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News des 27. Januar 2022

Der Marktstart der GeForce RTX 3050 brachte leider ein ziemlich erschreckendes Ergebnis hervor: Am Anfang gab es wenige Angebote im Rahmen von 430-460 Euro – und dann wurde die Situation immer schlechter und gipfelt nunmehr in einem einzigen direkt lieferbaren Angebot für 649 Euro als dem derzeitigen "Bestpreis" zur GeForce RTX 3050. Dies sind +133% über der UVP von 279 Euro, die GeForce RTX 3050 kostet damit in Deutschland & Österreich lieferbar das 2,3fache der UVP. In anderen Ländern soll es nicht viel besser aussehen, wobei aufgrund der mangelhaften Verfügbarkeit die tatsächlich lieferbaren Preise eher schwer zu bestimmen sind. Augenscheinlich gab es zum Launch nicht wirklich viel Ware – es wurden auch keine wirklich günstigen und sich somit schnell verkaufenden Angebote gemeldet. Es besteht eher der Verdacht, dass diverse 279-Euro-Angebote, an welchen nunmehr ein "Ausverkauft"-Schild prangt, nie wirklich existiert haben – zum Launchzeitpunkt also ansatzlos vom Warte- in den Ausverkauft-Status gewechselt sind.

GeForce RTX 3050  (UVP: 279€) bester Preis Preisübertr. Preisspanne Lieferbarkeit
Verkaufsstart (15:00) 456€ +63% 456€ (1 Angebot) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +15min (15:15) 429€ +54% 429-456€ (2 Angebote) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +30min (15:30) - - keine Angebote ☆☆☆☆☆
Verkaufsstart +1h (16:00) 599€ +115% 599-649€ (2 Angebote) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +1:40h (16:40) 649€ +133% 649€ (1 Angebot) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +3h (18:00) 649€ +133% 649€ (1 Angebot) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +12h (03:00 Nachts) 649€ +133% 649€ (1 Angebot) ★☆☆☆☆
gemäß der (lieferbaren) Listungen zur GeForce RTX 3050 bei Geizhals, Alternate, Caseking, Mindfactory, Notebooksbilliger & Proshop

Nun muß man darüber nicht gleich ganz die Flinte ins Korn werfen, denn auch die Radeon RX 6500 XT hat gut eine Woche benötigt, damit aus einer mageren Lieferbarkeit eine ganz anständige geworden ist – inklusive auch einer Phase der zwischenzeitlich hochziehenden und dann wieder zurückgehenden Straßenpreisen. Dennoch wirft dies erst einmal kein gutes Licht auf die GeForce RTX 3050, welche für diesen Preis eigentlich unverkäuflich sein sollte – dies ist deutlich mehr als bei der schnelleren Radeon RX 6600 (ab 500 Euro) sowie genauso viel wie die klar potentere GeForce RTX 3060 (ab 650 Euro). Eine echte Beurteilung der Karte macht zu dieser Preislage keinen Sinn – vor allem weil jene Preislage kaum halten dürfte, irgendein gegenüber der GeForce RTX 3060 besserer Preis dürfte sich schon einstellen. Dennoch wirft gerade jener Launch auch ein Blicklicht auf die zuletzt von nVidia gepflegte Methode, Testberichte zu einer neuen Grafikkarte immer einen Tag vor dem eigentlichen Marktstart zuzulassen.

Selbst bei einem zeitgleichen Ablauf müssen die Testberichte natürlich immer in Unkenntnis der realen Straßenpreise geschrieben werden, daran ändert sich nichts. Aber mit dem einen Tag Zeitversatz ist die hauptsächliche Diskussion über die Karte bereits durch – und jene hat dann als Maßstab eben nur den Listenpreis, welcher heuer keine praktische Rolle mehr spielt. Anzunehmenderweise wäre die Diskussion zur GeForce RTX 3050 doch einigermaßen anders verlaufen, wenn zu jener eine Stunde nach Start der Testberichte bekannt würde, dass die Karte vorerst nicht für unter 600 Euro erhältlich ist. So oder so muß man sich der neuen Situation stellen – die da lautet, dass die eigentliche Bewertung einer neuen Grafikkarte nicht mehr zum Start der Testberichte erfolgen kann. Für eine solide Bewertung muß sich erst einmal die Straßenpreis-Situation halbwegs gesetzt haben – vorher bewertet man heutzutage das Produkt praktisch ins Blaue hinein. Sinnvollerweise sollten die Hardwaretester somit Nachtrags-Bewertungen zur GeForce RTX 3050 an ihr bisheriges Fazit anfügen, damit deren realer Preispunkt Teil des finalen Fazits wird.

