Launch-Analyse Intel Arc A750 & A770

Sonntag, 9. Oktober 2022
 / von Leonidas
 

Mit gut einem Jahr Verspätung gegenüber ursprünglichen Planungen und sowie einem halben Jahr Verspätung gegenüber der ersten offiziellen Ankündigung bringt Intel am kommenden 12. Oktober endlich die ersten Grafikkarten auf Basis seines großen Alchemist-Chips "ACM-G10" in den Markt – Arc A750 und A770. Mit dem späten Termin kommt Intel nicht mehr rechtzeitig, um von der seinerzeitigen Chipkrise profitieren zu können. Vielmehr muß sich nun gegenüber den AMD- und nVidia-Angeboten des Mainstream- und Midrange-Segments beweisen, welche sich gerade in der letzten Zeit wieder auf Preislagen um den Listenpreis herum eingefunden haben. Als gewissen Vorteil für Intel hat nVidia seine NextGen-Grafikkarten preislich derart hoch angesetzt, dass aus dieser Warte derzeit kein Problem für Intel droht. Auf Basis der bereits am 5. Oktober veröffentlichten Launch-Reviews soll nachfolgend dargelegt werden, wo sich Arc A750 & A770 im Mittel der aufgestellten Benchmarks im großen Performance-Bild einordnen lassen.

Beide neuen Intel-Grafikkarten basieren wie bekannt auf Intels "ACM-G10" Grafikchip als dem größten Grafikchip auf Basis der Xe-Architektur. Selbiger wurde lange Zeit für durchaus höhere Aufgabe beschrieben, als zuletzt von Intel mit der Zielrichtung "GeForce RTX 3060 und besser" angegeben. Insbesondere die Chipfläche von satten 406mm² deuten darauf hin, dass die früheren Gerüchte über eine Performance-Zielsetzung in Richtung GeForce RTX 3070 bis 3070 Ti (Basis: AD104-Chip mit 392mm², zudem identisch großes Speicherinterface) durchaus mal auf dem Plan gestanden haben könnte. Auch die gleich 8 Raster-Engines, 128 ROPs und das 256bittige Speicherinterface sucht man bei den nunmehr im selbigen Performance-Feld spielenden Konkurrenz-Chips (AMD Navi 23 und nVidia GA106) vergeblich. Aller Vermutung nach hat Intel somit noch einige Reserven in diesem Chip-Design schlummern, welche allerdings wegen üblicherweise erst in der Praxis zu erkennenden Flächenhälsen erst mit Nachfolge-Generationen auszuschöpfen sind.

    Intel ACM-G10

  • 21,7 Mrd. Transistoren auf 406mm² in der 6nm-Fertigung von TSMC
  • Xe-Architektur (Xe-HPG, Intel Grafik-Gen 12, "Alchemist")
  • monolithisches Design mit 8 Render-Slices
  • ein Render-Slice enthält eine Geometrie/Raster-Engine, 4 Shader-Cluster (Xe-Cores), 32 TMUs, 4 RTUs, 16 ROPs
  • ein Shader-Cluster enthält 128 FP32-Einheiten samt 16 XMX-Cores
  • insgesamt 8 Geometrie/Raster-Engines, 32 Shader-Cluster, 4096 FP32-Einheiten, 512 XMX-Cores, 256 TMUs, 32 RTUs, 128 ROPs
  • 16 MB Level2-Cache
  • 256 Bit GDDR6-Speicherinterface
  • Blockdiagramm gesamter Chip & Blockdiagramm Render-Slice
  • realisierte Consumer-Produkte: Arc A750 & Arc A770 (Marktstart 12. Oktober 2022)

Aus dem ACM-G10 Grafikchip zieht Intel dann derzeit zwei Consumer-Grafikkarten: "Arc A770" im Vollausbau des Grafikchips und "Arc A750" mit einer grob 12%igen Abspeckung bei den Recheneinheiten (28 anstatt 32 Shader-Cluster). Gemäß der geringeren Anzahl an Shader-Clustern werden auch die Anzahl der TMUs, RTUs und XMX-Cores äquivalent reduziert, während hingegen der Level2-Cache und das Speicherinterface gleich bleiben. Unklar ist noch, ob bei dieser Abspeckung der Arc A750 auch die Anzahl der Raster-Engines sowie der ROPs betroffen sind – beide Auflösungen sind gemäß der angesetzten Anzahl an Shader-Clustern sowie des Hardware-Aufbaus denkbar. So oder so stehen Arc A750 & A770 vergleichsweise nahe beieinander, sind auf Basis dieser Hardware-Differenzen keine großen Performance-Differenzen zu erwarten.

