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News des 29. Januar 2010

Wie HT4U im Nebensatz ausführen, soll speziell die Ausbeute der RV870-Chips der Radeon HD 5800/5900 Serie immer noch bei unter 20 Prozent liegen. Dies beißt sich erst einmal mit den letzten Aussagen von TSMC, welche so in eine Richtung von 60 Prozent und mehr gingen – allerdings auf alle bei TSMC derzeit gefertigten 40nm-Produkte gemünzt war. Und selbst wenn wir mal nicht beachten, daß TSMC eventuell auch anderen 40nm-Produkte außerhalb des Grafikchip-Bedarfs von ATI und nVidia in Produktion haben könnte (dazu ist derzeit nichts bekannt, aber es ist nicht unmöglich), so dürfte doch ganz sicher die Fertigung der LowCost- und Mainstream-Chips unter 40nm für das größte Volumen stehen. Sobald diese Produktion aber mit einer hohen Ausbeute geschieht (was bei kleineren Chips immer einfacher ist), kann es durchaus möglich sein, daß eine einzelne sehr schlechte Ausbeute bei einem nicht volumenstarken Chip wie dem RV870 die Gesamtquote nicht wesentlich verändert.

Sprich: Trotz daß TSMC derzeit für alle 40nm-Produkte vielleicht bei 60 Prozent Ausbeute und mehr steht, ist es nicht ausgeschlossen, daß speziell der RV870-Chip nur bei 20 Prozent Ausbeute stehen kann – rein rechnischer ist dieser Wert halt möglich. Trotzdem erscheint uns die Zahl sehr niedrig, vor allem nachdem der RV870-Chip nunmehr doch schon ein paar Monate in Produktion ist und TSMC langsam aber sicher diesbezüglich mal über den Berg kommen sollte. Schließlich ist es unwahrscheinlich, daß die Verträge zwischen ATI und TSMC das Produktionsrisiko auf Seiten von ATI belassen – warum sollte ATI auch dafür einstehen, wenn es TSMC nicht auf die Reihe bekommt. Allenfalls ist eine gewisse Risikoteilung vorstellbar, aber für extrem schlechte Yieldraten dürfte wohl TSMC ganz allein einstehen. Gleiches dürfte im übrigen auch auf die kürzlich aufgetauchten Rechnungen zu den (angeblichen) Herstellungskosten des GF100-Chips zutreffen: nVidia mag bei den anfänglich eingesetzten "Risk Wafers" – der Name sagt es schon – das Produktionsrisiko übernehmen, aber dann sicherlich nicht mehr in der Massenfertigung.

Ohne großes Aufsehen hat nVidia auf seiner Webseite im Mobile-Bereich eine neue "HighEnd"-Lösung hinzugefügt, die GeForce GTX 285M. Allerdings basiert auch diese Mobilelösung wieder auf dem inzwischen über zwei Jahre alten G92/b-Grafikchip, welcher seinerzeit mal für die GeForce 8800/9800 Grafikkarten in den Desktop-Markt gebracht wurde. Damit ist natürlich heutzutage gerade im Mobile-Bereich kein Blumentopf mehr zu gewinnen – zudem ist die Benennung auch wieder einmal sehr mißverständlich, denn im Desktop-Bereich basieren die sich "GeForce GTX 2xx" nennenden Grafikkarten ausschließlich auf dem deutlich potenterem GT200/b-Chip. Zudem erschließt sich in diesem Fall auch nicht der Vorteil gegenüber der vorhergehenden GeForce GTX 280M – die GeForce GTX 285M bietet nur 2,5 Prozent mehr Rechenleistung und 7 Prozent mehr Speicherbandbreite (sowie 1,5 Prozent weniger Texturierleistung) – dieser theoretische Unterschied geht glatt unter in der Gesamtleistung eines Notebooks.

Chip Mobile-Lösung Leistung (max.) verbaut in (Auswahl) Desktop-Vergleich
nVidia G92b
55nm
DirectX 10
128 Shader-Einheiten
64 TMUs
16 ROPs
256 Bit DDR Interface
GeForce GTX 285M
max. 576/1500/1020 MHz
512/1024 MB GDDR3
TDP ?
576 GFlops
37 MTexel/sec
65 GB/sec
- etwas schneller als die GeForce 9800 GT
GeForce GTX 280M
max. 585/1463/950 MHz
512/1024 MB GDDR3
75W TDP
562 GFlops
37 MTexel/sec
61 GB/sec
Nexoc HPNBE709
Nexoc HPNBE806
One Notebook G8613
One Notebook G8641
VCM Premium Awa
etwas schneller als die GeForce 9800 GT
GeForce GTX 260M
nur 112 Shader-Einheiten
nur 56 TMUs
max. 550/1375/950 MHz
512/1024 MB GDDR3
75W TDP
462 GFlops
29 MTexel/sec
61 GB/sec
Asus G60VX
Asus G71GX
Dell Alienware M17X
One Notebook D8654
VCM Premium Xes
VCM Premium Quant
etwas langsamer als die GeForce 9800 GT

