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Gerüchteküche: Polaris-30-basierter RX570-Nachfolger kommt im Oktober, RX580-Nachfolger im November

Seitens PCOnline (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) befeuert man weiter die Gerüchte, welche auf einen 12nm-basierten (weiteren) Polaris-Refresh hindeuten. So will man seitens eines Grafikkarten-Herstellers in Erfahrung gebracht haben, das AMD schon demnächst mit dem "Polaris 30" Grafikchip loslegen will: Ein Nachfolger zur Radeon RX 570 soll im Zeitrahmen 12. bis 15. Oktober vorgestellt werden, ein Nachfolger zur Raden RX 580 dann im November. Dies dürfte dann letztlich auf die Grafikkarten "Radeon RX 670" und "Radeon RX 680" hinauslaufen – von welchen keinerlei Hardware-Änderungen respektive mehr Hardware-Einheiten zu erwarten sind (der Nachfolger zur Radeon RX 570 wurde explizit als mit 2048 Shader-Einheiten ausgerüstet beschrieben), sondern schlicht nur höhere Taktraten, welche durch die 12nm-Fertigung ermöglicht werden. Mehr Hardware-Einheiten oder der Support einer anderen Speichersorte sind generell nicht zu erwarten, denn hierfür müsste AMD den Grafikchip regelrecht umdesignen, was längere Entwicklungs- und Evaluierungszeiten erfordert als denn reine Umstieg auf eine nur marginal verbesserte Chipfertigung.

Polaris 1. Polaris-Refresh 2. Polaris-Refresh
Grafikkarten-Serie Radeon RX 400 Radeon RX 500 whrschl. Radeon RX 600
Grafikchips Polaris 10, Polaris 11 Polaris 20 (Umbenennung), Polaris 21 (Umbenennung), Polaris 12 Polaris 30 (neuer Chip)
Chipfertigung 14nm GlobalFoundries & Samsung 14nm GlobalFoundries & Samsung 12nm GlobalFoundries
Top-Modell Radeon RX 480
2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1120/1266/4000 MHz, FullHD Perf.Index 550%
Radeon RX 580
2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1257/1340/4000 MHz, FullHD Perf.Index 580% (+5%)
whrschl. Radeon RX 680
whrschl. 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface
zweitbestes Modell Radeon RX 470
2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 926/1206/3300 MHz, FullHD Perf.Index 480%
Radeon RX 570
2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1168/1244/3500 MHz, FullHD Perf.Index 510% (+6%)
whrschl. Radeon RX 670
whrschl. 2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface

Wie AMD die Möglichkeiten der 12nm-Fertigung von GlobalFoundries bei den Polaris-Grafikchips genau umsetzt, ist natürlich noch nicht klar. Bei den Ryzen-2000-Prozessoren ist man diesbezüglich den einfachstmöglichen Weg gegangen und hat auf jegliche Flächenvorteile verzichtet – wahrscheinlich, um die Sache rein zeitlich so schnell wie möglich über die Bühne zu bekommen. Geht man beim 12nm-Refresh von Polaris denselben Weg, sind bestenfalls geringe Zuwächse bei der Energieeffizienz und den erreichbaren Taktraten zu erwarten. Bei den Ryzen-2000-Prozessoren hatte AMD damit immerhin ca. 10% real anliegenden Mehrtakt herausgeholt – wenn dies beim 12nm-Refresh von Polaris ebenfalls erreicht kann, wäre dies schon der beste anzunehmende Fall. Weil es sich hierbei aber schon um den zweiten Refresh zu Polaris handelt, sollte man vorerst noch nicht all zu fest von diesen +10% Mehrtakt ausgehen – selbiges hatte AMD schließlich beim ersten Polaris-Refresh (Radeon RX 500 Serie) auch schon erreicht. Dabei haben im übrigen die real erreichten ca. 10% Mehrtakt (die offiziellen Taktraten steigen wesentlich weniger deutlich an) für nur ca. 5-6% Mehrperformance gesorgt.

Dies zeigt darauf hin, das wohl eigentlich auch die Speicherbandbreite steigen sollte, wollte man eventuellen Mehrtakt wirklich gut ausnutzen. An dieser Stelle fangen dann die eigentlichen Probleme an: Ein neues Speicherinterface, selbst wenn es nur der Schritt von GDDR5 zu GDDR5X ist, erfordert ein Umdesign des Grafikchips – und damit wie gesagt (deutlich) mehr Entwicklungs- und Evaluierungszeit. Höhere Speichertaktungen kosten hingegen genauso auch Geld – aber eventuell vielleicht auch nicht mehr so viel wie früher noch. GDDR5-Speicher mit 4500 MHz Taktrate ist in jedem Fall erhältlich, nVidia setzt selbigen bereits seit geraumer Zeit bei der GeForce GTX 1060 9Gbps an. Im Idealfall könnte der 12nm-Refresh von Polaris somit ein Performanceplus von ca. +10% auf die Radeon RX 500 Serie oben drauf legen – und im schlimmsten Fall bei ca. +3% Mehrperformance verhungern, wenn der (reale) Chiptakt nur maßvoll nach oben geht und es keinen Fortschritt bei der Speicherbandbreite gibt.

