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Hardware- und Nachrichten-Links des 17. Januar 2017

Grafikkarten-Hersteller Sapphire listet eine Radeon RX 460 mit vollen 1024 Shader-Einheiten auf seinen Webseiten, wobei jene Karte augenscheinlich nur in China verfügbar ist und dies sich vermutlich auch nicht ändern dürfte. Die Radeon RX 460 machte im letzten Dezember schon auf sich aufmerksam, als sich jene Desktop-Grafikkarten als freischaltbar erwiesen – man also die vollen 1024 Shader-Einheiten des Polaris-11-Chip auf dieser Grafikkarte mit original nur 896 freigeschalteten Shader-Einheite aktivieren konnte. Sapphire geht nun einen Schritt weiter und bietet diese Freischaltung gleich ab Werk an – dies deutet immer klarer darauf hin, daß das ganze durchaus mit dem Wissen und der Billigung von AMD passiert. So oder so kommt allerdings nicht wirklich viel aus den immerhin 14,3% mehr Shader-Einheiten heraus – frühere Benchmarks bemaßen den Performance-Gewinn der Freischaltung auf nur zwischen +4% und +9% liegend.

Jene Benchmarks wurden zudem auch schon mit Radeon RX 460 Karten auf höherem Power-Limit aufgenommen – denn im Referenzzustand wird die Radeon RX 460 erheblich durch ihr Power-Limit gebremst, welches die (nominell) ohne extra Stromstecker ausgelieferte Karte zuverlässig auf unter 75 Watt Stromverbrauch drücken muß. Hier liegt dann auch der Pferdefuß der ganzen Aktion: Mittels Freischaltung und höherem Power-Limit wird die Radeon RX 460 ziemlich ineffizient, geht schnell in Richtung 100 Watt Spiele-Stromverbrauch. Für eine Performance von nach Freischaltung und Übertaktung bestenfalls auf der Höhe der GeForce GTX 1050 (~55 Watt Spieleverbrauch) ist dies eigentlich nicht konkurrenzfähig – auch wenn die verfügbaren 4-GB-Modelle (gibt es bei der GeForce GTX 1050 nicht) sowie der niedrige Preispunkt nach wie vor zugunsten der Radeon RX 460 sprechen. Am Ende ist dies wieder eine der AMD-typischen China-bezogenen Werbeaktionen ohne beachtbaren Einfluß auf den weltweiten Grafikkarten-Markt – wobei da manchmal auch wirklich interessante Produkte dem nichtchinesischen Grafikkarten-Käufer vorenthalten werden, wie derzeit beim Fall der Radeon RX 470D.

In Bezugnahme auf unsere Spekulationen zu AMDs Vega 11 gibt es auch noch die beachtbare These, das Vega 10 im Gaming-Segment eine höhere (nominelle) FP32-Rechenleistung von 14 TFlops aufbieten könnte, was dann alle anderen Werte entsprechend verschiebt. Begründet wird dies mit der AMD-Historie, wo beispielsweise Hawaii-basierte Profi-Beschleuniger auch schon niedriger takteten als entsprechende Gaming-Lösungen – und da AMDs bisherige Angaben von 12 TFlops für Vega 10 bzw. sogar 12,5 TFlops für die darauf basierende GPGPU-Lösung "Radeon Instinct MI25" allesamt dem Server-Segment zuzurechnen sind, hat diese These durchaus ihre Chance. Von den dann gleich 14 TFlops für Vega 10 unter Gaming-Bedingungen ausgehend schätzt man dann Vega 11 auf gleich 9,5 TFlops – beides allerdings erreicht durch höhere Taktraten und nicht durch mehr Hardware (selbige sollte gleich sein zu unserer bisherigen Spekulation).

