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Hardware- und Nachrichten-Links des 15./16. November 2018

Videocardz notieren die erste Sichtung einer Picasso-APU, dem Nachfolger der bisherigen Raven-Ridge-APUs von AMD. Aufgrund der Hardware-Gleichheit zum Ryzen 7 2700U mit 4 CPU-Kernen samt SMT auf Taktraten von 2.2/3.8 GHz wird das CPU-Modell derzeit als "Ryzen 7 3700U" bezeichnet, dies muß allerdings nicht AMDs offiziellem Verkaufsnamen entsprechen. Die hauptsächliche Fragestellung, ob es sich hierbei um Zen+ oder Zen 2 handelt, dürfte angesichts des zeitlichen Rahmens einfach zu entscheiden sein: Zen 2 geht zuerst in den Server-Bereich – und garantiert hat AMD derzeit noch keine auf (anscheinend) finalen Taktraten laufende Zen-2-basierte APUs vorliegen, die ersten Tests mit der Zen-2-Architektur dürften Server-Prozessoren vorbehalten bleiben. Insofern ist Picasso ziemlich sicher Zen+ (wenn dann eher noch Zen 1 als denn schon Zen 2), trotz das AMD das ganze dann sicherlich als "Ryzen 3000G" laufen lassen wird. Hier kommt allerdings dasselbe Prinzip zum tragen, was schon für Raven Ridge galt: Da diese Zen-1-basierten APUs erst sehr spät im Jahr 2017 bzw. größtenteils erst im Jahr 2018 kamen, hat AMD jene namenstechnisch der "Ryzen 2000" Serie zugeschlagen, obwohl der Rest dieser Serie dann eigentlich auf Zen+ bzw. Pinnacle Ridge basiert. Ähnliches dürfte dann auch zukünftig bei AMDs APUs basieren, da jene seitens AMD im Zen-Zeitalter generell immer als letzte an den Start gebracht werden, Generations-technisch ergo immer etwas zurückhängen.

2017 2018 2019 2020
HEDT Threadripper 1000
2x Summit Ridge
Zen, 14nm
Threadripper 2000
2x Pinnacle Ridge
Zen+, 12nm
Threadripper 3000
Castle Peak (whrschl. 2x Matisse)
whrschl. Zen 2, 7nm
Threadripper 4000
"NextGen" (whrschl. 2x Vermeer)
whrschl. Zen 3, 7nm+
CPU Ryzen 1000
Summit Ridge
Zen, 14nm
Ryzen 2000
Pinnacle Ridge
Zen+, 12nm
Ryzen 3000
Matisse
Zen 2, 7nm
Ryzen 4000
Vermeer
Zen 3, 7nm+
APU A-9000
Bristol Ridge
Excavator, 28nm
Ryzen 2000G
Raven Ridge
Zen, 14nm+
Ryzen 3000G
Picasso
whrschl. Zen+, 12nm
Ryzen 4000G
Renoir
whrschl. Zen 2, 7nm+

Laut der DigiTimes (via PC Games Hardware) droht dem CPU-Käufer des Retail-Segments neues Ungemach – denn Intel wird im vierten Quartal ca. 2 Mio. weniger Desktop-Prozessoren zu den Einzelhändlern geben, hat die Produktion hingegen auf Server- und Notebook-Prozessoren umgeschichtet. Da die taiwanesischen Mainboard-Hersteller für sich selbst auch einen Absatzverlust von 10-20% erwarten, ist dies sicherlich keine kleine Größe – und dürfte leider somit auch die Prozessoren-Straßenpreise in die falsche Richtung hin befeuern. Für den Augenblick sieht es bei den Preisen der Coffee-Lake-Modelle noch erstaunlich gut aus, gegenüber dem Höchststand von Oktober sind die Straßenpreise der Core i-8000 Modelle im Schnitt um -14,1% gesunken. Auch die Preise der Core i-9000 Serie sehen etwas besser aus als noch zum Launch, sind aber insbesondere beim Core i9-9900K (mit gut 100 Euro über dem Listenpreis) immer noch zu teuer. Wenn die DigiTimes recht behalten sollte mit ihrer Meldung, dann dürften diese Straßenpreis-Situation allerdings nur eine kurze Verschnaufpause ergeben, nachfolgend die Straßenpreise der Intel-Prozessoren wieder maßgeblich anziehen.

