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News des 28./29. Januar 2023

Generell auffallend mit dem neuen Grafikkarten-Marktüberblick ist der Punkt, dass sich die Grafikkarten der Ampere/RDNA2-Generation im oberen Preisbereich verteuert haben (weil: oftmals nahe EOL-Status), im unteren Preisbereich jene hingegen günstiger gegenüber dem Stand vom letzten Herbst geworden sind. Dies führt auch dazu, dass einige Grafikkarten es tatsächlich geschafft haben, zu ihrem Listenpreis verfügbar zu sein – obwohl viele Beobachter während der großen Grafikkarten-Dürre 2021/22 davon ausgingen, dass dieser Punkt nie erreicht werden könne. Natürlich ist es auch keine besondere Ruhmestat, mehr als zwei Jahre nach der Eröffnung jener Ampere/RDNA2-Generation diese 2020/21er Listenpreise tatsächlich erreicht zu haben.

Liste/Launch Umr./akt. UVP: Launch/akt. Straße/akt.
Radeon RX 6800 $579 = 633€ 579€ ab 580€
Radeon RX 6750 XT $549 = 601€ 619€ ab 460€
Radeon RX 6700 XT $479 = 524€ 479€ ab 400€
Radeon RX 6650 XT $399 = 436€ 449€ ab 320€
Radeon RX 6600 $329 = 360€ 339€ ab 270€
GeForce RTX 3070 Ti $599 = 655€ 619€ / 649€ ab 650€
GeForce RTX 3070 $499 = 546€ 499€ / 549€ ab 540€
GeForce RTX 3060 Ti $399 = 436€ 399€ / 439€ ab 430€
GeForce RTX 3060 12GB $329 = 360€ 329€ ab 350€
GeForce GTX 1660 Super $229 = 250€ 245€ ab 230€

Ein beachtbarer Unterschied besteht allerdings darin, dass nVidias Grafikkarten bestenfalls minimal unterhalb des (umgerechneten) Listenpreises liegen, während AMDs Grafikkarten unterhalb der Navi-21-Abkömmlinge inzwischen weit unterhalb Listenpreis und UVP rangieren. Letztlich werden hiermit die seinerzeit schon als hochgezogen eingeschätzten Listenpreise der Radeon RX 6600 & 6700 Serien (in der Praxis) wieder eingerenkt. Damit läßt sich durchaus sagen, dass die im Jahr 2020 vorgestellte Alt-Generation entgegen anderslautender Thesen sehr wohl zu ihren seinerzeitigen (niedrigen) Listenpreisen herstellbar ist. Gleichfalls kann man konstatieren, dass die Listenpreise der später in den Markt gekommenen 2021er Modelle wegen der seinerzeit herrschenden Straßenpreis-Übertreibungen augenscheinlich zu hoch angesetzt wurden, diese Grafikkarten ebenfalls zu deutlich günstigeren Preislagen herstellbar sind.

Von Twitterer TechEpiphany kommen die Zahlen für die Grafikkarten-Verkäufe in der 4. Woche beim deutschen Einzelhändler 'Mindfactory'. Jene sehen gegenüber der Vorwoche kaum verändert aus, nach wie vor ist vor allem die Absatzzahl weiterhin gutklassig (Schnitt der Verkäufe im Q1/2020, vor Grafikkarten-Dürre und Kryptomining-Hype: ~3700/Woche). Zwar sind in der Top-Liste weiterhin viele Mainstream- und Midrange-Modelle zu finden, dennoch verkaufen sich die meisten der neuen Ada/RDNA3-Grafikkarten regelrecht gut: GeForce RTX 4070 Ti auf Position 2 mit 450 Stück und Radeon RX 7900 XT auf Position 3 mit 390 Stück wären hierbei zu nennen, zu etwas kleineren Stückzahlen folgen GeForce RTX 4090 & 4080 schon auf Position 5 und 6. Eine Käufer-Zurückhaltung gegenüber den hochpreisigen neuen Grafikkarten ist damit keineswegs erkennbar, allein die (gegenüber der UVP) überteuert angebotene Radeon RX 7900 XTX landet auf einer mittelmäßigen Platzierung (14).

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2023
Absatz Anteile Umsatz Anteile ASPs
4. Woche 2023 3750 Stück 40,8%   58,4%   0,8% 2,83M € 34,5%   65,3%   0,2% 639€   845€   210€
3. Woche 2023 3940 Stück 42,3%   57,2%   0,5% 2,92M € 37,5%   62,3%   0,2% 656€   807€   270€
alle Daten basierend auf den Erhebungen von @TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag

VideoCardz berichten über eine EEC-Notierung seitens eines chinesischen Herstellers, welche auch schon GeForce RTX 4050, 4060 & 4070 nennt. Damit ist zumindest klar, dass jene Grafikkarten tatsächlich innerhalb nVidias Planungen für die nächste Zeit liegen. Wirklich belastbar sind die EEC-Angaben allerdings nicht, da im konkreten Fall eine "GeForce RTX 4060 Ti" fehlt, welche ziemlich sicher auch noch kommen wird. Zudem werden bei der EEC ganz gern auch einmal Platzhalter-Eintragungen vorgenommen, um einfach den Papierkram bereits vorab erledigt zu haben – ganz egal, ob das Produkt danach wirklich erscheint. Somit sind EEC-Eintragungen immer nur Indizien, nie direkte Beweise (oder auch Termin-Vorgaben) für die Existenz dieser kommenden Hardware.

