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News des 24./25. November 2009

In den HT4U-Artikel zu RV870-basierten Grafikkarten wurde schon über das Vorhandensein einer "GPU Control Unit" im RV870-Chip spekuliert – zuletzt im Artikel zur Radeon HD 5970, wo ATI gar ein "Real Time Power Monitorting" zugab, aber ansonsten nichts weiter offiziell bestätigen wollte. Wie TG Daily nun aber berichten, hat ATI endlich bestätigt, daß der RV870-Chip über eine solche Überwachungs- und Regelfunktion für die auftretenden Temperaturen besitzt. Ähnlich wie das von Intel mit dem Pentium 4 eingeführte Throtteling taktet sich der RV870-Chip bei zu hohen Chiptemperaturen automatisch herunter – und kehrt zum ursprünglich eingestellten Takt zurück, sobald dies die Chiptemperaturen wieder zulassen.

Genaueres hierzu ist leider noch nicht verfügbar – es gibt dato nur den Hinweis darauf, daß sich die Radeon HD 5970 unter zu hoher Last auf einen Chiptakt von 550 MHz zurücktaktet. Ob dieser Takt von ATI so vorgegeben ist oder dynamisch durch den Grafikchip gewählt wird, ist ebenso wenig klar wie die Frage, wie sich dies bei den anderen RV870-basierten Grafikkarten verhält. Ebenso erstaunt, wieso sich ATI nicht offen zu dieser doch eigentlich sehr positiv zu betrachtenden Hardware-Sperre gegen zu starke Übertaktung bekennt – eigentlich ist dies doch ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Hoffentlich fürchtet ATI nicht, daß dieses Throtteling unter Umständen auch bei nicht-übertakteten Karten eintritt – denn dann könnte natürlich die Wahl der Standard-Taktfrequenzen unter Druck geraten. Aber abseits dessen ist einem solchen Feature nur gutes abzugewinnen, schützt es doch die eigene Investition vor Anwenderfehlern.

Sowohl bei der PC Games Hardware als auch beim PCLab gibt es Vorab-Testberichte zu Intels Gulftown-CPU, welche im ersten Halbjahr 2010 vermutlich als "Core i9" ins Rennen gehen soll. Der Gulftown-Prozessor basiert auf der 32nm-Abwandlung "Westmere" der Nehalem-Prozessorenarchitektur und bietet ganze sechs Rechenkerne samt HyperThreading und 12 MB Level3-Cache. Der Gulftown soll auf den aktuellen X58-Mainboards (Sockel 1366) mit einem BIOS-Update laufen, vermutlich wird Intel anfänglich nur eine einzelne Extreme Edition zum bekannten Listenpreis von 999 Dollar bringen. Die Taktfrequenzen der getesteten Prozessoren lauteten 2.4 GHz (PCGH) und 3.06 GHz (PCLab), wobei insbesondere erste auf ein klares Vorserien-Exemplar hindeutet, dessen Taktfrequenz von Intel für den gedachten Evaluierungszweck bewußt niedrig angesetzt wurde.

Insofern ist von den absoluten Testresultaten schwerlich auf die Performance der Serienmodelle mit vermutlich mehr Takt zu schließen – PCLabs haben ihren Gulftown-Prozessor zudem zu Vergleichszwecken noch auf 2.8 GHz heruntergetaktet. Allerdings lassen sich schon einige Dinge aus den Vergleichen mit gleich oder ähnlich getakteten QuadCore-Prozessoren schließen: Im Anwendungsbereich sieht es dabei überraschend gut aus, hier scheinen viele aktuell benutzte Benchmarks schon mit HexaCore-Prozessoren zurechtzukommen, da es hier und da sogar die maximal möglichen 50 Prozent Leistungsgewinn gegenüber gleichgetakteten QuadCore-Modellen gab. Allerdings muß auch klar gesagt werden, daß diese Benchmarks damit nicht die für einen Home-PC üblicherweise benötigte Performance wiederspiegeln, denn bei einem solchen dürfte ein HexaCore-Modell in der Praxis sinnloser Luxus sein – egal was die Benchmarks sagen.

Die sehr guten Performancewerte von Gulftown im Bereich der Anwendungs-Benchmarks wird man wenn dann nur unter zumindesten semi-professionellen Bedingungen auch in der Praxis realisieren können – beispielsweise auf einem CAD-Arbeitsplatz oder bei heftiger Nutzung von Video/Audio-Kodierungssoftware. Außerhalb dessen verpufft die Mehrperformance der sechs Rechenkerne gewöhnlich – man muß halt eben auch entsprechend leistungsverschlingende Anwendungen haben, für das Starten von Excel oder das Auspacken einer normalen Zip-Datei lohnt kein HighEnd-Prozessor. Das Feld der Spiele wäre dagegen wie geschaffen für eine solche CPU, allerdings haben die meisten Spiele bekannterweise ihre Probleme, zusätzliche Rechenkerne mit mehr Performance zu belohnen – und so sehen dann auch die Benchmarks der PCGH und vom PCLab aus.

