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News des 30. September 2010

Fudzilla wollen eine Bestätigung dafür haben, daß AMD den Barts-Chip als "Radeon HD 6800" Serie ab dem 18. Oktober ins Rennen schicken wird. Dies wird als Gerücht schon des längerem herumgereicht, als potentielle Begründungen hierfür wurden bisher zwei Dinge genannt: Erstens, daß AMD Probleme mit dem Cayman-Chip hat, dieser später kommt und dafür der Barts-Chip überraschend schnell ausgefallen ist. Für uns zieht diese Begründung aber nicht wirklich, weil ob Cayman später oder früher kommt, spielt für die Namenswahl keine Rolle. Und ob Barts nun schneller als erwartet ist, sagt gar nichts darüber aus, ob es dieser mit der Radeon HD 5800 Serie aufnehmen kann – denn daran wird sich die Radeon HD 6800 Serie messen lassen müssen. Laut den zuletzt präsentierten Daten geht Barts gemäß der neueren AMD-Präsentationsfolie zwar durchaus in die Richtung der Konkurrenz zur Radeon HD 6800 Serie, allerdings dürfte es nicht dafür reichen, um mit der kleineren Barts-Ausführung die Radeon HD 5850 zu schlagen bzw. mit der schnelleren Barts-Ausführung die Radeon HD 5870.

Die Frage ist also, ob AMD sich das wirklich antun will – eine Radeon 6800 Serie zu präsentieren, die sogar etwas langsamer als die Radeon HD 5800 Serie ausfällt. Das ergibt in jedem Fall gutes Futter für Schmäh-PDFs seitens nVidia und ganz allgemein dürfte der Markt dies wenig goutieren, da die Käufer dieser Karten üblicherweise gut informiert sind. Zwar gab es bei AMD schon einmal so einen Fall (Radeon HD 2900 Serie zu Radeon HD 3800 Serie), aber seinerzeit hatte AMD wenigstens eine kleinere Fertigungsgröße zu präsentieren, welche zum einen den Verbrauch erheblich senkte und zum anderen klar niedrigere Preispunkte ermöglichte. Heuer wird AMD aufgrund der gleichbleibenden 40nm-Fertigung für jedes Stück Performance auch mit einem entsprechenden Stromverbrauch und einer entsprechenden Die-Fläche bezahlen müssen – demzufolge ist es eher unwahrscheinlich, daß AMD die Radeon HD 6800 Serie zu deutlich niedrigeren Preisen in den Markt bringen wird als die Radeon HD 5800 Serie.

Der eigentliche Punkt gegen diese Begründung für Barts als Radeon HD 6800 Serie liegt jedoch klar in der neueren AMD-Präsentationsfolie: Dort wird eindeutig von einer Radeon HD 6700 Serie gesprochen – und daß AMD diese Benennung bei schon außerhalb von AMD herumgereichten Präsentationen noch einmal so entscheidend verändert, ist arg unwahrscheinlich und wird noch unwahrscheinlicher, wenn man bedenkt, daß das entsprechende Gerücht schon viel älter als diese Folie ist. In Verbindung hingegen mit der älteren AMD-Präsentationsfolie, welche wohlweislich keinen Grafikkartennamen angibt, funktioniert die These von dem superschnellen Barts-Chip allerdings nicht, weil in der älteren Folie der Barts-Chip "nur" 960 Shader-Einheiten hat und damit – selbst wenn es bereits 4D- VLIW Shader-Einheiten sein sollten – die Radeon HD 5800 Serie nicht zu erreichen sein wird, damit kommt man allerhöchstens in die Nähe der Performance einer Radeon HD 5850.

Angebliche Barts-Spezifikationen
ältere Barts-Folie
Angebliche Radeon HD 6750 & 6770 Spezifikationen
neuere Barts-Folie

Die zweite genannte potentielle Begründung liegt darin, daß AMD den Platz der Radeon HD 6700 Serie unbedingt an eine Neuauflage der Radeon HD 5700 Serie vergeben will, welche offenbar weiterexistieren soll. Dies wäre auch verständlich, denn der Mainstream-Chip der Radeon HD 6000 Serie ("Turks") wird wohl nicht ausreichend potent ausfallen und die Radeon HD 5700 Serie verkauft sich gut und ist auch günstig zu produzieren. Sofern AMD für eine Neuauflage nicht den eher ungünstigen Namen "Radeon HD 6600" wählt (die x6xx Serie hat keinen besonderen Ruf, da die Radeon HD 5670 überteuert für ihre Performance ist und die Radeon HD 46x0 nur die Performance-Klasse unteres Mainstream hat), bleibt nur "Radeon HD 6700", womit die kommenden neuen Grafikchips Barts und Cayman dann jeweils eine Namensklasse nach oben gehen müssten. Diese Begründung klingt wesentlich plausibler als diejenige mit der angeblich so hohen Barts-Performance, trotzdem würde AMD natürlich weiterhin vor dem Problem stehen, daß mit Barts als "Radeon HD 6800" Serie diese Grafikkarten-Serie langsamer als die Radeon HD 5800 Serie wäre.

