Nach der Vorstellung der neuen HighEnd-Lösungen GeForce GTX 285 und 295 von nVidia wird es nun Zeit für den ersten Grafikkarten-Marktüberblick des neuen Jahres, welcher damit den Grafikkarten-Marktüberblick vom Oktober 2008 ablöst. Neben diesen beiden neuen Karten und einigen Preisbewegungen kleineren und mittleren Umfangs hat sich allerdings erstaunlich wenig gegenüber diesem Oktober-Marktüberblick getan. In letzter Zeit haben sich ATI und nVidia doch stark mit der Vorstellung neuer Karten zurückgehalten und bis auf das HighEnd-Segment gab es auch keine größeren Preissenkungsoffensiven.

Nichtsdestotrotz hat sich dennoch in der Gesamtheit des Angebots einiges bewegt: Diverse Grafikkarten konnten sich durch günstigere Preise einen besseren Stand gegenüber ihrem jeweiligen Konkurrenzangebot erkämpfen, zudem hat in allen Marktsegment nun endlich einmal die lange erwartete Ausdünnung des Überangebots an verschiedenen Lösungen angefangen. In deren Folge sind einige ältere Lösungen nunmehr nur noch zu überzogenen Preisen oder gleich gar nicht mehr erhältlich und konnten somit aus den nachfolgenden Auflistungen entfallen (die herausgefallenen Karten sind ganz unten in den Listen kurz aufgeführt).

Um gleich an dieser Stelle aber mit einem eventuellen Mißverständnis aufzuräumen: Die beiden nachfolgenden Listen stellen nicht unsere aktuellen Empfehlungen dar, sondern sind auf Vollständigkeit bedachte Auflistungen des kompletten derzeit verfügbaren Angebots von ATI und nVidia, bewußt herausgelassene Angebote werden extra genannt. Diese Listen sollen einen Überblick über das aktuelle Marktangebot geben, was bedeutet, daß hier auch die eher ungünstigen Angebote erfasst sind – es geht um Vollständigkeit, nicht primär um die besten Angebote (diese ergeben sich schließlich erst aus dem Studium der vollständigen Liste). Zudem sollen die überall notierten Karten-Spezifikationen davor schützen, auf Angebote mit abgesenkten Spezifikationen hereinzufallen. Unsere (subjektiven) Empfehlungen sind dagegen jeweils am Ende der einzelnen Artikelseiten separat aufgelistet.

Zum besseren Zusammenhang zwischen Tabelle und den Anmerkungen zu den einzelnen Karten haben wir die nachfolgende Übersicht wie gesagt aufgesplittet: Den Anfang machen die Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments, auf der nächsten Seite gibt es dann die Karten des LowCost- und unteren Mainstream-Segments. Die Trennlinie liegt dabei bei um die 70 Euro, was derzeit fast perfekt die Karten mit 64 oder 128 Bit Speicherinterface von den Karten mit einem 256 Bit Speicherinterface (oder besser) trennt. Im "Grenzbereich" wurden der besseren Übersicht wegen zudem einige Karten auf beiden Artikelseiten doppelt aufgeführt. Anfangen wollen wir mit dem Marktüberblick der Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments:

Anmerkung: Die nachfolgenden GFlops-Werte geben die theoretische maximale Rechenleistung wieder, bei ATI die MADD-Rechenleistung und bei nVidia die MADD- sowie die kummulierte MADD/MUL-Rechenleistung. Diese Angabe erfolgt, weil die Anzahl der Shader-Einheiten zwischen den Designs von ATI und nVidia nicht vergleichbar ist – wobei natürlich auch die Angabe zur Rechenleistung keinen alleinigen Schluß auf die Leistungsfähigkeit zuläßt.

