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Hardware- und Nachrichten-Links des 22. April 2020

Twitterer Rogame notiert die Spezifikationen eines "Arcturus"-Testboards – und bestätigt damit indirekt alle Vermutungen über die Hardware von AMDs "Arcturus" HPC-Chip. Dabei lief das Testboard mit 750 MHz SoC-Takt und 878 MHz Core-Takt noch vergleichsweise handzahm getaktet (was aber bei Testboards durchaus normal ist), die 120 aktiven Shader-Cluster (!) sind dann aber der letzte deutliche Hinweis, das alle vorherigen Annahmen über gleich 128 Shader-Cluster auf dem Arcturus-Die korrekt sind. Gerüchteweise wurde diese Anzahl schon länger genannt, die Wahl des Verkaufsnamens "Radeon Instinct MI100" ergab dies schon rein rechnerisch, und letztlich lief auch ein kürzlich aufgetauchtes MI100-BIOS auf diese Zahl hinaus. Die in der Spitze damit möglichen 8192 Shader-Einheiten dürfte AMD wahrscheinlich kaum jemals bei einem kaufbaren Produkt ausfahren, dies lohnt aus Gründen einer wirtschaftlichen Fertigung einfach nicht (derart große Dies haben immer einzelne Fehler, während die Deaktivierung einzelner Hardware-Einheiten bei dieser großen Einheiten-Anzahl kaum einen Performance-Effekt hat).

Arcturus (Test board) > 120CU > 878MHz Core clock > 750Mhz SOC clock > 1200MHz Memory clock
Quelle:  Rogame @ Twitter am 21. April 2020

Wie zuletzt klar geworden ist, wird zum Arcturus-Chip (im Gegensatz zu anderen HPC-Projekten) jedoch keinerlei Zweitverwendung im Consumer- bzw. Grafik-Bereich möglich sein, denn dafür fehlen zumindest die Display-Ausgänge und möglicherweise auch noch andere für 3D-Grafik notwendige Chipteile. Das ganze ist halt klar als Parallelbeschleuniger für möglichst viel nominelle Rechenleistung (im Rahmen der CDNA-Architektur) konzipiert – dies war ja schon immer eine Stärke von AMDs Grafikchip-Designs der GCN-Ära. Da im Arcturus-Chip aber dennoch (wahrscheinlich) Raster-Engines und ROP-Einheiten präsent sind, dürfte der Chip aber zumindest intern auch zur Grafikberechnung fähig sein – ein denkbarer Einsatzort wären damit auch Spielestreaming-Dienste (wie Googles Stadia). Ansonsten ist Arcturus primär für den Supercomputer-Einsatz zur Erringung (sehr) großer Rechenleistungen gedacht, hat abseits der gewissen Verwandschaft mit Grafik-Beschleunigern aber nur noch wenig mit dem PC-Bereich zu tun. Allenfalls ist die Ingenieurs-technische Leistung beachtenswert, gleich 8192 Shader-Einheiten auf ein Die zu quetschen, selbst wenn jenes aus der 7nm-Fertigung kommt. nVidia wird mit dem HPC-Chip "GA100" ähnliches bieten, zu jenem liegen allerdings Gerüchte über eine Chipfläche von über 800mm² vor.

Mittels "RTX Voice" bietet nVidia derzeit ein neues Feature für RTX-Grafikkarten zur Rauschunterdrückung von Mikrofon-Signalen an – gedacht zur Optimierung der Ausgangsqualität des eigenen Mikrofons in den Zeiten von HomeOffice & Videokonferenzen, sicherlich aber auch genauso nutzvoll für den Gaming-Einsatz unter TeamSpeak & Co. Die damit erreichbare Tonqualität wird von Igor's Lab und ComputerBase als "sehr gut" beschrieben, der Zweck der Übung wird damit in jedem Fall erfüllt. Laut WCCF Tech gibt es allerdings einen gewissen Performance-Effekt auf Spiele-Benchmarks – denn da das Feature augenscheinlich die ganze Zeit aktiv ist, frisst es auch ständig ca. 7-9% Performance. Gemäß den Benchmarks der ComputerBase trifft dieser beachtbare Performance-Effekt allerdings nur dann zu, wenn man neben der Filterung des Mikron-Signale (-1%) auch noch die Filterung der Ausgabegeräusche am Audio-Ausgang aktiviert (bis zu -15%). Mit rein der Filterung der Mikrofon-Signale kommt man somit nahezu ohne Performance-Effekt davon.

Hochinteressant ist daneben, das nVidias Aussage, das hiermit die Tensor-Cores der RTX-Beschleuniger benutzt werden, augenscheinlich Unsinn ist: Gemäß einer Anleitung aus dem Guru3D-Forum ist das Feature auch auf GTX-Grafikkarten verwendbar, sogar solchen der vorhergehenden Pascal-Generation sowie auch unter Windows 7. Da zudem der Performance-Verlust auf einer GeForce GTX 1060 (ohne Tensor-Cores) laut der ComputerBase ziemlich exakt dem Performance-Verlust auf einer GeForce RTX 2060 (mit Tensor-Cores) entsprich, deutet dies auch nicht gerade auf eine Fallback-Lösung an (jene müsste einen klar stärkeren Performance-Verlust zeigen). Vielmehr scheint das gesamte Feature auch auf den RTX-Grafikkarten grundsätzlich über die Shader-Einheiten berechnet zu werden – womit die offizielle Beschränkung auf RTX-Grafikkarten eine rein verkaufspolitische Entscheidung darstellt. Gut möglich, das spätere Treiberversionen den derzeitigen kleinen "Hack" dann nicht mehr erlauben, sprich das "RTX Voice" zukünftig auch tatsächlich nur noch auf RTX-Grafikkarten nutzbar ist. Update: nVidia hat selber nie behauptet, das RTX Voice auf den Tensor-Cores berechnet wird.