Laut nochmals Fudzilla wird die integrierte Sandy-Bridge-Grafik weiterhin auf dem DirectX 10.1 Standard aufbauen und nicht auf DirectX11, wie bei den integrierten Grafiklösungen der AMD-Prozessoren Bobcat und Llano der Fall. Im Performance-Bereich dieser Grafiklösungen dürfte dies zwar primär kaum interessieren, sekundär mindert dies allerdings etwas den Wert der erheblichen Performance-Steigerung der integrierten Grafik zwischen Nehalem und Sandy Bridge. Generell betrachtet ist die integrierte Sandy-Bridge-Grafik vom Intel-Standpunkt aus sogar hervorragend gelungen (weil so schnell wie eine aktuelle LowCost-Grafik und damit um den Faktor 2 bis 3 schneller wie die integrierte Nehalem-Grafik), vom AMD-Standpunkt aus aber weiterhin ein Witz, weil AMD mit der integrierten Grafik des Llano-Prozessors wahrscheinlich eine Grafikperformance im Bereich heutiger Mainstream-Beschleuniger á Radeon HD 5550 bieten wird.

Sollte AMD dies hinbekommen und die durchaus potente integrierte Grafik der Llano-Prozessoren nicht an irgendwelchen Limits (beispielsweise zu wenig Speicherbandbreite, da das Speicherinterface schließlich mit der CPU geteilt werden muß) verhungern, würde sich ein geradezu riesiger Performance-Abstand bei der Grafikperformance zwischen Sandy Bridge und Llano ergeben – wie als wenn man eine Radeon HD 5450 (80 Shader-Einheiten) gegen eine Radeon HD 5550 (320 Shader-Einheiten) stellt (wiederum ein Faktor 2 bis 3 Unterschied). Intel hätte dann eine der stärksten Performance-Steigerungen der letzten Zeit hingelegt – und würde von AMD trotzdem kalt ausgekontert werden. Trifft diese Situation ein, wäre der Llano-Prozessor ein heißer Kandidat insbesondere im Notebook-Bereich, wo man mit der von Llano gebotenen Grafikperformance leben kann, bei der von Sandy Bridge gebotenen Grafikperformance aber besser doch eine extra Grafiklösung verbaut – was die Notebook-Hersteller für günstige Geräte ungern tun und damit Llano den Vorzug geben könnten.

Sandy Bridge dürfte zwar wiederum die klar bessere CPU-Performance bieten, aber CPU-Performance ist in vielen Bereichen des PC-Markts inzwischen im Übermaß vorhanden – hier kann man wohl auch gewisse Abstriche bei der Rohleistung machen, ohne in der Praxis dann ernsthafte Nachteile verbuchen zu müssen. Zudem dürfte AMD wiederum mit den eigenen TripleCore- und QuadCore-Modellen in Preisbereiche gehen, in welchen Intel konsequent nur DualCore-Modelle anbietet – dies mag im Mobile-Segment aus Stromverbrauchsgründen nicht so interessant sein, aber im Segment der OEM-Desktoprechner sicherlich. In der Frage der Ausgewogenheit zwischen CPU- und Grafikperformance erscheint Llano in jedem Fall klar vorn zu liegen – und wenn AMD nun auch noch die Verbrauchswerte durch die 32nm-Fertigung auf ein konkurrenzfähiges Maß herunterdrücken kann, sind Llano große Chancen in den wichtigen Segmenten OEM und Mobile einzuräumen.

Sowohl mit der Original-Meldung als auch der ersten diesbezüglichen Korrektur zum Sockel der kommenden Llano-Prozessoren haben wir uns leider mächtig vergaloppiert: Llano kommt weder im Sockel AM3, noch im Sockel AM3+, sondern – wie es im Juli schon berichtet wurde – im Sockel FM1. Inwiefern sich dieser vom bisherigen Sockel AM3 unterscheidet, ist zwar noch nicht klar, aber in jedem Fall werden durch die nunmehr in die CPU integrierte Grafikeinheit von Llano neue Mainboards für diese Prozessoren erforderlich, da die Weiterleitung des Bildsignals der integrierten Grafik ein gänzlich anderes Layout erfordert als bei den bisherigen AMD-Chipsätzen ohne integrierte Grafikeinheit oder aber mit integrierter Grafikeinheit im Mainboard-Chipsatz. Selbst wenn der Sockel FM1 dem Sockel AM3 (hypothetisch) entsprechen sollte, werden für Llano wegen der in die CPU integrierten Grafikeinheit also zwingend neue Mainboards erforderlich – genauso wie für die anderen nächstes Jahr anstehenden neuen CPU-Architekturen Bulldozer (Sockel AM3+), Sandy Bridge (Sockel 1155) und Sandy Bridge E (Sockel 1356).