Der Schnitt aus 28 Launch-Reviews mit ~4230 ausgewerteten Anwendungs-Benchmarks sowie ~2480 ausgewerteten Spiele-Benchmarks führt letztlich zu einem vergleichsweise eindeutigen Ergebnis: Unter Anwendungs-Benchmarks liegen AMDs Zen 4 und Intels Raptor Lake grob gleichauf, unter Spielen liegt Intel hingegen eine Klasse (keine Dimension) besser. Da man heutzutage sowieso schon zuerst auf die Spiele-Performance schaut und gleichzeitig Anwendungs-Performance sowie für die meisten PC-Nutzer im Übermaß vorhanden ist, kann sich Intel durchaus als eindeutiger Gewinner dieses Performance-Wettstreits der NextGen-Prozessoren fühlen. Zwar sind die Differenzen nicht groß und bleibt AMD die Empfehlung für Anwender, welche primär viel Multithread-Performance benötigen – aber abseits solcherart Spezial-Wertungen ist Intel der klare Gesamt-Sieger.
Dies wird sogar nochmals viel eindeutiger beim Blick auf die Preis/Leistungs-Verhältnisse: Hier erringt Intel zwei weitere klare Siege, dominiert faktisch diese Disziplin – bezogen auf die aktuellen Spitzen-Modelle. Logischerweise kommen die kleineren Modelle älterer Generationen hierbei dennoch besser weg, aber dies liegt in der Natur der Sache und passiert auf deutlich geringerem Performance-Level. Der einzige Fall, wo Performance und Preis/Leistungs-Verhältnis mal gleichwertig zu Raptor Lake sind, liegt beim Ryzen 7 5800X3D im Spiele-Bereich: Die Spiele-Performance ist ähnlich zum Core i5-13600K, das Preis/Leistungs-Verhältnis auf gleicher Höhe. Die abweichenden Plattform- und Speicher-Kosten betrachtend, sollte der Ryzen 7 5800X3D beim Gesamtsystem sogar etwas günstiger kommen.
Gegenüber Zen 4 sprechen gerade diese Plattform- und Speicher-Kosten dann nochmals für Raptor Lake: Die Intel-Plattform ist ausgereift und damit günstig. Zudem hat man beim Speicher die Wahl, ist nicht zum nach wie vor teurem DDR5 gezwungen. Aber selbst das DDR5-System ist bei Raptor Lake (wegen der bessere Mainboard-Preise) jederzeit günstiger als bei Zen 4 zu kommen. Damit gibt es letztlich wenige Prozessoren, welche Raptor Lake aus Preis/Leistungs-Sicht unter Druck setzen können: Der Ryzen 7 5800X3D kann dies partiell im Spiele-Einsatz. Einzelne Alder-Lake-Modelle bieten auf Basis ihrer niedrigen Straßenpreise auch schon einmal bessere Preis/Leistungs-Verhältnisse – was aber auch nicht besonderes ist, nach dem Wegfall des Neuheitswerts geht es für Alt-Modelle eben nur noch über den Preispunkt.
