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News des 27. Juli 2022

VideoCardz haben in AMDs eigener Datenbank bereits vier Modellnamen für zukünftige Zen-4-Prozessoren entdeckt: Ryzen 5 7600X, Ryzen 7 7700X, Ryzen 9 7900X und Ryzen 9 7950X – welche AMD somit höchstselbst (vorab) bestätigt. Dies entspricht augenscheinlich dem Launch-Prozedere von Zen 3, wo es auch genau diese vier Modelle gab – nur eben innerhalb der Ryzen-5000-Serie. Technische Daten zu diesen vier Zen-4-Modellen gibt es derzeit noch nicht, doch ausgehend von der Namens-Ähnlichkeit dürfte AMD wohl nichts an der jeweils gebotenen Kern-Anzahl ändern. TDP-mäßig sollen alle Ryzen-9-Modelle laut Kopite7kimi bei 170 Watt antreten, wobei Twitterer HerbieHSSO neben den bekannten TDP-Klassen 45W, 65W, 95W & 105W nun auch noch die neue TDP-Klasse von 120W (für die übrig bleibenden Prozessoren) ins Spiel bringt.

Hardware TDP/PPT Liste Release
Ryzen 9 7950X Zen 4, vermtl. 16C/32T 170/230W ? vermt. 15. Sept. 2022
Ryzen 9 7900X Zen 4, vermtl. 12C/24T 170/230W ? vermt. 15. Sept. 2022
Ryzen 7 7700X Zen 4, vermtl. 8C/16T ? ? vermt. 15. Sept. 2022
Ryzen 5 7600X Zen 4, vermtl. 6C/12T ? ? vermt. 15. Sept. 2022
Anmerkung: alle Angaben zu noch nicht vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen

Die Ryzen-7000-Serie wird derzeit für einen Launch am 15. September erwartet, mit einer offiziellen Ankündigung innerhalb der ersten August-Hälfte. Die derzeit kursierenden Meldungen bezüglich des 4. Augusts werden oftmals (fälschlicherweise) als "Launch" beschrieben, real dürfte es zu diesem Zeitpunkt allerdings bestenfalls eine offizielle Vorstellung für einen realen Launch samt Marktstart dann ein paar Wochen später geben. Derweil leert AMD die Läger innerhalb der Vertriebskette, die Ryzen-5000-Modelle gibt es aktuell mit gutklassigen Rabatten und damit oftmals klar unterhalb ihrer Listenpreises, trotz schlechtem Euro/Dollar-Kurs. Im Gegensatz zu Intel, wo die alten Modelle meist ohne Rabatte weitergeführt werden, kommt den (zukünftigen) Alt-Modelle bei AMD traditionell die Rolle der preisgünstige Angebote im Portfolio zu, da die neuen Modelle anfänglich zum (hohen) Listenpreis oder gar noch teurer verkauft werden.

nVidias AD102-450, welche allgemein schon als "ADA Titan" tituliert wird, hat es in den Augen der Kommenatoren schwer: Allgemein wird der wirklich abgehobene Stromverbrauch kritisiert – und zugleich natürlich auch extreme Preise befürchtet. Dabei ist wahrscheinlich egal, ob es jetzt keine 800 Watt, sondern "nur" 600 Watt werden – auch dass trifft heuer nicht mehr den Zeitgeist, welcher eher in Richtung Energieeffizienz geht. Für nVidia ist das ganze natürlich primär ein Prestige-Objekt im ewigen Performance-Wettrennen mit AMD – welches man auf keinen Fall verlieren will, selbst wenn dafür die ganz heißen Eisen ausgepackt werden müssen. Ob dies grundsätzlich gelingen kann, bleibt allerdings die weitere Entwicklung abzuwarten: Denn neben Navi 31 steht ja immer noch ein Dual-Chip Navi 32 im Raum – welcher mit einem Drittel mehr Hardware-Einheiten gegenüber Navi 31 selbst AD102-450 vor Probleme stellen sollte.

AD102-450 Navi 31 Dual Navi 32
Recheneinheiten 142 SM mit 18'176 FP32-Einheiten, zzgl. 9088 INT32-Einheiten 64 WGP mit 16'384 FP32-Einheiten ≤96 WGP mit ≤24'576 FP32-Einheiten
FP32-Rohleistung um die 100 TFlops um die 75 TFlops um die 100 TFlops
große Caches 96 MB Level2-Cache 192 MB + optional ≤192 MB Infinity Cache 256 MB + optional ≤256 MB Infinity Cache
Speicherinterface 384 Bit GDDR6X 384 Bit GDDR6 2x256 Bit GDDR6
Performance-Projektion ca. 1,9-2,3fache ggü 3090Ti
(Hochrechnung aufgrund 4090er Benchmarks)
ca. 1,7-1,9fache ggü 3090Ti
(Performance-Zielsetzung von AMD)
ca. 2,1-2,4fache ggü 3090Ti
(Hochrechnung aufgrund N31-Performanceziel)