Langsam aber sicher sind nun auch aus dem oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segment einige ältere Lösungen entschwunden, andere wie die alten DualChip-Lösungen Radeon HD 3850 X2 und Radeon HD 3870 X2 stehen kurz davor. Bei ATI dürfte sich das Feld in den nächsten Wochen weiter ausdünnen und vermutlich alle der Radeon HD 3000 Serie abstammenden Grafikkarten den Markt verlassen – ATI hat mit der Radeon HD 4830 nun inzwischen ein Angebot, welches auch preislich den Platz der Radeon HD 3850 & 3870 einnehmen kann. Bei nVidia werden wir uns demnächst noch von den letzten Resten der GeForce8-Serie sowie der GeForce GTX 260/280 auf Basis des nunmehr "alten" GT200-Chips verabschieden, hier übernehmen derzeit die Angebote auf Basis des neueren GT200b-Chips das Ruder.

Trotzdem bleibt weiterhin ein ziemlich umfangreiches Angebot übrig, welches sich jedoch aus Preis/Leistungssicht durchaus auf einige wenige interessante Angebote reduzieren läßt. Sehr subjektiv ist die Situation allerdings an der absoluten Leistungsspitze, hier ist trotz der hohen Preise die eierlegende Wollmilchsau noch nicht gefunden: Die GeForce GTX 295 bietet die beste Leistung und sogar eine gewisse Lösung gegenüber Mikrorucklern, kostet aber auch am meisten. Eine Radeon HD 4870 X2 ist da schon ein gutes Stück günstiger, ohne von der Performance her wirklich deutlich zurückzustehen – ihr fehlt derzeit aber eine Lösung gegenüber Mikrorucklern. Die GeForce GTX 285 ist dagegen die ganz klar schnellste SingleChip-Grafikkarte, das Preis/Leistungsverhältnis ist aber gerade gegenüber den DualChip-Angeboten von ATI nicht gut gelungen.

Ein richtig gutes Preis/Leistungsverhältnis bieten dagegen die Radeon HD 4850 X2 Grafikkarten, welche sich nach einstmals teuren Einstiegspreisen inzwischen berappelt haben und deutlich mehr Performance pro Euro bieten als der Rest des HighEnd-Feldes. Insofern sind die Radeon HD 4850 X2 Karten somit der Geheimtip des HighEnd-Feldes – und sind dennoch als DualChip-Grafikkarten nun einmal nicht perfekt, auch fehlt hier noch eine treiberseitige Lösung gegen Mikroruckler. Fast jede dieser vorgenannten Lösungen hat also ihre Stärken und Schwächen, so daß sich wohl für jede dieser Grafikkarten ein jeweiliger Käuferkreis finden lassen wird.

Eine Stufe darunter findet weiterhin das Kräftemessen der GeForce GTX 260 gegen die Radeon HD 4870 statt. nVidia hat hier mit der 216-Shader-Version der GeForce GTX 260 nachgelegt, um den weiteren höheren Preis zu rechtfertigen, zudem sehen die jetzt in den Markt kommenden 55nm-Version der GeForce GTX 260 bezüglich Übertaktfähigkeit und Stromverbrauch (zwischen GT200 und GT200b bei der GeForce GTX 260 von 139 auf nur noch 105 Watt gesenkt) ganz interessant aus. Bei ATI ist dagegen die 1024-MB-Version der Radeon HD 4870 inzwischen preislich so nahe an die reguläre 512-MB-Version herangerückt, daß man hier bedenkenlos zur Karte mit dem Mehrspeicher greifen kann. Auch hier sind wieder Radeon HD 4870 1024MB und GeForce GTX 260 (216SP) in 55nm gangbare Lösungen – nur wenn explizit 512 MB Grafikkartenspeicher ausreichen, macht die Radeon HD 4870 512MB das Rennen.

Im Zweikampf Radeon HD 4850 gegen GeForce 9800 GTX+ ist die Sache dagegen eindeutiger: Hier sehen wir die ATI-Karte vorn, da sie zur besseren Performance auch noch sowohl mit 512 MB als auch mit 1024 MB den etwas besseren Preis bietet. Gegenüber der Radeon HD 4850 512MB kann nVidia derzeit preislich gar nur eine GeForce 9800 GT 1024MB stellen, welche in diesem Vergleich natürlich keine Chance hat. Die noch vereinzelt herumschwirrenden Angebote der Radeon HD 3850 X2 und Radeon HD 3870 X2 haben dagegen inzwischen interessante Preispunkte erreicht, bieten allerdings nicht mehr Performance als die gleichpreisigen Radeon HD 4850 Grafikkarten und sind daher doch nicht mehr empfehlenswert.