Liste 28. Aug. 29. Sept. 10. Okt. 16. Nov. Aug./Okt. Okt./Nov.
Core i7-8086K 425$ ab 415€ ab 469€ ab 489€ ab 479€ +18% -2%
Core i7-8700K 359$ ab 330€ ab 458€ ab 469€ ab 419€ +42% -11%
Core i7-8700 303$ ab 300€ ab 429€ ab 439€ ab 350€ +46% -20%
Core i5-8600K 257$ ab 234€ ab 309€ ab 319€ ab 266€ +36% -17%
Core i5-8600 213$ ab 214€ ab 295€ ab 288€ ab 268€ +35% -7%
Core i5-8500 192$ ab 194€ ab 289€ ab 289€ ab 238€ +49% -18%
Core i5-8400 182$ ab 176€ ab 279€ ab 289€ ab 210€ +64% -27%
Core i3-8350K 168$ ab 159€ ab 186€ ab 196€ ab 173€ +23% -12%
Core i3-8300 138$ ab 135€ ab 170€ ab 179€ ab 169€ +33% -6%
Core i3-8100 117$ ab 108€ ab 168€ ab 179€ ab 139€ +66% -22%
Durchschnitt: +41,2% -14,1%
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Im übrigen bieten die seitens der DigiTimes genannten Zahlen auch einmal eine gewisse Möglichkeit, die Größe des Retail-Segments bei PC-Prozessoren zu bestimmen. Intel will wie gesagt 2 Mio. weniger Desktop-Prozessoren in den Einzelhandel schicken – ursprünglich geplant waren 8 Mio. Stück. Angenommen, diese 8 Mio. für den Einzelhandel bestimmten Desktop-Prozessoren sind eine typische Größe, verkauft Intel im Jahr ca. 30 Mio. Desktop-Prozessoren ins Retail-Segment. Der PC-Markt ist dabei ca. 260 Mio. PCs pro Jahr groß, dessen Aufteilung liegt derzeit bei ca. 40% Desktops zu 60% Notebooks. Ergo werden ca. 100 Mio. Desktop-PCs und damit Desktop-Prozessoren pro Jahr verkauft. Bei einem Intel-Marktanteil von 87% sind die ca. 30 Mio. Desktop-Prozessoren für den Einzelhandel seitens Intel immerhin ein Anteil von grob 35% – erstaunlich viel, normalerweise wird das Retail-Geschäft gern viel kleiner geredet. Gut möglich, das die Ausgangszahl seitens der DigiTimes generell auch Lieferungen an Systembuilder umfasst, welche Systeme auf Kundenwunsch erstellen und sich üblicherweise bei den gleichen Distributoren wie der Einzelhandel bedienen. Jene grob 65%, welche hierbei übrig bleiben, gehen wohl allein auf das Konto der wirklich großen OEMs, welche unter Umgehung der Distributoren direkt bei Intel kaufen. Rechnet man es dagegen auf die komplette Menge an abgesetzten PCs (mit Intel-CPUs), sind jene 30 Mio. Retail-CPUs knapp unter 15% und damit ein wirklich kleiner Teil – gegenüber den viel größeren Stückzahlen, welche insbesondere im Notebook-Segment direkt zu den großen Herstellern gehen.

Golem thematisieren das "Ende des Nanometer-Rennens", welches sich (angeblich) an AMDs Chiplet-Technologie in einem Mix aus 7nm- und 14nm-Fertigung sowie Intels Schwierigkeiten mit der 10nm-Fertigung ergeben soll. Die beschriebenen Fakten sind dabei durchaus korrekt – ob man zum selben Schluß kommen muß, darf offenbleiben. Schließlich sind alle derzeitigen Schleichwege von AMD und Intel nur dem Punkt geschuldet, das neue Fertigungstechnologien noch nicht zur Verfügung stehen bzw. anfänglich zu teuer sind – nicht aber, weil man nicht an diesen arbeiten bzw. jene nutzen wollte. Wir kommen jetzt halt in eine Zeit, in welcher die "niedrig hängenden Früchte" vollkommen abgegrast sind und jede neue Fertigungstechnologie dem Silizium in harter Arbeit abgerungen werden muß. Doch ohne Fertigungsfortschritte würde gar nichts mehr nach vorn gehen – in die Breite gehen und mit größeren bzw. mehreren Dies anrücken kann man nämlich nur exakt einmal. Schon beim zweiten Mal wird ein solcher Ansatz unwirtschaftlich, weil niemand man die entsprechend höheren Preise zahlt. Das Nanometer-Rennen ist damit im eigentlichen nicht vorbei, es wird nur deutlich langsamer – womit im eigentlichen neue Strategien gefragt sind, um jeweils ein paar Jahre auf grundsätzlich derselben Fertigungstechnologie zu überleben.

Dies könnte zum einen dazu führen, das Refreshes zukünftig zum Normalzustand werden, egal ob beliebt oder nicht. Möglicherweise werden die Chipentwickler dies über andere Codenamen und minimale Änderungen zu vertuschen versuchen, dies dürfte jedoch kaum etwas am real zugrundeliegenden Refresh-Status ändern. Wenn man gemäß der eigenen Verkaufsabteilung spätestens einmal im Jahr mit einer neuen Produkt-Serie ankommen muß, dann wird sich dies letztlich nicht anders als über Refreshes, Rebranding oder schlicht neuen Modellen mit höheren Taktraten lösen lassen. Bislang war gerade Intels Strategie in dieser Frage einfach nur aus der Not geboren – in Zukunft dürfte man diesbezüglich vermutlich deutlich planmäßiger vorgehen. Denn zum anderen könnte Intel von seiner bisherigen Strategie einer großen neue Fertigungstechnologie aller paar Jahre weggehen – und die kleinen, schnelleren Schritte mitgehen, welche TSMC derzeit vorexerziert. Dort folgen der 7nm-Fertigung dann 7nm mit EUV, verschiedene 7nm-Derivate und danach die 5nm-Fertigung, welche ihrerseits schon in Erprobung ist – allesamt mit einem vergleichsweise kurzen Abstand, nicht wie die schon seit 2015 bei Intel im Einsatz befindliche 14nm-Fertigung. Irgendeine Änderung wird Intel in jedem Fall tätigen müssen, denn das zukünftige Fertigungsverfahren genauso schwierige Geburten sein werden, ergibt sich wegen der automatischen Zunahme der technischen Komplexität von selbst.