Nachdem wiederum einige Zeit vergangen ist seit unserem letzten Grafikkarten-Marktüberblick vom Februar lohnt erneut der prüfende und ordnende Blick auf die im Grafikkarten-Markt erhältlichen Angebote. Wie üblich enthalten unsere nach der Preislage sortierten Auflistungen alle relevanten Daten zu den einzelnen Grafikkarten inklusive auch einer groben Performance-Angabe sowie Vergleichsgrößen in den Disziplinen "Performance/Preis" und "Performance/Stromverbrauch". Damit soll dem Grafikkartenkäufer ein schneller Überblick über das aktuelle Angebot an Grafikkarten ermöglicht werden.

Der neue Marktüberblick umfasst neben den schon im letzten Marktüberblick gelisteten Grafikkarten natürlich auch alle seit dem letzten Marktüberblick neu erschienenen Grafikkarten (immerhin zehn Stück), Streichungen durch das Auslaufen älterer Modelle gab es diesesmal keine. Allerdings haben sich die Preise der meisten Grafikkarten bemerkbar bewegt – sicherlich auch aufgrund des stark veränderten Euro-Kurses: Stand dieser zu unserem letzten Marktüberblick noch bei 1,37 Dollar/Euro, so bekam man letzte Woche schon 1,48 Dollar/Euro – eine Differenz von immerhin 8 Prozent, welche sich in dieser Form auch so in den Preisabschlägen seit dem Februar bei fast allen Grafikkarten bemerkbar macht (der Kurs ist in den letzten zwei Wochentagen zwar wieder auf 1,43 Dollar/Euro abgerutscht, dies ist aber noch nicht in den Preisen enthalten). Andere wichtige Änderungen und Merkmale dieses neuen Grafikkarten-Marktüberblicks sind:

• neu gelistet wurden Radeon HD 6570 DDR3/GDDR5, Radeon HD 6670 DDR3/GDDR5, Radeon HD 6750, Radeon HD 6770, GeForce GTX 550 Ti, Radeon HD 6790, GeForce GTX 590 und Radeon HD 6990
• ausgeschlossen wurden alle Karten ohne DirectX11, diese sind inzwischen zumeist ausgelaufen oder preislich nicht mehr attraktiv – zudem gibt es inzwischen für jedes Preis- und Leistungssegment mehrfachen Ersatz durch DirectX11-Lösungen
• die ersten nicht mehr gelisteten DirectX11-Karten sind Radeon HD 5550 DDR3/GDDR5, Radeon HD 5570 GDDR5 und GeForce GTX 465, diese Karten sind kaum noch erhältlich und haben wenn dann unattraktive Mondpreise
• ein inoffizielles, allerdings durchaus interessantes Angebot existiert in Form der GeForce GTX 460 SE 768MB – normalerweise gibt es die SE-Karten nur mit 256 Bit Speicherinterface und 1024 MB Speicher, Palit liefert allerdings auch diese Variante mit kleinerem 192 Bit Speicherinterface und kleinerem 768 MB Speicher, welche deutlich günstiger als reguläre GeForce GTX 460 768MB Karten angeboten wird (aber natürlich auch klar langsamer als diese ist)
• bei den notierten Preisen zu Radeon HD 5830 & 5850 wurde sich aussschließlich an der Preislage der Xtreme-Karten von Sapphire orientiert, da diese weit besser liegt als die Preislage der restlichen Angebote zu diesen beiden Karten
• generell herausgelassen wurden alle LowCost-Grafikkarten, alle Grafikkarten mit nur DDR2-Speicher, alle Grafikkarten ohne DirectX11 und alle Grafikkarten mit nur 512 MB Grafikkartenspeicher

Die nachfolgenden Listen sind wie üblich auf Vollständigkeit bedachte Auflistungen des kompletten derzeit verfügbaren Angebots von AMD und nVidia – abzüglich nur der derzeit auslaufenden Karten, welche als Restposten zumeist nur noch zu Mondpreisen angeboten werden (und vor allem nicht mehr nachgeliefert werden). Diese Listen sollen einen Überblick über das aktuelle Marktangebot geben, was bedeutet, daß hier auch die eher ungünstigen Angebote erfasst sind – es geht um Vollständigkeit, nicht primär um die besten Angebote, diese ergeben sich schließlich erst aus dem Studium der vollständigen Liste. Zudem sollen die überall notierten Karten-Spezifikationen davor schützen, auf Angebote mit abgesenkten Spezifikationen hereinzufallen bzw. die Erkennung von ab Werk übertakteten Modellen ermöglichen. Unsere (subjektiven) Empfehlungen sind dagegen separat notiert.

