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Hardware- und Nachrichten-Links des 28. August 2014

Im Fall der gefälschten nVidia-Grafikkarten hat man bei Heise weitere Händler-Listungen entdeckt, welche mit derselben Artikelnummer wie die gefälschte GeForce GTX 660 im europäischen Ausland angeboten werden. In einigen Fällen wird dabei wieder "Point of View" als Hersteller genannt – was den Druck auf den Hersteller, sich ordentlich zu erklären, eigentlich erhöhen sollte. Leider versucht es Point of View derzeit immer noch auf die autoritäre Art und hat von Heise unter Androhung rechtlicher Schritte gefordert, nicht mehr in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden. Eine souveräne Krisenbewältigung sieht sicherlich anders aus, selbst wenn man sich derzeit noch nicht sicher sein kann, in wie weit Point of View tatsächlich Verantwortung in diesen Fall trägt. Normalerweise müsste man sich als großer Hersteller aus jeglichen halbseidenen Geschäften heraushalten, da ansonsten gewaltiger Ärger mit den (nur zwei vorhandenen) Grafikchip-Entwicklern droht, auf welche man letztlich angewiesen ist. Insofern würde es überraschen, wenn man sich bei Point of View bewußt dafür entschlossen hätte, an dieser Räuberposse mitzuwirken – aber auszuschließen ist in dieser Angelegenheit inzwischen gar nichts mehr.

Nach Fudzilla wird Intels 2015er Prozessoren-Architektur "Skylake" angeblich sogar DirectX-12-Support in seiner Grafiklösung anbieten. Wie Fudzilla allerdings schon richtig anmerken, ist damit aber nicht klar, ob nur die Software-, sondern auch die potentiellen Hardware-Features von DirectX 12 gemeint sind. DirectX 12 in Software bei Skylake dürfte schließlich automatisch gegeben sein, nachdem bereits Haswell prinzipiell dazu in der Lage ist (wird von Intel aber wohl nur für Iris-Grafiklösungen freigeschaltet). Theoretisch könnte sich Intel zwar durchaus zu DirectX 12 in Hardware bei Skylake aufschwingen, nachdem Haswell bereits DirectX 11.1 beherrscht und der DirectX-Support von Broadwell kürzlich auf DirectX 11.2 verbessert wurde – andererseits sind CPU-Entwicklungen bei Intel sehr langfristig angelegt, dürfte das finale Skylake-Design längst in trockenen Tüchern sein. Für das eher kurzfristig angekündigte DirectX 12 dürfte es zu spät gewesen sein, um jenes noch in das Skylake-Design zu integrierten. Aber dies alles geht natürlich davon aus, daß DirectX 12 überhaupt echte Hardware-Features mit sich bringt – was dato immer noch unsicher und in jedem Fall nicht genauer spezifiziert ist.

Laut der DigiTimes hat Intel im ersten Halbjahr 2014 weniger als 15 Millionen Tablet-Prozessoren verkauft – und will die eigene Zielvorgabe von 40 Millionen Stück im Jahr 2014 dadurch erreichen, daß man im zweiten Halbjahr nun eben 25 Millionen Stück verkauft. Angesichts dessen, daß man preislich schon auf Midrange-Niveau (für richtig schnelle SoCs) heruntergegangen ist und zuzüglich weiterer Werbekosten-Zuschüsse inzwischen Milliarden Dollar in diesem Markt versenkt hat, ist dies überaus ambitioniert – gerade weil der Tablet-Markt dieses Jahr eher nur in Richtung 5-10% wachsen wird, womit ein automatisches Stückzahlen-Wachstum im Sog eines nach oben gehenden Markts nicht passieren wird. Intels eigentlich für dieses Jahr geplanten 14nm-SoCs werden dem Chipentwickler schmerzlich fehlen, aber letztere kommen nun sogar erst im Sommer 2015. Trotzdem dürfte Intel sicherlich eine Zahl von mehr als 30 Millionen verkaufter Tablet-Prozessoren im Jahr 2014 erreichen, was eine gewisse Duftnote in diesem grob 200 Millionen Stück pro Jahr großen Markt setzt und die Basis für neue Angriffe im Jahr 2015 stellt.

Nur Geld verdient Intel derzeit in diesem Marktsegment eben nicht – es werden vielmehr unter dem Verlust von Abermilliarden Dollar allein Marktanteile errungen in einem Markt, welcher sich vermutlich schon in einigen Jahren vorwiegend im (wenig margenträchtigen) LowPrice-Segment abspielen wird. Intel kann nur darauf hoffen, irgendwann einmal über die überlegene Fertigungstechnologie dort Gewinne zu machen, wo sich die anderen Anbieter beim Selbstkostenpreis abmühen. Die bei Intel selbstverständlichen Gewinnmargen des PC-Geschäfts erscheinen für das Tablet-Segment jedoch als unerreichbar – denn jene PC-Margen werden schließlich allein über die weitgehende Ausschaltung der Konkurrenz erzielt, wovon Intel im Tablet-Markt noch überaus weit entfernt ist. Andererseits hatte Intel wohl gar keine andere Wahl, als in dieses Segment zu gehen – denn das PC-Segment ist zwar weiterhin margenstark und scheint sich inzwischen auch von den Stückzahlen her gefangen zu haben, aber die Bedeutungsschwerpunkte der Konsumenten haben sich nun einmal nachhaltig weg vom klassischen PC hin zu Smartphones und Tablets verschoben. Wollte Intel diese Märkte auslassen, würde dies einen langfristig erheblichen Bedeutungsverlust ausmachen – was sich Intel als führende IT-Firma einfach nicht leisten kann.

Gemäß WinFuture sind verschiedenen PC-Hersteller schon so fixiert auf das kommende Windows 9, das man jenes bereits fest für das Jahresende 2014 erwartete – und nun darüber enttäuscht ist, daß vor dem Frühjahr 2015 wohl nicht passiert (wobei sich dies locker und leicht noch auf den Sommer oder Herbst 2015 verschieben kann). Wahrscheinlich dürfte hier mitschwingen, daß es endlich in die Entscheiderebenen vorgedrungen ist, was für ein Verkaufsbremser Windows 8 wirklich ist – und daß es nach dem Verkaufsende von Windows 7 immer schwieriger wird, dieses Problem irgendwie zu übertünchen (Anmerkung: nicht gegen Windows-8-Fans gerichtet, dies soll nur eine Beschreibung der Marktsituation sein). Weil die PC-Hersteller mit dem geplanten Windows-9-Launch im Frühling nicht warm werden – ausgerechnet zum Beginn der Saure-Gurken-Zeit – denkt man über Behelfslösungen wie PCs mit Windows-9-Gutschein zur späteren Umrüstung oder aber sogar PCs mit installierter Beta-Version von Windows 9 nach. Ob Microsoft da mitspielt, bleibt abzuwarten – insbesondere letztere Idee dürfte kaum dem Microsoft-Anspruch gerecht werden, zudem sind Beta-Versionen oftmals auch funktionell ungeeignet für Produktiv-Umgebungen.