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Hardware- und Nachrichten-Links des 3. Dezember 2020

Weite Beachtung finden derzeit die von Twitterer Apisak erspähten Geekbench-Werte zu einem Rocket-Lake-Prozessor. Hierbei kam ein unbenanntes Achtkern-Modell (mit HyperThreading) zum Einsatz, welches in der Spitze (reale) Taktraten von 4.98 GHz aufzeigte. Ergo handelt es sich mutmaßlich nicht um den Core i9-11900K, welcher bei Spitzen-Taktraten oberhalb von 5 GHz erwartet wird, sondern eher um den Core i7-11700K, welcher gegenüber dem Spitzenmodell jedoch nur gewisse Taktraten-Abspeckungen tragen soll. Das besagte Geekbench-Resultat zeigt dann den RKL-Achtkerner beim SingleCore-Ergebnis auf Augenhöhe mit einem Ryzen 7 5800X (technisch wahrscheinlich eher die "Singlethread-Leistung"), die MultiCore-Performance liegt hingegen um ca. −6% zurück. Hier könnten dann TDP-Limitierungen einsetzen, da Rocket Lake zwar leistungsfähig, aber auch (durch die nochmalige Verwendung der 14nm-Fertigung) einigermaßen stromfressend ausfallen soll. Das eigentliche Augenmerk verdient natürlich das SingleCore-Ergebnis auf Augenhöhe zu Zen 3, womit Intel recht fix in dieser neuen Paradedisziplin von AMD den Anschluß wiedergefunden hätte.

Technik GB5 SC GB5 MC Quelle
Ryzen 7 5800X AMD Zen 3, 8C/16T, 3.8/4.7 GHz 1661 10367 offizieller Geekbench-Wert
Rocket Lake 8C Intel RKL, 8C/16T 1645 9783 Apisak @ Twitter
Core i7-10700K Intel CML, 8C/16T, 3.8/5.1 GHz 1351 8991 offizieller Geekbench-Wert

Allerdings reicht es trotz der Ice-Lake-Gene in "Rocket Lake" für Intel augenscheinlich auch nicht aus, um eine höhere Singlethread-Leistung als AMD zu erzielen – man kommt eben "nur" auf Augenhöhe zu Zen 3 heraus. Dies dürfte kaum ausreichen, um AMD ernsthaft unter Druck zu setzen, AMD kennt schließlich dieses Spiel zu genüge: Als der Zurückliegende reicht es üblicherweise nicht aus, nur irgendwie Gleichwertigkeit herzustellen, eigentlich muß man am bisherigen Erstplazierten auch wirklich vorbeiziehen. Natürlich bleibt abzuwarten, was der etwas taktstärkere Core i9-11900K hieran noch verbessern kann. Zudem gilt, dass Intel immer noch die geschäftsträchtigen Verbindungen zu den großen OEM-Herstellern hält, jenen mittels "Rocket Lake" dann mal wieder etwas interessantes neues bieten kann – und selbiges dann auch tatsächlich in großen Stückzahlen liefern können wird. AMD dürfte über die aktuelle Phase der Lieferschwäche durchaus ein gewisses Fenster verpassen, wo man mit den OEMs eventuell hätte stärker ins Geschäft kommen können.

Die von Ingebor @ Reddit präsentierten CPU-Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory für den November 2020 zeigen einen deutlichen Einfluß des Zen-3-Launches in Form von stark anziehenden Verkaufszahlen sowie eines wiederum nach oben gehenden AMD-Marktanteils. Jener kommt derzeit auf 84% (und damit nur 16% für Intel) heraus, was zwar etwas unterhalb der im Frühjahr aufgestellten Rekordwerte rangiert, aber angesichts der enormen Stückzahlen-Zunahme sicherlich verschmerzbar für AMD sein wird. Der beachtenswerteste Punkt dieser Zahlen liegt dann sogar im starken Anziehen der CPU-Durchschnittspreise bei AMD auf inzwischen nahezu das Intel-Niveau. Leider ist dies primär ein Effekt von überzogenen Preisen für Ryzen 5000 und inzwischen auch Ryzen 3000 Prozessoren, bei guter Lieferbarkeit dürfte der durchschnittliche Verkaufspreis von AMD-Prozessoren somit wieder etwas zurückgehen.

