Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 750 & 750 Ti (Seite 2)

Mittwoch, 19. Februar 2014
 / von Leonidas
 

Zum Schluß gibt es noch eine bittere Pile zum GM107-Chip zu schlucken: nVidia hat es nicht geschafft, dessen DirectX-Level anzuheben. Es wird weiterhin das gleiche wie schon mit der Kepler-Architektur unterstützt – sprich, plattes DirectX 11.0. Da Kepler sowie der GM107-Chip Teile von DirectX 11.1 nicht in Hardware können, reicht es natürlich genauso wenig zur Hardware-Unterstützung von DirectX 11.2, egal ob "Tier 1" oder "Tier 2". nVidia trickst an dieser Stelle leider etwas und redet teilweise von einem "Support für DirectX 11.2" – dieser besteht jedoch nur auf Software-Seite und bringt in Hardware-Fragen gar nichts. Daß es nVidia ein knappes Jahr nach dem schon DirectX 11.2 "Tier 2" unterstützendem Bonaire-Chip nicht geschafft hat, mit dem GM107-Chip endlich nachzuziehen, ist natürlich eine schwache Kür. Es bleibt nur zu hoffen, daß nVidia diesen Support wenigstens dann bei der zweiten Welle an Maxwell-Chips (GM206, GM204 & GM200) im Herbst bieten kann.

nVidia GeForce GTX 750 Block-Diagramm
nVidia GeForce GTX 750 Block-Diagramm
nVidia GeForce GTX 750 Ti Block-Diagramm
nVidia GeForce GTX 750 Ti Block-Diagramm

Aus dem GM107-Chip schnitzt nVidia dann (vorerst) zwei Grafikkarten: Die GeForce GTX 750 Ti im Vollausbau des Chips sowie die GeForce GTX 750 mit gewissen Hardware-Abspeckungen. Letztere verliert einen Shader-Cluster und kommt somit auf nur 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs und 16 ROPs am weiterhin 128 Bit DDR breiten Speicherinterface. Die Taktraten sind zwischen beiden Karten mit 1020/1085/2500 MHz bei der GeForce GTX 750 und 1020/1085/2700 MHz bei der GeForce GTX 750 Ti fast gleich, letztere wird es jedoch auch reichlich in ab Werk übertakteter Form mit teilweise klar angehobenen Taktraten geben. Zudem soll die GeForce GTX 750 primär mit nur 1 GB GDDR5-Speicher und die GeForce GTX 750 Ti primär mit gleich 2 GB GDDR5-Speicher erscheinen.

GeForce GTX 650 Ti GeForce GTX 750 Radeon R7 260 Radeon HD 7790
Chipbasis nVidia GK106, 2,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 214mm² Chipfläche nVidia GM107, 1,87 Mrd. Transistoren in 28nm auf 148mm² Chipfläche AMD Bonaire, 2,08 Mrd. Transistoren in 28nm auf 160mm² Chipfläche
Architektur Kepler, DirectX 11.0 & PhysX Maxwell, DirectX 11.0 & PhysX GCN 1.1, DirectX 11.2b, Mantle & TrueAudio GCN 1.1, DirectX 11.2b & Mantle
Technik 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 1 Raster-Engine, 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit Interface 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten 925/2700 MHz 1020/1085/2500 MHz
max. Boost: 1150 MHz
Ø-Boost: ~1150 MHz
≤1000/3000 MHz
Ø-Boost: ~1000 MHz
1000/3000 MHz
Speicher 1/2 GB GDDR5 1 GB GDDR5 1 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5
Bauform DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 15cm 14,5cm 17,5cm 18-22cm
Stromstecker 1x 6pol. keine 1x 6pol. 1x 6pol.
TDP 110W 55W 95W 100W
Idle-Verbrauch 8W ~7W ~8W 10W
Spiele-Verbrauch 72W ~55W ~85W 81W
Perf.Index
(19x10 4xAA)
170% 185% 175% 185%
Listenpreis 149$ 119$ 109$ 149$
Straßenpreis 1GB: 100-115€
2GB: 120-135€
(Auslauf)
1GB: 100-120€ 1GB: 100-115€ 1GB: 100-110€
2GB: 135-150€
(Auslauf)
Launch 9. Oktober 2012 18. Februar 2014 17. Dezember 2013 22. März 2013

