Noch auszuwerten sind die Benchmarks von Comet Lake-H gegen Ryzen 4000H, welche verschiedene Hardwaretest-Webseiten letzte Woche kredenzt hatten. Getestet wurde dabei Intel-seitig primär der "kleine" Achtkerner Core i7-10875H – was eine durchaus vernünftige Wahl darstellt, denn Vergleiche zum großen Achtkerner Core i9-10980HK wären aufgrund dessen (hoher) Preislage und demzufolge seltenem Einsatz nur mittelmäßig interessant gewesen. Getestet wurde dabei vorwiegend gegen AMDs Ryzen 9 4900HS als dem derzeitigen Spitzen-Modell der Ryzen 4000H Serie innerhalb der 35-Watt-Klasse. Inwiefern die genannten Prozessoren preislich überhaupt zusammenpassen, läßt sich allerdings nicht sagen, da sich AMD & Intel bei Preisen für Mobile-Prozessoren üblicherweise nicht in ihre Karten blicken lassen. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, das die TDPs der Test-Prozessoren nicht gleich sind: Der Ryzen 4900HS tritt wie gesagt mit 35 Watt an, Comet Lake-H dagegen generell mit 45 Watt (regelbar bis 65 Watt). Die hierfür benutzten Test-Notebooks von Gigabyte laufen zudem per default gleich mit 52 Watt, bieten allerdings vom Nutzer wählbare Einstellungen von 38 bis 62 Watt an – was die Hardwaretester teilweise auch ausgenutzt haben.
Anwendungs-Performance | Core i9-9980H | Core i9-9980HK | Ryzen 9 4900HS | 10875H @45W | 10875H @52W | 10875H @62W |
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Technik | Coffee Lake, 8C/16T, 2.3/4.8 GHz, 45W | Coffee Lake, 8C/16T, 2.4/5.0 GHz, 45W | Zen 2, 8C/16T, 3.0/4.3 GHz, 35W | Comet Lake, 8C/16T, 2.4/5.3 GHz | ||
ComputerBase (8 Tests) | - | - | 100% | 82% | - | 95% |
Hardwareluxx (6 Tests) | - | - | 100% | - | 94% | - |
Notebookcheck (5 Tests) | 86% | 88% | 100% | - | 91% | - |
TechSpot (12 Tests) | 90% | - | 100% | 91% | - | 96% |
Wie im Notebook-Bereich üblich, gehen die Benchmark-Ergebnisse der einzelnen Hardwaretester etwas auseinander, aber nach Studium mehrerer Tests ist die insgesamte Richtung gut zu erkennen: Der Ryzen 9 4900HS bleibt durchgehend vorn, selbst mit auf 62 Watt hochgeregelter TDP kommt der Core i7-10875H nicht ganz auf dessen Performance. Auf der default-TDP des Core i7-10875H ergeben sich dann schon Performance-Differenzen von ca. 10-20%, auf vergleichbarer TDP (von 35W) dürfte der Core i7-10875H nochmals mehr in die Knie gehen. Das größte Problem Intels ist dabei der geringe Fortschritt gegenüber der vorherigen Core i-9000H Generation, welcher gemäß diesen Benchmarks nur bei ein paar Prozentpunkten liegt – damit ist gegenüber einem Zen-2-basierten Mobile-Prozessor augenscheinlich kein Staat zu machen. Eine Antwort auf die Frage, wie dieser Performance-Wettstreit bei den kleineren Prozessoren der jeweiligen Angebots-Portfolios ausgeht, können diese Benchmarks allerdings nicht ausliefern. Besonders interessant wäre ein Vergleich der Sechskerner, da Intel beim Core i7-10850H (2.7/5.1 GHz) mit einem klar höheren Basetakt als bei den Achtkernern antritt – womit man im Wettstreit mit AMDs Ryzen 5 4600H(S) möglicherweise mehr reißen kann als in diesem Vergleich der Achtkern-Modelle.
Eine Betrachtung der monatlichen Grafikkarten-Verkäufe bei der Mindfactory zeigt interessante Tendenzen auf, welche im laufenden zweiten Quartal vermutlich um so stärker hervortreten dürften. So zeigt sich im Vergleich der monatlichen Zahlen des hauptsächlichen Produktprogramms (ohne Einsteiger-Modelle und Auslauf-Ware), das die Verkäufe zwischen Januar und März vergleichsweise stabil waren, mit natürlich dem beachtbaren Einbruch im Februar. Jener ist gemäß aller Erfahrung aber schlicht saisonal begründet – ergo zeigt sich in diesen Verkaufszahlen gerade des hauptsächlichen Produktprogramms noch überhaupt kein Corona-Effekt. Allenfalls ist ein gewisser Währungseffekt zu sehen, denn im März gehen die Preise der allermeisten Karten um ca. 2% nach oben – was exakt dem Verlauf des Dollar/Euro-Kurses zu diesem Zeitpunkt entspricht (von grob 1,11 Dollar/Euro auf 1,09 Dollar/Euro). Allerdings lag der gesamte Preisanstieg zwischen Januar und März 2020 über alle verkauften Karten hinweg betrachtet mit +9,3% (von durchschnittlich 364,02 Euro auf 398,- Euro) wesentlich höher.
