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News des 29. Juli 2011

Wenn es darum geht, wilde Spekulationen oder falsche Auslegungen von neuen Informationen auf verschiedenen News-Seiten des Internets auszubremsen, geht wohl nichts über die wachen Augen der Experten in unseren Spekulations-Foren, welche auch zum Fall der 28nm-Grafikchips von AMD noch in diesem Jahr eine kleine, aber entscheidende Korrektur abliefern können: Denn die Originalaussage seitens AMD spricht nur über die ersten Teile der 28nm-Chipgeneration, welche AMD noch dieses Jahr herausbringen will – das kann im Extremfall auch nur ein einzelner 28nm-Chip sein, der kurz vor Jahresschluß final wird. Dabei ist noch nicht einmal gesagt, ob AMD mit seinem "to market later this year" wirklich den Endkunden-Markt meint: Denn da AMD nun einmal an die Grafikkarten-Hersteller verkauft und alle AMD-Aussagen aus einem Gespräch mit Börsenanalysten stammen, reicht es aus dieser Sicht aus, wenn AMD dieses Jahr noch einzelne 28nm-Grafikchips an seine Partner verkauft – ob dies noch im Jahr 2011 zu kaufbaren Grafikkarten für den Endkunden führt, ist damit nicht gesagt oder auch gemeint.

Auch daß unbedingt der Southern Islands HighEnd-Grafik Tahiti als erster kommt, ist überhaupt nicht sicher. Denn wenn AMD beispielsweise wirklich die kleineren Southern-Islands-Chips in einem HPL-Verfahren auflegt, haben diese eine große Chance, deutlich früher als die größeren Grafikchips anzutreten, welche ihrerseits ziemlich sicher in dem aufwendigerem HP-Verfahren daherkommen. Passend hierzu berichtet die ComputerBase, daß Chipfertiger TSMC kürzlich seine eigenen Prognosen zur 28nm-Fertigung gesenkt hat: Danach sollen es im vierten Quartal 2011 nicht mehr 3 Prozent des Umsatzes sein, welchen man mit 28nm-Produkten machen will, sondern nur noch 1 Prozent. Diese Aussage seitens TSMC ist allerdings nicht explizit auf größere Chips wie Grafikchips gemünzt, sondern auf alle Geschäftsfelder und alle Fertigungsvarianten – mitnehmen läßt sich hier nur die Kernaussage, daß 28nm auch bei TSMC länger dauert als vorher erwartet. Und natürlich kann man bei 1 Prozent Quartalsumsatz für alle 28nm-Produkte ziemlich sicher davon ausgehen, daß es dieses Jahr kein überraschendes Release-Feuerwerk an 28nm-Grafikchips mehr geben und die 28nm-Grafikchipgeneration im eigentlichen Sinne also eine Sache des Jahres 2012 sein wird.

AMD scheint endlich einmal die Früchte der Fusion-Anstrengungen ernten zu können, denn laut Berechnungen der Marktanalysten von Mercury Research konnte man innerhalb des Markts von x86-Prozessoren über das Jahr gesehen immerhin 1,6 Prozentpunkte Marktanteil hinzugewinnen, während Intel 1,4 Prozentpunkte verlor. Dies ist in diesem nicht gerade für große Schwankungen bekannten Markt doch schon eine klare Entwicklung, eben weil die übliche Schwankungsbreite nur im Bereich von Zehntel-Prozentpunkten liegt. Der Hauptteil des Zuwachses kommt dabei in der Tat aus dem Marktgeschehen des zweiten Quartals 2011, wo AMD zum Vorquartal allein um 1,2 Prozentpunkte zulegen konnte – für nur ein Quartal ist dies angesichts des vorgenannten Maßstabes sehr gut. Auch optisch gibt das ganze inzwischen etwas her, weil Intel nunmehr knapp unterhalb von 80 Prozent Marktanteil bei x86-Prozessoren liegt.

Q2/2010 Q1/2011 Q2/2011
AMD 17,8% 18,2% 19,4%
Intel 81,3% 81,0% 79,9%
VIA 0,9% 0,9% 0,8%

Von Intel gab es kürzlich die interessante Aussage, daß ein 2015er Atom-Prozessor schneller als ein Phenom II X6 1100T Prozessor werden wird, untermauert durch eine grobe Atom-Prozessoren Performance-Prognose. Maßgeblich erreicht werden soll dieser enorme Performance-Fortschritt über drei neue Fertigungsverfahren für den Atom-Prozessor: Die aktuell anstehende 32nm-Fertigung für den Saltwell-Kern, die 2013 anstehende 22nm-Fertigung beim Silvermont-Kern und die 2015 anstehende 14nm-Fertigung beim Airmont-Kern. Jeder Fertigungsschritt kann bestenfalls mit einer Performance-Verdopplung zum gleichen Verbrauch gerechnet werden, so daß Intel zusätzlich zu den Fertigungsschritten natürlich noch weitere Architekturverbesserungen bringen muß, um das hohe Ziel der 10fachen Performance innerhalb nur dreier Fertigungsschritte zu erzielen.

Intel Atom-Prozessoren Performance-Prognose 2011-2015

Interessant ist hierbei der Gesamt-Zusammenhang, in welchen Intel diese Prozessoren und deren geplanten Performance-Zuwachs stellt: Intel sieht den Atom-Prozessor inzwischen als Prozessor für TabletPC-Bedürfnisse an und verspricht diesen Leistungsschub sicherlich nicht nur zum Spaß, sondern in Erwartung klar steigender Leistungsanforderungen in diesem Marktsegment. Geht man einmal davon aus, daß die Leistungsanforderungen in diesem Marktsegment wirklich derart rapide steigen werden, dann erweist sich Intels Atom-Strategie im nachhinein als vollkommen richtig – weil nur mit dieser jenes Leistungspotential erreichbar sein wird. Die konkurrierende ARM-Architektur dürfte es dagegen viel schwieriger haben (schwieriger bedeutet natürlich nicht unmöglich), wenn man im Jahr 2015 wirklich die Performance eines Phenom II X6 1100T im TabletPC-Segment bieten muß, um konkurrenzfähig zu sein.