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Hardware- und Nachrichten-Links des 22. September 2016

Mit der gestrigen (zweiten) Meldungen zu AMDs Vega-Chips haben sich Videocardz insgesamt wohl näher an der eigentlichen Quellenlage bewegt, was teilweise neue Betrachtungsweisen ergibt. Insbesondere die von Videocardz hierzu offerierte (eigenerstellte) Server-GPU-Roadmap sagt einiges über AMDs eigentliche Planungen mit den zur Verfügung stehenden Grafikchips aus. So bleibt im HPC-Bereich – dort, wo es auf DoublePrecision-Fähigkeiten ankommt – auch im Jahr 2017 weiterhin der Hawaii-Chip von Radeon R9 390 & 390X mit seiner DP-Rate von 1:2 aktiv, da alle neueren AMD-Grafikchips nur über sehr eingeschränkte DoublePrecision-Fähigkeiten verfügen (DP-Rate 1:16 bei Fiji bis Polaris). Erst mit Vega 20 wird der Hawaii-Chip dann im Jahr 2018 von dieser Aufgabe abgelöst werden – und Videocardz vermelden zum Vega-20-Chip auch eine passende DP-Rate von 1:2. Hier liegt also der große Unterschied zwischen Vega 10 und Vega 20: Ersterer ist ein klassischer Consumer-Chip, letzterer bekommt hingegen alle Profi-Features ab – darunter dann eben auch eine DP-Rate von 1:2, sowie PCI Express 4.0 und eine eigene Interconnect-Technologie namens xGMI als Alternative zu nVidias NVLink.

Gleichfalls macht diese Server-Roadmap aber auch klar, wohin die Reise bei AMDs Navi-Chips gehen soll. Navi 10 & 11 werden wohl ebenfalls keine für das HPC-Segment ausreichende DP-Rate bieten, sind also wie Vega 10 & 11 eher denn Consumer-Chips (natürlich immer mit teilweisem Zweitnutzen im Profi-Segment). Auch die gleich mit notierte DualChip-Variante "Navi 10x2" deutet an, das AMD hierbei – wie schon bei Vega 10 – mit dem SingleChip-Modell nicht an die absolute Leistungsspitze geht, sondern augenscheinlich nur bis ins HighEnd-Segment. Damit ergibt sich hieraus eine sichtbare Strategie, wenn zwei hintereinanderliegende Grafikchip-Generationen denselben Ansatz verfolgen, Enthusiasten-Performance nur noch mittels DualChip-Lösungen zu bieten. Augenscheinlich hat man sich bei AMD bewußt dafür entschieden, den mit der Radeon R9 Fury X eigentlich aufgenommenen Angriff auf die absolute Performancespitze wieder aufzugeben, und dafür lieber Grafikchips für Marktsegmente aufzulegen, wo es (deutlich) mehr Käufer gibt als bei 1000-Dollar-Boliden.

Dies mag für die Enthusiasten-Szene etwas enttäuschend sein, ist aber verständlich angesichts der eingeschränkten Ressourcen von AMD und der grundsätzlichen Ausgangslage, das AMD derzeit in erster Linie Marktanteile und Einnahmen braucht – was beides kaum im Enthusiasten-Segment zu holen ist. Allerdings holt sich AMD mit dieser Entscheidung auch die Problematik ins Haus, ausgerechnet jetzt wieder verstärkt auf MultiChip-Konstrukte als sogar Teil des regulären Produktprogramms zu setzen. Ohne diese Entscheidung AMDs hätte man schließlich SLI & CrossFire auf einem aussterbenden Ast gesehen, da der Support der Spieleentwickler doch merkbar nachgelassen hat und es mit DirectX 12 noch komplizierter (für die Spieleentwickler) wird, diese MultiChip-Technologien zu unterstützen. Mit der Entscheidung zugunsten von DualChip-Grafikkarten als Teil des regulären Produktprogramms sollte AMD natürlich dann auch mehr Kräfte in die Zusammenarbeit mit den Spieleentwicklern zugunsten eines (allseits) funktionierenden CrossFire-Supports legen – ansonsten würden die entsprechenden DualChip-Grafikkarten gleich als "dead on arrival" gelten müssen.