Eine "Arc A580" mit nur 24 Shader-Clustern steht eigentlich auch noch auf Intels Plan, folgt aber später oder wird auch gar nicht mehr realisiert. Intel legt zu beiden Arc-Grafikkarten jeweils ein Eigendesign unter dem Namen "Limited Edition" auf (nur ein Name, real gibt es keinerlei Stückzahlen-Limitation), zudem können sich auch die Grafikkarten-Hersteller hieran versuchen. Hierbei gibt es kleinere Differenzen zwischen "Limited" und Hersteller-Varianten zu beachten: Bei der Arc A770 bekommt nur die "Limited" 16 GB Speicher auf zudem höheren Speichertakt, hierfür gibt es sogar einen höheren Listenpreis. Bei der Arc A750 tritt die Intel-eigene "Limited" fest auf 8 GB Speicher an, während es den Grafikkarten-Hersteller hingegen freigestellt ist, auch 16-GB-Ausführungen aufzulegen. Ob dies passiert, bleibt abzuwarten – bislang gibt es wenig handfestes zu AIB-Ausführungen von Arc A750 & A770.

Speicher Intel/AIBs Listenpreis
Arc A770 "Limited Edition" 16 GB @ 17,5 Gbps nur Intel $349
Arc A770 8 GB @ 16 Gbps nur AIBs $329
Arc A750 "Limited Edition" 8 GB @ 16 Gbps nur Intel ?
Arc A750 8 oder 16 GB @ 16 Gbps nur AIBs $289

In der Summe ergibt dies mindestens drei von den Hardware-Daten verschiedene Grafikkarten – wobei alle Hardware-Tester allein Intels "Limited"-Modelle im Test hatten und somit derzeit nicht festzustellen ist, wo der genaue Performance-Punkt der Arc A770 in der 8-GB-Ausführung liegt. Der um 9% niedrigere Speichertakt sollte nicht wirklich viel ausmachen, allerdings wird die geringere Speichermenge in einigen Benchmarks unter der 4K-Auflösung sowie unter RayTracing wirkmächtig. Normalerweise liegen zwischen A750 & A770 bestenfalls ca. 10% Performance-Differenz, im Fall von 4K-Auflösung oder RayTracing kann es (unter einzelnen, wenige Benchmarks) aber auch schon einmal beträchtlich mehr werden. Eine "Arc A770 8GB" sollte somit normalerweise nur (geschätzt) 1-2 Prozentpunkte langsamer als eine "Arc A770 LE" laufen, unter 4K und RayTracing sollte man die beiden Speicher-Varianten der Arc A770 allerdings selbst gemittelt über viele Benchmarks klarer auseinanderhalten können.

Ein gewichtiger Punkt vor allen Überlegungen zu Intel Arc-Grafikkarten ist deren deutliche Anforderung eines PC-Systems mit rBAR- bzw. SAM-Feature. Während dieses Feature auf bisherigen AMD- und nVidia-Grafikkarten nur für sehr maßvolle Performance-Boni im zumeist niedrigen einstelligen Prozentbereich (über ein größeres Testfeld hinweg) sorgt, kommen die Arc-Grafikkarten ohne rBAR überhaupt nicht auf Touren. TechPowerUp haben in dieser Frage über ein komplettes Testfeld von 25 Spielen eine satte Performance-Differenz von +30% (unter FullHD) ermittelt, was Arc A770 "LE" mit rBAR hinzugewinnt (bzw. –23% verliert, wenn kein rBAR zur Verfügung steht). Interessanterweise sind die rBAR-Differenzen auch unter höheren Auflösungen recht ähnlich – und damit jederzeit vergleichsweise riesig. Der Effekt von PCI Express 3.0 gegen 4.0 ist hingegen viel schwächer ausgeprägt: –2% mit rBAR bzw. –6% ohne rBAR. Ohne ein halbwegs modernes PC-System sollte man ergo Abstand von Intels Grafikkarten halten, für Aufrüster mit Uralt-Systemen ist dies die (eindeutig) unpassende Hardware.

