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News des 11. März 2022

WCCF-Mitarbeiter Hassan Mujtaba weist bei Twitter auf zwei interessante AMD-Folien hin, mittels welchem AMD gegen Intels Mobile-Prozessoren schiesst. Sofern es die Hersteller dabei nicht übertreiben, kann so etwas durchaus amüsant ausfallen – und manchmal ergibt sich sogar die Situation, dass ein Hersteller auf einen tatsächlich beachbaren Punkt hinweist. So streicht AMD mit seinen Folien heraus, dass Intels Performance-Höhe der neuen, Alder-Lake-basierten Mobile-Prozessoren sehr wohl über höhere Stromverbrauchswerte erzielt wird. AMDs Angaben hierzu sind in der Höhe übertrieben (angeblich 35 gegen 110 Watt, real ist die Differenz deutlich niedriger), aber ganz ohne Mehrverbrauch bekommen die Intel-Prozessoren ihre Mehrperformance nun doch nicht hin – wie auch Notebookcheck kürzlich herausstellte.

Desweiteren zieht sich AMD am Umstand hoch, dass Intels Mobile-Prozessoren für tatsächliche "Niedrig-Watt-Bereiche" (bis 15 Watt) gegenüber den größeren Mobile-Modellen technisch deutlich abgespeckt sind: Dort gibt es dann nicht mehr bis zu 6 Performance-Kerne, sondern nur noch 2 Performance-Kerne (zuzüglich von bis zu 8 Effizienz-Kernen). AMD hingegen bekommt es nach wie vor hin, selbst ausgewachsene Achtkerner auch für den Bereich von nur 15 Watt TDP aufzustellen – und dies mit durchaus guten und keineswegs stark abfallenden Performance-Ergebnissen. Allerdings wäre hierzu durchaus mal mittels ernsthaften Tests zu ermitteln, wie gut sich die neuen ultramobilen Intel-Prozessoren wirklich schlagen, auf niedrigen Watt-Stufen dürften die Effizienz-Kerne ihre Chance haben. Im generellen sind die AMD-Einwände jedoch nicht verkehrt bzw. greift AMD dort an, wo durchaus eine Schwachstelle bei Intel zu sehen ist.

Jene liegt schlicht in den vergleichsweise hochgezogenen Wattagen bei den jüngsten Mobile-Prozessoren von Intel. Die Zeiten, wo Intel stolz auf erstklassige Ultramobile-Prozessoren zu TDPs von 15-18 Watt war, scheinen deutlich vorbei zu sein – heuer promotet Intel eher Mobile-Prozessoren der Watt-Klasse von 45 Watt und mehr, welche dann in der Praxis (je nach Notebook) bis zu 110 Watt nur für die CPU verbraten dürfen. Dabei erstaunt ein wenig, dass dies medial bislang kaum ein großes Thema war. Denn die hochgezüchten Boliden der H-Klasse mögen zwar tolle Benchmark-Werte liefern, gehen aber letztlich nur in eine kleine Nische. Der Großteil der Notebook-Käufer sucht eher nach laufruhigen und gewichtsarmen Geräten – was sich mit hohen Wattagen und dazu passenden Kühlkonstruktionen sowie größeren Akkus deutlich beißt. Leider werden Tests zu den wirklich oft verbauten Mobile-Prozessoren der Watt-Klassen 15-28 Watt wohl erst verspätet und vereinzelt eintreffen, die mediale Schlacht wird hingegen auf Basis der (selten verbauten) Spitzen-Modelle geschlagen.

VideoCardz @ Twitter sowie auch (Hardwareluxx-Mitarbeiter) Andreas Schilling @ Twitter berichten über Fälle von aufzulösenden Crytomining-Systeme. Deren Wirtschaftlichkeits-Kalkulation geht inzwischen wohl negativ aus bzw. dauert es zu lange, um überhaupt die Investitionssumme wieder hereinzubekommen – womit ein Verkauf der Systeme erwogen wird. Natürlich machen diese Einzelfälle für das gesamte Bild noch keinen Unterschied, allerdings kann man hier durchaus den Anfang eines Stimmungs-Umschwungs herauslesen. Die Anreize, jetzt noch in Cryptomining zu investieren, nehmen in jedem Fall rapide ab. Dies nimmt die Cryptominer immer mehr aus dem Grafikkarten-Markt heraus – womit dieser langsam, aber stetig wieder in die Hände der eigentlichen Grafikkarten-Käufer überführt wird.

Die immer noch zu hohen Grafikkarten-Preise fallen damit allerdings nicht umgehend in sich zusammen, trotz dass die Lieferbarkeit zumindest in Mitteleuropa nun wirklich kein Thema mehr darstellt. Doch Grafikkarten-Hersteller, Distributoren und Einzelhändler haben sich in den vergangenen anderthalb Jahren gut auf den hohen Grafikkarten-Preisen eingerichtet – und natürlich auch kein Eigeninteresse daran, die Margen-trächtigen Preisübertreibungen alsbald zu beenden. Dies funktioniert letztlich nur über pure marktwirtschaftliche Logik: Die Angebotsmenge muß größer als die Bedarfsmenge sein – denn dann wird der vorhandene preisliche Spielraum von der Lieferkette zum Preiskampf genutzt. Je nach Höhe der preislichen Übertreibung kann dies einige Zeit in Anspruch nehmen, denn der tägliche Preiskampf wird üblicherweise nur um wenige Euro geführt.

Aktuell sieht es allerdings gut aus auf dieser Schiene: Die zum letzten Sonntag notierten Grafikkarten-Preise werden derzeit schon wieder um grob 5% unterboten. Derzeit scheint tatsächlich die Situation zu existieren, dass mehr zum Einzelhandel geliefert wird, als dass jener verkauft – denn die aktuelle Phase der Preissenkungen läuft wie bekannt ungebrochen schon seit letztem Dezember. Hier dürfte von Anfang an ein nachlassender Bedarf der Cryptominer eine große Rolle gespielt haben, die aktuellen Tendenzen zur Auflösung von Cryptomining-Systemen werden dies nur weiter befeuern. Für den Augenblick sieht es also ganz danach aus, als könnte im Sommer tatsächlich eine Preis-Situation nahe der Listenpreise erreicht werden. Ob die Grafikkarten-Preise gänzlich die Listenpreise erreichen, kann allerdings nicht beschworen werden: Für einige Grafikkarten ist dies aufgrund des zu niedrig angesetzten Listenpreises gar nicht so einfach machbar.

Und zudem gilt auch, dass wirklich freundliche Grafikkarten-Preise (weniger als 10% Aufschlag zum Listenpreis) sehr wohl einigen bislang zurückgeschobenen Bedarf wieder wecken könnten. Letztlich ist dies ja auch der tiefere Sinn hinter den Preissenkungen: Je günstiger es wird, um so mehr Bedarf wird geweckt – und um so stärker nähert sich der insgesamte Bedarf der Angebotsmenge an, erreicht irgendwann ein ausgeglichenes Verhältnis und beendet somit die technische Grundlage der Preisspirale nach unten. Allerdings steht zu vermuten, dass jener Effekt der Bedarfsausweitung bei niedrigen Preisen in diesem Fall nicht besonders groß ausfällt: Denn je weiter das Jahr voranschreitet, um so stärker geraten die kommenden 5nm-Grafikkarten ins Blickfeld – womit man zunehmend eher bereit ist, auf jene zu warten, anstatt jetzt noch bei der Vorgänger-Generation zuzuschlagen.