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AMD zeigt neue CPU/GPU-Roadmaps sowie Ausblicke auf Zen 4 & RDNA3

Auf seinem Financial Analyst Day (FAD) des Jahres 2022 hat AMD einen umfangreichen Schwung an neuen Roadmaps für alle Unternehmens-Bereiche herausgebracht – welche auch endlich einmal über den bisherigen Maximalstand hinausgehen, welcher (bisher) schließlich schon im Jahr 2022 endete. Die längsten der neuen AMD-Roadmaps gehen nun bis zum Jahr 2024, womit endlich einmal RDNA4 und Zen 5 ganz offiziell von AMD genannt wurden. Alle Roadmaps bringen wie üblich keine genauen Terminangaben mit sich, sondern nur ein Enddatum – welches wie bei früheren AMD-Roadmaps das jeweilige Jahresende abbildet. Eine Roadmap, die mit dem Jahr 2024 endet, zeigt also an, dass alle eingezeichneten Produkte bis zum Ende des Jahr 2024 herausgebracht werden sollen. Das Hauptaugenmerk der dargebrachten Präsentationsfolien galt allerdings sowieso den dieses Jahr noch anstehenden AMD-Produkten, im CPU-Bereich ist dies "Zen 4".

Und hier ergibt sich gleich ein mittlerer Kracher, denn Ryzen 7000 soll nunmehr gleich oberhalb von 5.5 GHz (maximal) takten – was klar stärker ist als zur Computex-Keynote ("mehr als 5 GHz") genannt. Damit wird Zen 5 bzw. Ryzen 7000 das zuletzt schon in der Gerüchteküche erwartete Hochtakt-Design, während die IPC nur sehr maßvoll um +8% gesteigert wurde. Bei der Multithread-Performance peilt AMD hingegen mehr als +35% gegenüber Zen 3 im Desktop-Segment an, bezogen auf einen 16-Kerner unter dem Cinebench. Auch dies entspricht den letzten Hochrechnungen, insofern selbige schon mit dem vorgenannten Taktratensprung kalkuliert haben. Der insgesamte Performance-Sprung von Ryzen 7000 wird dann zwischen den beiden Polen +15% Singlethread und +35% Multithread liegen – und zudem wahrscheinlich beim 16-Kerner am größten sein, da jener am stärksten von der hochgesetzten TDP profitieren sollte.

Die Prozessoren-Roadmaps zeigen für den Desktop-Bereich ein volles Portfolio an Zen-4-basierten Prozessoren inklusive Zen 4 mit 3D V-Cache (inoffiziell "Zen4D") sowie Zen-4-basierte Threadripper Prozessoren an, allesamt unter dem Verkaufsnamen "Ryzen 7000" laufend. Die dazugehörige Notebook-APU auf Zen-4-Basis nennt sich "Phoenix Point" und soll abweichend von Ryzen 7000 unter der 4nm-Fertigung antreten. Zu dieser wurde auch die RDNA3-basierte Grafiklösung bestätigt – was neben der verbesserten Fertigung ein weiterer Punkt ist, welcher dafür spricht, dass "Phoenix Point" eventuell nicht gleich zum Jahresanfang 2023 vorgestellt werden könnte. Gut möglich, dass AMD diesen Punkt generell überdenkt und seine Notebook-APUs auf einen Jahresmitte-Start verschiebt – schließlich waren die letzten beiden APU-Generation immer erst zu diesem Zeitpunkt rein praktisch verfügbar.

