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Hardware- und Nachrichten-Links des 12./13. Juni 2021

Bei Minerstat wurden nun auch Hashraten zu den LHR-Varianten der GeForce 30 Serie in die Datenbank aufgenommen, womit ein vollständiger Vergleich zwischen nVidias Grafikkarten mit/ohne Miningbremse möglich wird. Die Angaben sind womöglich nicht gänzlich akkurat (der Gleichklang bei den Kommastellen sprengt jede Wahrscheinlichkeitsrechnung), aber sofern das ganze wenigstens halbwegs korrekt ist, läßt sich eine gewisse Richtung erkennen. Danach funktioniert erst einmal nVidias Mining-Bremse wie beworben – die Ethereum-Performance geht um ca. die Hälfte zurück. Die Ethereum-Profitabilität purzelt wegen eines gleichbleibenden Stromverbrauchs sogar noch etwas stärker herunter, reicht aber dennoch zu (günstigen) US-Strompreisen aus, um alle genannten Karten auch mit Mining-Bremse weiterhin in weniger als einem Jahr abzubezahlen – sofern jene nur den Listenpreis kosten würden. Zu aktuellen Preislagen sind die LHR-Karten hingegen vergleichsweise ineffektiv beim Ethereum-Mining, müsste man zur Deckung des Anschaffungspreises allein ca. anderhalb Jahre minern.

Ethereum ohne Mining-Bremse Ethereum mit Mining-Bremse zweitbester Algorithmus
GeForce RTX 3090 121,16 MH/s @ 290W ($7.22/day) - $5.31/day (ProgPowSERO)
GeForce RTX 3080 Ti - 58,68 MH/s @ 224W ($3.64/day) ?
GeForce RTX 3080 97,88 MH/s @ 224W ($6.43/day) 48,88 MH/s @ 224W ($2.94/day) $4.53/day (ProgPowSERO)
GeForce RTX 3070 Ti - 39,18 MH/s @ 224W ($2.25/day) ?
GeForce RTX 3070 61,79 MH/s @ 117W ($3.76/day) 30,79 MH/s @ 117W ($1.91/day) $3.23/day (Autolykos2)
GeForce RTX 3060 Ti 60,21 MH/s @ 120W ($4.00/day) 30,21 MH/s @ 120W ($1.86/day) $3.10/day (Autolykos2)
GeForce RTX 3060 38,41 MH/s @ 140W ($2.40/day) ? $2.36/day (Octopus)
alle Angaben laut Minerstat; Profitabilitäts-Angaben mit Strompreis 0,10 US-Dollar pro kWh, Stand: 13. Juni 2021

Allerdings lauern dahinter auch andere Mining-Algorithmen, welche bei den LHR-Modellen durchgehend höhere Miningerträge (als mit Ethereum) versprechen. Eine grundsätzliche Problematik der anderen Algorithmen liegt natürlich darin, ob die zugrundeliegenden Cryptowährungen überhaupt auf einen derart großen Ansturm an Rechenkraft vorbereitet wären, welche ein breiter Wechsel der Ethereum-Miner nach sich ziehen würde. Im Mix beider Möglichkeiten ergeben sich dennoch genügend Möglichkeiten zu weiterem Mining – vielleicht weniger seitens professioneller Miner, sondern vielmehr durch normaler PC-Nutzer mit Zugang zu günstigen Strompreisen. Und dies könnte durchaus ein Problem werden beim (anzustrebenden) Weg der Straßenpreise zurück in Richtung der Listenpreise: Die Cryptomining-Gewinnaussichten vieler dieser Grafikkarten bleiben hoch genug, als dass sich damit weiterhin Cryptomining lohnt – was zumindest in einigen Weltregionen zu einem weiterhin hohen Grafikkarten-Bedarf mit Mining-Hintergrund führen dürfte.

Overclock3D berichten über einen Trick des britischen Einzelhändlers "Overclockers UK" (gehört im übrigen mit zum Caseking-Imperium) zur Abwehr von Scalpern und Bots beim Grafikkarten-Kauf. Hierzu werden alle Grafikkarten im eigenen Online-Shop auf monströse Preise gesetzt – 5000 Pfund für eine GeForce RTX 3070 (~5850 Euro bei vergleichbarer MwSt). Verkauft wird dafür allerdings nichts – und sollte jemand dies so bestellen, wird die Bestellung gelöscht. Gültig wird die Bestellung nur, wenn ein Rabatt-Code vorgelegt wird, welcher dann im Fall jener GeForce RTX 3070 bei 4250 Pfund liegt – der Realpreis sind dann also 750 Pfund (~880 Euro). Dies entspricht zwar auch nicht dem Listenpreis, dennoch würde man dem Händler momentan die Ware aus den Fingern reißen, wenn eine GeForce RTX 3070 für rund 880 Euro angeboten würde. Die Rabatt-Codes gibt es allerdings nur im Mitgliedermarkt-Bereich des dazugehörigen Overclockers-UK-Forums, welches spezielle Zugangsbeschränkungen hat (augenscheinlich 1'000 vorherige Postings).