Preis/Leistung | Perf. Anw./Spiele | Straßenpreis | P/L Anw./Spiele | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|
Core i9-13900K | 100% / 100% | 719-750€ | 74% / 58% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Core i7-13700K | 85,3% / 96,6% | 498-530€ | 91% / 81% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Core i5-13600K | 72,3% / 91,9% | 385-400€ | 100% / 100% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Ryzen 9 7950X | 99,7% / 90,7% | 808-830€ | 66% / 47% | teure Plattform + Mehrkosten DDR5 |
Ryzen 9 7900X | 84,6% / 90,4% | 629-650€ | 72% / 60% | teure Plattform + Mehrkosten DDR5 |
Ryzen 7 7700X | 67,0% / 90,3% | 463-480€ | 77% / 82% | teure Plattform + Mehrkosten DDR5 |
Ryzen 5 7600X | 55,7% / 86,9% | 348-370€ | 85% / 105% | teure Plattform + Mehrkosten DDR5 |
Core i9-12900KS | 79,1% / 90,9% | 725-770€ | 58% / 53% | günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Core i9-12900K | 76,3% / 88,5% | 589-620€ | 69% / 63% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Core i7-12700K | 67,5% / 84,7% | 431-450€ | 83% / 82% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Core i5-12600K | 55,9% / 79,1% | 324-340€ | 92% / 102% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Core i5-12400 | 43,3% / 71,0% | 217-230€ | 106% / 137% | extra F-Modell, günstige Plattform, optional Mehrkosten DDR5 |
Ryzen 9 5950X | 74,4% / 77,5% | 579-620€ | 68% / 56% | sehr günstige Plattform |
Ryzen 9 5900X | 65,8% / 76,9% | 379-430€ | 92% / 85% | sehr günstige Plattform |
Ryzen 7 5800X3D | 52,3% / 89,4% | 359-420€ | 78% / 104% | auch ohne OC-Speicher schnell, sehr günstige Plattform |
Ryzen 7 5800X | 53,0% / 75,2% | 259-300€ | 109% / 122% | sehr günstige Plattform |
Ryzen 7 5700X | 49,4% / 73,7% | 241-260€ | 109% / 128% | sehr günstige Plattform |
Ryzen 5 5600X | 42,5% / 71,1% | 186-220€ | 122% / 160% | sehr günstige Plattform |
(lieferbare) Preise gemäß Geizhals-Preisvergleich am 26. Oktober 2022, egal ob boxed oder tray ... alle Preis/Leistungs-Verhältnisse kalkuliert gegenüber dem jeweiligen CPU-Bestpreis |
Damit hat Intel die Wende wohl endgültig geschafft, nachdem Rocket Lake diesbezüglich etwas zu kurz gesprungen war und Alder Lake fast schon dasselbe Ergebnis erzielte, aber noch nicht dieselbe mediale Durchschlagskraft entwickeln konnte. Raptor Lake macht die Sache klar: Intel ist wieder zurück auf dem Performance-Thron, und bietet zudem das Meiste fürs Geld. Von vielen Hardware-Testern besonders hervorgehoben und auch gemäß dieser Launch-Analyse herauszustellen ist dabei der Core i5-13600K. Das eigentliche Midrange-Modell bietet genügend Performance für alle normalen Anwendungs-Zwecke, der Aufpreis der beiden größeren Raptor-Lake-Modelle lohnt nicht angesichts deren überschaubarer Mehrperformance. Der frühere "Makel" eines "Sechskerners" erübrigt sich zudem über die Hinzunahme der Effizienz-Kerne, somit handelt es sich um einen (starken) 14-Kerner.
AMD hingegen muß erstmals in der Zen-Ära eine echte Niederlage einstecken, da man weder bei der Performance oder wenigstens dem Preis/Leistungs-Verhältnis führt. Dabei ist AMDs Nachteil auf der technischen Seite bzw. der reinen Performance vergleichsweise geringfügig – und wäre somit eigentlich über bessere Preislagen problemlos ausgleichbar. Erstaunlicherweise tritt AMD jedoch sogar mit den höheren Preispunkten an, hinzukommend die (derzeit) klar höheren Plattform-Kosten ergibt dies den eigentlichen Grund für AMDs Niederlage in diesem Wettstreit von Zen 4 gegen Raptor Lake. Dabei ist AMDs Preis/Leistungs-Nachteil sogar ausreichend groß, dass kleinere AMD-Pluspunkte wie die vermutlich langlebige neue AM5-Plattform und der bessere PCI-Express-Support kaum Durchschlagskraft entwickeln können.
