Der für die größere Aufmerksamkeit sorgende Tweet von Kopite7kimi (neben den Informationen zu GeForce RTX 4070 & 4080) war natürlich jener zu den bis zu 900W TGP beim AD102-Chip im absoluten Vollausbau – und auch mit 48 GB GDDR6X-Speicher mit 24 Gbps (nomineller) Datenrate. Jener Tweet wurde weit betrachtet und kommentiert – und könnte am Ende dennoch viel weniger Bedeutung haben, denn augenscheinlich geht es hierbei um das Ausreizen von Grenzen und nicht zwingend um ein später im Markt erscheinendes Produkt. Zudem deutet der Sprung von den bislang genannten 600 Watt TDP auf nunmehr gleich 900 Watt TGP an, dass hier eventuell vielleicht sogar nur die TGP der Übertaktungs-Reserve angegeben wurde – sprich dass, worauf das Board maximal ausgelegt ist, und damit nicht dass, womit es im Normalfall läuft.
In fact, there is another full-fat AD102 SKU with 900W TGP, 48G 24Gbps GDDR6X, 2*16pin and higher frequency.
But no one knows whether it will become an actual product. Because the test board of AD102 has more than two 16pin connectors, so everything is possible.
Quelle: Kopite7kimi @ Twitter am 27. April 2022
Es ist somit (trotz aller medialer Aufregung hierzu) eher abzuwarten, ob nVidia tatsächlich eine solche Karte auflegt und ob jene wirklich 900 Watt im Referenz-Betrieb erreicht. Mit den genannten 48 GB GDDR6X-Speicher handelt es sich sowieso schon um eine professionelle oder semi-professionelle Karte – sprich, eine "Quadro" (auch wenn nVidia diesen Markennamen nicht mehr benutzt) oder eine "Titan". Einen für Gamer sinnvollen Preispunkt muß man hierbei dann nicht erwarten, ergo wird es sich in jedem Fall um ein etwas außerhalb der normalen Betrachtung stehendes Produkt handeln. Da auch die angedachte GeForce RTX 4090 schon extrem hoch bei Hardware und Stromverbrauch antreten soll, kann einfach abgewartet werden, ob nVidia tatsächlich nochmals höher herangehen will. Am Ende ist eine solche Karte vielleicht nur eine bewußte Marketing-Finte, um die 600 Watt TGP der GeForce RTX 4090 "gut" aussehen zu lassen.
Dummerweise läuft es damit aber darauf hinaus, dass all die kursierenden hohen TGP-Angaben zu nVidias "Ada"-Generation bzw. der GeForce RTX 40 Serie durchaus ernst zu nehmen sind. Es verbleibt noch eine kleine Restchance, dass dies alles doch etwas zu hoch angesetzt ist, aber letztlich sind sich die bekannten Leaker in dieser Frage ziemlich einig: Die nächste nVidia-Generation wird sattsam stromfressend. Twitterer Greymon55 hat hierzu eine letztjährige eigene Einschätzung nun nochmals mit den Worten "ist sogar noch konservativ" kommentiert. Sprich, der Trend bei der Leistungsaufnahme der nächsten Grafikkarten-Generation geht derzeit eher weiter hinauf, als es denn in Richtung einer Abkühlung gehen könnte.
Ada Lovelace 🔥🔥🔥
RDNA3 🔥🔥
Quelle: Greymon55 @ Twitter am 16. Juli 2021
Even conservative.
Quelle: Greymon55 @ Twitter am 27. April 2022
Abzuwarten bleibt noch, ob damit auch AMDs RDNA3-Generation in diesem Ausmaß betroffen ist. Bislang hat man den Spitzen-Chip "Navi 31" eher nur auf 375 Watt TDP eingeschätzt, maximal wurden 450 Watt TDP genannt. Dies läßt Platz für einen sehr erheblichen Stromverbrauchs-Unterschied zwischen AMDs und nVidias NextGen-Lösungen – ganz besonders, wenn nVidia nun tatsächlich doch noch über 600 Watt gehen sollte. Und dies ergäbe dann für AMD eine große Chance, nVidia kalt auszukontern. Denn die (vermutlich) hohen Stromverbrauchswerte der GeForce RTX 40 Serie sind durchaus ein Negativ-Merkmal – werden jedoch letztlich gefressen, wenn der Markt nichts anderes bietet. Gibt es jedoch ein Gegenangebot mit vergleichsweise "normalen" Verbrauchswerten, dann wird aus dem Ärgernis der hohen Verbrauchswerte der GeForce RTX 40 Serie ein handfester Nachteil im Verkauf. Eben deswegen ist es nicht so einfach vorstellbar, dass nVidia mit seinen Verbrauchswerten derart hoch hinaus will – diese Gefahr wird man schließlich auch bei nVidia sehen.