Beide Grafikkarten kommen derzeit in vielfältigen Varianten auf den Markt, welche zum einen Hersteller-eigene Designs mit teilweise deutlich größeren Platinen sowie mit extra Stromstecker als auch ab Werk übertaktete Modelle einschließt. Zudem sind auch abweichende Speicherbestückungen denkbar – wie 2 GB GDDR5 oder auch 2 GB DDR3 bei der GeForce GTX 750, alternativ auch nur 1 GB GDDR5 bei der GeForce GTX 750 Ti. Mit der Lieferbarkeit scheint es jedenfalls keine Probleme zu geben, über die Nacht haben sich in den Preisvergleichen einige hunderte Händler-Listungen zu zwei Dutzend verschiedener GeForce GTX 750 & 750 Ti Karten eingefunden, ein Großteil hiervon ist schon lieferbar.

GeForce GTX 750 Ti GeForce GTX 650 Ti "Boost" Radeon R7 260X Radeon HD 7850
Chipbasis nVidia GM107, 1,87 Mrd. Transistoren in 28nm auf 148mm² Chipfläche nVidia GK106, 2,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 214mm² Chipfläche AMD Bonaire, 2,08 Mrd. Transistoren in 28nm auf 160mm² Chipfläche AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chipfläche
Architektur Maxwell, DirectX 11.0 & PhysX Kepler, DirectX 11.0 & PhysX GCN 1.1, DirectX 11.2b, Mantle & TrueAudio GCN 1.0, DirectX 11.2a & Mantle
Technik 1 Raster-Engine, 640 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit Interface 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface
Taktraten 1020/1085/2700 MHz
max. Boost: 1150 MHz
Ø-Boost: 1144 MHz
980/1033/3000 MHz
max. Boost: 1097 MHz
Ø-Boost: 1084 MHz
≤1100/3250 MHz
Ø-Boost: ~1100 MHz
860/2400 MHz
Speicher 2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5
Bauform DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 14,5cm 17,5cm 17,5cm 24cm
Stromstecker keine 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol.
TDP 60W 140W 115W 150W
Idle-Verbrauch 7W 8W 8W 11W
Spiele-Verbrauch 62W 107W 99W 96W
Perf.Index
(19x10 4xAA)
210% 220% 200% 220%
Listenpreis 2GB: 149$ 1GB: 129$
2GB: 149$
2GB: 119$ 1GB: 189$
2GB: 209$
Straßenpreis 2GB: 130-150€ ausgelaufen 1GB: 100-110€
2GB: 110-125€
1GB: 130-145€
2GB: 130-150€
(Auslauf)
Launch 18. Februar 2014 26. März 2013 8. Oktober 2013 5. März 2012

Nominell gesehen treten GeForce GTX 750 & 750 Ti trotz ihrer recht hohen Taktraten damit mit den geringeren Rohleistungen gegenüber den anderen Grafikkarten ihres Performancefelds an – hier muß dann also die höhere Effizienz der Maxwell-Architektur gegensteuern. Allerdings haben GeForce GTX 750 & 750 Ti noch einen kleinen Pluspunkt bei den tatsächlich erreichten Boost-Taktraten, welche klar höher ausfallen als die von nVidia angebebene durchschnittliche Boost-Taktrate: Laut Ermittlungen der ComputerBase erreicht die GeForce GTX 750 Ti im Schnitt 1144 MHz Takt, was nur knapp unterhalb des nominellen Boost-Maximums von 1150 MHz liegt.

