Launch-Analyse AMD Ryzen Threadripper (Seite 2)

Dienstag, 15. August 2017
 / von Leonidas
 

Somit sehen wir derzeit keinerlei Wert in Spiele-Benchmarks zu Threadripper, welche auf dem "Game Mode" (NUMA-Modus samt Deaktivierung der Hälfte der CPU-Kerne) basieren. Um überhaupt unter störrigen Spielen Benchmark-Werte erzeugen zu können, ist die Kern-Deaktivierung nur für diese Spiele-Titel derzeit sicherlich notwendig (eine wenig beachtete Alternative hierzu: nicht CPU-Kerne abschalten, sondern schlicht SMT deaktivieren) – aber als generellen benutzten Modus ist das ganze reichlich irrational. Dies würde bedeuten, das man einen 16-Kerner (für eine gute Stange Geld) kauft, nur um diesen dann als Achtkerner einzusetzen. Hier sollte man eher den Spieleentwicklern auf die Füße treten zugunsten von schnellstmöglichen Spielpatches, welche den Lapsus beseitigen, das einige Spiele nicht auf diesen HEDT-Prozessoren in dessen Auslieferungszustand starten wollen.

Bezüglich des reinen Wechsels vom UMA- zum NUMA-Modus gilt das gleiche: Sofern hierfür ein Neustart vonnöten wird, ist ein ständiges Wechselspielchen keine wirkliche Option. In der Praxis wird man sich für einen der beiden Modi entscheiden – und dann dabei bleiben. Leider wurde nur höchstselten ausgemessen, was dieser (für den Spiele-Einsatz propagierte) Wechsel vom UMA- zum NUMA-Modus denn für einen Performance-Unterschied speziell unter Anwendungen ausmacht – oftmals hat man sich eher Gedanken um die Performance des "Game Mode" gemacht, welcher aber mittels seiner halbierten Kern-Anzahl unserer Meinung nach ziemlich witzlos ist. Die reinen Messungen der Performance zwischen UMA- und NUMA-Modus ergeben dabei das zu erwartende Bild: Der defaultmäßige UMA-Modus ist besser für Anwendungen, der NUMA-Modus hingegen besser für Spiele.

UMA vs. NUMA 1920X 1950X
TechSpot Anwendungs-Performance  (3 Tests) -2,2% -2,0%
Nordic Hardware Anwendungs-Performance  (10 Tests) -2,1% -4,9%
Nordic Hardware Spiele-Performance (1080p 1% Min)  (3 Tests) +4,1% -
TechSpot Spiele-Performance (1080p 1% Min)  (3 Tests) +4,4% +4,4%
ComputerBase Spiele-Performance (1080p 1% Min)  (8 Tests) +1% +1%
ComputerBase Spiele-Performance (720p Avg)  (8 Tests) +1% +2%
PC Games Hardware Spiele-Performance (720p Avg)  (8 Tests) +2,2% -
Diese Tabelle gibt allein die Performancegewinne/verluste vom UMA-Modus (default) zum NUMA-Modus wieder.

Allerdings sind die Differenzen eher gering – und meistens, wenn bis zu 5% Performancedifferenz in die eine oder andere Richtung ausgemessen werden, basiert dies auf sehr wenigen Einzelmessungen, welche also eigentlich keine Grundlage für eine belastbare Aussage darstellen sollten. Sobald das Testfeld aus mehr Anwendungen oder Spielen besteht, schrumpfen die Unterschied schnell auf nur 1-2 Prozentpunkte – was wohl bedeutet, das in der Breite des Anwendungs/Spiele-Feldes die Differenzen eher geringfügig sind. Eine klare Tendenz pro UMA oder pro NUMA gibt es dabei nicht – das, was man mittels UMA unter Anwendungen gewinnt, gewinnt man mittels NUMA unter Spielen. Bei letzteren ergibt sich natürlich die Chance, das mittel- und langfristig eher zugunsten des defaultmäßigen UMA-Modus optimiert wird, und daher unter Spielen die Performancegewinne von NUMA mit der Zeit sinken.

Da es hier keinen generellen Sieger gibt, die beiderseits grob 2% Performancedifferenz aber unter Anwendungen eher denn sinnvoll investiert sind als unter Spielen (wo ein Prozessor ja immer nur eine Unterstützungsleistung zur eigentlich die Perfomance dominierenden Grafikkarte erbringt), braucht man eigentlich keine große Kunst aus diesen Optionen zu machen und kann Threadripper getrost im default-Modus (UMA-Modus bzw. "Creator Mode") betreiben. Wem die Spiele-Performance unbedingt wichtiger ist, der kann zum NUMA-Modus ("Local Mode") wechseln und gewinnt dort wie gesagt grob 2% CPU-Grundleistung hinzu, verliert dafür aber auch 2% an Anwendungs-Performance. Wie auch mehr oder weniger alle Hardwaretester haben wir uns für die nachfolgenden Threadripper-Benchmarks durchgehend an den default-Zustand gehalten – welcher wie gesagt die Anwendungs-Performance minimal bevorteilt respektive die Spiele-Performance minimal benachteiligt.