Januar 2020 | Februar 2020 | März 2020 | |
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GeForce RTX 2080 Ti | 495 St. zu Ø 1231,71 Euro | 375 St. zu Ø 1219,64 Euro | 495 St. zu Ø 1252,33 Euro |
GeForce GTX 2080 Super | 855 St. zu Ø 773,57 Euro | 600 St. zu Ø 773,89 Euro | 840 St. zu Ø 783,40 Euro |
GeForce RTX 2070 Super | 2905 St. zu Ø 542,81 Euro | 2415 St. zu Ø 542,30 Euro | 2995 St. zu Ø 550,90 Euro |
GeForce RTX 2060 Super | 1250 St. zu Ø 408,65 Euro | 1000 St. zu Ø 412,72 Euro | 1045 St. zu Ø 429,73 Euro |
GeForce RTX 2060 | 495 St. zu Ø 363,32 Euro | 270 St. zu Ø 343,33 Euro | 370 St. zu Ø 347,45 Euro |
GeForce GTX 1660 Super | 1130 St. zu Ø 245,04 Euro | 940 St. zu Ø 245,70 Euro | 1035 St. zu Ø 257,32 Euro |
GeForce GTX 1660 | 475 St. zu Ø 220,13 Euro | 380 St. zu Ø 221,10 Euro | 490 St. zu Ø 230,50 Euro |
Radeon RX 5700 XT | 2360 St. zu Ø 424,44 Euro | 1770 St. zu Ø 417,33 Euro | 2695 St. zu Ø 422,38 Euro |
Radeon RX 5700 | 1330 St. zu Ø 333,83 Euro | 875 St. zu Ø 332,80 Euro | 1095 St. zu Ø 339,10 Euro |
Radeon RX 5600 XT | 95 St. zu Ø 304,12 Euro | 280 St. zu Ø 305,03 Euro | 340 St. zu Ø 306,26 Euro |
Radeon RX 5500 XT | 395 St. zu Ø 221,34 Euro | 265 St. zu Ø 217,12 Euro | 355 St. zu Ø 219,46 Euro |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory im Q1/2020 |
Die Begründung hierfür liegt in den deutlich stärker zurückgehenden Verkaufszahlen speziell bei der designierten Auslauf-Ware: Im Gegensatz zum kompletten Rest der RTX-Riege verkaufte sich auch die GeForce RTX 2070 im März 2020 deutlich schwächer als im Januar (425 zu 620 Stück). Selbiges passierte dann auch bei AMDs Polaris-Riege: Radeon RX 570, 580 & 590 verkauften sich im Januar zusammen noch 3210mal, im März hingegen nur noch 2045mal. Es gab also schon innerhalb des ersten Quartals 2020 einen deutlichen Trend gegen diese Alt-Modelle – und da jene primär in den niedrigpreisigen Regionen liegen, verschob sich der insgesamte Preisdurchschnitt somit gehörig nach oben. Anders formuliert: Die Absätze der höherpreisigen Karten blieben nahezu konstant, die Absätze der niedrigpreisigen Karten schwanden erheblich – womit die höherpreisigen Karten mehr relatives Gewicht erlangten und der Durchschnittspreis sich somit ganz automatisch erhöhte. Gut läßt sich dies auch am Vergleich der einzelnen Marktsegmente ablesen, in welchen der Verkaufsanteil von LowCost- und Mainstream-Beschleunigern im Januar noch bei 40,3% lag, schon im März aber auf 33,8% gefallen war:
Januar 2020 | Februar 2020 | März 2020 | |
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Enthusiast (>900€) | 495 St. zu Ø 1231,71 Euro | 375 St. zu Ø 1219,64 Euro | 495 St. zu Ø 1252,33 Euro |
HighEnd (500-900€) | 3890 St. zu Ø 595,06 Euro | 3105 St. zu Ø 587,54 Euro | 4015 St. zu Ø 601,00 Euro |
Midrange (250-500€) | 6510 St. zu Ø 389,79 Euro | 4970 St. zu Ø 385,92 Euro | 6245 St. zu Ø 393,91 Euro |
Mainstream (100-250€) | 6150 St. zu Ø 184,47 Euro | 4245 St. zu Ø 188,74 Euro | 4675 St. zu Ø 197,13 Euro |
LowCost (<100€) | 1250 St. zu Ø 60,97 Euro | 965 St. zu Ø 62,23 Euro | 810 St. zu Ø 60,62 Euro |
INSGESAMT | 18335 St. zu Ø 364,02 Euro | 13660 St. zu Ø 370,50 Euro | 16240 St. zu Ø 398,00 Euro |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory im Q1/2020 |
Sofern man jene (schließlich primär über den Rückgang der Polaris-Verkäufe getriebene) Entwicklung weiter fortschreiben will, kann man dann sogar schon etwas über den Grafikkarten-Markt im laufenden zweiten Quartal erfahren: In diesem dürfte insbesondere AMD durchaus unter Druck geraten, denn die zurückgehenden Polaris-Absätze werden aufgrund der allgemein als zu hoch angesehenen Preislagen von Radeon RX 5500 XT sowie 5600 XT derzeit nicht durch diese beiden neuen Navi-basierten Beschleuniger abgefangen. AMD ist an dieser Stelle somit aufgefordert, endlich ein sinniges (Navi-basiertes) Angebotsportfolio unterhalb von Radeon RX 5700 & 5700 XT aufzubauen – ansonsten gibt man dieses Marktsegment zu großen Teilen an nVidia ab, welche hier vielleicht auch keine Bäume ausreißen, aber zumindest für jeden Preispunkt eine passende Lösung aufbieten. Die derzeit noch verkauften Polaris-basierten Beschleuniger werden diese Lücke nicht ewig schließen können – dies entspricht auch schon nicht mehr dem bereits für das erste Quartal zu erkennenden Verkaufstrend.