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News des 19. September 2022

Twitterer Momomo scheint den exakten Termin für die "Raptor Lake" Vorstellung zu kennen – jedenfalls läßt sich in dieser Form der leicht kryptische Tweet deuten. Damit füllt sich die Liste der Vostellungs- und Releasedaten zum "Heißen Hardware-Herbst 2022" weiter mit exakten Terminen, wenngleich die meisten unbestätigt bleiben. Bei angenommen richtiger Deutung sagt der zugrundeliegende Tweet zudem (erneut) die Ryzen 7000 Reviews erst am 26. September vorher – nachdem zuerst (unbestätigt) der 20. September im Raum stand. Kürzlich hatten Moore's Law Is Dead zudem die Core i-13000 Reviews auf dem 20. Oktober verortet, somit gleichlautend zum Verkaufsstart. In jedem Fall wird der heiße Hardware-Herbst nunmehr zum September-Ende im Tempo anziehen: Für den Dienstag-Nachmittag steht die GeForce RTX 40 Vorstellung (auf Twitch & YouTube) an, für die nächste Woche wie gesagt die Ryzen 7000 Reviews sowie die Raptor-Lake-Vorstellung.

Vorstellung Testberichte Marktstart
AMD Ryzen 7000 29. August 26. September (15:00) 27. September (15:00)
nVidia GeForce RTX 4090 20. September (17:00) ? vermtl. Mitte/Ende Oktober
Intel Core i-13000 K/KF 27. September (18:20) angebl. 20. Oktober angebl. 20. Oktober
AMD Navi 31 unbekannt ? angebl. November
nVidia GeForce RTX 4080 möglw. 20. September ? angebl. November (möglw. auch später)
Intel Core i-13000 non-K angebl. CES 2023 ? angebl. zweite Januar-Hälfte 2023
AMD Navi 33 angebl. CES 2023 ? vermtl. Q1/2023
nVidia GeForce RTX 40 Mobile möglw. CES 2023 ? vermtl. Q1/2023
AMD Ryzen 7000 X3D angebl. CES 2023 ? angebl. Februar/März 2023
AMD Navi 32 unbekannt ? unbekannt
nVidia GeForce RTX 4060 & 4070 unbekannt ? unbekannt
Hinweis: Alle Termin-Angaben ohne Gewähr, da oftmals aus der Gerüchteküche stammend und zudem jederzeit änderbar. Uhrzeiten: deutsche Zeit

Noch sehr wenig bekannt ist sowohl terminlich als auch von den konkreten Spezifikationen her zu AMDs RDNA3-Generation. Hierzu liefert Twitterer HXL nunmehr den aufsehenerregenden Hinweis "Almost 4Ghz GPU", garniert mit dem Bild einer AMD-Veranstaltung. Ob das Bild-Material tatsächlich RDNA3-bezogen ist, muß offenbleiben, die 4-GHz-GPU soll es natürlich sicherlich sein. Allerdings könnte hierbei auch eine überaus großzügige Rundung nach oben hin im Spiel sein, denn laut Bondrew im Beyond3D-Forum liegt die herauskommende Rechenkraft bei etwas unterhalb 90 TeraFlops. Angesichts der zu "Navi 31" bekannten 12'288 FP32-Einheiten würden 90 TFlops auf eine Taktrate von 3662 MHz hinauslaufen, der reale Wert sollte somit etwas darunter liegen. Je nachdem ob diese knapp 90 TeraFlops nicht nur in der Spitze erreicht werden, sondern eventuell sogar auf durchschnittlichen Taktraten, könnte natürlich der Maximal-Takt tatsächlich irgendwo Richtung 4 GHz gehen.