Für unsere Auswertung der Anwendungs-Performance konnte auf immerhin ~1170 Einzel-Messungen von 21 verschiedenen Webseiten zurückgegriffen werden – dies sollte dann ein halbwegs belastbares Performance-Bild zu den hierbei getesteten Prozessoren ergeben, selbst wenn es wiederum einige Lücken (mittels Interpolation und Rückgriff auf frühere Werte) zu füllen galt. Positiverweise gab es diesesmal wenigstens eine gute Handvoll an Benchmarks zu den beim Core-X-Launch selten mitgemessenen Core-X-Modellen 7800X & 7820X, so daß sich deren Performance nunmehr auch noch einmal genauer beschreiben läßt. Das Hauptaugenmerk gilt aber natürlich ganz klar dem Abschneiden von Threadripper 1920X & 1950X gegenüber Intels Core i9-7900X.

Hierzu gab es Benchmarks in Hülle und Fülle – mit einer sehr klaren Tendenz, das Threadripper 1950X das Geschehen fast eindeutig dominiert, der Core i9-7900X zwischen den beiden Threadripper-Modellen herauskommt, seinerseits sogar mit klarer Tendenz nur in Richtung des kleineren Threadripper-Modells. Dies ergibt zumindest die Benchmark-Auswertung unter Berücksichtigung aller Werte und gewisser Gewichtung auf jene Launchreviews mit höherer Benchmark-Anzahl und breiterer CPU-Auswahl. Allerdings gibt es auch einige Launchreviews, welche rein Benchmark-technisch den Core i9-7900X minimal vorn sehen – ironischerweise ohne daß dies in den jeweiligen Artikel im Wortlaut erwähnt würde, an dieser Stelle entspricht die Kommentierung dann nicht mehr dem eigenem Zahlenmaterial.

Primär kommen jene "Ausreißer" durch einige Benchmarks zustande, welche prinzipbedingt Intel-Prozessoren (deutlich) vorn sehen – je nachdem wieviele davon in einem Launchreview benutzt wurden, kann das Durchschnitts-Ergebnis eines Launchreviews also auch in dieser Form "kippen". Andererseits ist es gut und natürlich, auch einmal abweichende Resultate zu haben bzw. mit einzurechnen, das stärkt unser Insgesamt-Ergebnis bzw. macht jenes einfach nur solider. Daneben war noch zu beobachten, das insbesondere Launchreviews mit relativ kleinem Benchmark-Set dafür prädestiniert waren, eine besonders hohe Performance-Skalierung aufzuzeigen. Die Launchreviews mit den eher größeren Benchmark-Sets wiesen regelmäßig nicht mehr ganz so hohe Performance-Skalierungen auf – jene wurden für unsere abschließende Durchschnitts-Zahl logischerweise entsprechend hoch gewichtet.

Anwendungen 7700K 7800X 1800X 7820X 1920X 7900X 1950X
Technik Kaby Lake, 4C +HT, 4.2/4.5 GHz Skylake-X, 6C +HT, 3.5/4.0 GHz Zen, 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz +XFR Skylake-X, 8C +HT, 3.6/4.3 GHz +TB3.0 Zen, 12C +SMT, 3.5/4.0 GHz +XFR Skylake-X, 10C +HT, 3.3/4.3 GHz +TB3.0 Zen, 16C +SMT, 3.4/4.0 GHz +XFR
ComputerBase  (14 Tests) 88% 94% 100% - 120% 127% 133%
Golem  (6 Tests) 74,1% 94,1% 100% 111,4% 127,7% 134,7% 151,5%
Hardwareluxx  (15 Tests) 88,7% 106,1% 100% 126,2% 124,4% 141,0% 135,8%
PC Games Hardware  (7 Tests) - - 100% 123,5% 131,0% 138,5% 149,0%
Tom's Hardware  (18 Tests) 82,4% 88,1% 100% 107,7% 126,5% 125,6% 143,8%
AnandTech  (18 Tests) 87,1% 98,8% 100% 118,4% 120,6% 130,5% 138,9%
Ars Technica  (8 Tests) 71,6% - 100% - 146,4% 143,0% 163,5%
Guru3D  (8 Tests) 72,4% - 100% - 119,2% 125,7% 143,1%
Hardware Canucks  (11 Tests) 77,1% - 100% - 131,1% 139,7% 150,2%
Hot Hardware  (7 Tests) 83,5% - 100% - 128,5% 148,9% 148,6%
KitGuru  (6 Tests) 74,7% - 100% - 132,9% 131,5% 147,7%
PC Perspective  (10 Tests) 84,0% - 100% - 133,0% 140,7% 152,3%
PCWorld  (9 Tests) 69,0% - 100% - - 145,3% 160,8%
TechSpot  (10 Tests) - 89,6% 100% 113,7% 143,4% 138,4% 170,1%
PCLab  (18 Tests) - - 100% - 126,9% 130,7% 147,0%
SweClockers  (9 Tests) 71,5% - 100% - 144,5% 137,6% 163,1%
Nordic Hardware  (10 Tests) 84,3% - 100% - 118,8% 133,3% 137,2%
Les Numériques  (7 Tests) 78,2% - 100% - 129,1% 122,9% 152,0%
Hardware.fr  (12 Tests) 74,7% - 100% 115,6% 129,6% 133,9% 152,7%
Hardware.info  (14 Tests) 89,2% 106,0% 100% 126,3% 124,3% 141,4% 136,0%
Tweakers  (8 Tests) 82,7% - 100% - 134,9% 137,7% 151,9%
Anwend.-Perform.  (1800X=100%) 80,4% 93,6% 100% 116,3% 128,2% 134,3% 146,3%
Anwend.-Perform.  (1950X=100%) 54,9% 63,9% 68,3% 79,5% 87,6% 91,8% 100%
Listenpreis 339$ 383$ 499$ 589$ 799$ 989$ 999$
fehlende Werte anhand vorhandener Werte interpoliert; Durchschnittsbildung gewichtet zugunsten jener Artikel mit höherer Benchmark-Anzahl; blau = Core i7-7740K