Die zu jeder Grafikkarte angegebene Performance basiert auf einem groben Performance-Index auf Basis verschiedener aktueller Hardware-Tests, in welchem die Radeon HD 5750 mit 100% definiert ist. Dieser Performance-Index orientiert sich generell an dem Setting 1920x1200 4x Anti-Aliasing, hier und da wurde bei den Rundungen dann auch niedrigere Settings (Mainstream-Segment) bzw. höhere Settings (HighEnd-Segment) mit beachtet. Mit dem neuen Grafikkarten-Marktüberblick wurde der Performance-Index mittels neuerer Hardware-Tests überarbeitet und weist demzufolge bei einigen Grafikkarten leicht veränderte Werte gegenüber dem vorhergehenden Grafikkarten-Marktüberblick aus.

Der Performance-Index kann dabei natürlich nie gänzlich exakt sein, um plus/minus 5 Prozent können die Ergebnisse einzelner Hardware-Tests immer von diesem abweichen. Es geht bei diesem Performance-Index jedoch nicht um höchstmögliche Exaktheit, sondern allein um eine ungefähre Performance-Orientierung. Welche Karte in einem Duell gleichwertiger Lösungen vorn liegt oder was die Karten des HighEnd-Segments bei höheren Settings noch leisten können, wird immer die Aufgabe spezieller Hardware-Tests sein und kann natürlich nicht in dieser einzelnen Zahl abgebildet werden.

Basierend auf dem Performance-Index wurden zudem noch die Werte "Performance/Preis" und "Performance/Verbrauch" gebildet. In beiden Fällen sind höhere Werte besser als niedrigere und gleichfalls gilt in beiden Fällen, daß die Werte für sich allein keine Aussagekraft haben, sondern erst im Vergleich zu den Werten anderer Grafikkarte eine Bedeutung erlangen. Bei "Performance/Preis" kann man dabei auf einen Blick erkennen, wo Grafikkarten mit einer besonders guten Performance gemessen am Preispunkt liegen, während "Performance/Verbrauch" eine Aussage darüber gibt, welche Grafikkarten ihre Performance besonders energieeffizient erbringen. Beide Werte werden auf der zweiten Artikelseite noch einmal in Diagrammen jeweils extra beleuchtet.

Letztlich wäre noch anzumerken, daß die angegebenen Stromverbrauchswerte auf entsprechende Messungen der reinen Grafikkarte seitens HT4U setzen, unterteilt in einen Stromverbrauch unter Idle (erste Zahl) und unter Spielen (zweite Zahl, Messgrundlage ist hierbei HAWX). Da aber noch nicht zu allen Grafikkarten entsprechende Werte vorliegen, sind einige Angaben derzeit nur Schätzungen unsererseits. Nachfolgend ist dann das komplette reguläre Programm der Grafikchip-Entwickler und Grafikkarten-Hersteller an Grafikkarten mit 768 MB und mehr Grafikkartenspeicher aufgelistet:

Durch die neu hinzugekommenen Grafikkarten und durch erstmals keine Abgänge durch das Auslaufen älterer Grafikkarten ist dieser Marktüberblick schon wieder deutlich voller als der letzte geworden. Dies ist auch ein Ergebnis des Umstandes, daß derzeit zwei komplette Grafikkarten-Generationen im Markt stehen, welche sich technologisch kaum etwas (AMD) bzw. gar nichts (nVidia) nehmen. Die älteren Grafikkarten (Radeon HD 5000 und GeForce 400 Serien) haben gegenüber den neueren Grafikkarten (Radeon HD 6000 und GeForce 500 Serie) technologisch keine beachtbaren Nachteile und können auch jetzt noch problemlos erstanden werden.

Wie bei den letzten beiden Marktüberblicken gilt dabei: Beide Grafikchip-Entwickler bieten aktuell ein sehr ausgewogenes Angebot mit überall guten Lösungen für jeden Bedarf und jeden Geldbeutel an. Durch die Preisverschiebungen seit dem letzten Marktüberblick ergeben sich allerdings in vielen Preissegmenten besonders hervorstechende Angebote, welche klare Empfehlungen verdienen. Diese gelten natürlich nur zum aktuellen Preisstand und können sich im Laufe der Zeit durch andere Preislagen auch wieder erübrigen.

Unsere subjektiven Empfehlungen lauten daher:

