19

News des 19. Oktober 2023

AMD hat mit "Ryzen Threadripper 7000" eine neue Serie an Workstation- und HEDT-Prozessoren vorgestellt, welche nun endlich "Zen 4" als technologische Basis hat. Interessanterweise gibt es dabei aber nicht nur die "Threadripper Pro" Modelle für das klare Workstation-Segment mit demzufolge 8-Kanal-Speicherinterface und WRX90-Chipsatz mit bis zu 128 Lanes PCI Express 5.0 – sondern auch reguläre non-Pro-Modelle für den HEDT-Einsatz. Jene benutzen ein 4-Kanal-Speicherinterface für den TRX50-Chipsatz und bieten "nur" bis zu 48 Lanes PCI Express 5.0, werden dafür aber auch offiziell im Einzelhandel verkauft und führen sogar Übertaktungs-Support an (nicht bei OEM-Systemen).

Kerne Takt L2+L3 TDP Liste
Ryzen Threadripper 7980X 64C/128T 3.2/5.1 GHz 64+256 MB 350W $4999
Ryzen Threadripper 7970X 32C/64T 4.0/5.3 GHz 32+128 MB 350W $2499
Ryzen Threadripper 7960X 24C/48T 4.2/5.3 GHz 24+128 MB 350W $1499
Threadripper 7000 non-Pro Prozessoren benötigen Mainboards mit TRX50-Chipsatz und bieten ein 4-Kanal-Speicherinterface für max. DDR5/5200, max. 48 Lanes PCI Express 5.0 sowie Übertaktungs-Support (letzteres nicht bei OEM-Systemen)

Technologisch ist das Gebotenen durchaus ansprechend, selbst die Taktraten sind mit bis zu 5.3 GHz bei 24- und 32-Kernern nicht gänzlich abweichend von üblichen Consumer-Modellen. Preislich liegt AMD jedoch weit neben jenen, wenn der 16-Kerner "Ryzen 9 7950X" für 599 Dollar in AMDs Liste steht, der 24-Kerner "Ryzen Threadripper 7960X" hingegen für 1499 Dollar. Die Zeiten, wo man mit Threadripper-Modellen unterhalb vierstelliger Preisregionen einen zwar teuren, aber kraftvollen Spitzen-Prozessor auch für den Consumer-Einsatz erwerben konnte, sind augenscheinlich vorbei. Insofern ist die Bezeichnung "HEDT" für jene Prozessoren eigentlich nicht ganz korrekt, auch die non-Pro-Modelle sind eher denn Workstation-Prozessoren: Deren Einsatz lohnt nur dort, wo man die vielen Kerne auf der hohen TDP auch wirklich ausnutzen kann – eben auf Workstations.

Laut VideoCardz hat allein die Ankündigung des Verkaufsstopps der GeForce RTX 4090 in China – welcher eigentlich erst zum 16. November gilt – dazu geführt, dass die Karte in China vielerorts ausverkauft wurde und die übrigbleibenden Händler die Preise verdoppelt bis vervierfacht haben. Anzunehmerweise dürfte nVidia darüber nicht all zu viel verlieren, denn in China werden eher Einsteiger- und Mainstream-Grafikkarten in großen Mengen verkauft. Die mittel- und langfristige Perspektive ist für nVidia allerdings weniger erfreulich, denn mit jeder neuen nVidia-Generation rutscht die einmal definierte Rechenleistungs-Schwelle weiter herunter im Portfolio, so dass ein immer kleinerer Teil des nVidia-Portfolios in China verkaufbar wäre (gleiches gilt natürlich auch für AMD & Intel).

Eine Seiten-Überlegung hierzu ist noch, wie dies bei der eigentlichen Grafikkarten-Herstellung funktionieren soll – denn jene findet oftmals in China selber statt, selbst wenn die Grafikkarten-Hersteller ihre Hauptquartiere in Taiwan oder Hongkong haben. Da dürfte es innerhalb der Fertigungskette (welche oftmals weitere Unternehmen enthält) durchaus Anreize geben, mal die eine oder andere Charge an GeForce RTX 4090 Karten zu verschlampern bzw. nach gezahlter Vertragsstrafe in dunkle Kanäle weiterzuleiten. Damit ist vielleicht nicht die Versorgung des chinesischen Einzelhandels sicherzustellen, dafür sind die hierbei "erbeutbaren" Mengen zu gering. Aber ausgerechnet diejenigen, welche diese Gaming-Grafikkarten als AI-Beschleuniger mißbrauchen wollen, könnten hierüber durchaus profitieren. Ob man sich hingegen an eine Entflechtung der Grafikkarten-Herstellung wagen will, wonach dieserart Grafikkarten dann gar nicht mehr in China hergestellt werden, bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.