Im Schnitt aller an dieser Stelle ausgewerteten Benchmarks legt AMDs Ryzen Threadripper 1950X bei der Anwendungs-Performance +8,9% auf Intels Core i-7900X drauf – jegliche für AMD ungünstig laufende Testberichte sind da wie gesagt bereits eingerechnet, hierbei handelt es sich um den allgemeinen Performance-Schnitt der Launchreviews. Dies mag auf den ersten Blick nach nicht gerade viel aussehen, bringt AMD aber in jedem Fall die absolute Performancekrone ein – und damit einen hohen moralischen Sieg. Die Zeiten, wo AMD Intel nur eine preisgünstige Alternative im typischen Consumer-Segment gegenüberstellen konnte, sind augenscheinlich vorbei – nun attakiert man den Marktführer auch (erfolgreich) an der absoluten Leistungsspitze.

Andererseits zeigt die Höhe der Performancegewinne gegenüber den regulären Consumer-Prozessoren auch schon die eigentliche Schwierigkeit dieses Vorhaben an: Gegenüber dem halb so teuren Ryzen 7 1800X legt der Ryzen Threadripper 1950X gerade einmal +46,3% oben drauf (bei 100% Mehrpreis). Gegenüber dem nahezu ein Drittel so teuren Core i7-7700K sind es zwar gleich +82,0% Mehrperformance, dies aber bei satten +195% Mehrpreis. Wer ins HEDT-Segment zu Preisen oberhalb von 500 Dollar/Euro geht, dem muß also klar sein, das es hierbei für jeden Dollar/Euro Mehrpreis üblicherweise nur eine Mehrperformance gibt, die der Hälfte des prozentualen Aufpreises entspricht.

Selbige Problematik setzt sich beim Ryzen Threadripper 1920X fort, wo man gegenüber dem Ryzen 7 1800X mit +60,1% Mehrpreis anrücken muß, dafür aber "nur" +28,2% Mehrperformance erhält. Wenigstens kommt der Ryzen Threadripper 1920X bei der reinen Performance dem Core i9-7900X vergleichsweise nahe (auf 95,4% dessen Performanceniveaus, sprich -4,6% weniger Performance), und kann jenen somit zu einem klar günstigeren Preis ersetzen – womit dieser AMD-Prozessor dann doch noch sein Einsatzgebiet gefunden hat. Zwischen beiden HEDT-Modellen von AMD kommt es damit im übrigen zu einer Performancedifferenz von +14,2% bzw. -12,4%, was angesichts nahezu gleicher Taktraten und aber +33% höherer Kern-Anzahl doch vergleichsweise gering ist.

Heimliche Gewinner dieser Benchmark-Auswertung zur Anwendungs-Performance sind jedoch die kleineren Modelle von Core X: Der Sechskerner Core i7-7800X legt auf den Core i7-7700K zu einem Mehrpreis von +13,0% immerhin gleich +16,4% Mehrperformance oben drauf, der Achtkerner Core i7-7820X legt hingegen auf den Ryzen 7 1800X zu einem Mehrpreis von +18,0% noch gute +16,3% Mehrperformance hin. Von selbigem Core i7-7820X ausgehend ist der Abstand zur absoluten Leistungsspitze (mit dem Ryzen Threadripper 1950X) bei +25,8% Mehrperformance (zu allerdings +69,6% Mehrpreis) dann auch nicht mehr so dramatisch hoch.