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Bitcoin-Mining auf aktuellen Grafikkarten

Letztes Jahr hatten wir uns an dieser Stelle mit dem Bitcoin-Mining auf den damals aktuellen Grafikkarten intensiv beschäftigt – mit allerdings dem Resultat, daß sich die ganze Sache nur dann lohnt, wenn man auf einem sehr niedrigen Strompreis unterwegs ist und die Hardware-Anschaffungskosten nicht berücksichtigt und wenn man dies wegen der ständigen Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit nur als kurzfristig interessante Sache betrachtet. Prinzipiell gesehen war seinerzeit schon damit zu rechnen, daß die Bitcoin-Preislage nicht von denjenigen bestimmt werden, die das ganze wirtschaftlich kalkulieren – sondern von denjenigen, welche weder mit Hardware- noch mit Stromkosten rechnen und sich einfach nur ein (kleines) Taschengeld hinzuverdienen wollen.

Gut ein Jahr später wollen wir den Fall hiermit neu und den nun aktuellen Grafikkarten betrachten. Dabei haben sich einige Voraussetzungen geändert: Der Bitcoin-Preis ist inzwischen leicht von 11 Dollar auf nunmehr grob 12,30 Dollar gestiegen (bei allerdings von 1,42 auf 1,29 gefallenem Dollar/Euro-Kurs). Wie erwartet worden war, ist die Bitcoin-Schwierigkeit deutlich von 1888787 auf aktuell 3438909 gestiegen, zudem bekommt man beim Ausrechnen eines Block nun auch nicht mehr 50 Bitcoins, sondern nur noch 25 – ohne Einrechnung des Bitcoin-Preises wird somit derzeit die 3,64fache Rechenkraft benötigt, um dieselbe Menge an Bitcoins wie im August 2011 zu erzeugen. Dies entspricht einer (kumulierten) Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit von 11,4% pro Monat (kumuliert reine Bitcoin-Schwierigkeit und Anzahl der Bitcoins pro Block) – zwar weniger als im letztjährigen Artikel angenommen, aber immer noch ausreichend hoch, um alle langfristigen Rechnungen obsolet zu machen.

Als etwas ausgleichender Punkt ist natürlich die Rechenleistung heutiger Grafikkarten höher als im letzten Jahr. Bei AMD ist die nominelle Rechenleistung der besten SingleChip-Grafikkarten um 59% gestiegen, bei nVidia sogar um 106%. Allerdings disqualifizieren sich die nVidia-Grafikkarten erneut, laut verschiedenen Tests erreicht selbst eine GeForce GTX 680 (~ 120 mhash/s) unter Bitcoin nicht einmal die Performance einer Radeon HD 7770 (~ 180 mhash/s). Augenscheinlich setzt Bitcoin auf DoublePrecision-Berechnungen – und in diesem Feld sind die Kepler-Grafikkarten außerhalb des GK110-Chips bekannterweise sehr schwach aufgestellt (Update: laut der Diskussion zu dieser Meldung arbeitet Bitcoin nicht mit DoublePrecision, liegt die Schwäche der nVidia-Grafikkarten also an etwas anderem) . Demzufolge beinhaltet die nachfolgende Rechnung dann doch wieder nur AMD-Grafikkarten, welche weiterhin als die besten Bitcoin-Rechner unter den Grafikkarten gelten.

Gegenüber dem letztjährigen Artikel, welcher sich eher langsam an das Thema herantastete, haben wir nachfolgend auf einige (automatisch) uninteressante Rechnungen verzichtet und gehen nur noch das Thema an, wieviel bei Bitcoin an Einnahmen herauskommt bzw. wieviel zu bestmöglichen US-Strompreisen (von 8 US-Cent/kWh) Gewinn gemacht werden kann. Rechnungen mit höheren oder gar europäischen Strompreisen lohnen überhaupt nicht, dies ergab sich schon letztes Jahr. Genauso wenig lohnt die Einrechnung der Hardware-Kosten, denn dies spricht immer gegen Bitcoin – selbiges lohnt nur als Zweitnutzen bestehender Systeme, niemals aber bei extra für Bitcoin angeschafften Systemen. Als kleine Änderung gegenüber dem letztjährigen Artikel benutzen wir die Rechenkraft-Werte des Bitcoin-Wikis, welche teilweise etwas besser ausfallen als die letztjährig benutzten Werte.

