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News des 27. November 2024

Der Launch von Arrow Lake ist nunmehr einen Monat her und nach wie vor kommt die neue Intel-Generation nicht in Tritt – sowohl bezüglich der von Intel versprochener Performance-Verbesserungen (vermutlich erst im Dezember zu sehen) als auch bezüglich des Verkaufsgeschehens. Selbst wenn man Arrow Lake bei den Verkaufszahlen der Mindfactory nicht mit AMD vergleicht, sondern nur rein Intel-intern, sind die bis zum Ende der letzten Woche in nunmehr vier Verkaufswochen aufgelaufenen 115 Verkäufe an allen Arrow-Lake-Modellen (der 285K wie bekannt zumeist nicht verfügbar) äußerst mager. Eine neue Generation von Intel-Prozessoren wird normalerweise gerade bei den K/KF-Modellen gut von der Enthusiasten-Szene goutiert, speziell zum Launch. Davon ist bei Arrow Lake nun überhaupt nichts zu sehen, die Anzahl der im selben Zeitraum verkauften LGA1700-Prozessoren liegt bei über dem 10fachen (!), das LGA1851-Verkaufsergebnis liegt eher näher am LGA1200-Verkaufsergebnis (60 Stück) dran. Oder anders formuliert: Vom nunmehr "alten" Core i7-14700K wurde nach dem Arrow-Lake-Launch bei der Mindfactory mehr abgesetzt als vom kompletten Arrow-Lake-Portfolio mit (bislang) 5 CPU-Modellen.

MF-Verkäufe seit ARL-Launch Verkäufe
LGA1851: Arrow Lake 115 Stück
LGA1200: Comet & Rocket Lake 60 Stück
LGA1700: Alder & Raptor Lake 1370 Stück
.................. Core i7-14700K 130 Stück
gemäß der von Twitterer TechEpiphany erhobenen Verkaufszahlen der Mindfactory

Arrow Lake ist also nicht einfach nur bei der Mindfactory schwach gestartet, sondern auch generell gegenüber den bisherigen Intel-Angeboten. Die Frage ist nun, ob Intel dies durch überzeugende OEM-Verkäufe ausgleichen kann, immerhin steht der OEM-Markt locker für 90% aller CPU-Verkäufe und wären somit ein paar Dellen im DIY-Segment gut übertünchbar. Hierzu liegen keine Zahlen vor und Intel dürfte jene auch kaum herausrücken – vor allem nicht in einer Aufschlüsselung nach CPU-Architekturen. Allerdings ist bemerkenswert, wie gering die öffentlich sichtbare Aktivität der Hersteller von Komplett-PCs zu "Arrow Lake" ausfällt: Normalerweise wird da jede neue Intel-Generation mit einer größeren Anzahl an zeitnahen Vorstellungen entsprechender Komplett-PCs begleitet. Kaum ein Hersteller läßt es sich nehmen, breit in Presseerklärungen kundzutun, dass die eigenen besten Gaming-PCs nunmehr zur neuen Intel-Generation wechseln. Dies ist der Normalfall – und jener ist bei Arrow Lake nun überhaupt nicht eingetreten, die PC-Hersteller schweigen hierzu (bis auf Einzelfälle) zumeist.

Anders formuliert: Es ist etwas zu bezweifeln, dass Arrow Lake im Bereich der expliziten Gaming-Komplett-PCs derzeit wirklich starke Verbreitung findet, so wie es bei neuen Intel-Generationen ansonsten üblich wäre. Für die OEM-Hersteller wird das Performance-Profil von Arrow Lake schließlich auch keine Überraschung sein, die großen Hersteller bekommen üblicherweise lange vorher Sample-Prozessoren von Intel. Es kann damit nicht gesagt werden, wie gut sich Arrow-Lake-basierte Komplett-PCs im Bereich von Semi-Workstations verkaufen oder aber wie der Massenmarkt reagieren wird, welche jedoch erst ab Januar bedient wird. Aber zumindest bei den expliziten Spiele-Komplett-PCs dürfte Arrow Lake vermutlich genauso unterdurchschnittlich laufen wie derzeit im DIY-Segment. Und auch über beiden anderen Marktsegmenten schwebt ein wenig das Damoklesschwert der schlechten Vorgaben über die Ergebnisse der Launch-Reviews zu Arrow Lake. Intel hatte es bisher gut verstanden, neue Prozessoren-Generationen auch ohne große Performance-Gewinne dennoch zu verkaufen. Nun aber steht man erstmals vor der Situation, eine neue Prozessoren-Generation ohne Performance-Gewinn vermarkten zu müssen. Und dies könnte durchaus eine gewisse Einfärbung der ansonsten strahlenden OEM-Ergebnisse bei Intel mit sich bringen.