Da die Taktraten im Mobile-Bereich zudem nicht fest sind und die Notebookhersteller in der Praxis dann oftmals etwas niedrigere Taktraten ansetzen, verwischen sich die Unterschiede zwischen GeForce GTX 280M und 285M wohl komplett. Da auch weiterhin dieselbe Chipbasis verwendet wurde und auch keine neue Fertigungstechnologie für den G92b-Grafikchip zur Verfügung steht, stellt sich die Frage, was das ganze soll. Wahrscheinlich geht es nur darum, einen gewissen Marketing-Effekt gegenüber ATIs neuem Mobile-Lineup auf Basis der RV8xx-Chips zu haben – viel bringen wird das aber nicht, weil die neuen Mobile-Lösungen von ATI sowohl in der Performance als auch bezüglich des dafür notwendigen Strombedarfs klar besser sind als nVidias technisch inzwischen weit überholte Mobile-Angebote.

ATI Mobile-Lösungen Desktop-Maßstab nVidia Mobile-Lösungen
Mobility Radeon HD 5870
RV840, 700/2000 MHz, 50W TDP
Niveau Radeon HD 5750 bzw. GeForce GTS 250
Mobility Radeon HD 5850
RV840, 500-625/900-2000 MHz, 30-39W TDP
Niveau Radeon HD 4770 GeForce GTX 285M
G92b, 576/1500/1020 MHz
GeForce GTX 280M
G92b, 585/1463/950 MHz, 75W TDP
Mobility Radeon HD 5830
RV840, 500/800 MHz, 24W TDP
Niveau GeForce 9800 GT
GeForce GTX 260M
G92b (nur 112SE/56TMUs), 550/1375/950 MHz
Mobility Radeon HD 5770
RV830, 650/1600 MHz, 30W TDP
Niveau GeForce 9600 GT GeForce GTS 360M
GT215, ?/1435/2000 MHz
Mobility Radeon HD 5750
RV830, 550/1600 MHz, 25W TDP
Niveau GeForce GT 240 GDDR5 GeForce GTS 350M
GT215, ?/1250/2000 MHz
Mobility Radeon HD 5730
RV830, 650/800 MHz, 26W TDP
Niveau Radeon HD 4670 bzw. GeForce GT 240 DDR3
Mobility Radeon HD 5650
RV830, 400-650/800 MHz, 15-19W TDP
Niveau Radeon HD 4650 GDDR3 GeForce GT 335M
GT215 (nur 72SE/24TMUs), 450/1080/1066 MHz
Die in dieser Tabelle vorgenommenen Performance-Einordnungen sind nur grobe Schätzungen. Zu den meisten Mobile-Beschleunigern liegen keine exakten Performancedaten vor, so daß aus den wenigen bekannten Ergebnissen interpoliert werden muß. Zudem takten die Notebook-Hersteller die verbauten Grafikchips auch oftmals niedriger als es die offiziellen Spezifikationen zulassen würden. In der Realität kann es dadurch zu teilweise deutlichen Abweichungen gegenüber den Angaben dieser Tabelle kommen.

Die GeForce GTX 280M notiert beispielsweise offiziell bei 75 Watt TDP: Selbst wenn da noch Reserve drin ist, wäre dies deutlich zu viel – und für die GeForce GTX 285M wird es garantiert nicht besser. Ganz allgemein ist das obere Drittel der Angebotspalette im Mobilebereich aber sowieso nicht wirklich Mobile-tauglich, jedenfalls nicht bei TDP-Größen überhalb von 35 Watt. Wenn solch dicke Grafiklösungen (mit mehr als 35 Watt TDP) verbaut werden, dann ist in aller Regel auch die restliche Hardware vom feinsten und wird ein supergroßes Display verbaut, womit das Notebook dann ganz fix schwer und unhandlich wie ein Stein wird, von der weitestgehenden Nichtbenutzbarkeit unter warmen Außentemperaturen ganz abgesehen.

Unterhalb dieser Klasse an Notebooks wird es aber dann schon schwierig, überhaupt noch Grafikchips zu finden, welche die heutzutage üblichen Riesenauflösungen von Notebook-Displays sinnvoll befeuern können – im Desktop-Bereich würde jedenfalls keiner auf die Idee kommen, ein 1920x1080-Display mit einer GeForce GT 240 im Spieleeinsatz nutzen zu wollen. Als einzige sinnvolle Lösung erscheint uns da momentan die Mobility Radeon HD 5830, welche eine anständige Leistung mit einer sehr guten TDP von 24 Watt erzielt. Trotzdem kann es vorkommen, daß man auch bei dieser Grafiklösung aus Performancegründen nicht mehr die native Auflösung eines Full-HD Notebook-Displays nutzen kann, da auch die Mobility Radeon HD 5830 letztlich nur die vergleichsweise Leistung einer GeForce 9800 GT des Desktop-Segments liefert – eine vollkommen zufriedenstellende Lösung gibt es derzeit im Mobile-Segment einfach nicht.