Rechenleistung Einnahmen erster Monat Gewinn erster Monat Einnahmen für sechs Monate Gewinn für sechs Monate
normaler Home-Rechner mit zusätzlicher Bitcoin-Aufgabe; keine Anrechnung der Hardware-Kosten; Anrechnung der Stromkosten für die zusätzliche Systemlaufzeit (24h anstatt sonst 6h) und für die zusätzliche Lastzeit der Grafikkarte (22h); Strompreis: 8 US-Cent/kWh; Bitcoin-Preis: 12,30 Dollar; Bitcoin-Schwierigkeit: 3438909; 25 Bitcoins pro Block; Steigerung der Bitcoin-Schwierigkeit & Abnahme der Block-Größe: 11,4% pro Monat
Radeon HD 6850 180 mhash/s 8.54$ -1.19$ 39.79$ -18,61$
Radeon HD 6870 265 mhash/s 12.57$ 1.18$ 58.58$ -9.78$
Radeon HD 6950 310 mhash/s 14.71$ 1.29$ 68.53$ -11.97$
Radeon HD 6970 370 mhash/s 17.56$ 0.41$ 81.79$ -21.08$
Radeon HD 6990 740 mhash/s 35.11$ 12.81$ 163.59$ 29.79$
Radeon HD 7770 180 mhash/s 8.54$ 0.59$ 39.79$ -7.89$
Radeon HD 7850 255 mhash/s 12.10$ 1.43$ 56.37$ -7.63$
Radeon HD 7870 365 mhash/s 17.32$ 5.87$ 80.69$ 11.98$
Radeon HD 7950 410 mhash/s 19.45$ 5.40$ 90.64$ 6.31$
Radeon HD 7950 "Boost Edition" 435 mhash/s 20.64$ 3.42$ 96.16$ -7.18$
Radeon HD 7970 550 mhash/s 26.10$ 7.32$ 121.59$ 8.93$
Radeon HD 7970 "GHz Edition" 595 mhash/s 28.23$ 6.51$ 131.53$ 1.21$

Wie gut zu sehen ist, lohnt sich Bitcoin-Mining mit Grafikkarten selbst unter nahezu idealen Voraussetzungen und unter Nichtberücksichtigung der Hardware-Kosten auch jetzt nicht. Im genauen ist die Situation sogar noch ungünstiger als im August 2011, denn seinerzeit konnte eine Radeon HD 6990 immerhin noch gut 53 Dollar (bei einem idealen Strompreis von 8 US-Cent/kWh) in einem Monat erwirtschaften – heuer sind es nur noch gut 13 Dollar. Alle Grafikkarten außerhalb der Radeon HD 6990 sind damit klar an der Grenze dessen, wo sich das ganze schon aus Verwaltungssicht lohnt – für Gewinne von unter 10 Dollar braucht man wirklich nicht anfangen, wenn eine kleine Steigerung der Bitcoin-Schwierigkeit die Sache schon im nächsten Monat in den Minusbereich drücken könnte.

Die Radeon HD 6990 ist ein wenig ein Sonderfall, weil bei dieser Grafikkarte immer noch sehr viel Rechenleistung geboten wird – aber auch da wird der Spaß vorbei sein, wenn die Bitcon-Schwierigkeit anzieht. Die Gewinnprognose zur Radeon HD 6990 bei angenommen 11,4prozentiger Schwierigkeits-Steigerung pro Monat liegt für drei Monate bei 28.03 Dollar, für sechs Monaten bei nur noch bei 29.79 Dollar – sprich, trifft die prognostizierte Schwierigkeits-Steigerung zu, kann man nach drei Monaten auch mit dieser Grafikkarte aussteigen. Die Radeon HD 7990 dürfte ähnlich liegen, leider waren zu dieser aber noch keine Werte zur Bitcoin-Rechenkraft zu finden. Nominell müsste die Radeon HD 7990 grob die Hälfte mehr Rechenkraft als die Radeon HD 6990 bieten – allerdings könnte die Radeon HD 7990 (durch die extreme Auslastung der Rechenwerke mittels des Bitcoin-Clients) sehr deutlich von der PowerTune-Funktionalität gebremst werden, so daß man hierbei nicht spekulieren, sondern das Auftauchen echter Werte abwarten sollte.

Mit nur einer maßvollen Steigerung der Bitcoin-Schwierigkeit erledigen sich spätestens mittelfristig aber auch Radeon HD 6990 & 7990 als Bitcoin-Rechner. Was dann noch übrigbleibt sind Fälle, wo die Stromkosten keine Rolle spielen, weil "fremdfinanziert" ("sponsored by Daddy") – in diesen Fällen läßt sich mit Bitcoin nach wie vor ein gutes Taschengeld verdienen, sogar unter Einrechnung der Schwierigkeits-Steigerung (sofern diese nicht deutlich höher ausfällt als prognostiziert bzw. im letzten Jahr erlebt). Für einen Bitcoin-Miner mit ehrlicher Kalkulation ist der Zug allerdings abgefahren – zumindest mit Grafikkarten als Bitcoin-Rechner.