So oder so würde dies auf das zweite Hochtakt-Design von AMD direkt hintereinander hindeuten – eine erstaunliche Taktraten-Entwicklung. Mit dem wiederum klar höherem Takt gegenüber nVidia kann AMD dann natürlich auch mit deutlich weniger Ausführungs-Einheiten antreten, ein Vollausbau des GA102-Chips auf den Taktraten der GeForce RTX 4090 (2.52 GHz) kommt schließlich auch "nur" auf 93 TFlops. Ob dieser Vergleich von "<90 TFlops vs 93 TFlops" in die eine oder andere Richtung geht, kann derzeit aufgrund der beiderseitigen starken Änderungen am Aufbau der jeweiligen Shader-Cluster nicht gesagt werden. Sicherlich kommt AMD in der aktuellen Generation mit deutlich weniger FP32-Rechenleistung zurecht (nur 21,5 TFlops der Radeon RX 6950 XT gegen 40,0 TFlops der GeForce RTX 3090 Ti) – dies ist allerdings wie gesagt vor all den Ada/RDNA3-Änderungen an den Shader-Clustern und auch ohne dass nVidia selber in Richtung größerer Caches geht. Es kann derzeit schlicht nur offenbleiben, welches Verhältnis an Rechen-Rohleistung zwischen AMD und nVidia für einen Gleichstand bei der kommenden Ada/RDNA3-Generation sorgt.

Extra zu erwähnen wäre noch das Editorial von Igor's Lab zur EVGA-Absage ans Grafikkarten-Geschäft, da hiermit noch einmal eine ganz andere Perspektive geboten wird. Danach hatte es EVGA als Nicht-Platinenhersteller (im Gegensatz zu Asus, MSI, Gigabyte mit eigener Platinen-Fertigung) deutlich schwerer, Gewinne mit Grafikkarten zu erwirtschaften. Die Bruttomarge liegt in diesem Fall bei nur noch grob 5%, sprich der Hälfte der Hersteller mit eigener Fertigung (was ja auch bei diesen nicht viel ist). EVGA hatte sich zudem mittels wertigen Karten-Designs, großzügiger Garantie und bewußter Nichtverlagerung des Unternehmens nach Fernost generell in einer Lage manövriert, wo man nochmals schwerer Gewinne machen konnte. Dies konnte wohl langfristig nicht gut gehen und wurde über die Phase des Cryptomining-Hypes eigentlich nur kaschiert, wäre aber nachfolgend wieder als Problem aufgetaucht.

Ergo hat EVGA vermutlich einfach nur rechtzeitig die Reißleine gezogen – nach den sicherlich guten Einnahmen der Jahre 2020-2022 und bevor das Grafikkarten-Geschäft wieder in ein Normalmaß zurückfällt, wo es schwer ist, Gewinne zu erwirtschaften. Dass sich nVidias Rabatte zum Ampere-Abverkauf der (vagen!) Gerüchteküche nach an Lovelace-Bestellungen koppeln, könnte auch der Grund für die aufgezeigte EVGA-Kalkulation sein, derzeit mit jeder GA102-Karte massiv Verlust zu machen – einfach, weil man diese Rabatte als ausscheidender nVidia-Partner nicht mehr erhält. Aber dies ist so oder so nur der Kater nach dem Rausch, innerhalb des Cryptomining-Hypes sollte auch EVGA gut verdient haben. Das Problem sind und waren die langfristigen Aussichten: Die niedrige Bruttomarge und nVidias eng anliegende Zügel passten vielleicht einfach nicht mehr zur Unternehmensphilosophie.

Denn wie es schon notiert wurde: EVGA verliert nunmehr 75% seines vorherigen Umsatzes – gleiches wird allerdings nicht zum Gewinn vermeldet, welcher zu Normalzeiten primär von EVGAs anderen Geschäftsfeldern kommen soll. Im Gegensatz zu anderen Grafikkarten-Herstellern der Vergangenheit, welche nach dem Abschied vom Grafikkarten-Geschäft dachten in ein anderes Technik-Feld umsatteln zu können, hat EVGA letztlich schon ein gutes Standbein in anderen Geschäftsfeldern. Aus dieser Lage heraus war es vielleicht einfacher für die EVGA-Führung, das Grafikkarten-Geschäft kritisch zu betrachten – und nunmehr abzuschießen primär aus dem Grund, dass es einfach nicht die Profitabilitätserwartungen erfüllt. Innerhalb der Wirtschaft ist dies letztlich ein ganz normaler Vorgang, dass man sich von unlukrativen Sparten trennt. Dafür müssen nicht zwingend Verlustberge aufgehäuft worden sein, manchmal reicht auch einfach nur der Blick auf den Vergleich von Bruttomarge zu Kapitaleinsatz.

