17

Hardware- und Nachrichten-Links des 17. Mai 2021

Twitterer Patrick Schur hat augenscheinlich neue AMD-Prozessoren für das Desktop-Segment erspäht, welche abweichende OPN-Nummern und die Kennzeichnung "Stepping: B2" tragen. Hiermit könnte es sich um den Vorboten für Ryzen 5000XT oder Ryzen 6000 handeln – je nachdem wie hoch AMD das Thema einer Refresh-Generation zu Ryzen 5000 ansetzt. Gänzlich sicher ist die Auslegung noch nicht, denn zu früheren Zeiten konnte ein neues Chip-Stepping durchaus auch einmal für die bereits bestehenden Produkte verwendet werden, jene bekamen dann zumeist schlicht eine etwas bessere Übertaktungseignung. Andererseits ist zumindest der Takt des genannten 16-Kerners mit 3.4/5.0 GHz abweichend vom aktuellen Ryzen 9 5950X (3.4/4.9 GHz), nur der genannte Sechskerner taktet mit 3.6/4.7 GHz gleich zum bisherigen Ryzen 5 5600X.

B2 Stepping for Vermeer?!
 
100-000000059-60_50/34_Y
3.4 GHz (up to 5 GHz)
Stepping: B2
Cores: 16
 
100-000000065-06_46/37_Y
3.7 GHz (up to 4.6 GHz)
Stepping: B2
Cores: 6

Quelle:  Patrikc Schur @ Twitter am 17. Mai 2021

Mit Aufschlägen von 100 MHz wird allerdings kaum jemand zu begeistern sein, dies ergäbe nur ein ähnlich müdes Upgrade wie seinerzeit bei Ryzen 3000XT – welches aber nur wenige Monate überbrücken musste und AMD damit nicht wirklich auf die Füße gefallen ist. Die diesjährige Ryzen-Generation wird hingegen im November mit Intels "Alder Lake" einen neuen Kontrahenten bekommen, welcher mit neuer Architektur, neuer Fertigung, neuem Speicher und neuer Plattform in jedem Fall eine größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte. Dagegen mit nur ein wenig taktstärkeren Zen-3-Modellen anzugehen, erscheint als ziemlich mutige Wahl – so, als hätte AMD bereits Jahre zuvor kalkulieren können, das Alder Lake den eigenen Zen-3-Prozessoren nichts anhaben kann. Eine echte Refresh-Generation (inoffiziell Zen 3+ genannt) mit irgendeinem substantiellem Vorteil wäre für diese Aufgabe sicherlich besser geeignet – ist aber derzeit nach wie vor in der Schwebe bzw. kann nicht zweifelsfrei bestätigt werden.

Der auf einen solchen ernsthaften Zen-3-Refresh hinweisende AMD-Vortrag auf der Hot Chips 33 (zu einem "Next Generation Zen 3 Core") ist laut den Kommentaren zur entsprechenden Meldung schließlich auch kein wirklich sicherer Kandidat: Denn zum einen wird die Hot Chips dann doch auch einmal dazu benutzt, längst vorgestellte Architekturen mit eigenen Vorträgen erneut zu betrachten. Zudem könnte AMD auf der Hot Chips – ganz im Sinne der ansonsten eher Profi-Belange betreffenden Themenlage – genauso auch über "Ryzen Threadripper 5000" auf Zen-3-Basis sprechen, dies ist schließlich noch eine (letzte) ausstehende Produktklasse auf Basis der originalen Zen-3-Architektur. So oder so ist der AMD-Vortrag somit kein sicherer Hinweis darauf, dass AMD wirklich über noch nicht offiziell vorgestellte Prozessoren-Architekturen sprechen will – womit die Frage, welchen technologischen Unterbau AMDs Zen-3-Refresh haben wird, weiterhin in alle Richtungen hin offenbleibt.

Bei AnandTech und Hot Hardware sind die ersten Testberichte zu Intels "Tiger Lake-H45" erschienen, den neuen Mobile-Prozessoren für große Notebooks sowie nunmehr auch mit 6 und 8 CPU-Kernen. Interessanterweise hat Intel diesen Launch deutlich kleiner angesetzt als seinerzeit bei Tiger Lake-U, wo mehr als ein Dutzend entsprechender Testberichte erschienen waren. Aber womöglich war die Konzentration auf nur zwei Testberichte auch notwendig, damit deren Redakteure über den "Elefanten im Raum" hinwegsehen, dass hierbei wieder nur ein Intel "White Book" getestet wurde, sprich ein Demonstrations-Notebook von Intel. Damit hatte man seinerzeit bei Tiger Lake-U schon arg schlechte Erfahrungen gemacht, da sich dessen Ergebnisse nicht gegenüber den Testresultate von Serien-Notebooks halten lassen konnten. Heuer nun umschiffen beide Testberichte diesen gewichtigen Punkt mehr oder weniger – was wohl eher nicht passiert wäre, wenn Intel seine Samples auch an andere, deutschsprachige Hardwaretester herausgegeben hätte.

Insofern sollte man besser nicht darauf setzen, von diesen beiden Testberichten gute Antworten zur realen Performance von Tiger Lake-H45 zu bekommen – dies ergibt sich sicherlich erst nach Vorlage erster Hersteller-Notebooks. Getestet wurde beiderseits zudem nur der Core i9-11980HK, welcher als Spitzenmodell mit einer TDP von 65 Watt nur in ausgewählten Geräten der obersten Preisklasse zum Einsatz kommen wird, gerade mit der abweichenden TDP jedoch keinen guten Hinweis auf die reguläre Performance von Tiger Lake-H45 erlaubt. Als großer Negativ-Punkt fehlen zudem in beiden Testberichten Benchmark-Vergleiche gegenüber AMD-Prozessoren auf gleicher Wattage: Bei AnandTech hatte man zwar den Core 9-11980HK auf 45W TDP limitiert, dafür aber keine 45W-Modelle von AMD zum Test geladen (und trotzdem verlor das Intel-Modell reihenweise Benchmarks gegen einen Ryzen 9 5980HS auf regulär 35W TDP), während es bei Hot Hardware nur den (durchaus unfairen) Test Intel 65W gegen AMD 45W zu lesen gibt.

Somit liegt die griffigste Information aus beiden Testberichten noch in der beachtbar hohen Stromaufnahme des Intel-Notebooks, welche beispielsweise bei Hot Hardware unter voller Auslastung 138 Watt erreichte, womit es an der Notebook-Oberfläche bis zu 38°C warm werden konnte bzw. die Lüfter mit einer Geräuschbelastung von immerhin 56 dB röhrten. Bei AnandTech hatte man hingegen seinen Core i9-11980HK auch deswegen nur mit 45W gebencht, weil selbst Intels "White Book" nicht in der Lage war, die CPU auf den regulären 65 Watt ordentlich zu kühlen – es kam zu ständigen Taktraten-Drosselungen aus thermischen Gründen. Es ist schwer vorstellbar, dass die Notebook-Hersteller ähnliches für Serien-Notebooks ansetzen bzw. dürften bei selbigen sowieso vorzugsweise die "normalen" Modelle von Tiger Lake-H45 mit 45 Watt TDP oder sogar auf 35 Watt limitierter TDP zum Einsatz kommen. Testberichte zu diesen Serien-Notebooks dürften noch ein paar Wochen entfernt sein, wären jedoch zu einer sinnvollen Beurteilung dieser neuen Intel-Prozessoren lieber abzuwarten.