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Hardware- und Nachrichten-Links der Osterfeiertage 2018

Videocardz haben ein Lebenszeichen des AMD Vega 20 Grafikchips in Linux-Treibern erspäht. Vega 20 wurde schon im Herbst 2016 erstmals genannt, was sich seinerzeit aus einer später geleakten AMD-Roadmap für Profi-Zwecke ergab, wurde allerdings selbst am Jahresanfang von AMD nur ohne Namensnennung angeteasert. Insofern bringt der Treibereintrag die belegbare Bestätigung dafür, das ein solcher Chip (unter diesem Codenamen) tatsächlich bei AMD existiert. Wie bekannt, ist Vega 20 bei AMD allerdings derzeit weiterhin nur als HPC-Lösung innerhalb der Vega-Generation gedacht, bislang gibt es seitens AMD keinerlei Anzeichen für Vega-20-basierte Gaming-Lösungen. Da vermutlich die Hardware bis auf das verdoppelte Speicherinterface identisch zu Vega 10 ist und die anderen Hardware-Änderungen eher denn HPC-Zwecke bedienen dürften, ist Vega 20 auf den ersten Blick auch nicht sonderlich interessant aus Gamer-Sicht.

Vega 10 Vega 20
Chipfläche 484mm² gesch. 300-350mm²
Fertigung 14nm GlobalFoundries 7nm
Technik 4 Raster-Engines, 4096 Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64 ROPs, 2048 Bit HBM2-Interface vmtl. 4-6 Raster-Engines, 4096 Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64-128 ROPs, 4096 Bit HBM2-Interface
Besonderheit - FP64-Support im Verhältnis 1:2
Einsatzort AMD Desktop-Lösungen Radeon RX Vega 56 & 64 AMD Profi-Lösungen (Radeon Instinct u.w.)
Verfügbarkeit 14. August 2017 Anfang 2019 (Samples Ende 2018)

Allerdings ergeben sich dennoch drei Ansatzpunkte für mehr Performance: Erstens wird das doppelte Speicherinterface samt (grob) doppelter Speicherbandbreite jederzeit weiterhelfen, gerade wenn es noch mehr Rohleistung zu verbraten gibt. Zweitens sollte die 7nm-Fertigung, in welcher Vega 20 nachweislich kommt, beim Chiptakt erheblich weiterhelfen: Schließlich kann Vega 10 durchaus hoch takten, säuft dann aber auch Strom wie andere Bier, wird also auf hohem Takt maßgeblich ineffizient wie umso schwerer zu kühlen. Dasselbe in der 7nm-Fertigung dürfte sich nochmals etwas höher takten lassen, ohne aber die ganzen Seiteneffekte aufzuweisen – sprich, Vega 10 in effizient. Und letztlich könnte AMD noch einige Stellschrauben an der Architektur verändert haben, immerhin hat man nun die Erfahrungen mit Vega 10 vorliegen. Eventuell gibt es auch die eine oder andere Hardware-Einheit mehr, zu welcher derzeit noch keine spezifischen Daten vorliegen (Raster-Engines & ROPs). Am Ende sind in Kombination aller dieser Möglichkeiten durchaus 20-40% Performanceplus möglich, eine Gaming-Lösung auf Vega-20-Basis wäre also mehr als nur ein lauer Vega-10-Refresh.

Problematisch ist allerdings, das es von Vega 20 kaum noch etwas im Jahr 2018 geben wird – und selbst wenn, dann dürfte AMD die Profi-Versionen vorziehen und die Gaming-Versionen eher ins Jahr 2019 zurückstellen. Gut möglich auch, das hier der Knackpunkt liegt, weshalb AMD den Vega-20-Chip bislang nicht im Gaming-Segment plant: Durch die 7nm-Fertigung ist man terminlich darauf ausgerichtet, wann GlobalFoundries oder TSMC mit 7nm für große Grafikchips spruchreif sind. Für eine Handvoll Chips für Profi-Zwecke kann man sich der aus Vorbereitungsphase zur Massenfertigung bedienen, aber sobald man Gamer-Ansprüche befriedigen will, geht es – egal ob Vega 20 oder die nachfolgende Navi-Generation – primär darum, wann die 7nm-Massenfertigung steht. Sprich: Terminlich könnten Vega 20 für Gamer-Zwecke und die nachfolgende Navi-Generation einfach zu nahe beieinander liegen – und AMD somit Vega 20 für Gaming-Bedürfnisse trotz interessanter Ausgangslage ausfallen lassen, da Navi kurz danach bereitstehen wird. Nur, wenn es hier erhebliche Termin-Abstände geben sollte, hätte Vega 20 also seine Chance auf einen Einsatz im Gaming-Segment.

Bezüglich nVidias "GeForce Partner Program" gibt es derzeit noch keine offiziellen Nachzügler zur Entscheidung seitens MSI des Verzichts von AMD-Grafikkarten unter seinem "GAMING"-Brandnamen: Sowohl Asus ("ROG") als auch Gigabyte ("Aorus") stehen diesbezüglich unter Beobachtung, aber auf deren Webseiten werden immer noch Radeon-Grafikkarten unter diesen Brandnamen gelistet. Da auch die Verfügbarkeiten in Deutschland bei Asus & Gigabyte gegeben sind (im Gegensatz zu MSI, wo die derzeit noch angebotenen "GAMING"-Modelle klar auf dem Rückzug sind), kann man Asus & Gigabyte derzeit nicht nachsagen, AMD entsprechend zu beachteiligen. Eventuell kommt dies noch, eventuell wartet man hierfür schlicht auf neue Karten-Generationen – oder eventell haben Asus & Gigabyte andere Lösungen für das Dilemma gefunden. Dies dürfte sich sicherlich in absehbarer Zeit aufklären lassen. Für den Augenblick kann man Asus & Gigabyte demzufolge nichts entscheidendes nachsagen, hat sich allein MSI augenscheinlich der GPP-Forderung gebeugt.