Beide Roadmaps enthalten auch erstmals die Eintragung zugunsten von "Zen 5", welches im Desktop-Bereich mittels "Granite Ridge" und im Notebook-Bereich mittels "Strix Point" gebildet wird und irgendwann im Jahr 2024 zu erwarten wäre. Hierbei fehlen üblicherweise Angaben zur angesetzten Fertigungstechnologie, welche allerdings die extra CPU-Kern-Roadmap mit "4nm | 3nm" beantwortet. Zu Zen 5 hatte AMD ansonsten noch recht wenig zu sagen, allerdings deuten die kleinen Hinweise auf eine stärkere Arbeit zugunsten wieder höherer IPC-Gewinne an. Die CPU-Kern-Roadmap ist auch hier mitteilsamer und zeigt bereits Zen 5 mit 3D V-Cache sowie "Zen 5c" an – sprich eine kleinere Ausführung der Zen-5-Kerne. Gleichfalls nennt jene Roadmap auch die "Zen 4c" CPU-Kerne, mittels welchen AMD seine eigene Serie an "Effizienz-Kernen" starten wird.

Im Bereich der Server-Prozessoren gab es primär eine Vorschau auf die Zen-4-basierten Server-Projekte "Genoa" (Zen 4) und "Bergamo" (Zen 4c), ersteres soll bis 96 CPU-Kernen und letzteres bis sogar 128 CPU-Kerne gehen. Die entsprechende Roadmap enthält zusätzlich noch "Genoa-X", sprich Genoa mit 3D V-Cache sowie "Siena". Darunter soll sich eine LowCost-Abspaltung von Genoa verbergen, mit bis zu 64 CPU-Kernen und kleinerem Speicherinterface. Für Zen 5 wurde hingegen offiziell der Codename "Turin" der entsprechenden Server-Prozessoren genannt. Im GPGPU-Bereich der für HPC-Aufgaben vorgesehenen "Grafik"-Chips wurde die Roadmap hingegen um CDNA3 erweitert, welche in einer "Radeon Instinct MI300" mit einer 5fachen Stromverbrauchs-Effizienz gegenüber CDNA2 resultieren soll.

Und letztlich wurde die Grafikchip-Architektur-Roadmap bis auf "RDNA4" erweitert, welches irgendwann im Jahr 2024 zu erwarten ist. Zur Fertigungstechnologie der hierfür aufgestellten "Navi 4X" Grafikchips machte AMD noch keine verwertbare Angabe, denn "advanced Node" kann bei AMD schließlich alles von einer minimalen Verbesserung bis zu einem Node-Sprung bedeuten. Die Konzentration lag aber sowieso auf RDNA3, für welches AMD in seiner Vorschau die 5nm-Fertigung, neue Shader-Cluster, eine "optimierte" Grafik-Pipeline und die nächste Evolutionsstufe von "Infinity Cache" verspricht. Damit will man erneut einen 50%igen Effizienz-Vorteil gegenüber RDNA2 herausholen – was ja auch notwendig erscheint, um die vielen in der Gerüchteküche genannten Recheneinheiten unterzubringen.

In der Summe der Dinge hat AMD interessante Ausblicke auf die Produkte des Jahres 2022 geliefert, Roadmap-technisch ist es dagegen leicht mager – es wurde schließlich allein eine neue Generation hinzugefügt. Beachtenswert ist der Punkt, dass auch diese AMD-Roadmaps immer mit dem jeweiligen Jahresende (und nicht dem jeweiligen Jahresbeginn) enden – ein klarer Hinweis darauf ergibt sich mittels der Nennung von "Zen 5" als "coming in 2024". Und dies ist Roadmap-technisch denn auch die wichtigste Erkenntnis aus diesen neuen Roadmaps: Sowohl Zen 5 als auch RDNA4 schaffen es augenscheinlich nicht mehr ins Jahr 2023, sondern kommen erst im Jahr 2024. Dies ist natürlich genauso eine dehnbare Geschichte, denn Anfang 2024 ist etwas deutlich anderers als Ende 2024. Es gilt hierbei also zu beobachten, ob die jetzt anstehenden Zen 4 und RDNA3 nur etwas mehr als ein Jahr (bis zum Nachfolger) durchhalten müssen – oder vielleicht sogar zwei ganze Jahre.