AMD hat wie erwartet auch noch die Mobile-Spitzenlösung "Radeon RX 7900M" vorgestellt. Die Hardware-Daten entsprechen weitgehend der Vorhersage der Gerüchteküche, mit folgender Abweichung: Die TDP gibt AMD als bis zu 180 Watt an, die Gerüchteküche hatte 160-200 Watt gemeldet. Dies sind allerdings auch keine ganz falschen Werte, denn es wird ein Dell-Notebooks mit exakt dieser Konfiguration geben: 160 Watt regulär und bis zu 200 Watt dann per "SmartShift Max". Wie üblich gilt bei TDP-Werten von Mobile-Beschleunigern, dass sich die Notebook-Hersteller nicht wirklich an die Chiphersteller-Vorgaben halten müssen, sondern sehr wohl eigene Lösungen & Einstellungen realisieren können.

Chip Hardware Speicher Game Clock TDP
Radeon RX 7900M Navi 31 (erheblicher Salvage) 72 CU (9216 FP32) @ 256 Bit 16 GB GDDR6 1.825 GHz ≤180W
Radeon RX 7600M XT Navi 33 (Vollausbau) 32 CU (4096 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 2.3 GHz 75-120W
Radeon RX 7700S Navi 33 (Vollausbau) 32 CU (4096 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 2.2 GHz 75-100W
Radeon RX 7600M Navi 33 (nahe Vollausbau) 28 CU (3584 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 2.07 GHz 50-90W
Radeon RX 7600S Navi 33 (nahe Vollausbau) 28 CU (3584 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 1.88 GHz 50-75W

Und gleichfalls gibt AMD noch den bisher unbekannten Chiptakt an: Game Clock sind 1825 MHz, der Boost Clock liegt bei (bis zu) 2090 MHz. Mit diesen Taktraten liegt die Radeon RX 7900M deutlich unterhalb der Taktraten der anderen Radeon RX 7000M Mobile-Beschleuniger, was allerdings bei der Verwendung des großen Navi-31-Chips auch nicht gänzlich unerwartet kommt. Im groben Maßstab reicht die Technik der Radeon RX 7900M wohl aus, um irgendwie in Richtung der Performance der "GeForce RTX 4080 Laptop" (58 SM @ 192 Bit) herauszukommen, was AMD auch mittels ausgesuchten Benchmarks zu untermauern versucht. Die Performance-Höhe der "GeForce RTX 4090 Laptop" (76 SM @ 256 Bit) dürfte für AMDs neues Mobile-Spitzenmodell (mit 72 CU @ 256 Bit) jedoch komplett unerreichbar sein. Zur unabhängigen Performance-Einordnung dürfte es nachfolgend sicherlich noch entsprechende Testberichte geben.

Die PC Games Hardware hat sich eine Vorab-Version von Cities: Skylines II aus der Sicht der Grafikkarten-Performance angesehen – und kann die kürzliche Warnung des Spieleentwicklers vollauf bestätigen: Zum einen läuft der Titel ruckelig selbst bei vernünftiger Framerate auf bestmöglicher Hardware. Und zum anderen kommt unter dem "High" Bildqualitäts-Preset selbst eine GeForce RTX 4090 ins Schnaufen – und dies schon unter FullHD, von höheren Auflösungen gar nicht zu reden. Das Spiel ist also ein echter Grafikkarten-Killer mit Anforderungen, welche sogar über dem Maßstab von Pathtracing bei Cyberpunk 2077 liegen. Inwiefern die versprochenen Optimierungen bis zum offiziellen Verkaufsstart schon am 24. Oktober noch etwas retten können, ist ungewiß – denkbarerweise richten sich jene eher nur gegen die auftretenden Massiv-Ruckler.

Cities: Skylines II (Pre-Release) FullHD/1080p WQHD/1440p
GeForce RTX 4090  (Gigabyte Gaming OC) 38,1 fps 28,8 fps
Radeon RX 7900 XT  (Sapphire Pulse) 34,4 fps 22,8 fps
GeForce RTX 3080  (MSI Gaming X Trio) 24,4 fps 16,3 fps
Radeon RX 6700 XT  (XFX Merc 319 Black) 18,3 fps 11,0 fps
gemäß den Benchmarks der PC Games Hardware unter dem "High"-Bildqualitätspreset