Radeon RX 6600 GeForce RTX 3060 Arc A750 Arc A770 Arc A770 "LE"
Chipbasis AMD Navi 23 XL nVidia GA106-300 Intel ACM-G10 Intel ACM-G10 Intel ACM-G10
Fertigung 11,1 Mrd. Transistoren auf 236mm² in der 7nm-Fertigung von TSMC 12,0 Mrd. Transistoren auf 276mm² in der 8nm-Fertigung von Samsung 21,7 Mrd. Transistoren auf 406mm² in der 6nm-Fertigung von TSMC
Architektur AMD RDNA2, DirectX 12 Feature-Level 12_2 nVidia Ampere, DirectX 12 Feature-Level 12_2 Intel Alchemist, DirectX 12 Feature-Level 12_2
Features DirectX 12, OpenGL, Vulkan, RayTracing, VSR, FSR 1/2, FreeSync, TrueAudio Next, XConnect, rBAR DirectX 12, OpenGL, Vulkan, RayTracing, DSR, NIS, DLSS 1/2, PhysX, G-Sync, FreeSync, rBAR DirectX 12, OpenGL, Vulkan, RayTracing, XeSS, rBAR
Technik 2 Raster-Engines, 28 Shader-Cluster, 1792 FP32-Einheiten, 112 TMUs, 28 RA-Einheiten, 64 ROPs, 2 MB Level2-Cache, 32 MB "Infinity Cache", 128 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 3 Raster-Engines, 28 Shader-Cluster, 3584 FP32-Einheiten, 112 TMUs, 28 RT-Cores v2, 112 Tensor-Cores v3, 48 ROPs, 2,25 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 7-8 Raster-Engines, 28 Shader-Cluster, 3584 FP32-Einheiten, 224 TMUs, 28 RTUs, 448 XMX-Cores, 112-128 ROPs, 16 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 8 Raster-Engines, 32 Shader-Cluster, 4096 FP32-Einheiten, 256 TMUs, 32 RTUs, 512 XMX-Cores, 128 ROPs, 16 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Interface (Vollausbau)
Taktraten 1626/2044/2491 MHz & 14 Gbps 1320/1777 MHz & 15 Gbps 2050 MHz & 16 Gbps 2100 MHz @ 16 Gbps 2100 MHz @ 17,5 Gbps
Rohleistungen 7,3 TFlops & 224 GB/sec 12,7 TFlops & 360 GB/sec 14,7 TFlops & 512 GB/sec 17,2 TFlops & 512 GB/sec 17,2 TFlops & 560 GB/sec
Speicherausbau 8 GB GDDR6 12 GB GDDR6 8 GB GDDR6 8 GB GDDR6 16 GB GDDR6
Anbindung PCIe 4.0 x8 PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16
Ref./Herst./OC / / / / / / / / / /
Layout DualSlot Dual/TripleSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge AIBs: 19,3-28,2cm AIBs: 17,0-32,3cm Intel: 27,0cm ? Intel: 27,0cm
Stromstecker 1x 8pol. 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol.
off. Verbrauch 132W (TBP) 170W (GCP) 225W (TDP) 225W (TBP) 225W (TBP)
Real-Verbrauch 131W 172W 208W ? 223W
Ausgänge HDMI 2.1, 3x DisplayPort 1.4 HDMI 2.1, 3x DisplayPort 1.4 HDMI 2.1, 3x DisplayPort 2.0 HDMI 2.1, 3x DisplayPort 2.0 HDMI 2.1, 3x DisplayPort 2.0
FullHD Perf.Index 1090% 1130% 1100% ? 1190%
4K Perf.Index 134% 165% 171% ? 195%
Listenpreis $329 $329 $289 $329 $349
Straßenpreis 290-330 Euro 380-420 Euro erwartbar für ~350€ erwartbar für ~400€ erwartbar für ~420€
Release 13. Oktober 2021 25. Februar 2021 12. Oktober 2022 12. Oktober 2022 12. Oktober 2022

Preislich läßt sich derzeit noch nicht all zu viel definitives zu den beiden Arc-Grafikkarten sagen, da jene erst am 12. Oktober in den Handel gehen. Allerdings steht zu vermuten, dass es Intel-typisch auf eine ziemlich exakte Umrechnung des US-Listenpreises hinausläuft: Sprich, es werden Wechselkurs und Mehrwertsteuer angesetzt – und dann kommen somit ca. 350 Euro für Arc A750 sowie ca. 420 Euro für Arc A770 "LE" heraus (zur normalen Arc A770 muß man abwarten, ob es da überhaupt so schnell Angeboten geben wird). Arc A750 läge somit preislich in der Mitte zwischen Radeon RX 6600 (290-330 Euro) und GeForce RTX 3060 (380-420 Euro), während Arc A770 "LE" somit leicht teurer als eine eben solche GeForce RTX 3060 wäre. Zusammen mit Radeon RX 6600 XT und 6650 XT (beiderseits 380-440 Euro) wären die preislichen Haupt-Kontrahenten der beiden Arc-Grafikkarten erwähnt, größere AMD- und nVidia-Karten liegen dann eher außerhalb von deren Performance-Möglichkeiten.

