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Hardware- und Nachrichten-Links des 16. Oktober 2019

Zur strittigen Frage von 10nm Desktop-Prozessoren seitens Intel findet eine früher schon verlinkte Meldung von Phoronix nunmehr breitere Aufmerksamkeit – wird dort schließlich über Treiber-Einträge zu Desktop-Modellen von Tiger Lake berichtet. Jene werden allerdings nur für die 65-Watt-Klasse notiert – was Spekulationen darüber anheizt, das Tiger Lake im Desktop-Segment eine ähnliche Rolle wie seinerzeit die Broadwell-Generation (Core i-5000 Serie) einnehmen könnte. Für jene gab es eine Vielzahl an Mobile- und später auch HEDT-Modellen, allerdings nur wenige Desktop-Modelle, welche zudem von der Performance her niedriger als der eigene Vorgänger (Haswell-Generation) angesetzt waren – weil Broadwell nicht auf die notwendigen Taktraten kam, um Haswell-Spitzenmodelle unter Druck zu setzen. In sicheren Tüchern ist dabei allerdings noch lange nichts, die Treiber-Einträge könnten auch Platzhalter-Daten sein bzw. ist Intel noch lange nicht im Zwang, sich hierzu endgültig zu entscheiden. Für den Zeitraum von Tiger Lake steht sowieso mit Rocket Lake ein designierter Desktop-Ersatz parat – interessant ist eher, was danach bei Intels Desktop-Prozessoren passiert. Das es Intel bis einschließlich des Jahres 2021 im Desktop-Segment ziemlich schwer haben wird, ist gemäß früherer Intel-Roadmaps schon ziemlich klar und dürfte sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern lassen.

Twitterer Komachi zeigt eine (von AMD selber stammende) Auflistung mit vorläufigen Modellbeschreibungen zur für Anfang des Jahres 2020 erwarteten Renoir-APU für Mobile-Bedürfnisse. Neu ist dabei vor allem eine "Ryzen 9 APU" – was es im APU-Feld bislang nicht gegeben hat, weder im Mobile- noch im Desktop-Segment. Dies kann man im gewissen Sinne als Bestätigung dafür ansehen, das AMD beim (Zen-2-basierten) Renoir tatsächlich mit mehr CPU-Kernen anrückt – wie kürzlich schon prognostiziert, aber eben noch nirgendwo bestätigt. Daneben kann man darüber spekulieren, ob die überall notierten Angaben "B8", "B10" und "B12" eventuell einen Bezug zur integrierten Grafiklösung beinhalten – sprich, die Anzahl der freigeschalteten Shader-Cluster ergeben. In diesem Fall würde AMD dann bei Renoir tatsächlich bis zu 12 Shader-Cluster (von weiterhin der Vega-Architektur) verbauen, was zumindest minimal besser als bei Raven Ridge & Picasso (maximal 11 Shader-Cluster) wäre. Im übrigen dürfte AMD trotz der (vermutlich) zwei CPU-Kerne mehr sowie der etwas größeren iGPU die Chipfläche von Renoir verkleinern können – die angesetzten Mehrtransistoren dürften weniger schwer ins Gewicht fallen als die Flächen-Verbesserung der 7nm-Fertigung.

Raven Ridge Picasso Renoir ???
Verkaufsnamen Ryzen 2000 U/H/G Serien Ryzen 3000 U/H/G Serien Ryzen 4000 U/H/G Serien Ryzen 5000 U/H/G Serien
Fertigung 14nm GlobalFoundries 12nm GlobalFoundries 7nm TSMC 7nm+ TSMC
CPU Zen 1, max. 4C Zen+, max. 4C Zen 2, angebl. max. 6C Zen 3, vermutl. max. 8C
iGPU Vega, max. 11 CU Vega, max. 11 CU Vega, vermutl. max. 12 CU vermutl. Navi
Release 26. Oktober 2017 6. Januar 2019 erwartet Anfang 2020 unklar

