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Eine Performance-Prognose zu GeForce RTX 2070, 2080 & 2080 Ti

Mittels seiner eigenen Benchmarks zur GeForce RTX 2080 hat nVidia wie bekannt ein Performance-Versprechen von +47% zwischen GeForce GTX 1080 und GeForce RTX 2080 aufgestellt – was in Folge dessen natürlich auch nutzbar ist, um eine Performance-Prognose für die komplette Grafikkarten-Serie aufzustellen, sprich auch für GeForce RTX 2070 und GeForce RTX 2080 Ti. Einzurechnen sind hierbei natürlich erst einmal zwei Effekte: Zum einen dürften jene Benchmarks mit einer nVidia-eigenen Founders Edition aufgestellt sein, was aber im Fall der Turing-Generation eine werksübertakte Variante bedeutet. Jener Effekt ist wegen des um 5-6% höheren Boosttakts der Founders Edition nicht ganz bedeutsam, aber für +3% Mehrperformance sollte dies schon reichen. Und zweitens dürfte sich nVidia natürlich bei seinen 10 Benchmarks jene Spieletitel und Settings herausgesucht haben, wo man besonders gut dasteht. Selbst wenn die grundsätzliche Tendenz von unabhängigen Testberichten im Endeffekt als "ähnlich" klassifiziert werden sollte, liegen hier sicherlich auch noch ein paar Prozentpunkte im einstelligen Bereich, welche nVidia sich mit seinen eigenen Benchmarks schönfärbt.

Chip Hardware 4K Perf. Release Vorgänger
GeForce RTX 2080 Ti TU102 4352 Shader-Einheiten @ 352 Bit Interface, 1350/1545/3500 MHz, 11 GB GDDR6 geschätzt ~245-263% 14. Sept. 2018 GeForce GTX 1080 Ti
175%
GeForce RTX 2080 TU104 2944 Shader-Einheiten @ 256 Bit Interface, 1515/1710/3500 MHz, 8 GB GDDR6 geschätzt ~178-185% 14. Sept. 2018 GeForce GTX 1080
132%
GeForce RTX 2070 TU104 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit Interface, 1410/1620/3500 MHz, 8 GB GDDR6 geschätzt ~150-155% Oktober 2018 GeForce GTX 1070
107%
Performance-Werte gemäß des 4K Performance-Index, bezogen immer auf die Referenztaktung, interpoliert von nVidias eigenen Performance-Werten.

In der Realität unabhängiger Hardwaretests werden also zwischen GeForce GTX 1080 und GeForce RTX 2080 wohl keine +47% Mehrperformance herauskommen, sondern ein etwas niedrigerer Wert – geschätzt an dieser Stelle unter Einrechnung der vorgenannten zwei Effekte auf vermutliche +35-40%. Dies würde für die GeForce RTX 2080 einen 4K Performance-Index von ~178-185% ergeben – und damit selbst in der Referenztaktung das Performance-Niveau der GeForce GTX 1080 Ti (175%) knapp schlagen. Bei der kleineren GeForce RTX 2070 wäre dagegen zu beachten, das die Karten gegenüber ihrer Vorgänger-Lösung (in Form der GeForce GTX 1070) einen minimal größeren Sprung bei der Rechenleistung sowie einen sehr viel größeren Sprung bei der Speicherbandbreite hinlegt, als es bei der GeForce RTX 2080 der Fall ist. Ergo sollte man die GeForce RTX 2070 im Referenzdesign eher auf eine Mehrperformance von +40-45% ansetzen, dies ergäbe einen 4K Performance-Index von 150-155%, womit die GeForce GTX 1080 (132%) in jedem Fall klar überrundet wäre.

