1

Microsoft veröffentlicht Windows 8 "Release Preview"

Microsoft hat mit dem Windows 8 "Release Preview" die letzte öffentliche Beta-Version des kommenden neuen Betriebssystems zum Download freigegeben (bei der Installation aus einer ISO-Datei heraus wird der Produkt-Key "TK8TP-9JN6P-7X7WW-RFFTV-B7QPF" benötigt). Gefeilt hat Microsoft eher nur an Details – wer nach den bisherigen Vorab- und Beta-Versionen auf echte Veränderungen gehofft hatte, wird wohl enttäuscht werden. Sehr viel Zeit für weitere Veränderungen ist zudem auch nicht mehr vorhanden, da die nächste Version dann schon ein "Release Candidate" sein wird, bei welchen üblicherweise keine neuen Features mehr eingebaut werden, sondern ausschließlich nur noch Bugfixing betrieben wird. Im groben muß man also damit rechnen, daß Windows 8 in der Auslieferungsversion ziemlich exakt so aussehen wird wie das jetzige "Release Preview" – und daß sich vor allem am Bedienkonzept nichts mehr ändern wird.

Ob sich dieses Bedienkonzept dann letztlich durchsetzen kann, ist eine richtig große Frage – Microsoft geht mit Windows 8 ein gewaltiges, seitens Microsoft wahrscheinlich nicht einmal wirklich wahrgenommenes Risiko ein. Windows 8 ist schließlich ein heftiger Stilbruch, welcher da unvermittelt auf den normalen PC-Käufer einprasselt – und im Gegensatz zu von vor zehn Jahren verfügt der normale PC-Käufer inzwischen über einiges an Computererfahrung, welche mit Windows 8 nun aber über Bord geworfen wird. Die grundsätzlich Idee von Microsoft, daß man seinen Käufern eigentlich alles zumuten kann, weil diese (in der Masse) keine größere Computererfahrung hat und sowieso alles neu lernen muß, trifft im Jahr 2012 eben nicht mehr zu: Es wird voraussichtlich mehr als genügend ganz normale PC-Käufer geben, welche Windows 8 wegen seiner Andersartigkeit verfluchen (und nachfolgend ablehnen) werden, weil man gar kein Interesse (und Zeit) hat, sich so grundsätzlich umzugewöhnen.

Hinzu kommt, daß die neue Eingabemethode per Touchscreen noch nicht im Masseneinsatz erprobt ist, alle Vorab-Expertisen jedoch auch nicht von einer Massentauglichkeit im PC-Bereich ausgehen. Die Eingabemethode mag optisch viel hermachen, ist in der Praxis aber viel zu ermüdend, um sie außerhalb einzelner Anwendungsfälle zu benutzen. Ohne der Nutzung der Touchscreen-Eingabemethode ist Windows 8 jedoch ein arg seltsamer Zwitter: Alles ist auf Touchscreen ausgerichtet und die anderen möglichen Eingabemethoden sind nur noch eher lieblos integriert – teilweise sieht es sogar so aus, als wolle Microsoft mit diesem lieblosen Support von Maus & Tastatur einen mit Gewalt zum Touchscreen zwingen. Gleiches trifft auf das Metro-Design zu, welches im eigentlichen nur der optische Bote des App-Gedankens ist: Auch dies wird einem per Windows 8 mit Gewalt aufgedrängt, während der nach wie vor vorhandene Desktop eher lieblos drangeschustert wurde und vor allem durch einige kleine technische Unzulänglichkeiten immer daran erinnert, daß jener ja nur ein Unterprozeß der Metro-Oberfläche ist.

Es wird in jedem Fall hochinteressant, ob Microsoft dieses Produkt wirklich am Markt durchdrücken kann. Normalerweise braucht Microsoft eigentlich immer nur seine Marktmacht benutzen, hinzu kommt in diesem Fall auch noch das Eigeninteresse der PC-Hersteller, welche sich von Windows 8 einen heftigen Schub neu verkaufter PCs & Notebooks erhoffen. Demzufolge wird auf den Konsumenten ab Herbst unwidersprochenes Marketing in Reinform einprasseln, daß Windows 8 natürlich ein Must-Have-Kauf sein solle. Es wäre allerdings zu bezweifeln, daß die normalen Konsumenten mit diesem Windows 8 warm werden können – Touchscreen wird voraussichtlich ein Flop und ohne Touchscreen ist der gesamte Ansatz eher unpassend und vom Bedienkomfort sofort fühlbar schlechter als Windows 7. Unabhängig der enormen Marktmacht von Microsoft rechnen wir mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für den Fall, daß Windows 8 schon wenige Wochen nach Release beim normalen PC-Käufer glatt unten durch ist und demzufolge ein Mega-Flop werden kann. Dies muß nicht passieren, die Chance auf einen Erfolg ist nach wie vor deutlich größer als die auf einen Flop – aber nie hatte Microsoft ein höheres Risiko als bei Windows 8.