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Hardware- und Nachrichten-Links des 18. Juli 2018

Von WCCF Tech kommt die Meldung, Chip-Bestellungen für nVidias Turing-Generation würden zur Erwartung eines Rekordgeschäfts bei Chipfertiger TSMC im vierten Quartal 2018 führen. Was sich zuerst nach einer klaren Bestätigung der Turing-Generation sowie einem ungefähren Launchtermin anhört (um für ein Rekordquartal zu taugen, darf die Vorstellung nicht gerade erst Mitte/Ende des Quartals sein), muß nach einem Blick auf die Quelle der Meldung in Form der DigiTimes dann allerdings deutlich abgeschwächt werden: Dort werden primär verschiedene Smartphone-SoCs als Umsatztreiber bei TSMC genannt, während nVidias nächste Chip-Generation nur an einer Stelle als weiterer Umsatz-Antreiber genannt wird. Besonders viel an Information läßt sich aus diesen DigiTimes-Aussagen also nicht ziehen – und das nVidias Turing nunmehr TSMC zu Rekordquartalen treibt, ist eine viel zu selektive Sichtweise, entspricht einfach nicht der Quellenlage. Wenigstens kann man sagen, das auch seitens Chipfertiger TSMC nunmehr die Turing-Generation noch dieses Jahr auf dem Speiseplan steht – womit etwaige Thesen, das nVidia dieses Jahr nichts mehr neues bringt (wie von nVidia selber so suggeriert), noch deutlicher an Boden verlieren.

Heise liefern einen informativen Überblick über 50 Jahre Intel-Geschichte – welche für sich schon sehr lesenswert ist, im Nebensatz aber noch eine für die Jetzt-Zeit wertvolle Information liefert: So sollen nach Aussage des (kundigen) Autors die wahren Kaliber von Spectre NG noch auf ihre Veröffentlichung warten. Dies konnte schon derart vermutet werden – dies nunmehr jedoch bestätigt zu bekommen, hat dann noch ein ganz anderes Gewicht. Es bedeutet letztlich, das sich das Drama und die Arbeit rund um die verschiedenen Spectre-Sicherheitslücken keinesfalls so schnell beenden lassen werden. Zudem steigt mit jeder neuen Spectre-Sicherheitslücke auch das Risiko, das irgendwann mal eine Sicherheitslücke dabei ist, welche nur unter erheblichem Performance-Verlust fixbar ist. Der Performance-Faktor könnte irgendwann sogar einmal das dominierende Ärgernis für Intel werden, denn insbesondere die höherwertigen Spectre-Sicherheitslücken laufen vorzugsweise nur auf Intel-Prozessoren und eben zumeist nicht auf AMD-Prozessoren – was bedeutet, das die Performance-Verluste durch die entsprechenden Patches tendentiell einseitig Intel schaden, AMD also in Relation immer besser herauskommt. Auch bei Addition von vielen Fixes mit jeweils nur geringen Performanceverlusten kann mit der Zeit ein insgesamter Wert herauskommen, welcher dann beachtbar gegen Intel spricht.

Gleichfalls wird es durch die derzeit noch zurückgehaltenen bzw. eventuell noch gar nicht entdeckten Spectre-Sicherheitslücken vergleichsweise schwierig, jetzt schon wirklich Spectre-sichere CPU-Designs aufzulegen – dazu müsste man schließlich schon vollumfängliches Wissen dazu haben, was da alles noch unter dem Sammelnamen "Spectre" an weiteren Sicherheitslücken droht. Als Alternative würden sich nur radikale Maßnahmen wie das Abschalten spekulativer Operationen anbieten – aber dies kostet derart massiv an Performance, das dies kaum einen gangbaren Weg darstellt. Es dürfte demzufolge mit einer höhere Schwierigkeit verbunden sein, die bereits in Entwicklung befindlichen CPU-Designs wie Ice Lake oder Tiger Lake noch entsprechen anzupassen – einzelne Änderungen sind sicherlich kein Thema, aber mit der Vielzahl an Spectre-Sicherheitslücken läuft dies eher auf eine massive Veränderung des jeweiligen CPU-Designs hinaus. Ob dies innerhalb der geplanten Release-Zeiträume (und unter Berücksichtigung des 1-Jahres-Evaluierungszeitraums nach Designende und Tape-Out) überhaupt machbar ist, darf zumindest für Ice Lake (Tape-Out sollte schon gelaufen sein) in Frage gestellt werden. Auf tiefer Architektur-Basis dürfte sich womöglich erst Intels echte NextGen-Architektur mit einem grundlegendem Schutz vor Spectre befassen können – doch jene ist nach den jüngsten Roadmap-Verschiebungen nicht vor dem Jahr 2021 zu erwarten.

Heise & Spiegel berichten über die hohe Strafe von 4,3 Milliarden Euro, welche die EU gegen Google aus Gründen wettbewerbsrechtlicher Verfehlungen rund um das Android-Betriebssystem verhängt hat. Google werden hierbei diverse Bundle-Angebote zum Verhängnis, welche die Nutzung weiterer Google-Dienste auf dem Android-Gerät begünstigen sollen – was in der Praxis beispielsweise dazu geführt hat, das 95% aller Suchanfragen über Android-Geräte bei der Google-Suchmaschine landen. Desweiteren sind die Google-Bedingungen auch darauf hin ausgelegt, den Geräteherstellern die Verwendung alternativer Betriebssysteme zu vergälen. Die EU fordert nun neben der Strafzahlung natürlich auch eine Änderung der Android-Lizenzbedingungen seitens Google und könnte bei Nichteinhaltung weitere Strafen verhängen. Google hingegen hat Revision angekündigt und dürfte das ganze sicherlich über die nächsten Jahre durch alle Instanzen ausfechten. Denn letztlich ist die einmalige Strafzahlung noch nicht einmal das größere Übel für Google – sondern vielmehr die geforderten Änderungen der für die Gerätehersteller geltenden Android-Lizenzbedingungen.

Mittels jenen dürfte Google langfristig viel mehr verlieren, da dies den Markt für alternative Software-Shops wie auch andere Suchmaschinen bei inzwischen weltweit ca. 5 Mrd. im Einsatz befindlichen Smartphones für andere Anbieter maßgeblich öffnen würde. Allerdings steht Googles Kampf gegen die EU-Anorderung auf den töneren Füßen von kaum ernstzunehmenden, eher vorgeschobenen Gegenargumenten. Googles bislang nicht offiziell geäußertes, nichtsdestotrotz jedoch eigentliches Argument, das man Android (trotz einiger Arbeit bei dessen Entwicklung und Pflege) schließlich kostenlos abgibt, ist allerdings nicht gerichtstauglich, da Google letztlich niemand zu diesem Business-Modell gezwungen hat. Das Google einen fairen Ausgleich für seine Bemühungen um Android verdient, kann am Ende nicht dazu führen, das Wettbewerb ausgeschlossen bzw. die sowieso schon umfangreiche Google-Marktmacht sich auf noch weitere Geräteklassen ausbreitet. Für Google erscheint das ganze schwer auflösen, ohne letztlich (nach einigen Jahren) klein bei zu geben. Vielleicht hat man auf einfach nur Glück und nach dem Ende des Rechtsstreits mit der EU existiert die zugrundeliegende Problematik aufgrund der technologischen Veränderung über die Zeit gar nicht mehr, womit die EU-Auflagen dann weit weniger weh tun (wie seinerzeit bei den EU-Rechtsstreits mit Intel und Microsoft passiert).