aufgehoben, dort dürften die Hersteller die LowProfile-Bauweise und die niedrige Verlustleistung aufgrund der 40nm-Fertigung (samt nur mittelmäßigen Taktfrequenzen) schätzen.

Leider mitten in der erzwungene Internet-Abstinenz des (einzigen) Newsredakteurs kamen die ersten Gerüchte über ein PC-Betriebssystem von Google auf, ChromeOS genannt. Inzwischen hat sich der Internetriese dazu bekannt und genaueres verlauten lassen: Danach soll das Linux-basierte ChromeOS gegen Mitte 2010 zuerst einmal im Netbook-Bereich debütieren. Das hauptsächliche Augenmerk liegt dabei auf einem schlanken Betriebssystem mit Konzentration auf Web-basierte Anwendungen, zudem verspricht man Wert auf eine höhere Computersicherheit zu legen. Nachfolgend soll ChromeOS allerdings auch in den Bereich der vollwertigen Notebooks und Desktop-PCs gehen, der Netbook-Bereich soll klar nur als Einstieg dienen.

Und dieser ist clever gewählt, denn nirgendwo anders gibt es einen höheren Bedarf an schlanker Software zu kleinem Preis (Google will ChromeOS anscheinend kostenlos abgeben), während gleichzeitig die Nachteile eines neuen bzw. Linux-basierten Betriebssystems in diesem Bereich nicht so sehr auffallen. Denn Netbooks sind deutlich abweichend von allen anderen PCs eher denn klassische All-in-One-Geräte – in aller Regel arbeitet man mit dem, was man vom Gerätehersteller an Software vorgesetzt bekommen hat, die Kompatibilität zu üblicher Desktop-Software spielt hier also keine große Rolle. Da ChromeOS sich zudem stark auf Web-basierende Software (sprich Google-Diensten) ausrichten soll, ist Kompatibilität zu üblicher Windows-Software zumindest im Netbook-Bereich kein bedeutsamer Punkt.

Aber trotzdem ist dies natürlich der Haken an der gesamten Geschichte, wenn man über den Netbook-Bereich hinausdenkt: Weil ChromeOS eben nicht zu Windows kompatibel ist (sondern zu Linux), funktionieren die üblichen Windows-Anwendungen nicht auf diesem Betriebssystem. Zwar mag im Anwendungsbereich viele Windows-Software durch Linux-Applikationen gleichwertig ersetzbar sein, beim Thema "Spiele" wird es jedoch keinen Weg für ChromeOS geben. So gesehen ist ChromeOS nicht anders als ein übliches Linux-Betriebssystem und eigentlicherweise ist der jetzt schon einsetzende Hype um ChromeOS damit schon wieder etwas übertrieben – schließlich hat sich Linux auf dem Desktop auch nicht durchsetzen können, obwohl mittlerweile seit über einer Dekade im Geschäft.

Natürlich hat ChromeOS eine bessere Ausgangsbasis als eine gewöhnliche Linux-Distribution, da dahinter eben der Google-Konzern steckt. Dies garantiert maximale mediale Präsenz und natürlich auch eine ganz andere Reputation bei den Verhandlungen mit den Geräteherstellern. Insofern könnte ChromeOS viel schneller auf Marktanteile kommen als jeder andere Versuch, die Windows-Vormacht anzugreifen. Die Frage ist nur, ob ChromeOS die Spiele-Barriere jemals wird durchbrechen können: Damit ist nicht unbedingt gemeint, daß Windows-Spiele unter ChromeOS möglich sein müssen, sondern nur, daß man ChromeOS trotz des Fehlens dieses Features breit einsetzen wird.

Denn das ist ja das Problem aller jetzigen alternativen Betriebssysteme: Sie werden auf dem Desktop-Markt allein wegen ihrer Unfähigkeit zu Windows-Spielen nicht eingesetzt – ganz unabhängig davon, ob der PC-Benutzer nun wirklich ein Gamer ist oder nicht. Was zählt, ist allein das Vorhandensein der Option – und gerade im Massengeschäft läßt sich kein PC absetzen, welcher explizit Spiele-unfähig ist (wiederum ganz egal ob dieses Feature vom Käufer auch wirklich genutzt wird). ChromeOS hat bei günstigem Verlauf durchaus die Möglichkeit, sich eben wegen des Hypes darüber hinwegzusetzen und auch auf dem Desktop beachtbare Marktanteile zu erobern.

Genauso gut kann man aber auch wie alle anderen Kandidaten vorher an dieser Spiele-Barriere scheitern und im Bereich der Netbooks verweilen, während man im Bereich der Notebooks und Desktop-PCs nichts reißen kann. Sicherlich sind die Chancen für ChromeOS deutlich größer als für jeden anderen bisherigen Versuch, die Windows-Vormachtstellung anzuzweifeln, aber die Widerstände sind gerade angesichts des teilweise blindäugigen Hypes keinesfalls zu unterschätzen. Allerdings müssen wir uns nicht übermäßig beschwerden: Jeder erst gemeinte Versuch, gegenüber Microsofts Windows vorzugehen, ist nur vorteilhaft für alle PC-Nutzer – da sich dann auch Microsoft wird bewegen müssen.