• Im DualChip-Bereich ist die Radeon HD 6990 bei grob gleicher Performance, etwas besserer Eignung für höherwertigere Settings und geringfügig besserem Stromverbrauch angesichts des deutlich besseren Preises eigentlich klar vorzuziehen. Gegen die AMD-Karte spricht allerdings der Nebenpunkt einer drastisch höheren Geräuschentwicklung, welche je nach persönlicher Befindlichkeit in dieser Frage durchaus ein K.O.-Argument gegen die Radeon HD 6990 sein kann.
• Bei der Frage nach der schnellsten SingleChip-Lösung zieht weiterhin die GeForce GTX 580 einsam ihre Kreise, AMD scheint dieser Karte in dieser Generation nichts mehr gleichwertiges entgegenstellen zu wollen. Das Preis/Leistungsverhältnis dieser Karte ist natürlich schwach angesichts des hohen Preisaufschlags gegenüber den direkt nachfolgenden Karten.
• Im Preisbereich von um die 250 Euro treten drei HighEnd-Karten an, welche sich in Performance und Preis nur wenig unterscheiden – allenfalls die GeForce GTX 480 fällt mit ihrem hohen Stromverbrauch etwas ab. Die Frage Radeon HD 6970 gegen GeForce GTX 570 läßt sich dagegen trotz unseres entsprechenden Testberichts nicht endgültig klären, beide genannte Karten sind erstklassige Lösungen in diesem Preisbereich.
• Im Preisbereich von 165 bis 220 Euro gibt es einen eindeutigen Sieger in Form der Radeon HD 6950 (in ihren beiden Speicherbestückungen). Dabei ist die ebenfalls in diesem Preissegment beheimatete GeForce GTX 560 Ti wohl eines der besten nVidia-Angebote der letzten Zeit und zudem auch noch sehr übertaktungsfreudig – allein, die Radeon HD 6950 hat nach wie vor die Fähigkeit der Freischaltung zur Radeon HD 6970, was die nVidia-Karte unmöglich toppen kann.
• Im Preisbereich von 75 bis 150 Euro geht es derzeit absolut drunter und drüber: Abverkaufsangebote wie die Radeon HD 5830 & 5850 treffen auf Ladenhüter wie die GeForce GTX 460 SE oder zu teuer in den Markt kommende neue Karten wie Radeon HD 6790 und GeForce GTX 550 Ti. Im Normalfall bieten sich hier einige interessante Lösungen an und müsste dieser Preisbereich daher genauer untersucht werden, aber aufgrund der absolut herausragenden Preislage von Radeon HD 5830 und Radeon HD 5850 (in der Xtreme-Ausführung von Sappphire) führt derzeit gar kein Weg an diesen Grafikkarten vorbei.
• Im Preisbereich von 45 bis 70 Euro gibt es jede Menge Angebote, von denen allerdings nur Radeon HD 6570 GDDR5 und Radeon HD 5670 GDDR5 als Angebote mit gutem Performance/Preis-Verhältnis hervorstechen. Insbesondere die höherpreisigen Angebote dieses Preisbereichs sind zudem viel zu sehr in der Nähe des Abkaufspreises zur Radeon HD 5830, um derzeit interessant sein zu können. Die langsameren Karten dieses Preissegments lohnen sich dagegen kaum, weil bei diesen deutlich weniger Performance für zumeist nur einen geringen Preisabschlag geboten wird.

Die nächste Zeit dürfte dann noch ein paar Ergänzungen des Programmangebots auf nVidia-Seite sehen (GeForce GTX 560, möglicherweise GeForce GTX 550 sowie eine GeForce GT 500 Serie), welche allerdings nur aktuell verkaufte Varianten durch neuere ersetzen und kaum größere Preisimpulse auslösen dürften. AMD ist mit der Umstellung seines Angebotsprogramms auf die Radeon HD 6000 Serie hingegen fertig und dürfte eher schon daran arbeiten, einige Karten der Radeon HD 5000 Serie in Rente zu schicken. Über das Jahr gesehen dürften beide Grafikchip-Entwickler letztlich damit beschäftigt sein, zum Jahresende nur noch Lösungen der Radeon HD 6000 Serie sowie der GeForce 500 Serie im Angebot zu haben, um vor dem Start der nächsten Grafikchip-Generation (AMD Southern Islands bzw. nVidia Kepler) jeweils ein gestrafftes Produktportfolio aufzuweisen.

Damit dürften über die nächsten Monate größere Preisimpulse ausbleiben – diese sind halt nur mit Karten einer neuen Generation und am besten auf Basis einer neuen, günstigeren Fertigung zu realisieren, was derzeit aber nicht ansteht. Wir sehen über das Jahr 2011 und vor der nächsten Grafikchip-Generation daher in erster Linie Preiskämpfe den Markt bestimmen. Dabei bleibt es allerdings unsicher, in welcher Höhe dieses Preiskämpfe ablaufen werden – da beide Grafikchip-Entwickler mit diesem Portfolio schließlich noch monatelang durchhalten müssen, dürfte es eher einen Preiskampf um einzelne Euros geben und keinen Preiskampf mit deutlichen Preissenkungsrunden.

Abseits von großen Preisnachlässen für Abverkaufsangebote wird sich somit an der jetzigen Preissituation nur arg langsam etwas ändern und man kann damit sagen, daß aus Sicht eventuell sinkender Preise oder aber neuer Produktgeneration genau jetzt ein guter Zeitpunkt zum Grafikkarten-Neukauf ist: Eben deshalb, weil klar sinkende Preise oder neue Produktgenerationen für die nächsten Monate nicht zu erwarten sind und daher eine jetzt gekaufte Grafikkarte zumindest für die Monate direkt nach dem Kauf ihren Wert ziemlich gut erhalten dürfte. Ein Abwarten würde nur dann lohnen, wenn man ernsthaft bis zum Jahreswechsel warten kann – aber kurzfristig lohnt das Warten auf (deutlich) bessere Angebote in der aktuellen Situation nicht.