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Hardware- und Nachrichten-Links des 21. September 2016

In unserem Forum wird intensiv über die neuen Informationen zu AMDs Vega-Chips samt der sich daraus ergebenden (nochmals aktualisierten) AMD Grafikchip-Roadmap diskutiert. Ein Störfaktor ist hierbei sicherlich, das die sich ergebende Roadmap in Teilen keinen größeren Sinn macht – andererseits muß man hierbei immer den Punkt einkalkulieren, daß dies bei Vorab-Informationen zu später erscheinender Hardware gar nicht einmal so selten ist, sich der Sinn der jeweiligen Herstellerstrategie meist eher erst kurz vor dem Launch (und manchmal gar erst danach) erschließt. Das, was jetzt zu dieser AMD-Roadmap noch nicht verstanden wird, könnte sich also durch später hinzukommende Informationen besser erklären lassen. Dazu zählt unter anderem der Ersatz von Polaris 10 durch Vega 11 als auch der Ersatz von Vega 10 durch Vega 20 – wobei "Ersatz" hierbei ein weitgefasstes Wort ist, darunter kann man schließlich auch eine neue Lösung mit mehr Performance nur für denselben Preisbereich sehen. Denn ein 1:1-Ersatz zu gleichen Hardware-Daten und gleicher Performance wäre in der Tat kurios – was AMD allerdings in der Vergangenheit durchaus schon einmal so getan hat (Tahiti -> Tonga).

Als weiteren Knackpunkt ist die (angebliche) 7nm-Fertigung von Vega 20 bereits im Jahr 2018 zu sehen – ob dies überhaupt realisierbar sein wird, bliebe streng abzuwarten. Gemäß der üblichen Verzögerungen bei der Auflage von neuen Fertigungsverfahren kann daraus dann durchaus erst das Jahr 2019 werden – womit AMD im Jahr 2018 keinen neuen Grafikchip in der Roadmap stehen hätte. Und letztlich bedarf auch die Rohleistungsangabe von 12 TFlops SinglePrecision für Vega 10 noch einer genaueren Erklärung, denn bei 64 Shader-Clustern (und angenommen wie bisher 64 Shader-Einheiten pro Shader-Cluster) würde dies einen Chiptakt von satten 1465 MHz ergeben – wovon AMD bei seinen Polaris-Chips weit entfernt ist. Mögliche Auflösungen hierzu wären die Verwendung der (taktfreudigeren) 16nm-Fertigung von TSMC, ein anderen Aufbau der Shader-Cluster bei Vega 10 (AMD besitzt ein Patent für variable SIMD-Units innerhalb eines Shader-Clusters) – oder am Ende gar die Möglichkeit einer reinen Zielangabe bei der Rechenleistung, welche aber in der Praxis dann gar nicht erreicht wird. Es wird in jedem Fall spannend werden, ob AMD aus dieser Ansetzung heraus wirklich 12 TFlops SinglePrecision-Rechenleistung aus Vega 10 herausziehen kann – damit steht und fällt schließlich auch, ob Vega 10 wirklich in Konkurrenz zur GeForce GTX 1080 (oder nur zur GeForce GTX 1070) gehen kann.