Mindfactory CPU-Absatz Stückzahlen-Verteilung Umsatz-Verteilung
Januar 2020 ~26040 Stück 85% vs. 15% 82% vs. 18%
Februar 2020 ~20740 Stück 87% vs. 13% 83% vs. 17%
März 2020 ~24390 Stück 88% vs. 12% 85% vs. 15%
April 2020 ~33280 Stück 91% vs. 9% 86% vs. 14%
Mai 2020 ~28710 Stück 89% vs. 11% 85% vs. 15%
Juni 2020 ~25130 Stück 87% vs. 13% 83% vs. 17%
Juli 2020 ~24850 Stück 85% vs. 15% 81% vs. 19%
August 2020 ~23940 Stück 84% vs. 16% 81% vs. 19%
September 2020 ~27660 Stück 82% vs. 18% 77% vs. 23%
Oktober 2020 ~25090 Stück 80% vs. 20% 76% vs. 24%
November 2020 ~41800 Stück 84% vs. 16% 84% vs. 16%
basierend auf den Ausführungen von Ingebor @ Reddit zu den CPU-Verkaufszahlen der Mindfactory

Geschäftlich sieht es somit bestmöglich für AMD aus, doch auch Intel konnte trotz zurückgehender Marktanteile bemerkbar besser verkaufen – nur an der Lieferbarkeit muß AMD wie bekannt noch stark arbeiten. AMD hat zwar mit gut 35'000 CPUs im November bei der Mindfactory mehr CPUs verkauft, als AMD & Intel zusammen in jedem einzelnen Monat des Jahres 2020, davon waren allerdings nur knapp 17% Zen-3-Modelle. Das eigentliche Geschäftswachstum ergab sich für AMD ergo aus der höheren Aufmerksamkeit, welche die CPU-Produkte des Unternehmens seit dem Zen-3-Launch genießen – noch nicht so durchschlagend aus den Zen-3-Verkäufen (im Einzelhandel) selber. Eine bessere Lieferbarkeit vorausgesetzt, könnte AMD ergo noch viel besser abschneiden, sowohl bezüglich der Marktanteile als auch des eigenen Geschäftserfolgs. Die schlechte Liefersituation dürfte dabei sogar ungünstige Folgen für die Absicht AMDs haben, wieder besser am OEM-Geschäft zu partizipieren – denn für OEM-Abnehmer sind garantierte Liefermengen augenscheinlich (und verständlicherweise) wichtiger als Preis & Performance.

Bei Phoronix hat man sich in zwei Artikeln mit dem Stand und Performance-Verhalten der Meltdown/Spectre-bezogenen CPU-Patches beschäftigt. Der Artikel zu Ryzen 5000 zeigt ein vergleichsweise zu erwartendes Ergebnis, allenfalls der gewisse Anstieg des mit den CPU-Patches einhergehenden Performance-Verlusts irritiert etwas: Auf einem Ryzen 5 2600X kosten die Meltdown/Spectre-Patches im Schnitt dieser reinen Linux-Benchmarks noch −3,2% an Performance, beim Ryzen 5 3600XT sind es −3,7% und beim Ryzen 5 5600X dann aber schon −6,4%. Deutlich geschlagen wird dies an Seltsamkeit durch die Benchmarks des Artikels zu Tiger Lake, wo zuerst Kaby Lake einen Performance-Verlust von immerhin −10,6% anzeigt, sich dies bei Whiskey Lake (Coffee-Lake-Derivat) auf −7,8% reduziert, bevor es bei Ice Lake dann nur noch −1,3% sein sollen und sich bei Tiger Lake angeblich in einen beachtbaren Zugewinn von immerhin +4,3% umgewandelt haben soll. Aller Vermutung nach ist die Tiger-Lake-Architektur hierfür wahrscheinlich zu modern bzw. hat jene die CPU-Patches gegenüber den diversen CPU-Sicherheitslücken bereits stark nativ adaptiert, womit die Ausschaltung der Patches dann teilweise Performance-negativ wirkt.