Eine völlig korrekte Leser-Anmerkung zum kürzlich ausgebreiteten GeForce RTX 40 Grafikkarten-Portfolio ist, dass dort natürlich jede Menge an Salvage-Lösungen fehlen. Die hierbei aufgelegten großen Grafikchips müssen jederzeit über diese Methode gegenüber den üblichen Schwächen der Chipfertigung abgefedert werden – und je größer die Chips werden, um so weniger kann dies über Mobile-Lösungen passieren (welche zudem sowieso gern den jeweiligen Vollausbau verwenden). Beim AD106-Chip kann sicherlich die "GeForce RTX 4050" diese Rolle als Salvage-Lösung übernehmen, gleiches hat man schließlich schon bei der GeForce RTX 3050 auf Basis des größeren GA106-Chips gesehen.
Bei den Grafikchips AD104, AD103 und AD102 fehlt hingegen jeweils noch eine klare Salvage-Lösung – welche nVidia dann womöglich über "Ti"-Lösungen zwischen den bekannten Grafikkarten realisiert. Über deren Hardware-Daten kann man derzeit nur spekulieren, es wird sicherlich irgendetwas zwischen größerem und kleinerem Chip. Unklar ist dabei jeweils, inwiefern das Speicherinterface und damit die Speichermenge des benutzten Grafikchips voll angesetzt werden – oder hingegen auch an dieser Stelle Abspeckungen erfolgen und man somit letztlich bei Speicherinterface und Speichermenge des jeweils darunterliegenden Chips landet. Mittels dreier Ti-Karten und einer GeForce RTX 4050 auf AD106-Basis würde nVidia in jedem Fall die Salvage-Problematik lösen, das herauskommende Portfolio wäre dennoch halbwegs gut überschaubar. Nur gibt es derzeit für diese Zwischenlösungen noch keinerlei belastbare Hinweise aus der Gerüchteküche, jene stellen dann tatsächlich eine reine Eigen-Interpretation dar.
Chip | Funktion | Hardware | Interface | Speicher | |
---|---|---|---|---|---|
Quadro oder Titan | AD102 | Vollausbau | 144 SM | 384 Bit | 48 GB GDDR6X |
GeForce RTX 4090 | AD102 | nahe Vollausbau | ~140-142 SM | 384 Bit | 24 GB GDDR6X |
GeForce RTX 4080 Ti | AD102 | Salvage | möglw. ~96-110 SM | 256-320 Bit | 16-20 GB GDDR6X |
GeForce RTX 4080 | AD103 | nahe Vollausbau | ~80-82 SM | 256 Bit | 16 GB GDDR6X |
GeForce RTX 4070 Ti | AD103 | Salvage | möglw. ~66-70 SM | 192-256 Bit | 12-16 GB GDDR6X |
GeForce RTX 4070 | AD104 | nahe Vollausbau | ~56-58 SM | 192 Bit | 12 GB GDDR6 |
GeForce RTX 4060 Ti | AD104 | Salvage | möglw. ~44-50 SM | 128-192 Bit | 8-12 GB GDDR6 |
GeForce RTX 4060 | AD106 | nahe Vollausbau | ~34 SM | 128 Bit | whrschl. 8 GB GDDR6 |
GeForce RTX 4050 | AD106/AD107 | AD106: Salvage, AD107: Vollausbau | ~24 SM | 128 Bit | 8 GB GDDR6 |
Anmerkung: Angaben zu noch nicht vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen |
Twitterer Momomo weist auf eine offizielle Webseite von Apacer hin, in welcher der PC-Hersteller freimütig über den Speicher-Support von Zen 4 spricht: Jener liegt augenscheinlich offiziell bei DDR5/5200 – der vergleichsweise niedrige Takt (gegenüber den Möglichkeiten von DDR5) deutet darauf hin, dass dies die AMD-Vorgabe ist, welche üblicherweise konservativ gehalten wird. Dies gilt sowohl für Desktop- wie für Server-Modelle von Zen 4, was dann ein kleiner Schritt gegenüber dem derzeit seitens Intels Alder Lake und AMDs Rembrandt (Ryzen 6000) offiziell genutzten DDR5/4800 ist. Natürlich dürften die Speichercontroller der Zen-4-Prozessoren mehr aushalten und beginnt die DDR5-Entwicklung derzeit erst, Taktraten oberhalb von DDR5/6000 auszuloten. Wie hoch es geht, läßt sich eigentlich nur in der Praxis herausfinden – aber dass AMD einen extra Speicherübertaktungs-Standard für Zen 4 bzw. AM5 aufstellt, macht Hoffnung auf gutklassige Übertaktungs-Reserven.