Zum Launch der GeForce GTX 465

Montag, 31. Mai 2010
 / von Leonidas
 

Einen Tag früher als ursprünglich geplant und auch einen Tag vor offiziellem Auslieferungsstart stellt nVidia heute die GeForce GTX 465 vor – die dritte Grafikkarte, welche auf dem GF100-Chip basiert. Die GeForce GTX 465 soll die aktuelle GeForce-GTX-400-Serie nach unten hin abrunden – nVidia strebt offiziell eine Konkurrenz dieser Karte zur Radeon HD 5830 an, legt die GeForce GTX 465 jedoch preislich eher in Richtung der Radeon HD 5850. Allerdings läßt sich der Preispunkt der GeForce GTX 465 derzeit noch nicht ganz zuverlässig beurteilen – im Gegensatz zu Performance, Stromverbrauch und anderen technischen Dingen.

GeForce GTX 465 GeForce GTX 470 GeForce GTX 480
Chipbasis nVidia GF100, ca. 3000 Millionen Transistoren in 40nm auf ca. 529mm² Die-Fläche
Technik DirectX 11, 3 Raster Engines, 352 Shader-Einheiten, 44 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) DirectX 11, 4 Raster Engines, 448 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 40 ROPs, 320 Bit DDR Interface (bis GDDR5) DirectX 11, 4 Raster Engines, 480 Shader-Einheiten, 60 TMUs, 48 ROPs, 384 Bit DDR Interface (bis GDDR5)
Taktraten 607/1215/1603 MHz 607/1215/1674 MHz 700/1401/1848 MHz
Speicher 1024 MB GDDR5 1280 MB GDDR5 1536 MB GDDR5
Rechenleistung 855 GFlops 1089 GFlops 1344 GFlops
Texturierleistung 27 GTex/sec 34 GTex/sec 42 GTex/sec
ROP-Leistung 19 GPix/sec 24 GPix/sec 34 GPix/sec
Bandbreite 103 GB/sec 134 GB/sec 177 GB/sec
Layout DualSlot DualSlot DualSlot
Stromanschlüsse 2x 6pol. 2x 6pol. 1x 6pol. + 1x 8pol.
Kartenlänge 243mm 243mm 267mm
TDP (Idle/Last) ?/200W 45W/215W 50W/250W
Straßenpreis 270-300 Euro 310-330 Euro 450-480 Euro

Um die GeForce GTX 465 zu erhalten, hat nVidia schlicht eine komplette Raster-Engine (-25%) sowie 160 Shader-Einheiten (-31%), 20 Textureneinheiten (-31%), 16 ROPs (-33%) und 128 Bit des Speicherinterfaces (-33%) des originalen GF100-Chips deaktiviert – insgesamt also ziemlich heftige Abspeckungen, welche den GF100-Chip kaum noch wiedererkennen lassen. Allein mit einer besseren Produktionsausbeute läßt sich ein solches Vorgehen kaum noch erklären – es ging hierbei nVidia wohl eher darum, einen niedrigeren Preisbereich zu besetzen als es bisher mit GeForce GTX 470 und 480 möglich ist. Dazu wurde schlicht und ergreifend ausgehend von der GeForce GTX 470 so weit abgespeckt, bis ein beachtbarer Abstand in den Rohleistungen zwischen GeForce GTX 465 und 470 entstand:

Spezifikations-Vergleich Radeon HD 5830, 5850, 5870 & GeForce GTX 465, 470, 480

Wie gut zu sehen, bewegt sich die GeForce GTX 465 ziemlich exakt auf 80 Prozent des Rohleistungsniveaus der GeForce GTX 470 – anders formuliert hat die GeForce GTX 470 ca. 25 Prozent mehr Rohleistung als die GeForce GTX 465 bzw. liegt die GeForce GTX 465 bezüglich der Rohleistung um runde 20 Prozent gegenüber der GeForce GTX 470 zurück. In der Realität von Benchmarks sind hier also Performanceunterschiede von 15 bis 25 Prozent zu erwarten. Daß dies gegenüber der Radeon HD 5850 ausreichend sein mag, darf allerdings schon von dieser technischen Ansetzung her bezweifelt werden, denn die GeForce GTX 470 ist bislang nicht dafür bekannt, gleich 20 Prozent vor der Radeon HD 5850 zu liegen.