Im übrigen würde aber selbst das untere Ende dieser Erwartungs-Skala noch dazu ausreichend sein, um mittels einer "Radeon RX 670" mit der GeForce GTX 1060 3GB grob gleichzuziehen sowie mittels einer "Radeon RX 680" die GeForce GTX 1060 6GB minimal hinter sich zu lassen. Die Abstände im Feld dieser Midrange-Karten sind sowieso denkbar knapp bzw. die jüngeren Benchmarks sehen zumeist AMDs aktuelle Lösungen schon auf Augenhöhe oder leicht vorn – da werden Neuauflagen selbst bei geringer Mehrperformance in jedem Fall den Benchmark-Sieg davontragen. nVidia sollte dies nicht wirklich kümmern, da man sich dort eher auf den weiteren Ausbau der Turing-Generation konzentrieren dürfte. Und wenn Turing wirklich schon bei der kommenden GeForce RTX 2070 endet, dann wäre nVidia sicherlich in der Lage, mittels eines GP106-basierten Refreshs der GeForce GTX 1060 mit entsprechend höheren Taktraten zu kontern bzw. können dies die Herstellermodelle zur GeForce GTX 1060 eigentlich schon jetzt genauso gut erledigen. Der Nachteil einer klassischen Refresh-Generation liegt halt immer auch darin, mit deren üblicherweise nur geringen Fortschritten die Konkurrenz nicht maßgeblich unter Druck setzen zu können.

Nachtrag vom 9. Oktober 2018

Zur den kommenden Polaris-30-Grafikkarten Radeon RX 670 & 680 kam die Frage auf, ob deren 12nm-Fertigung speziell bei Chipfertiger GlobalFoundries bereits eine gesicherte Information darstellen würde. Dies ist in der Tat derzeit noch komplett offen, außer der wohl feststehenden 12nm-Fertigung weiss selbst die Gerüchteküche hierzu noch nichts mehr. Allerdings fällt Samsung in dieser Frage aus, obwohl Samsung teilweise ja die Zweitfertigung diverser Polaris-Grafikchips übernommen hatte (nachdem die 14nm-Fertigung von GlobalFoundries auf einer Technologie-Lizenz seitens Samsung basiert). Doch Samsung hat die Umstellung auf 12nm nicht mitgemacht und konzentriert sich derweilen sowieso auf ganz andere, technologisch längst höherwertigere Dinge (10nm-Verbesserungen sowie die 7nm-Fertigung). Es bliebe also nur noch TSMC als Option übrig – ironischerweise in deren "12FFN" Fertigung, wobei das "N" hierbei für "nVidia" steht, da jenes Fertigungsverfahren explizit für nVidias Volta- und nunmehr auch Turing-Grafikchips aufgelegt wurde. Möglich wäre dies, sinnvoll wäre es obendrein – weil TSMCs 12nm-Fertigung als leistungsfähiger eingeschätzt wird und die Polaris-Chips unter dieser dann eher die Chance auf höhere Taktraten hätten.

Stark dagegen spricht allerdings der höhere Aufwand für Chipentwickler AMD: Auftragsfertiger GlobalFoundries stellt derzeit "on-the-fly" auf die 12nm-Fertigung um, hierfür sind kaum größere Anpassungen seitens der Chips bzw. deren Masken erforderlich. Dies ergibt wenig Arbeitsaufwand für AMD und einen kurzen Zeitplan bis zum Erreichen der Massenfertigung. Geht man hingegen zu TSMC, bedeutet dies einen kompletten Produktionsvorbereitungsprozeß mit entsprechend mehr Aufwand, Kosten und Zeitbedarf. Dies bedeutet vor allem auch, das man die Entscheidung pro eines Polaris-30-Grafikchips sicherlich spätestens vor einem dreiviertel Jahr hat fällen müssen, um Tape-Out, Evaluierung und Vorbereitung der Massenfertigung bis jetzt über die Bühne gebracht zu haben. Unmöglich ist dies nicht – aber sicherlich der schwierigere Weg bzw. auch ein Weg, welcher AMD zu zeitigen Entscheidungen und damit höherem Risiko gezwungen hat. Eine 12nm-Fertigung bei GlobalFoundries kann man hingegen eher kurzfristig entscheiden, kann sich hierbei auch von der real vorhandenen 12nm-Kapazität und der realen Qualität der ersten 12nm-Produkte (Pinnacle-Ridge-Die von Ryzen 2000) leiten lassen, geht also auch deutlich weniger Risiko ein. Somit stehen die Chancen eher auf GlobalFoundries als Chipfertiger des 12nm-Refreshs zu Polaris.