Spekulation No.2 Polaris 10 Vega 11 Vega 10
Chipfläche 232mm² (14nm GloFo) spekulativ ~340mm² (14nm GloFo) wahrschl. 485-500mm² (14nm GloFo)
Architektur GCN4 wahrschl. GCN5 wahrschl. GCN5
Technik 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Speicherinterface spekulativ 2560, 2688 oder 2816 Shader-Einheiten @ 2048 Bit HBM2-Speicherinterface wahrschl. 4096 Shader-Einheiten @ 2048 Bit HBM2-Speicherinterface
Chiptakt ≤1266 MHz spekulativ ~1700-1750 MHz spekulativ ~1650-1700 MHz
Speichertakt 4000 MHz DDR spekulativ 800 MHz DDR bestätigt 1000 MHz DDR
(nominelle) Rechenleistung 5,8 TFlops spekulativ ~9-9,5 TFlops spekulativ 13,5-14 TFlops
Speicherbandbreite 256 GB/sec spekulativ 409 GB/sec bestätigt 512 GB/sec
Speichermenge 4/8 GB GDDR5 spekulativ 8 GB HBM2 wahrschl. 8/16 GB HBM2
(maximale) TDP 150 Watt
(Realverbrauch 164 Watt)
spekulativ 200 Watt spekulativ 275 Watt
(maximaler) 4K Perf.-Index 72% spekulativ ~120% spekulativ ~175%
Alle Angaben dieser Tabelle zu noch nicht releasten Grafikchips sind natürlich unsicher, jene zum Vega-11-Grafikchip regelrecht spekulativ.

Ob sich aus diesem Mehr an Rechenleistung auch mehr Performance ziehen läßt als bisher seitens AMD (so halb) dargestellt, ist die große Frage: Deutlich höhere Vega-Taktraten (Richtung 1700 MHz) dürften sicherlich noch nicht mit den jetzigen, früheren Chipsteppings erreichbar sein – ergo ergibt sich hiermit nominell die Chance auf Mehrperformance mit den finalen Vega-Chips auf höheren Taktraten als bisher möglich. Dennoch ist es eine riskante Rechnung, von diesem kalkulierten Taktratensprung ausgehend dem Vega-10-Chip jetzt schon die volle Konkurrenzfähigkeit zu nVidias GP102-Chip zuzuschreiben, wenn die bisherigen Performance-Halbinformationen eher auf ein Niveau zwischen GP104 (GeForce GTX 1080) und GP102 (Titan X) hindeuten. Es bliebe wohl besser abzuwarten, wie sich die Vega-10-Performance entwickelt und was AMD noch durch neue Steppings und bessere Treiber herausholen kann. Vorab-Prognosen hierzu sollten sicherlich eher defensiv ausfallen, um AMD nicht gleich wieder vor unerfüllbare User-Ansprüche zu stellen.

Ähliches gilt auch für die im verlinkten Forenposting aufgestellte These einer Polaris-10-basierten Grafikkarte mit deutlich mehr Chiptakt (Richtung 1400 MHz): Bekannterweise ist die GCN4-Architektur (wie frühere Grafikchip-Architekturen von AMD) nicht für hohe Taktraten geeignet und reagiert auf solche in aller Regel mit einem durch die Decke gehenden Stromverbrauch. Um 1400 MHz bei Polaris 10 zu erreichen, müsste Chipfertiger GlobalFoundries schon eine sehr bedeutende Verbesserung seiner 14nm-Fertigung erreichen – nicht gänzlich auszuschließen, aber in dieser Höhe auch nichts, wovon man fest ausgehen kann. Normalerweise gilt das Polaris-10-Design schon als aktuell mit zu hohen Taktraten betrieben (AMD musste wohl den Chiptakt über die ursprünglichen Planungen hinaus anheben, um mit der GeForce GTX 1060 mithalten zu können) – ergo wäre es fast schon ein Wunder, aus diesem Chip nun nochmals mehr Chiptakt herausholen zu können. Nicht undenkbar, das AMD aufgrund des "Zwischenchips" Vega 11 in der Radeon RX 500 Serie den Polaris-10-Chip vielleicht gar nicht so weit ausfährt wie in der Radeon RX 400 Serie geschehen – sondern zukünftig eher versucht, den besten Mix aus Stromverbrauch und Performance zu bringen.