Seitens The Motley Fool (und von dort ausgehend aufgenommen von anderen Webseiten) spekuliert man über die Streichung zukünftiger Iris-Pro-Grafiklösungen bei Intel. Die hierzu herangezogene Begründung ist allerdings arg wackelig: Im kommenden Kaby-Lake-Portfolio ist sicherlich keine GT4e-Grafiklösung mehr vorgesehen – aber GT4e war sowieso ein bislang einmaliger Sonderweg von Skylake und stellt keine Bedingung für Iris Pro dar. Dafür reicht eine GT3e-Grafiklösung (noch dazu wo Verkaufsnamen frei gewählt werden können), welche eben auch bei Kaby Lake noch vorgesehen ist. Sicherlich könnte Intel sein iGPU-Engagement überdenken, jetzt wo die integrierten Grafiklösungen (selbst als einfache GT2-Lösung) inzwischen die Hälfte des Prozessoren-Dies wegnehmen und zudem zur Benutzung von immer schnelleren Speichersorten zwingen. Der Markterfolg der GT3- und GT4-Grafiklösungen dürfte zudem marginal sein bzw. nicht auf echter Nachfrage seitens der Endkunden basieren, sondern wenn dann nur auf dem Endkunden offerierten Komplettsystemen. Die allerwenigsten Anwender dürften wohl wirklich auf eine hochwertige GT3- oder GT4-Grafiklösung bestehen, meistens reicht für einfache Anwenderbedürfnisse dann doch eine GT2-Grafiklösung aus. Eventuell geht inzwischen auch Intel auf, wieviel Chipfläche man (unnötig) mit seinen iGPUs verballert – und daher ist eine gewisse Korrektur dieser Strategie durchaus möglich, läßt sich aus den vom Motley Fool genannten Argumenten jedoch noch nicht zwingend herauslesen.

Aus dem Forum der PC Games Hardware kommt ein Test zur Anbindung von M.2-SSDs. Jene werden logischerweise mit PCI Express verbunden, neuere M.2-SSDs können dann mit bis zu vier Lanes PCI Express 3.0 umgehen, was theoretisch (maximal) bis zu 4 GB/sec ergeben könnte – und damit deutlich mehr als bei SATA III möglich ist (praktisch bestenfalls ~550 MB/sec). Allerdings konnte der Test nachweisen, das es einen erheblichen Unterschied ausmacht, ob man die M.2-SSD an die PCI-Express-Ports des Mainboard-Chipsatzes anhängt – oder an die PCI-Express-Ports der CPU selber. Obwohl es sich nominell um dieselbe Anbindung handelt, fließen im letzteren Fall die Daten nicht zuerst durch den Mainboard-Chipsatz (und müssen sich dort auch teilweise Bandbreite mit anderen Anwendungen teilen), sondern eben gleich direkt zur CPU. In der Folge dieser Maßnahme hoben einige Performancemessungen regelrecht ab: Insbesondere die 4K-Schreibleistung verdreifachte sich, die Zugriffszeit beim Datenschreiben fiel sogar auf ein Viertel. Leider läßt sich die Anbindung einer SSD direkt an die CPU auf normalen Consumer-Systemen nur unter Verlust von PCI Express Lanes realisieren, die eigentlich für die Grafikkarte gedacht sind. Abhilfe bringen hier nur Systeme, wo die CPU mehr als 16 PCI Express Lanes hat – wie bei Intels E-Plattformen und aber auch AMDs Zen-basierten Summit-Ridge-Prozessoren.

Shortcuts: Die PC Games Hardware berichtet über bislang inoffizielle, aber mit den letzten AMD-Treibern funktionierende VSR-Fähigkeiten auf Polaris-Hardware – welche nun auch VSR bei Monitoren größer als 2560x1440 unterstützt. Bislang sind diese Fähigkeiten wie gesagt noch nicht offiziell, AMD arbeitet da womöglich noch dran und wird selbiges hoffentlich in Bälde mit einem neuen Treiber (samt entsprechenden Erklärungen) offiziell machen. Der Planet 3DNow! berichtet hingegen von ersten schon in Deutschland verfügbaren Komplett-PCs seitens HP mit Bristol-Ridge-APUs. Dies macht es um so dringender, das jene APUs endlich einmal richtig breit durchgetestet werden – was natürlich am besten im Zuge eines klassischen Retail-Launches zu bewerbstelligen wäre, welchen AMD aber bislang zum Carrizo-basierten Bristol Ridge noch nicht angesetzt hat. Dies ist um so mehr schade, als daß die ersten Bristol-Ridge-Ergebnisse vernünftig bis gut aussehen und sich daher ein Vergleich gegen Intels aktuelle Core-i3-Angebote zur Ermittlung der besten Mainstream-Lösung geradezu aufdrängt.