VideoCardz zeigen ein erstes Bild des nVidia GA103-Chips der "GeForce RTX 3080 Ti Laptop". Jener Grafikchip stammte schon aus nVidias originaler Ampere-Chipplanung, welche Leaker Kopite7kimi mit komplett korrekten Hardware-Daten bereits im Mai 2019 (!) genannt hatte. Ursprünglich scheint wohl die GeForce RTX 3080 für das Desktop-Segment auf Basis des GA103-Chips geplant gewesen zu sein – ein Plan, welchen nVidia augenscheinlich verworfen hat, die GeForce RTX 3080 kam dann auf GA102-Basis mit beachtbar stärkerer Hardware heraus. Realisiert wurde der GA103-Chip nun doch noch, angeblich mit Anpassungen auf eine Mobile-Nutzung – was bis ins Chipdesign hineingegangen sein könnte, genügend Zeit für solcherart Anpassungen war durchaus vorhanden. Demzufolge dürfte der GA103-Chip auch kaum dafür geeignet sein, um im Desktop noch für Furore zu sorgen. Denkbar wäre eher denn eine Zweitverwendung für bereits bekannte Desktop-Grafikkarten, um mehr Salvage-Ausführungen des GA103-Chips absetzen zu können.

nVidia GA106 nVidia GA104 nVidia GA103 nVidia GA102
Chip 12,0 Mrd. Transistoren auf 276mm² Chipfläche in der 8nm-Fertigung von Samsung 17,4 Mrd. Transistoren auf 392mm² Chipfläche in der 8nm-Fertigung von Samsung grob ~19-21 Mrd. Transistoren auf vorläufig ~496mm² Chipfläche in der 8nm-Fertigung von Samsung 28,3 Mrd. Transistoren auf 628mm² Chipfläche in der 8nm-Fertigung von Samsung
Hardware 3 Raster-Engines, 30 Shader-Cluster, 3840 FP32-Einheiten, 120 TMUs, 30 RT-Cores v2, 120 Tensor-Cores v3, 48 ROPs, 2.25 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Interface 6 Raster-Engines, 48 Shader-Cluster, 6144 FP32-Einheiten, 192 TMUs, 48 RT-Cores v2, 192 Tensor-Cores v3, 96 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6X-Interface 6 Raster-Engines, 60 Shader-Cluster, 7680 FP32-Einheiten, 240 TMUs, 60 RT-Cores v2, 240 Tensor-Cores v3, 96 ROPs, ? MB Level2-Cache, 320 Bit GDDR6X-Interface 7 Raster-Engines, 84 Shader-Cluster, 10752 FP32-Einheiten, 336 TMUs, 84 RT-Cores v2, 336 Tensor-Cores v3, 112 ROPs, 6 MB Level2-Cache, 384 Bit GDDR6X-Interface
PCI Express PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16
Desktop-Lösungen GeForce RTX 3050 & 3060 GeForce RTX 3060 Ti, 3070 & 3070 Ti - GeForce RTX 3080, 3080 Ti, 3090 & 3090 Ti
Mobile-Lösungen GeForce RTX 3060 Laptop GeForce RTX 3070 Laptop, 3070 Ti Laptop & 3080 Laptop GeForce RTX 3080 Ti Laptop -

Stichwort Zweitverwendung: nVidias Aussage gegenüber Hardwareluxx-Mitarbeiter Andreas Schilling, die GeForce RTX 3050 ist PCIe-beschnitten, um eine bessere Lieferbarkeit zu erreichen, hört sich auf den allerersten Blick kurios an, ergibt aber bei genauerem Nachsehen durchaus Sinn. Denn gemeint ist damit schlicht, dass nVidia über diese Limitierung die GeForce RTX 3050 zukünftig auch mit GA107-Chips bestücken kann, anstatt mit den derzeit genutzten GA106-Chips – und über diese zweite Quelle natürlich eine bessere Lieferbarkeit dieser Grafikkarte erreichen kann. Doch damit dies funktioniert, darf die derzeitige GeForce RTX 3050 keine Features aufweisen, welche der GA107-Chip nicht liefern kann – und darunter fällt das beschnittene PCI-Express-Interface: Der GA107-Chip weist Hardware-seitig nur 8 PCIe 4.0 Lanes auf, ergo musste nVidia für diese Idee der doppelten Chip-Basis genau diesen Einschnitt bei der GeForce RTX 3050 machen.

Dropping to 8 PCIe lanes improves supply. It allows us to source a wider variety of chips for the life of the product.
Quelle:  nVidia zur GeForce RTX 3050 gegenüber Hardwareluxx-Mitarbeiter Andreas Schilling @ Twitter am 26. Januar 2022

nVidia geht hiermit Pro-aktiv (und begrüßenswerterweise) dem Ärger aus dem Weg, welcher sich ergeben würde, wenn man zuerst eine GA106-basierte GeForce RTX 3050 mit PCIe 4.0 x16 herausbringt – und jene Karte später dann mit dem GA107-Chip und halbierten PCIe-Interface ausrüstet. Augenscheinlich lohnt es für nVidia nicht, wegen dieser geringen Differenz extra Karten aufzulegen, was ja auch alles zusätzliche Kosten in Lagerhaltung, Verwaltung und Verkauf verursacht – und eventuell den Preisvorteil bei Verwendung des kleineren GA107-Chips gleich wieder auffrisst. Insofern war es für nVidia schlicht sinnvoller, zugunsten der Idee der doppelten Chip-Basis die GeForce RTX 3050 von Anfang an anhand des PCIe-Express-Interface des kleineren Grafikchips zu limitieren. Gänzlich perfekt ist dies aus Performance-Sicht für Nutzer von älteren PC-Systemen sicherlich nicht, der durchschnittliche Performance-Verlust dieses Einschnitts mit ca. 1% ist allerdings doch irgendwo verschmerzbar.