Taktraten-technisch geht Intel seinen ganz eigenen Weg: Bei Arc A750 & A770 gibt es weder einen Base-Takt noch verschiedene Boost-Taktraten, sondern nur einen "Graphics Clock". Jener stellt allerdings indirekt fast so etwas wie einen Base-Takt dar, denn im realen Einsatz laufen jene Grafikkarten mit deutlich höheren Taktraten. Vielmehr ist bei beiden Intel-Grafikkarten eher der Maximal-Takt von beiderseits 2400 MHz relevant, an welchem Arc A750 & A770 in den meisten Fällen anschlagen. Bei Arc A750 kommt der Realtakt unter Spielen trotzdem noch leicht höher heraus, resultierend aus der geringeren Anzahl an Shader-Clustern und damit FP32-Recheneinheiten, zu allerdings dem identischem Power-Limit (beiderseits 190W nur für den Grafikchip). Damit sind auch die nominellen (auf "Graphics Clock") errechneten FP32-Rechenleistungen beachtbar untertrieben, denn die Differenzen zwischen nominellem Takt und Realtakt liegen bei immerhin +17% für Arc A750 sowie +12% bei Arc A770.

Basis Durchschnitt Max gemessener Realtakt
AMD-Bezeichnung: "Base Clock" "Game Clock" "Boost Clock" "Max Clock" CB TPU PCGH
Radeon RX 6950 XT 1890 MHz 2100 MHz 2310 MHz ? 2392 MHz 2405 MHz 2.42 GHz
Radeon RX 6900 XT 1825 MHz 2015 MHz 2250 MHz ? 2265 MHz 2233 MHz 2.30 GHz
Radeon RX 6800 XT 1825 MHz 2015 MHz 2250 MHz ? 2216 MHz 2257 MHz 2.34 GHz
Radeon RX 6800 1700 MHz 1815 MHz 2105 MHz ? 2177 MHz 2205 MHz 2.20 GHz
Radeon RX 6750 XT 2150 MHz 2495 MHz 2600 MHz ? 2683 MHz - 2.63 GHz
Radeon RX 6700 XT 2321 MHz 2424 MHz 2581 MHz ? 2531 MHz 2491 MHz 2.54 GHz
Radeon RX 6650 XT 2055 MHz 2410 MHz 2635 MHz ? 2601 MHz - 2.68 GHz
Radeon RX 6600 XT 1968 MHz 2359 MHz 2589 MHz ? 2562 MHz - 2.58 GHz
Radeon RX 6600 1626 MHz 2044 MHz 2491 MHz ? 2509 MHz 2444 MHz 2.51 GHz
Radeon RX 6500 XT 2310 MHz 2610 MHz 2815 MHz ? 2753 MHz - 2.82 GHz
nVidia-Bezeichnung: "Base Clock" "Boost Clock" "Max Clock" CB TPU PCGH
GeForce RTX 3090 Ti 1560 MHz 1860 MHz ? 1936 MHz 1979 MHz 2.00 GHz
GeForce RTX 3090 1400 MHz 1700 MHz ? 1754 MHz - 1.88 GHz
GeForce RTX 3080 Ti 1365 MHz 1665 MHz ? 1784 MHz 1780 MHz 1.80 GHz
GeForce RTX 3080 12GB 1260 MHz 1710 MHz ? - - 1.80 GHz
GeForce RTX 3080 10GB 1450 MHz 1710 MHz ? 1827 MHz 1931 MHz 1.90 GHz
GeForce RTX 3070 Ti 1575 MHz 1770 MHz ? 1878 MHz 1861 MHz 1.88 GHz
GeForce RTX 3070 1500 MHz 1725 MHz ? 1920 MHz 1882 MHz 1.86 GHz
GeForce RTX 3060 Ti 1410 MHz 1665 MHz ? 1900 MHz 1877 MHz 1.83 GHz
GeForce RTX 3060 1320 MHz 1777 MHz ? - - 1.87 GHz
GeForce RTX 3050 1552 MHz 1777 MHz ? 1891 MHz 1906 MHz 1.89 GHz
Intel-Bezeichnung: - "Graphics Clock" "Max Clock" CB TPU PCGH
Arc A770 "LE" - 2100 MHz 2400 MHz - 2386 MHz 2.33 GHz
Arc A750 - 2050 MHz 2400 MHz - 2394 MHz 2.39 GHz
Realtakt-Angaben gemäß den Ausarbeitungen der ComputerBase (Ø 17-20 Spiele) und von TechPowerUp (Ø 22-25 Spiele) sowie den Praxis-Angaben der PC Games Hardware von jeweils Referenz-Varianten (oder auf Referenz-Taktung/TDP laufend)