PCGH Gulftown
2.67 GHz, HT
Gulftown
2.67 GHz
Core i7-920
2.93 GHz, HT
Core i7-860
2.8 GHz, HT
Core i7-750
2.67 GHz
Anno 1404 100% 99% 94% 95% 83%
Far Cry 2 100% 101% 97% 98% 95%
Race Driver GRID 100% 131% 95% 104% 129%
PCLab Gulftown
2.8 GHz, HT
Core i7-9xx
2.8 GHz, HT
Core i5-7xx
2.8 GHz
Core 2 Quad
2.8 GHz
Phenom II X4
2.8 GHz
Far Cry 2 100% 95% 93% 82% 73%
Left 4 Dead 100% 95% 119% 107% 101%
Unreal Tournament 3 100% 93% 96% 84% 84%

In aller Regel passiert nicht viel gegenüber einem gleichgetakteten Core i7-Prozessor mit vier Rechenkernen – und erhebliche Differenzen ergeben sich zumeist erst dann, wenn wieder einmal das HyperThreading dieser Prozessoren das bestmögliche Ergebnis verhindert. Wenn wir diesen Effekt mal herausnehmen, dann gewinnt der HexaCore-Prozessor unter Spielen auf gleichem Takt um die 5 Prozent an Performance. Rechnet man dann noch ein, daß Prozessoren mit mehr Rechenkernen üblicherweise keine Spitzenwerte bei der Taktfrequenz erzielen, erscheint dies als schlechtes Tauschgeschäft – ein hoch getakteter QuadCore-Prozessor wird den Job besser erledigen. Allerdings wird man Gulftown noch die Gelegenheit geben müssen, sich genau auf diesem Feld zu beweisen: Mittels des TurboModes kann der Prozessor natürlich auch als Vierkerner und dafür mit höherem Takt antreten.

Hier dürfte sich insbesondere die 32nm-Fertigung bezahlt machen, welche dann ohne Überschreitung der TDP-Grenze deutlich mehr Takt als bei den bisherigen 45nm-Prozessoren Bloomfield (Core i7-9xx) und Lynnfield (Core i7-8xx und i5-7xx) möglich machen sollte. Angenommen, Intel setzt bei Gulftown einen ausgeklügelten TurboMode mit besonderem Augenmerk auf die QuadCore-Performance an, dann kann hier doch noch etwas gehen – dann eben nicht über die höhere Anzahl an Rechenkerne, sondern über einen höheren Takt dank der 32nm-Fertigung. Daß die 32nm-Fertigung aus Sicht des Stromverbrauchs erhebliche Vorteile birgt, zeigen die entsprechenden Messungen beider Testartikel – ergo sollte es auch möglich sein, die durch die Abschaltung von zwei Kernen entstehenden Stromverbrauchs-Reserven mittels des TurboMode in deutlich mehr Taktrate umzuwandeln. Für solcherart Tests sind die benutzten Engineering Samples allerdings nicht geeignet, da Intel erst kurz vor der Serienfertigung festlegt, über welche konkreten TurboMode-Features diese Prozessoren verfügen.

Trotzdem stellt diese Idee natürlich eine üble Verschwendung von Hardware-Ressourcen dar, wenn man einen nativen Sechskern-Prozessor dazu benutzt, ein Vierkern-Modell zu simulieren und dieses dann deutlich übertaktet, um auf mehr Performance zu kommen. Regulär wären native Vierkern-Prozessoren in 32nm besser geeignet, denen könnte man von Haus aus gleich die passende Taktrate mitgeben. Allerdings stehen solche Prozessoren derzeit auf keiner Intel-Roadmap und so ist es gut möglich, daß 32nm im QuadCore-Bereich erst mit der Nehalem-Nachfolgearchitektur "Sandy Bridge" kommt. Intel hat es derzeit auch nicht wirklich notwendig, schnell getaktete QuadCore-Modelle in 32nm zu bringen, denn AMD kann der kompletten Nehalem-Prozessorenarchitektur sowieso nichts wirklich griffiges entgegenstellen und zudem würde schnelle QuadCore-Modelle in 32nm natürlich den Sinn des Sechskern-Prozessors "Gulftown" in Frage stellen, welcher vom Takt her schnellen Vierkernern keinesfalls folgen könnte.