Die von Twitterer TechEpiphany aufgestellten Grafikkarten-Verkaufszahlen der Mindfactory in der vergangenene Woche zeigen mal wieder absolut keinerlei Anzeichen einer demnächst anstehenden neuen Grafikkarten-Generation: Die Absätze bleiben auf einem vergleichsweise gutklassigem Niveau, wobei insbesondere nVidia derzeit konstant mehr verkauft als in diesem Frühjahr. Dies läßt sich natürlich einfach über die seinerzeit noch zu hohen, aber sichtbar sinkenden Preise erklären: Die Käufer haben sich im Frühjahr eben doch zurückgehalten bzw. das Ende der preislichen Talfahrt abgewartet. Derzeit findet nun jedoch kein großes Abwarten auf die nächste Grafikkarten-Generation statt: Zum einen läßt sich dies daraus begründen, dass die im Massenmarkt wiederum an der Spitze der Verkaufschart stehenden Mainstream- und Midrange-Modelle dieses Jahr kaum noch ersetzt werden dürften.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2022 (in Stück)
insgesamt RDNA2 Ampere andere nVidia AMD ASP NV ASP
4. Woche 2022 2180 895   (41%) 815   (37%) 470   (22%) 859€ 903€
5. Woche 2022 2780 1035   (37%) 1225   (44%) 520   (19%) 819€ 820€
7. Woche 2022 2370 1105   (47%) 975   (41%) 290   (12%) 696€ 771€
8. Woche 2022 2475 940   (38%) 1305   (53%) 230   (9%) 784€ 867€
11. Woche 2022 2655 1165   (44%) 1280   (48%) 210   (8%) 673€ 835€
12. Woche 2022 1830 970   (53%) 750   (41%) 110   (6%) 559€ 908€
14. Woche 2022 2755 1460   (53%) 1060   (38%) 235   (9%) 680€ 836€
16. Woche 2022 2470 1160   (47%) 1310   (46%) 185   (7%) 626€ 831€
17. Woche 2022 2370 1010   (43%) 1150   (48%) 210   (9%) 615€ 797€
18. Woche 2022 2070 925   (45%) 915   (44%) 230   (11%) 564€ 805€
29. Woche 2022 2955 1135   (38%) 1650   (56%) 170   (6%) 586€ 732€
30. Woche 2022 3415 1345   (39%) 1880   (55%) 190   (6%) 501€ 679€
33. Woche 2022 2565 1060   (41%) 1450   (57%) 55   (2%) 513€ 665€
34. Woche 2022 3040 1160   (38%) 1650   (54%) 230   (8%) 507€ 625€
35. Woche 2022 3235 1050   (32%) 2040   (63%) 145   (5%) 503€ 621€
36. Woche 2022 2805 1100   (39%) 1500   (54%) 205   (7%) 497€ 630€
37. Woche 2022 2990 1040   (35%) 1760   (59%) 190   (6%) 509€ 633€
alle Daten basierend auf den Erhebungen von @TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag

Zum anderen dürfte sicherlich bei vielen Grafikkarten-Käufern die Befürchtung einer Wiederholung des 2020er Geschehens mitschwingen, wo die Grafikkarten-Preise nach Ampere/RDNA2-Launch explodierten – zuerst durch zu geringe Liefermengen, nachfolgend durch den Cryptomining-Hype. Ein neuer Cryptomining-Hype steht zwar derzeit kaum zur Debatte, aber die Erinnerung an diese unglückliche Situation gegen Ende 2020 ist vielen Grafikkarten-Käufern noch gewahr (inkl. auch einiger Geschichten, wo man zuerst seine Turing HighEnd-Karte billig bei eBay vertickt hat und nachfolgend nicht mehr an eine neue Ampere-Karte kam, während selbst die Gebrauchtpreise in den Himmel abhoben). Letztlich drücken diese guten aktuellen Verkaufszahlen ein geringes Vertrauen des Marktes aus, mit den kommenden Grafikkarten von AMD & nVidia zu Straßenpreisen ein wirklich besseres Preis/Leistungs-Verhältnis gegenüber den aktuellen Angeboten aufbieten zu können.