Zur GeForce GTX 750 hatte man leider nur eine ab Werk übertaktete Hersteller-Variante mit erhöhtem Boost-Maximum von 1202 MHz (und real konstant anliegenden 1202 MHz) im Test – was aber wohl bedeutet, daß das Referenzdesign der GeForce GTX 750 das reguläre Boost-Maximum von 1150 MHz jederzeit halten dürfte. Gegenüber den von nVidia angegebenen durchschnittlichen Boost-Taktraten von 1085 MHz (für beide Karten) ist dies in jedem Fall ein Vorteil für die GeForce GTX 750 & 750 Ti, welcher auch in die nachfolgene Auflistung der Rohleistungen mit eingeflossen ist:

Die vielen herumschwirrenden Hersteller-Designs machen eine Bewertung der Geräuschentwicklung nicht ganz so einfach – wobei die Lautstärke grundsätzlich gesehen kein echtes Thema für GeForce GTX 750 & 750 Ti ist: Bei nur 55W bzw. 60W TDP sind die Karten extrem genügsam für ihr Leistungsniveau, womit beide ohne großen Aufwand sehr leise zu kühlen sind. Die Referenz-Designs von nVidia werden weithin als flüsterleise beschrieben, die Hersteller-Designs wurden (wegen höherer Taktraten) manchmal als etwas "lauter" vermessen, gehören jedoch bei nahezu allen Testberichten weiterhin zum Spitzenfeld bei der (möglichst geringen) Geräuschentwicklung.

Ebenfalls Spitzenplätze erlangen GeForce GTX 750 & 750 Ti bei der realen Leistungsaufnahme, gemessen hierbei nur die reine Grafikkarte. Dort, wo die Kontrahenten der GeForce GTX 750 zwischen 70 und 85 Watt unter Last verbrauchen, kommt die GeForce GTX 750 mit nur 55 Watt aus – und dort, wo die Kontrahenten der GeForce GTX 750 Ti zwischen 95 und 105 Watt verbrauchen, zieht die GeForce GTX 750 Ti gar nur ihre 62 Watt aus der Leitung. Der GM107-Chip zeigt sich somit – trotz fehlender 20nm-Fertigung – als höchst energieeffizient. nVidia schiebt mit GeForce GTX 750 & 750 Ti die Leistungsklasse dieser Grafikkarten, welche ohne extra Stromstecker auskommen (sprich unterhalb von 75 Watt TDP bleiben), in wirklich beeindruckender Manier nach oben.

Hardware.fr Heise HT4U PCGH TechPowerUp Ø
GeForce GTX 750 9W
56W
~7W
~55W
GeForce GTX 750 Ti 8W
64W
7,7W
60,0W
7,5W
65W
4W
52W
7W
62W

Die Overclocking-Eigenschaften von GeForce GTX 750 & 750 Ti sind beiderseits ziemlich gut, es werden schnell 1250 MHz Takt erreicht und am Ende limitieren in erster Linie die Taktraten-Limits des BIOS und nicht der Grafikchip selber. Auch hier sind die ab Werk übertakteten Modelle im Vorteil, da jene schon mit einem erhöhten Boost-Limit antreten, welches man dann (per Treiber & Tools) auf um so höhere Werte freischalten kann. Bei einigen Modellen waren so durchaus 1300 MHz anliegender Boost-Takt möglich.

Sehr nachteilig ist allerdings, daß nVidia den Grafikkarten-Herstellern – auch jene mit Eigendesigns und extra Stromstecker – die Möglichkeit zur Veränderung des PowerTargets beider Grafikkarten komplett versagt. Beide neue Grafikkarten sind BIOS-seitig auf ihre TDP-Limits festgelegt und regulieren demzufolge bei 55W bzw. 60W (± ein paar Watt) die Taktrate nach unten. Die Ausnutzung der Taktreserven bei GeForce GTX 750 & 750 Ti bedingt also immer eine bessere Kartenkühlung, damit der Referenztakt unterhalb des TDP-Limits erreicht werden kann und somit genügend Spielraum bei der Leistungsaufnahme bleibt, um sinnvoll übertakten zu können. Angesichts der gesetzten engen Limits bei PowerTarget und maximalem Boosttakt wäre es sicherlich sehr interessant zu erfahren, wie weit sich der GM107-Chip takten lassen würde, wenn es keine dieserart künstlicher Limitierungen gäbe.