Aus unserem Forum kommt zudem ein interessanter Gedankengang, was man diesem zweiten Polaris-Refresh im Gegensatz zu plump mehr Performance andersweitig mitgeben könnte: Radeon RX 670 & 680 könnten auch einfach nur Stromverbrauchs-optimiert daherkommen – sprich die gleiche Performance wie Radeon RX 570 & 580 zu einem geringeren Stromverbrauch aufbieten. Schließlich ist der Stromverbrauch derjenige Punkt, wo die Radeon RX 580 (~180W) noch klar hinter der GeForce GTX 1060 (118W) zurückliegt – die Performance-Differenz war hingegen schon immer minimal und geht unter neueren Benchmarks inzwischen tendentiell schon eher in Richtung der AMD-Karte. Um hierbei allerdings wirklich punkten zu können, müsste der Stromverbrauch des zweiten Polaris-Refresh unter der 12nm-Fertigung dann auch beachtbar zurückgehen – ein paar Watt weniger reichen da nicht aus, im Idealfall sollte eine Radeon RX 680 bei unter 150 Watt herauskommen. Alternativ bleibt weiterhin die Möglichkeit zu einer schlichten Mehrperformance bei der neuen Karten-Generation – aber jene darf aufgrund des schon hohen Energieverbrauchs der Radeon RX 580 dann nur Stromverbrauchs-neutral erfolgen, womit die für einen sichtbaren Abstand notwendigen mindestens +5% Mehrperformance (bedeutet +10% Taktrate) nicht ganz so einfach zu erreichen sind.

Nachtrag vom 11. Oktober 2018

Wie bekannt kommt AMDs Polaris 30 angeblich irgendwann im Zeitrahmen 12. bis 15. Oktober. Ob sich diese Terminangabe halten läßt, ist allerdings inzwischen eher zu bezweifeln, denn für einen wenige Tage entfernt liegenden Launch ist es an der Nachrichtenfront viel zu ruhig – da würde man doch (viel) mehr Leaks und Gerüchte erwarten können. Wenn man sich an den ersten Polaris-Refresh in Form der Radeon RX 500 Serie zurückerinnert: Jener war monatelang vorher mit belastbarer Quellenlage bekannt, am Ende gab es ein paar Tage vor dem Launch bereits alle Karten-Spezifikationen und Listenpreise zu lesen. Das dies bei einer "Radeon RX 600 Serie" vollkommen anders sein sollte und AMD alle Informationslecks derart gut geschlossen hätte, das nun gleich gar nichts griffiges mehr (außer zwei Gerüchte-Meldungen in einem chinesischen Forum von noch dazu demselben User) vor dem Launch herauskommt, würde so gesehen stark verwundern. Entweder stimmt also die genannte Terminlage nicht, ist zu diesem Termin vielleicht auch nur eine Ankündigung (und kein Launch) zu erwarten – oder aber ist das ganze Gerücht dann doch nicht haltbar.

Gegen letzteres spricht allerdings eine bei Baidu (maschinelle Übersetzung ins Deutsche, via Reddit) aufgetauchte Meldung aus Industriekreisen, welche von einer noch dieses Jahr erscheinenden "Radeon RX 590" spricht. Dies könnte dann auf eine andere Auslegungsform des Polaris-30-Grafikchips hindeuten: Nicht zugunsten einer neuen Grafikkarten-Serie erstellt, sondern nur benutzt für eine neue Top-Lösung oberhalb der Radeon RX 580. Dies würde genauso gut funktionieren, wäre vielleicht etwas weniger werbewirksam, würde aber weniger die leidige "Rebranding"-Diskussion forcieren. Sinn würde eine Radeon RX 590 aber dann nur machen, wenn das Augenmerk beim Polaris-30-Chip auf "mehr Performance" und nicht "weniger Energieverbrauch bei gleicher Performance" liegt. Dafür sollte AMD dann aber auch daran arbeiten, einen beachtbaren Performancesprung hinzulegen – 10% sollte es sicherlich sein, ansonsten sähe eine solche Radeon RX 590 vergleichsweise schwachbrüstig gegenüber gutklassigen Herstellerdesigns zur Radeon RX 580 aus.