Die Hochrechnungen hierzu sind natürlich noch arg grob und damit fehleranfällig. Aber wenn man grundsätzlich davon ausgeht, dass AD102 und Navi 31 im selben Performance-Feld spielen, dann sollte ein um ein Drittel mächtigerer Dual-Chip Navi 32 eigentlich an AD102 vorbeiziehen können. Die unterschiedliche hohe FP32-Rechenleistung zwischen AD102 und Navi 31 spielt dabei wohl keine Rolle, sondern entspricht auch schon der Situation bei den aktuellen Ampere/RDNA2-Grafikchips. Die kritische Frage ist eher, ob man mittels des DualChip-Ansatzes nicht einiges an Rechen-Effizienz einbüßt, der herauskommende Performance-Sprung nicht vielleicht deutlich unterhalb des Rohleistungs-Sprungs rangiert. Unter anderen Gesichtspunkten könnte der DualChip-Ansatz hingegen wieder vorteilhaft sein: Zwei Navi 32 lassen sich eventuell etwas höher takten als ein Navi 31 (größerer Die) – was dann die Spanne der denkbaren Performance-Ergebnisse nur noch weiter erhöht.

Vom reinen Performance-Punkt abgesehen stellt sich zudem die Frage, ob AMD dieselbe Performance-Klasse nicht deutlich energieeffizienter hinbekommt als nVidia. Die letzte – sicherlich um einiges zurückliegende – Wasserstandsmeldung zur TDP von Navi 31 belief sich auf unterhalb 400 Watt. Sofern AMD dies tatsächlich nicht überschreitet, hätte man einen gravierenden Vorteil in der Hand – denn selbst in Enthusiasten-Kreisen werden Grafikkarten á 600 oder 800 Watt nicht wohlgelitten sein. Dies sieht man inzwischen allgemein schon als alleinigen Versuch, auf Teufel komm raus unbedingt vorn zu bleiben, egal der Nebenwirkungen. Aber natürlich sind all dies noch ungelegte Eier: Genauso wenig wie der Stromverbrauch von AD102-450 sicher ist, gilt selbiges für Performance-Punkt und Stromverbrauch von Navi 31 sowie das tatsächliche Erscheinen einer DualChip-Lösung basierend auf Navi 32.

Heise berichten über eine Untersuchung seitens Palo Alto Networks – wonach teilweise schon 15 Minuten nach dem Bekanntwerden einer Schwachstelle die Scans nach entsprechend verwundbaren Systemen anfangen. Dies ist im Wortlaut natürlich harsch, da niemand garantieren kann, innerhalb dieses Zeitraums einen Patch eingespielt zu haben. Allerdings liegt den Cyberkriminellen sicherlich nach 15 Minuten auch noch kein funktionierender Hack der Schwachstelle vor, der Scan nach verwundbaren Systemen passiert sicherlich prophylaktisch. Nichtsdestotrotz weisst diese Meldung darauf hin, dass rechtzeitiges Patchen von Systemlücken heutzutage in die Richtung einer unerfüllbaren Anforderung geht. Dies ist vielleicht lösbar im professionellen Bereich, aber für Normalanwender nicht in der notwendigen Schnelligkeit zu leisten.

Natürlich könnte man an dieser Stelle angekommen auch darüber nachdenken, sich vom alleinigen Vertrauen in passive Schutzmaßnahmen wie Patch-Managment und Antiviren-Software zu lösen – und dazu übergehen, die Systeme so zu sichern, dass man schon Prinzip-bedingt gegenüber den meisten Lücken gewappnet wäre. Im professionellen Bereich existieren hierzu erweitere Abwehrmaßnahmen, im privaten Bereich muß man selber ran – hat aber wenigstens den Vorteil, dass der Angriff üblicherweise nicht direkt per Hacker, sondern zumeist automatisiert per Malware erfolgt. Dem kann man bereits gut mit der Deaktivierung von Scripting begegenen, fast alle sich an Endanwender richtende Schad-Software basiert in der einen oder anderen Form darauf. Durchaus zu überdenken wäre auch die Einrichtung einer Software-Firewall mit Programm-Ansatz, da die meiste Malware den eigentlichen Schadcode nicht selber mitbringt, sondern aus dem Internet nachlädt – was sich mit dem Setting "kein Internet-Zugriff für nicht manuell freigegebene Programme" zuverlässig verhindern läßt.