8

Hardware- und Nachrichten-Links des 7./8. Februar 2015

Zu nVidias GM200-Chip kommt aus unserem Forum leider die klare Bestätigung von einem informierten Nutzer (um das Posting richtig deuten zu können, muß man den vorherigen Thread verfolgt haben), daß der GM200-Chip keine DoublePrecision-Einheiten tragen wird bzw. daß die DoublePrecision-Leistung deutlich unter dem liegt, was man ansonsten von nVidias Enthusiasten-Chips gewohnt ist. Hierzu gab es mal eine sogar nVidia-basierte Meldung gleichen Inhalts – allein, man konnte dies bisher noch nicht wirklich glauben und wartete daher eine entsprechende Bestätigung ab, welche nunmehr vorliegt. Dies hat Vor- und Nachteile: Für die professionellen Anwender fällt ein Hauptargument weg, AMD könnte hier also – gerade wenn der Fiji-Chip mit 4096 Shader-Einheiten daherkommt – einigen Boden in diesem Marktsegment gutmachen. Im Gamer-Segment hat ein GM200 als reiner Gaming-Chip aber den Vorteil, daß jener sehr viel effizienter in dieser Aufgabe sein kann – was sich insbesondere in den angesetzten Taktraten niederschlagen dürfte.

Wenn man es beispielsweise zwischen GK104 und GK110 vergleicht, dann hat der GK110 zwar 87,5% mehr Shader-Einheiten, aber nur 60,4% mehr Rechenleistung – eben wegen der niedrigeren Taktraten des GK110-Chips. Beim GM200-Chip könnte nVidia durch den Wegfall der DoublePrecision-Einheiten hingegen in der Lage sein, ähnliche Taktraten wie beim GM204-Chip zu bieten und damit die höhere Anzahl an Shader-Einheiten zwischen GM204 (2048 SE) und GM200 (wohl 3072 SE) besser auszunutzen. Mehr Hardware-Einheiten werden durch diese Design-Entscheidung aber leider nicht in den GM200-Chip passen, eine kurze Überschlagsrechnung in unserem Forum auf Basis der bekannten Chipflächen von GM204 & GM206 ergibt, daß ein GM200-Chip ohne jede extra Einheiten für professionelle Zwecke auf 3072 Shader-Einheiten an einem 384 Bit DDR Speicherinterface um die 570mm² Chipfläche belegen sollte – exakt da, wo die bisherigen Schätzungen zur GM200-Chipfläche hingehen. Die 3072 Shader-Einheiten des GM200-Chip sind also schon das Plus, was man durch den Verzicht auf die DoublePrecision-Einheiten gewonnen hat – hätte man letztere doch eingebaut, müssten es weniger Shader-Einheiten (unterhalb von 600mm² Chipfläche) sein.

Ein wenig erstaunlich ist es schon, daß AMD nicht stärker versucht, aus der GTX970-Affäre Kapital zu schlagen. Dabei kann man argumentieren, daß dies vielleicht ein zu tiefes Niveau erreichen könnte – allein, wenn man es nicht übertreibt und im spaßigen bis seriösen Bereich bleibt, sollte sich da eigentlich etwas machen lassen. Es darf halt nicht in einen Bereich abgleiten, wo nVidia wirklich herabgesetzt oder aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird – aber Spott darf sein, für den Anlaß hat nVidia nun mit aller Macht (speziell durch die Verweigerung einer echten Stellungnahme bzw. Nutzer-Kompensation) selber gesorgt. Zudem verhindert der Spott, daß die Marktbeobachter diese Affäre all zu schnell vergessen – und gerade im englishsprachigen Raum, wo das Thema offenbar nur teilweise mit der eigentlich gebührenden Aufmerksamkeit verfolgt wird, sollte man seitens AMD das Feuer ruhig noch einmal anfachen. Das Fixxer-3-Video wurde hierfür augenscheinlich zu früh gedreht, der enthaltene Hinweis auf die "vollen 4 GB Speicher" der Radeon R9 290 Karten nur am Ende als Text hinzugefügt.

AMD könnte aber in diese Richtung weitergehen und eventuell weitere Videos speziell zum Thema der "3,5-GB-Problematik" der GeForce GTX 970 auflegen bzw. bestellen. Im Marketing-Budget sollte so etwas in jedem Fall drin sein – und wenn man nahezu kostenlos kommen will, kann man immer noch Preise für die besten Anti-GTX970-Video und -Memes der Anwender ausloben bzw. entsprechende Galerien zur Verfügung stellen. Für die eher seriös denkenden Anwender könnte man dagegen etwas in die Richtung "Wie haben verstanden" als Video oder Präsentation erstellen – welches ausdrücken soll, daß AMD keine ähnlich komischen Hardware-Beschneidungen wie nVidia bei der GeForce GTX 970 ansetzen wird, daß es mit AMD also keine "3,5-GB-Situation" geben wird. Endscheidender Punkt ist nicht, was man macht, sondern daß man etwas macht – und so viele schöne Gelegenheiten bekommt AMD nun wirklich nicht auf dem Silbertablet präsentiert. Nochmals erstaunlich, daß dies AMD von einer deutschen Enthusiasten-Webseite gesagt werden muß bzw. daß AMD dies nicht schon längst am Rollen hat – dabei denkt man üblicherweise, Amerikaner seien speziell beim Marketing immer so fix, kreativ und vor allem hemmungslos.

Heise berichten ein hochinteressantes Urteil aus den USA zur Konstellation "Copyright vs. Grauimporte": Hierbei ist ein über 11 Jahre dauernder Rechtsstreit zu Ende gegangen, bei welchem darüber entschieden wurde, ob man mittels des Urheberrechts gegen Re-Importe vorgehen kann. Nach mehreren Urteilen in die eine und die andere Richtung scheint es nunmehr endgültig so zu sein, daß das Urheberrecht in den USA nicht als Hebel gegen Re-Importe eingesetzt werden kann. Re-Importe sind damit nicht zwangsweise gestattet, der Hersteller darf gern seine Distributoren mit entsprechenden Verträgen knebeln – aber das Urheberrecht ist hier gegenüber keine Waffe. Letztere Richteraussage bedeutet natürlich nur einen Teilsieg in dieser Frage, welche weitreichende Konsequenzen über viele Branchen hinweg hat: Je stärker ein Hersteller seinen Markt beherrscht, um so einfacher wird es für jene natürlich, seine Distributoren in solcherart Knebelverträge zu zwängen und damit dennoch Re-Importe auszuschließen. Trotzdem ist das Urteil ein gewisser Erfolg, weil sich damit Re-Importe nicht so einfach kriminalisieren lassen, wie dies noch beim Vorwurf des Urheberrechtsverstosses geht.