IPC-Gewinn | höchste Taktraten | üblicher OC-Takt | |
---|---|---|---|
Core 2 (2007, 65nm) | - | 2.4 GHz | ~3.2 GHz |
Core 2 Refresh (2008, 45nm) | +9% | 3.0 GHz | ~4.0 GHz |
Nehalem (2008, 45nm) | +31% (inkl. HT) | 3.2/3.46 GHz | ~3.8 GHz |
Sandy Bridge (2011, 32nm) | +15% | 3.5/3.9 GHz | ~4.5 GHz |
Ivy Bridge (2012, 22nm) | +6% | 3.5/3.9 GHz | ~4.5 GHz |
Haswell (2013, 22nm) | +8% | 3.5/3.9 GHz | ~4.4 GHz |
Haswell-Refresh (2014, 22nm) | - | 4.0/4.4 GHz | ~4.6 GHz |
Broadwell (2015, 14nm) | ~5% | 3.3/3.7 GHz | ~4.2 GHz |
Skylake (2015, 14nm) | +8% (zu Haswell) | 4.0/4.2 GHz | ~4.5 GHz |
Kaby Lake (2017, 14nm) | - | 4.2/4.5 GHz | ~4.8 GHz |
Coffee Lake (2018, 14nm) | - | 4.0/5.0 GHz (6C) | ~4.9 GHz (6C) |
Coffee Lake Refresh (2018, 14nm) | - | 3.6/5.0 GHz (8C) | ~5.1 GHz (8C) |
Comet Lake (2020, 14nm) | - | 3.7/5.3 GHz (10C) | ~5.1 GHz (10C) |
Rocket Lake (2021, 14nm) | +17% (zu CML) | 3.5/5.3 GHz (8C) | ~5.0 GHz (8C) |
Alder Lake (2021, Intel 7) | +20% | 3.2/5.2 GHz (8C+8c) | ~5.1 GHz (8C+8c) |
Raptor Lake (2022, Intel 7) | - | 3.0/5.8 GHz (8C+16c) | ~5.7 GHz (8C+16c) |
ohne HEDT-Prozessoren bzw. nicht oberhalb $600 Listenpreis; Taktraten-Angabe generell für Vierkerner (oder besser, wenn verfügbar) |
In der Summe scheint AMD dazu gezwungen zu sein, preislich zu reagieren – selbst wenn dies etwas komisch aussieht so kurz nach dem Launch der neuen Ryzen-7000-Prozessoren. Der damit einhergehende Gesichtsverlust könnte für AMD jedoch (derzeit) nicht zu verkraften sein und so dürfte man die Sache vermutlich erst einmal laufen lassen und auf eine automatisch eintretende bessere Situation mittels günstigerer Mainboard- und Speicher-Preise hoffen. Dies ist allerdings kaum in wenigen Wochen zu erreichen, AMD muß mit der AM5-Plattform wohl erst einmal kleinere Brötchen (als bisher gewohnt) backen. Eine neue Chance bekommt man spätestens mit dem Release von Ryzen 7000 X3D Modellen mit extra 3D V-Cache, deren Vorstellung auf der CES 2023 erwartet wird. Damit könnte man gerade im Spiele-Bereich nachlegen, eventuell ist sogar ein attraktiver Preispunkt machbar.
Intel hingegen kann dies alles in Ruhe abwarten – und hat immer noch seinen "Core i9-13900KS" mit höherem Boosttakt in der Hinterhand. Selbst wenn jener Prozessor nur zum Gewinnen von Benchmarks existiert und ansonsten nicht wirklich Verkaufs-wirksam wird, dürfte selbst "Ryzen 7000 X3D" Intel kaum die Butter vom Brot nehmen können. Vor allem aber gilt natürlich, dass der mediale Eindruck am Anfang einer Generation gemacht wird: Diesbezüglich hat Intel jetzt erst einmal ein paar Asse auf die Hand bekommen, was seine langfristigen Auswirkungen haben wird. So kann Intel problemlos davon ausgehen, dass der Glanz dieses Launches auch auf die zum Jahresanfang kommenden non-K-Modelle des Raptor-Lake-Portfolios abfärben wird – und man mittels jenen selbst im hart umkämpften Retail-Markt wieder (beachtbar) bessere Geschäfte machen kann.