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News des 12. August 2022

Wie zu sehen war, war auf der SIGGRAPH (8.-11. August) nichts zu sehen – weder bezüglich irgendwelcher NextGen-Hardware von nVidia, noch von anderen Herstellern. nVidias "Special Address" auf der SIGGRAPH drehte sich nicht unerwarteterweise um professionelle Dinge. Das Jahr 2018, wo auf der Siggraph die ersten Turing-basierten Grafikkarten in Form von "Quadro RTX 5000, 6000 & 8000" vorgestellt wurden, wird somit eine Ausnahme bleiben. Seinerzeit passte dies nVidia sicherlich auch eher in die Zeitpläne, denn der Launch von GeForce RTX 2080 & 2080 Ti erfolgte nur einen Monat später. Heuer ist wohl einfach noch eine etwas größere Wegstrecke bis zum Ada-Launch zurückzulegen – womit sich nVidia einen anderen Vorstellungs-Termin für den im Oktober erwarteten Launch der GeForce RTX 4090 suchen dürfte.

Ankündigung/Vorstellung Launch/Marktstart
AMD Zen 4 / Ryzen 7000 angebl. 29. August angebl. 13./15. September
AMD RDNA3 / Radeon RX 7000 unbekannt angebl. November
nVidia Ada / GeForce RTX 40 unbekannt angebl. Oktober
Intel Raptor Lake / Core i-13000 angebl. 27. September (Intel Innovation Event) angebl. Woche vom 17.-23. Oktober

Zum aktuellen Marktgeschehen bei x86-Prozessoren seien noch ein paar Hochrechnungen auf absolute CPU-Verkaufszahlen anzufügen – welche klarer machen können, wie die Marktanteils-Gewinne bei AMD zustandegekommen sind. Leider gibt es zu absoluten Verkaufszahlen nur sehr wenige Werte, bekannt sind beispielsweise 471 Mio. x86-Prozessoren im Jahr 2021 (ohne IoT, ohne Konsolen-SoCs), genauso bekannt sind die Komplett-PC-Verkaufszahlen von 80-90 Mio. pro Quartal im Jahr 2021 (ohne DIY-Markt und wahrscheinlich auch ohne Systemintegratoren). Unter Einrechnung der Effekte für Konsolen-SoCs (mehr als 5 Mio. pro Quartal) und Server-Verkäufe (mehr als 3 Mio. pro Quartal, oftmals mit mehr als einer CPU pro Server) lassen sich gewisse grobe Schätzwerte für die Menge an verkauften x86-Prozessoren aufstellen – und wenn man diese erst einmal hat, kann man aus den vorliegenden Marktanteils-Werten auf reale Stückzahlen pro AMD & Intel umrechnen:

Q2/2021 Veränderung Q2/2022
Gesamtmenge aller x86-CPUs  (Schätzung!) ~120 Mio. –19% ~97 Mio.
Marktanteile AMD vs Intel 22,5% vs 77,5% 31,4% vs 68,6%
absolute Verkaufszahlen  (Interpolation!) ~27 Mio. vs ~93 Mio. ~30½ Mio. vs ~66½ Mio.
Gesamtmenge x86 Consumer-CPUs  (Schätzung!) ~100 Mio. –15% Desktop
–30% Mobile
~75 Mio.
Marktanteile AMD vs Intel  (Schätzung!) ~19% vs ~81% ~23% vs ~77%
absolute Verkaufszahlen  (Interpolation!) ~19 Mio. vs ~81 Mio. ~17½ Mio. vs ~57½ Mio.
Anmerkung: Sehr unsichere Schätzungen und Interpolation auf Basis ungenauer & unvollständiger Daten!

Bei der insgesamten Menge an x86-Prozessoren ist dabei der Marktanteils-Aufschwung von AMD (immerhin +8,9 Prozentpunkte zum Vorjahreszeitraum) ausreichend hoch genug, auf dass AMD bei der ausgelieferten Menge nicht verliert – obwohl das gesamte Marktvolumen wohl um mehr als 20 Mio. x86-Prozessoren geringer ausgefallen ist. Allerdings wird diese Statistik wahrscheinlich maßgeblich von den Konsolen-SoCs verfälscht, welche eine wenig veränderbare Größe darstellen und damit in einem stark zurückgehenden Markt automatisch ihr Gewicht erhöhen. Schätzt man nur die x86 Consumer-Prozessoren (Desktop & Mobile) und rechnet dann anhand der bekannten Marktanteile hoch, dann hat auch AMD im letzten Quartal etwas weniger Consumer-Prozessoren ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum. AMD hat also nur in einem insgesamt stark zurückgehendem Markt die gegenüber Intel geringeren Verluste einstecken müssen, dem allgemeinem Trend des Marktes konnte man sich jedoch genauso wenig entziehen.

Von PC Games Hardware, ComputerBase und Heise kommen weitere Berichte zum Wohl & Wehe der Chip- und PC-Branche. So sieht sich beispielsweise Asus durchaus wieder gerüstet für die kommende Zeit, man erwartet sogar wieder steigende Umsätze. Dabei hat man inzwischen vergleichsweise hohe Lagerbestände an PC-Bauteilen aufgebaut (die Hälfte eines Jahresabsatzes), will jene allerdings in der kommenden Zeit wieder normalisieren. Was sich für einen Komponenten-Hersteller gut anhört, ist wahrscheinlich genau das Gift, was die Chip-Entwickler derzeit zu schlucken bekommen: Eben wegen der Branchen-weit hohen Lagerbestände brechen die Nachbestellungen an Chips drastisch ein. Noch deutlicher ist dies bei den eigentlichen Halbleiterherstellern wie SMIC zu sehen, wo man ansatzlos von "auf Monate hin ausgebucht" auf "Kapazitäten kurzfristig frei" wechselt.

Augenscheinlich geht hierbei ein gewisse Wellen-Effekt durch die Branche, welcher größer wird, je tiefer man zurück zum Ursprungsprodukt – den Microchips – kommt. Und da die Welle bei jedem zu einem anderen Zeitpunkt eintrifft, kann für einige das gröbste schon überstanden sein, andere stehen hingegen gerade noch mitten drin im Schlamassel. Letztlich muß hiermit der doppelte Kater überstanden werden – für die Grafikkarten-Branche der Post-Cryptomining-Hype-Kater und für die gesamte PC-Branche der Post-Corona-IT-Boom-Kater. Dass die weltwirtschaftliche Lage zudem nicht gerade rosig aussieht und somit geplante Anschaffungen neu überdacht werden, kommt als Katalysator hinzu. Allerdings zeigen zumindest die Aussagen von Asus darauf hin, dass es am Endverbraucher-Markt wieder gewisse Hoffnung gibt, möglicherweise helfen hier zum Jahresende auch die neuen Chip-Projekte von AMD, nVidia und Intel. Nur tiefer in der Produkt-Kette hin zu Chip-Entwicklern und Chip-Herstellern ist die Welle derzeit noch voll am Rollen und wird sicherlich noch für das eine oder andere traurige Quartal sorgen.