An dieser Stelle wird es dann für dahergelaufene Scalper wohl zu schwierig, während Bots die realen Preise nicht erfassen können und daher auch nicht zu viel Aufmerksamkeit generieren. Prinzipiell ist dies eine gute Idee, welche allerdings natürlich auch nur so lange funktioniert, wie die Liefermengen klein sind und man daher schlicht nur an die eigenen, langjährigen Forums-Mitglieder verkauft. Hier kommt auch die spezielle Situation hinzu, dass das Overclockers-UK-Forum ein bekanntes Hardware-Forum im englischsprachigen Raum darstellt, kaum einer der anderen Einzelhändler jedoch über so eine Ausgangslage verfügt. Insofern läßt sich dies nicht verallgemeinern und ist sicherlich selbst in dieser Form keine gänzlich zuverlässige Scalper-Abwehr: Schließlich hindert niemand die Forums-Mitglieder daran, die günstig eingekauften Karten nachher auf eBay zu verticken. Wie schon des öftern derart notiert: Eine Auflösung der aktuellen Situation gibt es nur mittels stetiger überzeugender Liefermengen – und über die eigene Kaufzurückhaltung, so lange die Einzelhandelspreise kein Normalmaß erreicht haben.

Bezüglich der kürzlichen Meldung zum Support-Ende von Windows 7/7/8.1 sowie von Kepler-Grafikkarten bei nVidia sind noch zwei Punkte nachzutragen: Erstens einmal wäre herauszustreichen, dass die Einstellung des Treiber-Supports durch nVidia keineswegs eine umgehende Nichtnutzbarkeit der betroffenen Hardware bedeutet. Jene läuft einfach so weiter wie bisher, schlicht unterstützt durch die letzte passende Treiberversion vom August 2021. Was zukünftig fehlt, sind die nVidia-typischen Game-Ready-Treiber für diverse AAA-Titel mit ihren Spiele-Fixes und Performance-Verbesserungen. Auf die Performance-Verbesserungen könnte man notfalls verzichten, aber das Fehlen der Spiele-Fixes führt potentiell zu Problemen in der Zukunft. Selbstverständlich bricht damit nicht alles umgehend zusammen, es werden sich einfach nur über die Zeit die Inkompatibilitäten mehren – und somit indirekt den jeweiligen Nutzer dann doch zum Umstieg auffordern.

Viel gewichtiger ist allerdings das Signal, welches nVidia mit dieser Support-Einstellung bezüglich der Microsoft-Betriebssysteme Windows 7/8/8.1 gibt: Speziell Windows 7 wurde gerade von den Grafikchip-Entwicklern noch gut mit durchgeschleppt, obwohl im CPU/Mainboard-Bereich seitens AMD & Intel der offizielle Support hierfür schon seit einigen CPU-Generationen abgesagt ist (bei AMD kein Ryzen, bei Intel bis Core i-8000). Nominell sind hiermit sowieso nur Alt-Systeme zu betreiben, was die Nutzeranzahl effektiv limitiert. Mit dem Wegfall des Grafikkarten-Supports wird neben der CPU/Mainboard-Geschichte nunmehr das zweite große Warnsignal an die letzten Windows-7-Nutzer gegeben – dass es Zeit zu einem Umstieg wird. Dem Wegfall der Windows-7-Treiber für nVidia-Grafikkarten dürften sich nachfolgend vor allem die Spieleentwickler anschließen – womit dann auch der Grund entfällt, außerhalb vom Retro-Bereich Windows-7-Systeme weiterzubetreiben. Denkbar also, dass dieser Schritt nVidias die "Abwicklung" von Windows 7 stark beschleunigt und jenes Betriebssystem in absehbarer Zeit in die Unbenutzbarkeit (für moderne PC-Systeme) drängt.

Im kürzlichen Fall von "Hardware Unboxed vs. LG" hat sich eine sehr schnelle Wendung ergeben: Wie Hardware Unboxed auf Twitter mitteilen, hat eine Führungskraft von LG Electronics "signifikante Änderungen" beim Vorgehen von LG bezüglich Monitor-Reviews der Fachpresse bzw. YouTubern versprochen. Darunter zählt gemäß den nachfolgenden Tweets die klare Maßgabe, dass jegliche Bedingungen und Einflüsse vorab abzusprechen sind – darunter auch das Versprechen, dass es im Fall von definierten Reviews keine nachträglichen Eingaben LGs geben soll. Prinzipiell hört sich das gut an, muß aber natürlich nun vor allem in der Praxis mit Leben erfüllt werden. Beachtbar ist dabei das schnelle Einlenken seitens LGs – hiermit wollte man augenscheinlich verhindern, dass sich das ganze über ein paar Tage zum dicken Skandal auswächst, welcher dann auch die Massenmedien erreicht. So könnte das ganze allerdings vielleicht sogar zu einem Beispiel werden, wie man seitens der Hersteller mit Fehlern umgeht – und wie gleichzeitig das Aufzeigen von Fehlern durch die Presse zu positiver Veränderung führt.

Ken Hong, Head of Global Corporate Communications at LG Electronics, called us and we chatted for 15 minutes about yesterday’s video.
As a result, LG will be implementing significant change to how they handle monitor reviews.
Quelle:  Hardware Unboxed @ Twitter am 12. Juni