Vom üblicherweise sehr kundigen Twitterer Jaykihn kommt eine Bestätigung, dass sich an Intels Plänen für Desktop-Grafikkarten vorerst nichts geändert hat, somit die Intel-Generationen "Celestial" und "Druid" weiter im Plan stehen sollen. Dies wurde ja hier und da gern in Zweifel gestellt – was wiederum auch nicht unberechtigt ist angesichts der schwachen Marktrezeption der bisherigen Intel-Grafikkarten. Andererseits erfolgt Grundlagen-Arbeit auch immer lange vorher und lohnt es sich ab einem gewissen Arbeitsfortschritt kaum noch, das ganze aufzugeben. Zudem zieht Intel derzeit gute Synergien aus der gleichzeitigen Verwendung der neuen Grafikchip-Architekturen für Desktop-Grafikkarten sowie für integrierte Grafik. So lange also Intel-intern noch der Glaube an Architektur-Verbesserungen existiert, wird das ganze vermutlich weitergehen. Denkbarerweise könnte Intel allerdings versuchen, die Kostenlage speziell der Sparte für Desktop-Grafikkarten zu reduzieren, damit das ganze nicht so sehr auf die (momentan sehr mauen) Intel-Ergebnisse einschlägt.

Last dGPU?
Desktop Celestial and Druid are as planned as ever.

Quelle:  Jaykihn @ X am 27. November 2024

Twitterer Momomo zeigt hingegen (im nachfolgenden Tweet) gleich mehrere Händlerpreise zu Intels Arc B580 – wovon drei im Rahmen von 246-259 Dollar liegen und der Ausreißer dann bei 373 Dollar notiert. Auf europäische Verhältnisse umgerechnet sind dies grob 285 Euro – leider macht der schlechte Dollar/Euro-Wechselkurs derzeit (alle) Hardware in Euroland wieder etwas teurer. Dies wäre ungefähr das aktuelle Preisniveau einer GeForce RTX 4060, welche die Arc B580 eigentlich klar überbieten sollte (was seitens Intel zu beweisen wäre). Intel scheint also nicht den Alchemist-Fehler wiederholen zu wollen, seine Grafikkarten vergleichsweise teuer in den Markt zu schicken und dies erst im Laufe der Zeit auf ein gangbares Niveau zu senken. Natürlich wird man sehen müssen, was die neuen Generationen von AMD & nVidia ab 2025 hieran noch ändern werden, doch mit diesem Preis könnte die Arc B580 einen durchaus positiv aufgenommenen Battlemage-Start erreichen.

Hardwareluxx berichten interessante Dinge zur Weiterentwicklung von CoWoS. Hierbei will TSMC seine Advanced-Packaging-Technologie soweit ausbauen, dass ein Package zukünftig bis zum 9fachen der maximalen Chipgröße (Recticle Limit = 858mm²) gehen kann, sprich bei ca. 7700mm² liegend. Dies soll dann primär mit noch mehr HBM-Speicher gefüllt werden, ist somit in erster Linie nur für HPC/AI-Chips interessant. Allerdings ist daneben auch eine für den Massenmarkt wichtige Bemerkung gefallen: Mittels der kommenden "High-NA EUV" Lithographie, wofür derzeit die ersten Chipfertigungsmaschinen ausgeliefert werden, sinkt das Recticle Limit auf die Hälfte des üblichen ab, ergo nur noch 429mm². Logischerweise kann man nach wie vor darüber hinausgehen, dann muß der Chip eben mehrfach bzw. partiell belichtet werden – was allerdings die Kosten und die Fehlerquote nach oben treibt.

Im HPC/AI-Bereich kann und wird man sich dies leisten, und für die meisten anderen Consumer-Chips sind 429mm² maximale (übliche) Chipgröße auch komplett ausreichend. Intel beispielsweise, welche zuletzt eine der ersten "High-NA EUV" Chipfertigungsanlagen von ASML erhalten haben, hat eine übliche Prozessoren-Größe von 150-250mm², allein Xeon-Spitzenmodelle gehen darüber hinaus. Mittels der Tile-Technologie hat Intel derzeit sogar praktisch noch kleinere Einzelchips, ergo ist diese Einschränkung für Intel wohl zumeist kein Problem. Wer hier zukünftig neue Wege gehen muß, sind die Grafikchip-Entwickler für Consumer-Grafikkarten für höhere Ansprüche: AMDs Navi 31 schummelt sich mit seinem GCD/MCD-Aufbau schon unter dieses (zukünftige) Recticle Limit, aber nVidias AD102 liegt mit 609mm² darüber – und der kommende Blackwell-Spitzenchip GB202 mit ~744mm² dann sowieso. An diesem Punkt ist somit für die Grafikchip-Entwickler durchaus der mittel- und langfristige Zwang zu sehen, zu echten MultiChip-Konstruktionen zu kommen – denn multiple Belichtungen wären für das Consumer-Segment wohl nicht wirklich wirtschaftlich.