Technik Segment Termin
GeForce RTX 4070  (AD104-250) 46 SM @ 192 Bit, 36 MB L2, 12 GB GDDR6(X) Midrange whrschl. März 2023
Navi 33  (Radeon RX 7600 Serie) =32 CU @ 128 Bit, 32 MB IF$, 8 GB GDDR6 Mainstream angbl. Q2/2023
GeForce RTX 4060 Ti  (AD106-350) 34 SM @ 128 Bit, 32 MB L2, 8 GB GDDR6 Mainstream whrschl. Q2/2023
GeForce RTX 4060  (AD106-?) ~30 SM @ 128 Bit, 32 MB L2, 8 GB GDDR6 Mainstream angbl. Juni 2023
Navi 32  (Radeon RX 7700/7800 Serien) =60 CU @ =256 Bit, =64 MB IF$, =16 GB GDDR6 Midrange whrschl. Q3/2023
GeForce RTX 4050  (AD107-?) ~24 SM @ 128 Bit, 32 MB L2, 8 GB GDDR6 Mainstream whrschl. Q3/2023
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen

Nachzutragen sind noch die Ausführungen von Chips & Cheese, welche mit einigen Mikro-Benchmarks zu RDNA3 Einblicke in die RDNA3-Architektur sowie deren Stärken & Schwächen liefern. Interessant hieran sind insbesondere die Tests zum Rechendurchsatz, welche somit die Frage der verdoppelten FP32-Einheiten von RDNA3 berühren. Jene sind wie bekannt nur dann nutzbar, wenn entweder im Wave64-Verfahren gearbeitet wird, oder im Wave32-Verfahren der Compiler entsprechend umschichtet – je nachdem ob passender Code hierfür (automatisiert) erkannt wird. Diese Hürden führen dazu, dass die theoretisch verdoppelte FP32-Power nie wirklich voll durchschlägt. Selbst in den theoretischen Mikro-Benchmarks von Chips & Cheese traf dies nur gut auf FP32-ADD zu (+92% per WGP/SM auf normierter Taktrate), während FP32-FMA faktisch nichts brachte (+4%), und das wichtige FP32-MAD mit +52% in der Mitte zwischen beiden Extremen herauskam. In letzterer Zahl – welche dann in der Praxis von Spiele-Benchmarks nochmals deutlich geringer ausfallen wird – liegt wohl einer der Gründe, wieso die RDNA3-Architektur sich (bislang) so wenig von RDNA2 absetzen kann.

Andererseits ist wahrscheinlich der Transistoren- und Chipflächen-Effekt dieser Änderung hin zu verdoppelten FP32-Einheiten gering (bei Navi 23 zu Navi 33 kostete es +20% Transistoren, einschließlich der anderen RDNA3-Änderungen) und arbeiten diese verdoppelten FP32-Einheiten zugunsten der Zukunft, wenn FP32-Rechenleistung mit zukünftigen Spielen dann üblicherweise stärker limitiert als derzeit. Auch kann AMD mittels Treiber-Arbeit hier noch einiges herausholen, denn der übliche Weg per Compiler gilt als ziemlich ineffizient. Damit sollen jetzt keine großen Performance-Wunder versprochen werden, aber es ergibt sich durchaus der Ansatzpunkt für gewisse RDNA3-Verbesserungen in der Zukunft. Wie groß jene tatsächlich ausfallen, ist jedoch leider kaum zu prognostizieren. Nicht auszuschließen sogar, dass sich AMD der Thematik erst langfristig widmen kann, sprich erst im Hinblick auf die nachfolgende RDNA4-Architektur.

Eine echte Erklärung für die klar unterhalb der Erwartungen herausgekommene RDNA3-Performance ergibt sich aus diesem Punkt im übrigen nicht: Zwar wird mittels der verdoppelten FP32-Einheiten in der Praxis keine verdoppelte FP32-Rohleistung erreicht, doch diesen Punkt sollte AMD bereits vorab erkannt haben – womit dies weniger denn der Grund für die Performance-Fehleinschätzung im Entwicklungs-Stadium sein kann. Hierzu ist nach wie vor der unterhalb der Erwartungen liegende RDNA3-Takt zu nennen, wobei dies eventuell auch mit dem jeweiligen Stromverbrauch zusammenhängt: Wie die ComputerBase schon einmal gezeigt hat, kann ein Hersteller-Design zur Radeon RX 7900 XTX unter Blender durchaus auf 3.5 GHz hochgehen – und bleibt dabei mit 400W auf einem niedrigeren Stromverbrauch als unter Spielen, wo bei 2.9 GHz schon 500W erreicht werden. Auch dies ist dann allerdings nur ein weiterer Hinweis – und sicherlich noch keine entgültige Erklärung für das RDNA3-Performanceverhalten.