Die größere GeForce RTX 2080 Ti sollte hingegen sogar etwas besser herauskommen, da bei jener der Sprung bei der Rechenleistung gegenüber der Vorgänger-Lösung (in Form der GeForce GTX 1080 Ti) sogar am stärksten ausfällt. Somit wäre durchaus die Schätzung einer Mehrperformance von 40-50% angebracht – rein mathematisch ist es sogar noch etwas mehr, aber so vermessen hoch wollen wir derzeit lieber noch nicht schätzen. Jene Schätzung ergibt einen Performance-Index von 245-263% für die GeForce RTX 2080, was natürlich einsame Spitze darstellt und dann tatsächlich doch noch so wie eine echte neue Grafikkarten-Generation aussieht. Alle diese Hochrechnungen stehen und fallen natürlich damit, wie stark nVidia sich bei seinen eigenen Benchmarks schöngefärbt hat – ist der reale Effekt dessen größer als gedacht, sind auch die vorstehenden Performance-Hochrechnungen zu hoch angesetzt. Andererseits hat nVidia mittels seines DLSS-Features die Chance, (sehr) viel mehr Performance zu wenig Kosten zu generieren, in der Praxis somit noch deutlich besser als bei nackten Performance-Vergleichen dazustehen. Das Pendel kann hier ergo in beide Richtungen schwingen, ist in der Frage der Performance der Turing-Karten derzeit alles noch möglich.

Treffen diese Performance-Prognosen dann halbwegs zu, geht sogar das Performance/Preis-Verhältnis rein nominell in Ordnung – zumindest so lange die Referenztaktungen auch wirklich zum Listenpreis verfügbar werden. Nur bei der GeForce RTX 2080 wird es eher schwer, deren Mehrpreis wirklich vollständig in Mehrperformance umgewandelt zu bekommen – aber bei der GeForce RTX 2070 ist dies fast sicher erreichbar und bei der GeForce RTX 2080 Ti ergibt sich zumindest eine gute Chance darauf. Wirklich zufriedenstellend ist die Preissituation natürlich dennoch nicht, denn üblicherweise sollte eine neue Chip-Generation eine Mehrperformance zum gleichen Preispunkt liefern – wäre dies nicht der Normalzustand, würden heutige Grafikkarten verglichen mit einer 3dfx Voodoo Graphics von anno 1996 aufgrund (ganz) grob um die zehntausend Prozent an Mehrperformance inzwischen schon weit im fünfstelligen Euro-Bereich kosten müssen. Selbst ein gewisses Maß an Preiserhöhung ist langfristig gesehen tödlich, weil sich damit über die Zeit die Grafikkarten-Preise ebenfalls beachtbar aufschaukeln können – wie in letzter Zeit klar zu beobachten.

Grafikkarten Performance Listenpreis Mehrperf. vs. Mehrpreis
GeForce GTX 1080 TiGeForce RTX 2080 Ti 175% ➔ ~245-263% 699$ ➔ 999$ +40-45% fps  vs.  +43% $
GeForce GTX 1080GeForce RTX 2080 132% ➔ ~178-185% 499$ ➔ 699$ +30-35% fps  vs.  +40% $
GeForce GTX 1070GeForce RTX 2070 107% ➔ ~150-155% 379$ ➔ 499$ +35-40% fps  vs.  +32% $
Performance-Werte gemäß des 4K Performance-Index, alle Performance-Angaben zu Turing-Karten sind derzeit natürlich nur hochgerechnet.

Im Fall der Turing-Generation wird dies dann dazu führen, das die eigentlich als HighEnd-Lösung im Portfolio stehende GeForce RTX 2080 dann mit 699 Dollar Listenpreis (bei 799$ bzw. 849€ für die Founders Edition) preislich inzwischen klar im Enthusiasten-Segment angelangt ist. Bei diesen Preislagen wird die Luft dann deutlich dünner, die Anzahl der kaufwilligen Konsumenten entsprechend viel kleiner und damit die Umsätze trotz höherer Preislagen vermutlich nicht höher. So gesehen sind die Turing-Preislagen also doch nicht wirklich gut, sondern nur unter dem Gesichtspunkt des reinen Performance/Preis-Verhältnisses gerade so nicht völlig danebenliegend. Der Effekt, das man mit einer neuen Chip-Generation etwas besseres zum gleichen Preis bekommt, fehlt fast vollständig. Eine kleine Ausnahme wird wohl die GeForce RTX 2070 bilden, welche die Performance der GeForce GTX 1080 klar überbieten dürfte, dafür aber wohl nicht mehr kostet und dann eben die RayTracing-Funktionalität noch oben drauf legt. Bei GeForce RTX 2080 und 2080 Ti bezahlt man hingegen für die gebotenen Mehrperformance auch wirklich in vollem Umfang mehr.