Als wäre dies alles nicht genug, kommt über eine weitere Meldung zum Thema seitens Videocardz eine neue Unsicherheit hinzu: Abweichend von der ersten Meldung werden in der zweiten Meldung andere Releasedaten zu Vega 10 genannt: Die SingleChip-Variante nicht mehr im ersten Quartal 2017, sondern im ersten Halbjahr 2017, die DualChip-Variante dagegen nicht mehr im zweiten Quartal 2017, sondern im zweiten Halbjahr 2017. Dies ergibt insbesondere in letzterem Fall dann doch einen erheblichen Unterschied – was hier richtig ist, bleibt vorerst unklar, tendentiell dürfte eher die zweite Meldung (sicherlich mehr in Ruhe geschrieben) stimmen. In jedem Fall wird mit dem zeitlichen Verlauf nunmehr klar offensichtlich, das sich AMD für das HighEnd/Enthusiasten-Segment im Jahr 2017 wirklich nur auf Vega 10 konzentriert – das HighEnd-Segment wird mit der SingleChip-Variante angegriffen, das Enthusiasten-Segment mit der DualChip-Variante. Letztere dürfte in gewissem Sinne ein produktpolitisches Feigenblatt sein: Man bietet etwas an, kann auch sicherlich bei der reinen Performance überzeugen – nur die Marktchancen sind mau, weil DualChip-Lösungen bei Verfügbarkeit gleich schneller SingleChip-Lösungen immer schon sinnlos waren. Damit konzentriert sich AMD – wie in den Jahren zuvor mit Ausnahme der Fiji-basierten Grafikkarten – wieder ganz auf das HighEnd-Segment, und läßt das Enthusiasten-Segment dafür faktisch links liegen.

The Motley Fool reden anhand eines Intel-Dokuments darüber, das die Kaby-Lake-Ablösung "Coffee Lake" von der CPU-Architektur her bereits auf dem Stand von "Cannon Lake" wäre – nur eben noch unter der 14nm-Fertigung gefertigt, während Cannon Lake wie bekannt Intels erste 10nm-Generation darstellen wird. Über jene These kann man sicherlich streiten, nur die von Motley Fool hierzu herangezogene Grundlage gibt dies leider nicht her: Ein Intel-Dokument, welches die S- und H-Varianten von Cannon Lake und Coffee Lake in dieselbe Zeile schreibt ("S" = Notebook-Modelle bis 45W TDP, "H" = Desktop-Modelle bis 95W TDP), zegt damit nicht zwingend auf eine gleiche Architektur. Vielmehr sagt diese Zeile im konkreten Fall nur aus, das Cannon Lake (wie bekannt) nicht mehr in den S- und H-Varianten antreten wird, sondern diese Varianten eben durch Coffee Lake komplett ersetzt werden. Sicherlich könnte Coffee Lake von der CPU-Architektur her gleich zu Cannon Lake sein – genauso gut könnte Coffee Lake aber auch einfach nur auf Kaby Lake und damit Skylake basieren. Coffee Lake wird sein Geschäft sowieso schon über die erstmals seit langer Zeit bei Intel wieder erhöhte Anzahl an CPU-Rechenkernen im Consumer-Segment machen, Intel muß hierfür nicht zwingend die Cannon-Lake-Architektur vorwegnehmen.

In einem Interview mit der PCWorld ist Intel etwas abgerückt vom Rückzug aus dem Chip-Markt für Smartphones: Man will in dieser Frage schlicht mehr intern arbeiten – und weniger öffentlich reden. Dies könnte man dahingehend deuten, das Intel im Hintergrund dennoch noch weiter darüber nachdenkt, wie man in diesen Markt zurückkommt. Ob dies allerdings irgendwann zu greifbaren Ergebnissen führt, steht noch auf einem ganz anderen Blatt – immerhin ist dieser Markt inzwischen klar zwischen ARM-Derivaten und Apple aufgeteilt, ergibt sich da kein automatischer Ansatzpunkt für Intel. Der Prozessoren-Entwickler ist hierbei in der gleichen mißlichen Lage wie Microsoft bei den Betriebssystemen für Smartphones: Der Markt hat sich nunmehr gesetzt, neue Anbieter müssten entweder technologisch Sensationelles oder aber besonders wirtschaftliche Angebote aufbieten, um wahrgenommen zu werden – wobei gerade letzteres eher unwahrscheinlich ist bei Hochpreisfirmen wie Intel und Microsoft. Nur völlig neue technische Entwicklungen könnten Intel und Microsoft wieder in diesen Markt zurückbringen – aber diese passieren eher per Zufall und zudem meist nur in größeren zeitlichen Abständen.