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News des 27. April 2011

Bei HT4U hat man sich mit Lucids Virtu-Technologie eingehend beschäftigt. Virtu ermöglicht grob den gleichzeitigen Betrieb von integrierter Intel-Grafik und extra Grafikkarte – je nach Aufgabenfeld wird die eine oder andere Grafiklösung benutzt. Da Virtu zudem nur eine Software ist, läuft diese auf allen H67- und Z68-Mainboards – im Gegensatz zu vielen proprietären Lösungen des Mobile-Bereichs. Dies funktioniert laut den Praxiserfahrungen von HT4U ganz anständig – es ist sogar möglich, im Vordergrund ein Spiel mit der extra Grafikkarte zu spielen, während im Hintergrund die integrierte Intel-Grafik eine (Hardware-beschleunigte) Videokodierung ausführt. Problematisch ist allerdings, daß die Controlpanels von AMD und nVidia im Standardmodus von Virtu nicht geladen werden können – neben anderen Fehlern, welche fixbar erscheinen, sieht dies auch eher nach einem grundsätzlichen Problem aus. Zu der Frage, ob Virtu Spiele-Performance kostet, konnten HT4U beruhigen: 2 bis 3 Prozent Performance kostet die Software – dies ist vernachlässigbar.

Ärgerlicher ist da eher, wenn dann mal ein Spiel unbedingt auf der integrierten Intel-Grafik laufen will – dies kann man zwar manuell ändern, aber so ganz Endanwender-tauglich erscheint die Virtu-Software zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Eine Energieersparnis ergibt sich durch Virtu zudem nur höchst selten – wobei Virtu allerdings auch nicht mehr Energie verbraucht, trotz daß ständig zwei Grafiklösungen laufen. In diesem Punkt besteht sicherlich noch Verbesserungspotential, beispielsweise durch noch stromsparendere Idle-Modi der Grafikkarten von AMD und nVidia – wenn diese nicht einmal mehr den Windows-Desktop rendern müssen, sollte man durchaus einen Zustand nahe der Abschaltung anpeilen können. Dies wirft allerdings die Frage auf, warum AMD und nVidia hier ausgerechnet Lucid unterstützen sollten – wenn, dann werden beide Grafikchip-Entwickler sich eher um die eigenen Technologien zu diesem Thema kümmern.

So vermeldet die VR-Zone, daß nVidia auf der kommenden Computex (31. Mai bis 4. Juni in Taipei, Taiwan) eine Desktop-Optimus-Technologie unter dem Namen "Synergy" vorstellen will, womit die im Mobile-Bereich schon des längerem existierende Optimus-Technologie dann endlich auch im Desktop-Bereich angeboten werden wird. Wie Virtu unterstützt Synergy dabei Mainboards der Intel-Chipsätze H67/H61 und Z68, spezielle Grafikkarten oder Mainboards sind im Gegensatz zu früheren Optimus-Versionen nicht mehr erforderlich (die Grafikkarte muß natürlich von nVidia sein). Im Gegensatz zu Virtu soll Synergy lizenzfrei daherkommen – ein gewichtiger Punkt, denn wegen der relativ hohen Lizenzkosten ist die Lucid-Software bei den Mainboard-Herstellern nicht unbedingt beliebt. AMD ist hingegen noch nicht ganz so weit und bietet seine "Dynamic Switchable Graphics" Technologie laut dem Planet 3DNow! vorerst nur im Mobile-Bereich an. Technologisch erscheint die AMD-Lösung jedoch gleich zu Lucids Virtu und nVidias Synergy und könnte somit in Zukunft auch im Desktop-Bereich angeboten werden.

Am Monatsanfang leider etwas untergegangen ist der Testbericht der EVGA GeForce GTX 460 2WIN von PureOC mit gleich zwei GeForce GTX 460 Grafikchips auf einer Grafikplatine. Die DualChip-Karte tritt sogar mit leichter ab-Werk-Übertaktung von 701/1401/900 MHz an (default sind 675/1350/900 MHz) und soll damit in den Performance-Bereich einer GeForce GTX 580 vorstossen können. Dies wird auch ziemlich perfekt erreicht – wobei natürlich bei der Frage, ob man bei identischer Performance die SingleChip- oder die DualChip-Lösung nimmt, immer die SingleChip-Lösung vorzuziehen wäre. Die EVGA GeForce GTX 460 2WIN müsste wenn dann über einen besseren Preis punkten, was bei Benutzung zweier GeForce GTX 460 Grafikchips eigentlich möglich sein sollte, da diese Karten derzeit klar unter 150 Euro kosten.