Für einigen Wind sorgt derzeit die Meldung seitens Videocardz über ein Z490-Mainboard (für den Sockel 1200), welches laut Hersteller Gigabyte bereits PCI Express 4.0 beherrscht. Dies betrifft konkret die beiden Grafikkarten-Steckplätze sowie einen M.2-Slot – was ergo darauf hindeutet, dass der Z490-Chipsatz selber (wie erwartet) kein PCI Express 4.0 kann, sondern das hierbei "nur" das PCIe-4.0-Signal des Prozessors benutzt wird. Im Endeffekt braucht Gigabyte somit der Chipsatz-Support nicht zu kümmern, man stellt einfach die passenden Steckplätze zur Verfügung, kümmert sich um eine entsprechend saubere Signalqualität und reicht das ganze eigenständig zur PCIe-4.0-Zertifizierung ein. Dasselbe könnten die Mainboard-Hersteller prinzipiell mit jenem Mainboard machen, eine eigene PCIe-4.0-Funktionalität des Chipsatzes wird hierfür nicht benötigt. Für Gigabyte ist das ganze schlicht eine Werbeaktion, um jene Z490-Platine herauszustellen – selbige ist somit bereits für die 2021 nachfolgenden Rocket-Lake-Prozessoren (auf demselben Sockel 1200) geeignet, welche dann den Support für PCI Express 4.0 mitbringen werden. Mit den 2020er Comet-Lake-Prozessoren ist jenes Feature hingegen nicht nutzbar, da selbige Prozessoren-Generation weiterhin nur PCI Express 3.0 unterstützt.

PCI Express 4.0 PCI Express 5.0 DDR5-Speicher
AMD – Consumer-CPUs Zen 2 (2019) unklar unklar
AMD – Server-CPUs Zen 2 (2019) unklar Zen 4 (2021/22)
AMD – APUs mglw. Renoir-Nachfolger (2021) unklar mglw. Zen4-Derivat (2022)
AMD – Grafikkarten Navi (2019) unklar -
Intel – Mobile-CPUs Tiger Lake (2020) unklar Tiger Lake (2020)
Intel – Desktop-CPUs Rocket Lake (2021) unklar mglw. Alder Lake (2022)
Intel – Server-CPUs Cooper Lake & Ice Lake SP (2020) Sapphire Rapids (2021) Sapphire Rapids (2021)
nVidia – Grafikkarten vermtl. Ampere (2020) unklar -

Laut Windows Central soll Microsoft (angeblich) weiterhin an einer kleineren NextGen-Xbox mit Codenamen "Lockhart" arbeiten, welche derzeit teilweise schon "Xbox Series S" genannt wird – um anzudeuten, wo die kleinere NextGen-Xbox im Vergleich zur größeren Xbox Series X steht. Selbige Xbox Series S soll sich derzeit in einem Test-Status befinden – woraus Windows Central schlußfolgern, das frühere Gerüchte über eine Mai-Ankündigung eventuell korrekt sein könnten. Diesbezüglich schwingt aber noch viel Ungewißheit mit, zur Zeit könnten sich schließlich jede Menge an ursprünglichen Plänen kurzfristig geändert haben. Vor allem interessant zur Xbox Series S wären zum einen der angestrebte Auslieferungstermin – und zum anderen die technologische Einordnung in die Pläne zur größeren Xbox Series X.

Schließlich ist mit den kolportierten 4 TFlops Rechenleistung nicht viel Staat zu machen, gleichzeitig müsste eine kleinere NextGen-Xbox an anderen Stellen jedoch mit der Hardware der Xbox Series X gleichziehen, um nicht deren neue Features zu entwerten. Dies betrifft zum einen die Prozessoren-Power, zum anderen die NVMe-SSD: Wenn selbige plötzlich bei der Xbox Series S fehlen oder kleiner ausfallen, dann ergeben sich für die Spieleentwickler faktisch zwei getrennte Hardware-Plattformen, welche man auch mit extra Programierungen angehen müsste (worauf die wenigstens Spieleentwickler Lust hätten). Allein nur die Grafikleistung darf abweichen, weil dies das einzige Hardware-Feature ist, was über die interne Render-Auflösung skalierbar ist. Ob man damit dann allerdings wirklich beachtbar günstiger kommen kann, bleibt streng abzuwarten. Insofern sind auch Nebenthesen wie eine reine Streaming-Konsole, eine kleinere NextGen-Xbox mit mehr als 4 TFlops Rechenleistung oder eben auch eine komplette Ente weiterhin zumindest denkbar.