Eine Hochrechnung ausgehend von 6 CPU-Kernen samt 12 Shader-Cluster ergibt für Renoir eine (geschätzte) Chipfläche von groben 150mm² – und damit kleiner als Raven Ridge & Picasso auf jeweils 210mm². Damit ist das ganze dann auch außerhalb des Bereichs, wo AMD bei seinen größeren Prozessoren mit seinem Chiplet-Ansatz steht – die kleinste Bauform eines Core-Chiplets samt einem I/O-Chiplet ist derzeit 199mm² groß, was dann noch ohne integrierter Grafiklösung ist (das I/O-Chiplet derzeit kommt natürlich noch aus der gröberen 14nm-Fertigung). Basierend auf diesem kleineren Renoir-Die von wie gesagt geschätzt ~150mm² kann AMD es sich dann auch leisten, bei den meisten der damit erstellten APU-Modelle gewisse Die-Teile zu deaktivieren – seien es CPU-Kerne oder Shader-Cluster der iGPU. Die Deaktivierung von zwei CPU-Kernen, um aus dem 6-Kern-Die einen Vierkerner zu machen, ergibt im übrigen gerade einmal eine Differenz von -10% – da bei Zen 2 unter der 7nm-Fertigung zwei CPU-Kerne (mit wahrscheinlich wieder reduziertem Level3-Cache) kaum mehr Chipfläche als 15mm² belegen dürften.

ComputerBase & Planet 3DNow! thematisieren dann weitere Teile jene AMD-Produktauflistung, welche sich um Threadripper 3000 drehen. Hierzu nennt die AMD-Liste sehr eindeutig einen neuen Prozessoren-Sockel, teilweise "TR4+" sowie teilweise "SP3r3" – was wahrscheinlich das gleiche ist (SP3r2 entspricht dagegen dem bisherigen Sockel TR4). Zusammen mit der früheren Meldung über die neuen Mainboard-Chipsätze TRX40, TRX80 & WRX80 zeigt nun inzwischen viel in die Richtung, das AMD die bisherige Sockel-Kompatibilität bei der Threadripper-3000-Generation dann doch aufgibt. Zu erwähnen wäre hierzu allerdings, das AMD für Threadripper (oder Epyc) nie eine langfristige Sockel-Kompatibilität versprochen hatte – jenes seinerzeitige Versprechen galt explizit für den Sockel AM4. Damit kann man sich eher der Frage widmen, wieso AMD nunmehr den HEDT-Sockel anpasst: Es könnte daran hängen, das man vielleicht doch ein Achtkanal-Speicherinterface ausführen will – oder schlicht an einer (nochmals) gesteigerten Anzahl an CPU-Kernen. Denn AMDs Auflistungen einhält Einträge zu neuen Threadripper-Prozessoren mit 180 und 280 Watt TDP – wobei letzteres dann sogar mehr wäre als bei den größten Modellen von Threadripper 2000 aus der 12nm-Fertigung (max. 250W).

Whitehaven Colfax Castle Peak Genesis
Verkaufsname Ryzen Threadripper 1000 Ryzen Threadripper 2000 Ryzen Threadripper 3000 Ryzen Threadripper 4000
Fertigung 14nm GlobalFoundries 12nm GlobalFoundries 7nm TSMC 7nm+ TSMC
CPU Zen 1, max. 16C Zen+, max. 32C Zen 2, mglw. max. 64C Zen 3
Sockel TR4 TR4 TR4+ vermutl. TR4+
Release 10. August 2017 13. August 2018 angekündigt November 2019 unklar

Bei den regulären Ryzen-Modellen hatte es AMD mittels der 7nm-Fertigung von Zen 2 schließlich hinbekommen, auf gleicher TDP die Kern-Anzahl zu verdoppelt – wenngleich noch nicht erweisen ist, ob der noch ausstehende 16-Kerner Ryzen 9 3950X seinen Job bei nur 105 Watt TDP wirklich sauber erledigen kann. Selbiges auf das HEDT-Segment bezogen ergibt definitiv die Chance auf 64-Kern-Prozessoren bei Threadripper 3000, wenn letztlich derselbe Wechsel der Fertigungstechnologie und sogar eine leicht höhere TDP zur Verfügung stehen. Auch die seitens Twitterer Apisak entdeckte Namenswahl des 24-Kerners als "Ryzen Threadripper 3960X" spricht für diese These von mehr CPU-Kernen im HEDT-Segment: Der 24-Kerner der Vorgänger-Generation lief als "Ryzen Threadripper 2970WX", mit der neuen Namenswahl hätte AMD nun noch Platz für maximal drei weitere Modelle: Hypothetisch also ein 32-Kerner als "Ryzen Threadripper 3970X", ein 48-Kerner als "Ryzen Threadripper 3980X" sowie ein 64-Kerner als "Ryzen Threadripper 3990X". Bestätigt ist davon natürlich noch nichts – und auch die Begründung zum Sockel-Wechsel steht auf eher wackeligen Füßen: Denn im Server-Segment musste der (zum TR4 baugleiche) Sockel SP3 für Zen 2 nicht gewechselt werden, trotz das es dort auf 64 CPU-Kerne hinaufging und auch das Achtkanal-Speicherinterface mit dabei ist.