ComputerBase 465 vs. 470 465 vs. 285 465 vs. 5850 465 vs. 5830
1680x1050 4xAA -18,8% +7,6% -8,1% +18,3%
1680x1050 8xAA -19,4% +17,2% -9,7% +23,5%
1920x1200 4xAA -19,0% +5,5% -11,1% +16,3%
1920x1200 8xAA -20,0% +16,3% -12,7% +21,4%
benutzte Treiberversionen: 257.15 für GeForce GTX 465, 197.17 für GeForce GTX 470, 195.62 für GeForce GTX 285, Catalyst 10.3a für Radeon HD 5830 & 5850
Hot Hardware 465 vs. 470 465 vs. 285 465 vs. 5850 465 vs. 5830
1920x1200 4xAA -20,6% +2,3% -9,9% +20,1%
benutzte Treiberversionen: 257.15 für GeForce GTX 285, 465 & 470, Catalyst 10.3a für Radeon HD 5830 & 5850
HT4U 465 vs. 470 465 vs. 285 465 vs. 5850 465 vs. 5830
1680x1050 4xAA -19,4% +0,3% -12,6 +13,3%
1920x1200 4xAA -20,4% -1,6% -15,4% +11,2%
benutzte Treiberversionen: 257.15 für GeForce GTX 285, 465 & 470, Catalyst 10.5 für Radeon HD 5830, Catalyst 10.4 für Radeon HD 5850
PC Games Hardware 465 vs. 470 465 vs. 285 465 vs. 5850 465 vs. 5830
1680x1050 4xAA -18,9% +2,6% -5,6% +19,7%
1920x1200 4xAA -20,0% +0,6% -8,8% +12,5%
benutzte Treiberversionen: 257.15 für GeForce GTX 465, 197.17 für GeForce GTX 470, 197.13 für GeForce GTX 285, Catalyst 10.3a für Radeon HD 5830 & 5850

Wenn man es kurz machen wollte, könnte man schlicht sagen, daß die GeForce GTX 465 eine Performance sehr ähnlich der GeForce GTX 285 anbietet – zumindest bei den meisten Tests. Viel wichtiger ist aber natürlich das Verhältnis zu den anderen DirectX-11-Grafikkarten – und hierbei liegt die GeForce GTX 465 (nicht unerwartet) erst einmal runde 20 Prozent hinter der GeForce GTX 470 zurück bzw. ist letztere 25 Prozent schneller als die GeForce GTX 465. Das Verhältnis zu den ATI-Karten gestaltet sich derart, als daß man gegenüber der Radeon HD 5850 dann doch runde 10 Prozent zurückliegt, gegenüber der Radeon HD 5830 allerdings einen eigenen Vorteil von 15 bis 20 Prozent verbuchen kann.

In der Summe ist das also ziemlich das erwartete Ergebnis – die Radeon HD 5850 kann nicht erreicht oder geschlagen werden, allerdings gibt es auch keinen erheblichen Performance-Abstand zu dieser. Normalerweise sollte nVidia dies nun durch einen passenden Preis ausgleichen, davon ist aber leider derzeit noch nichts zu sehen (und daß die nVidia-exklusiven Features wie PhysX, Cuda, etc. kein Grund für die Masse der Käufer ist, nVidia einen Mehrpreis durchgehen zu lassen, konnte kürzlich belegt werden). Die GeForce GTX 465 geht zwar mit einem Listenpreis von 279 Dollar/Euro in den Markt, die ersten Notierungen sprechen aber für Straßenpreise zwischen 270 und 300 Euro, was letztlich nicht günstiger ist als die ziemlich genauso notierte Radeon HD 5850.

Performance/Preis-Verhältnis Radeon HD 5830, GeForce GTX 465 & Radeon HD 5850

Allerdings sollte man vorsichtig sein, die GeForce GTX 465 jetzt schon wegen dieses scheinbaren Mißverhältnisses zu verdammen: Schaut man zur GeForce GTX 470 zurück, so startete diese Karte einstmals mal mit Preisen ab 350 Euro und ist nunmehr schon ab 310 Euro zu bekommen – trotz des klar schlechter gewordenen Dollar/Euro-Kurses und trotz daß die vergleichbaren ATI-Karten im Preis gestiegen sind. Die Karte war anfänglich halt preislich schlecht angesetzt, was sich nun einigen Zeit nach dem Launch automatisch korrigiert hat (ähnliches ist im übrigen auch bei der Radeon HD 5830 zu beobachten, welche auch einstmals mit klar zu hohem Preis startete).

Ein selbiges Potential hat sicherlich auch die GeForce GTX 465 – selbst wenn sich aus heutiger Sicht natürlich nichts beschwören läßt. Wir gehen aber einfach mal davon aus, daß nVidia auch angesichts des hohen Performanceabstands zwischen GeForce GTX 465 und 470 (+25%) und des nur mittelmäßigen preislichen Abstandes (+15%) über kurz oder lang Hand an die Preise der GeForce GTX 465 legen und diese entsprechend nach unten korrigieren wird. Wir halten (ausgehend von der jetzigen Marktsituation) einen Preis von ca. 250 Euro für die GeForce GTX 465 für realistisch. Dies ist augenscheinlich auch gar kein großer Preisschritt, würde aber das gesamte Preisgefüge wieder ins Lot bringen und somit der GeForce GTX 465 ihre Absatzchance sichern. Für den Augenblick ist die GeForce GTX 465 erst einmal eine etwas unglücklich gestartete Lösung, welche noch ihren passenden preislichen Platz finden muß.