Auch im oberen Mainstream-Segment sehen wir dann ATI vorn: Hier findet hauptsächlich ein Zweikampf zwischen der Radeon HD 4830 und der GeForce 9600 GT statt – was insofern irregulär ist, als daß man ausgehend von den technischen Daten und der Performance diese beiden Karten normalerweise nicht gegeneinanderstellen würde. Aber ATI hat in letzter Zeit den Preis der Radeon HD 4830 so massiv abgesenkt, daß sich dieser Wettstreit ergibt – den natürlich ATI gewinnen muß, sofern beide Karten denselben Preis haben. Bei den 1024-MB-Lösungen hat nVidia noch eine gewissen preislichen Vorteil, aber bei den 512-MB-Lösungen haben beide Karten denselben Preis, was die Radeon HD 4830 512MB als glänzenden Sieger in diesem Marktsegment dastehen läßt.

Der eigentlich Gegner dieser Karte, die GeForce 9800 GT 512MB, ist preislich derzeit etwas oberhalb der Radeon HD 4830 512MB angesiedelt – nicht viel, aber dennoch ausreichend, um auch hier die ATI-Karte vorn zu sehen. Der Rest des oberen Mainstream-Segments besteht dann nur noch aus eher uninteressanten Karten wie inzwischen (gemessen an der Radeon HD 4830) zu teuren Radeon HD 3850/3870 Karten sowie der GeForce 8800 GS bzw. GeForce 9600 GSO, welche aber preislich nicht weit genug von der klar schnelleren GeForce 9600 GT entfernt liegen. Selbst die wirklich günstig gewordene Radeon HD 3850 512MB kann keine Empfehlung mehr bekommen, diesen Job kann die preisgünstigere Radeon HD 4670 (auf der nächsten Artikelseite) besser erfüllen.

Demzufolge geben wir folgende (sicherlich teilweise subjektiven und nur für die aktuelle Preissituation geltenden) Empfehlungen ab:

• Im Preisbereich von 250 Euro und mehr ist die Radeon HD 4850 X2 2x1024MB der klare Preis/Leistungssieger. Deren Version mit nur 2x 512 MB Speicher erscheint preislich ebenfalls interessant, jedoch sind in diesem Preisbereich generell nur noch 1024-MB-Lösungen zu empfehlen. Allerdings sind auch Radeon HD 4870 X2 und GeForce GTX 295 interessante Lösungen, wenn man absolute Spitzenperformance (ohne Rücksicht auf den Preis) wünscht.
• Im Preisbereich von 170 bis 250 Euro haben wir unter 1024 MB Grafikkartenspeicher mit Radeon HD 4870 1024MB und GeForce GTX 260 (216SP) 896MB zwei sehr vernünftige Lösungen, die sich kaum etwas nehmen – bei der nVidia-Karte sollte man natürlich aufpassen, schon eine 55nm-Version zu bekommen. Unter 512 MB Grafikkartenspeicher geht die Empfehlung dagegen klar an die Radeon HD 4870 512MB.
• Im Preisbereich von 120 bis 170 Euro ist die Angelegenheit recht eindeutig: Hier gewinnt die Radeon HD 4850, egal ob man die Version mit 512 MB oder mit 1024 MB Grafikkartenspeicher präferiert.
• Im Preisbereich von 80 bis 120 Euro dominiert dann nochmals ATI: Sowohl unter 512 MB als auch unter 1024 MB Grafikkartenspeicher sehen wir hier die Radeon HD 4830 vorn, unter der regulären 512-MB-Version sogar mit Abstand.