PureOC 2WIN vs. GTX580 2WIN vs. GTX590 2WIN vs. 6970-CF
1920x1200 4x/8xAA +0,8% (-0,8%) -26,1% (+35,3%) -13,4% (+15,5%)
benutzte Treiberversionen: unbekannt
benutzte Filtersettings: unbekannt, höchstwahrscheinlich AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"

Allerdings ist zu der EVGA GeForce GTX 460 2WIN das eingetreten, was vorab schon teilweise prophezeit worden war – die Karte wird mit rund 370 Euro einfach viel zu teuer angeboten. Sicherlich kostet eine GeForce GTX 580 technisch betrachtet immer noch etwas mehr (ab 388 Euro), aber in diesem Preisbereich ist dies wohl kein Unterschied. Vor allem aber kommt man mit einem SLI-Gespann aus zwei regulären GeForce GTX 460 Karten viel günstiger als mit der EVGA GeForce GTX 460 2WIN – jenes SLI-Gespann ist problemlos für unter 300 Euro zu realisieren. Wie EVGA auf die Idee kommt, so viel mehr zu verlangen als die beiden Einzelkarten wert sind, wird auf ewig ein Rätsel bleiben – ansonsten hätte die EVGA GeForce GTX 460 2WIN nämlich ein heißer Tip sein können. So aber bleibt die Karte eine technologisch hochwertige Lösung, die aber trotz erbrachter Performance an der falschen Preissetzung ziemlich total scheitert.

Gestern schon verlinkt, aber noch nicht extra gewürdigt wurde das Core i3-2120 Review bei HT4U, welches einige interessante Detail-Benchmarks bietet. So konnte man herausfinden, daß der Pro/MHz-Sprung ohne HyperThreading und TurboMode zwischen Core 2 und Nehalem bei den Zweikernern doch recht klein ist, während es zwischen Nehalem und Sandy Bridge in der gleichen Konstellation einen erheblichen Sprung gibt. Erklärt wird dies durch das ungünstig plazierte Speicherinterface bei den Zweikern-Nehalems – jenes liegt dort in der Nehalem-Grafikeinheit, welche ein extra Die auf dem Trägermaterial darstellt und daher natürlich gewisse Performance-Nachteile gegenüber einem vollintegrierten System wie bei Sandy Bridge mit sich bringt. Daneben hat man sich – sehr selten – die Performance-Unterschiede der verschiedenen Cache-Größen bei Sandy Bridge angesehen, indem man Vierkern-Modelle auf das Niveau der Zweikern-Modelle heruntertaktete und in ihren Features beschnitt.

So kam ein direkter Vergleich von 3, 6 und 8 MB Level3-Cache unter Zweikern-Prozessoren der Sandy-Bridge-Architektur heraus. Dabei gewinnt man durch den Sprung von 3 auf 6 MB Level3-Cache im Schnitt aller Messungen aber nur rund 3 Prozent Performance, von 3 auf 8 MB Level3-Cache sind es nur rund 5 Prozent und zwischen 6 und 8 MB Level3-Cache sollten somit rund 2 Prozent Performance-Differenz liegen. Gegenüber früheren Prozessoren (Core-2-Serie) sind die Unterschiede eher gering, allerdings sicherlich auch darauf basierend, daß es hier nur um einen Level3-Cache geht und die Performance-Bedeutung der Caches mit steigender Level-Nummer abnimmt. Die echte Notwendigkeit zu großen Cache-Größen ist bei Sandy Bridge derzeit also nicht gegeben – man kann sich dies zwar sowieso nicht frei aussuchen, muß aber bei der Qual der Wahl eben nicht speziell auf die Cache-Größe achtgeben.

Shortcuts: Als Nachtrag zur gestrigen Liste der LowCost- und integrierten Grafiklösungen wäre noch zu erwähnen, daß HT4U die Spiele-Leistungsaufnahme der Intel HD Graphics der Nehalem-Prozessoren mit zwischen 9 und 12 Watt vermessen haben – also etwas weniger als echte LowCost-Grafikkarten. Andere integrierte Grafiklösungen können allerdings auch weniger verbrauchen, so dürfte die integrierte Radeon HD 6310 des Bobcat-Prozessors keine 5 Watt einzeln erreichen, da die Desktop-Bobcats nur eine TDP von 19 Watt haben. Bei Hartware zählt man die kleinen, aber dennoch vorhandenen Unterschiede der 9er Chipsatz-Serie von AMD auf, während TweakPC zu den Unterschieden zwischen Sockel AM3 und AM3+ berichten. AMDs Bulldozer-Prozessoren sind zwar im Sockel AM3+ und für die 9er Chipsätze geplant, lassen sich allerdings auch im Sockel AM3 und mit den 8er Chipsätzen betreiben. Gewisse Feature-Unterschiede wird man bei letzterer Variante in Kauf nehmen müssen, bislang ist allerdings noch nichts zwingendes dabei – wobei trotzdem der Praxistest abzuwarten bliebe, da Bulldozer im Sockel AM3 und mit 8er Chipsätzen von AMD zumindest offiziell nicht unterstützt wird.