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Eine aktualisierte Performance-Prognose zu AMDs Radeon RX470 & RX480

WCCF Tech (und andere Nachrichten-Magazine) thematisieren 3DMark11-Benches zur Radeon RX480 – und haben dabei allerdings nur "neu" entdeckt, was Videocardz schon Ende Mai berichtet hatten und was auch schon seinerzeit ausgewertet worden war. Inzwischen läßt sich allerdings bestätigen, das jene Device ID "67DF:C7" sicher zur Radeon RX480 gehört, so das die dort genannten Taktraten von ≤1266/4000 MHz wohl die offiziellen Taktraten dieser Karte darstellen werden. Aber dennoch ist der Rückgriff auf diese Werte ganz interessant nach den eher schlecht ausgefallenen AotS-Benchmarks: Hierbei kam die Radeon RX480 zwar (naturgemäß) besser gegenüber den nVidia-Karten weg, aber (deutlich) nicht an die Werte der AMD-eigenen Konkurrenz der Radeon R9 290/390 Serien heran. Beide Werte zusammengerechnet ergeben wohl erst einen höheren Sinn: Die Radeon RX480 hat augenscheinlich eine ganz eigene Performance-Charakteristik und ist in dieser Frage wohl nicht mehr so einfach mit früherer AMD-Hardware zu vergleichen.

Sprich: In dem einen Benchmark kann es deutlich mehr sein als bei Radeon R9 390/390X – das dürften eher Rechenleistungs- oder Texturierungsleistung-limitierte Benchmarks wie der 3DMark sein. In anderen Benchmarks wie eben unter Ashes of the Singularity, wo auch die Speicherbandbreite eine gewichtige Rolle spielt, kann es im Extremfall auch einmal unterhalb der Ergebnisse einer Radeon R9 290X heruntergehen. Irgendwo muß das gegenüber dem Hawaii-Chip glatt halbierte Speicherinterface schließlich auch seine Auswirkung zeigen – womöglich hat AMD im Zuge dessen auch die Anzahl der Raster Operation Units (ROPs) von 64 auf 32 halbiert, dies wäre für die Performance-Klasse des Polaris-10-Chips durchaus logisch. In jedem Fall wird damit klarer, wieso AMD der zweiten Polaris-10-Lösung in Form der Radeon RX470 auch gleich 3850 MHz Speichertakt mitgibt, nahezu am Maximum dessen, was GDDR5-Speicher derzeit hergibt: Die Polaris-10-Karten operieren augenscheinlich hart am Bandbandbreiten-Limit, daher lohnt selbst für die um ca. 15% Rechenleistung abgespeckte Radeon RX470 die Verwendung des (nahezu) maximalen Speichertakts.

(Technik) 3DMark11 AotS Perf.Index Preis
Radeon RX480 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, ≤1266/4000 MHz, 150W TBP +6,4% zur Radeon R9 390X
-> ergäbe einen Perf.Index von ~610%
Niveau zwischen Radeon R9 290 & 290X
-> ergäbe einen Perf.Index von ~500%
~540-570% 8GB: ~229-249$
4GB: 199$
Radeon RX470 mglw. 1920 oder 2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, ≤1266/3850 MHz -10,5% zur Radeon RX480
-> ergäbe einen Perf.Index von ~540%
kein exakter Benchmark-Wert vorhanben, aber interpoliert vom RX480-Wert -> ergäbe einen Perf.Index von ~450% ~480-510% 8GB: ~179-199$
4GB: ~149-169$
Vergleichswerte gemäß 3DCenter FullHD Performance-Index:
Radeon R9 290 @ 480%, Radeon R9 290X @ 520%, Radeon R9 390 @ 530%, Radeon R9 390X @ 570%, GeForce GTX 970 @ 520%, GeForce GTX 980 @ 600%

Verrechnet man die sich aus beiden Vorab-Benchmarks ergebenden Perforance-Prognosen miteinander (ist inperfekt, aber wir robben uns langsam heran), kommt die Radeon RX480 auf einen Performance-Index von 540-570% – dies ist knapp überhalb von Radeon R9 390 (530%) bzw. GeForce GTX 970 (520%) und aber nur im besten Fall auf der Höhe der Radeon R9 390X (570%), jedoch noch nicht auf der Höhe der GeForce GTX 980 (600%). Dies deckt sich allerdings auch mit allen AMD-Aussagen, welche nie von einer Performance auf Höhe der GeForce GTX 980 gesprochen haben, sondern immer nur von einer Performance irgendwo zwischen GeForce GTX 970 und 980. Die Radeon RX470 sollte – AMD-typisch – mit einem eher geringen Performanceabstand folgen, die derzeitige Prognose führt die Karte auf eine Performance zwischen Radeon R9 290 (480%) und Radeon R9 390 (530%) bzw. GeForce GTX 970 (520%) liegend. Grob kann man bei Radeon RX470 & RX480 also von einer Ablösung von Radeon R9 390 & 390X sprechen – zu allerdings nicht einer höheren Performance, sondern bestenfalls der gleichen Performance.

Der Clou von Radeon RX470 & 480 und damit dem Polaris-10-Chip liegt nach wie vor beim Preis – und nicht bei der erreichten Performance. Hier merken Kritiker (zu Recht) an, das es dieselbe Performance schon in der letzten Grafikkarten-Generation bei Radeon R9 390 & 390X sowie GeForce GTX 970 & 980 gegeben hat, bei letzterer sogar zu ähnlich niedrigen Verbrauchswerten. Aber alle diese 28nm-Grafikkarten sind faktische Hochpreis-Modelle im Preisbereich von 300 bis 550 Euro – während der Preisbereich von Polaris-10-basierten Grafikkarten voraussichtlich bei 150 bis 250 Euro liegen wird, ergo eine ganze Klasse niedriger. Hiermit wird also eine ganz andere Schicht an Grafikkarten-Käufer angesprochen – jene, die aufgrund ihrer persönlichen Preislimitierung bisher nur Zugriff auf die (sehr viel langsameren) GeForce GTX 960 sowie Radeon R9 380 & 380X hatten. Da die Schicht dieser Midrange-Käufer üblicherweise weit zahlreicher ist als die Schicht der HighEnd- und Enthusiasten-Käufer, kann AMD mit Polaris 10 durchaus auf gute Umsätze und sogar eine Steigerung der eigenen Marktanteile hoffen.