Zwei Nebenpunkte noch zur GeForce GTX 465: Zum einen gibt es derzeit keine bekannte Möglichkeit zur Freischaltung von Hardware-Einheiten, worüber in der Vorab-Berichterstattung zur GeForce GTX 465 noch intensiv geredet wurde. Ob sich hieran noch etwas ändert, wird man sehen müssen. Und zum anderen hat die weitere Beschneidung des GF100-Chips die GeForce GTX 465 erstmals in der GeForce-GTX-400-Serie auf mit ATI vergleichbare Verlustleistungswerte herunterdrücken können, HT4U haben zu der Karte 26 Watt Idle-, 168 Watt Spiele- und 204 Watt FurMark-Verbrauch vermessen. Dies ist ungefähr das Niveau der Radeon HD 5870, was zwar nicht zur Spieleperformance der GeForce GTX 465 passt – aber wichtiger ist hier eher der psychologische Effekt, daß man mit dieser Karte nicht mehr (wie mit GeForce GTX 470 & 480) einsame Verlustleistungsrekorde aufstellt.

Nachtrag vom 11. Juni 2006

Die in den letzten News besprochene GeForce GTX 465, welchem von Lab501 auf eine GeForce GTX 470 umgeflasht wurde, war angeblich eine Karte mit gleich 10 Speicherchips – ergo eine eigentliche GeForce GTX 470, welche nur mit dem passenden BIOS als GeForce GTX 465 verkauft wurde. Deswegen konnte dort der BIOS-Flash gelingen und die 1280 MB Speicher freischalten – einfach, weil diese Speichermenge auch physikalisch auf der Karte vorhanden waren. Im Fall des Falles (der Beweis in Form eines entsprechenden Fotos steht noch aus) dürfte es sich hier um einen seltenen Sonderfall handeln – möglicherweise hatte der Hersteller noch nicht genügend GeForce GTX 465 Karten und andererseits zu viele GeForce GTX 470 Karten an Lager und behielf sich deswegen dieserart weiter. Mittel- und langfristig dürften aber kaum GeForce GTX 465 Karten mit der Speichermenge der GeForce GTX 470 ausgeliefert werden, denn die zwei Speicherchips mehr schlummern im Normalfall ungenutzt auf der Karte, kosten den Hersteller aber trotzdem Geld.

Demzufolge ist es immer besser, für die GeForce GTX 465 die Freischalttools der Grafikkartenhersteller zu benutzen, wie es das chinesischsprachige Chiphell (maschinelle Übersetzung ins deutsche) mit einer Asus-Karte getan hat: Diese lief dann mit den Shader- und Texturen-Einheiten der GeForce GTX 470, aber weiterhin dem Speicherinterface, der Speichermenge und den Taktraten der GeForce GTX 465. Trotzdem kommt man damit bezüglich der theoretischen Werte der regulären GeForce GTX 470 recht nahe: Bei der Rechen- und Texturierleistung erzielt man den exakt selben Wert, nur bei der Speicherbandbreite liegt man um auf nur 77 Prozent des Niveaus der regulären GeForce GTX 470. In der Benchmark-Praxis reicht dies dann aber nur für eine Position ungefähr in der Mitte zwischen (regulärer) GeForce GTX 465 und 470.

465mod vs. 465 470 vs. 465mod
1680x1050 4xAA +13,4% +10,4%
1920x1200 4xAA +16,3% +10,3%
2560x1600 4xAA +15,1% +17,0%

Unter 1680x1050 und 1920x1200 zeigt die Tendenz zwar eher zur GeForce GTX 470, bei einem Performanceabstand von 10 Prozent zwischen modifizierter GeForce GTX 465 und regulärer GeForce GTX 470 kann man aber sicherlich kaum von einem Erreichen der Performance der regulären GeForce GTX 470 sprechen. Das Freischalten macht die GeForce GTX 465 also mitnichten zu einer GeForce GTX 470, sondern eher zu so etwas wie einer "GeForce GTX 468". Dasselbe Ergebnis wäre sicherlich auch mittels starker Übertaktung erreichbar, ist also noch nicht wirklich überragend – aber natürlich ist die Freischaltung der elegantere Weg gegenüber einer Übertaktung, welche man zudem ja auch noch zusätzlich anbringen kann. Ob diese Freischaltmöglichkeit nun ein entscheidender Punkt zur GeForce GTX 465 ist, bliebe aber abzuwarten – dafür müssen erst andere Grafikkartenhersteller neben Asus entsprechende Tools veröffentlichen und es muß sich aus Erfahrungsberichten eine gute Chance auf eine erfolgreiche Freischaltung herauskristallisieren.