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Hardware- und Nachrichten-Links des 6. Mai 2015

Weitere Anmerkungen zu AMDs "Financial Analyst Day 2015" und den dabei gezeigten Präsentationen: Die Radeon R9 380 OEM, hinter welcher sich platt eine Radeon R9 285 verbirgt, wird von den OEMs nun auch mit bis zu 4 GB Grafikkartenspeicher verbaut – die Radeon R9 285 selber wird dagegen weiterhin stur nur mit 2 GB Speicher angeboten. Ab dem Tonga-Chip dieser Grafikkarten funktioniert im übrigen ein neues AMD-Feature: Mittels "Frame Rate Target Control" (FRTC) kann man per Treiber die erzeugten Framerate eines Spiels beschränken und damit die Energieeffizienz erhöhen sowie potentiell Spulenfiepen – welches gern bei absurd hohen Frameraten auftritt – vorbeugen. WCCF Tech versuchen es mangels eines gezeigten Fiji-Chips mit einer scheinbaren Aufnahme eines Fiji-Boards – welche aber schnell als nicht mittels einer Fotokamera entstanden, sondern mittels einer Render-Software erzeugt identifiziert wurde. Eher zielführender dürfte AMDs Fiji-Teaser beim FAD sein: Dabei standen im Hintergrund Trinkwasser-Flaschen der (real existierenden) Wasser-Marke "Fiji". Und letztlich hat AMD nunmehr wenigstens Carrizo-L offiziell gemacht, diese Prozessoren werden nunmehr in China und später weltweit ausgeliefert. Eingeordnet als Ax-7xxx & Ex-7xxx APUs und mit ähnlichen Taktfrequenzen wie der direkte Vorgänger "Beema" steht allerdings zu erwarten, daß es sich hierbei letztlich nur um ein glattes Beema-Rebranding handelt, ohne neue oder verbesserte Technik auf CPU- und GPU-Seite.

Das Nutzerfazit im 3DCenter-Forum zu AMDs FAD-Präsentationen schwankt im übrigen zwischen den zwei Polen "Vorfreude auf Zen" als auch "Gähnen über das 2015er AMD-Programm" – denn in diesem gibt es außer der nur im Mobile-Segment verbauten Carrizo-APU sowie dem Fiji-Grafikchip für das Enthusiasten-Segment kaum etwas zu lachen. Nachdem sich AMD nunmehr zu einer "Radeon R300 OEM" Grafikkarten-Serie aufgeschwungen und damit rein technisch das Versprechen nach einer neuen Grafikkarten-Serie im Jahr 2015 erfüllt hat, kann sogar leicht in Frage gestellt werden, ob AMD dieses Jahr den Retail-Markt für Grafikkarten überhaupt noch mit mehr als mit Fiji-Grafikkarten beliefern will – und natürlich, unter welcher Flagge dies im Fall des Falles geschehen wird. Das letzte Mal, als es eine OEM-Serie noch vor neuen Retail-Grafikkarten gab (Radeon HD 8000 Serie) hat AMD der nachfolgenden neuen Retail-Serie eine neue Nummer spendiert (Radeon R200 Serie), bei nVidia war es in der Vergangenheit genauso (GeForce 300 Serie für OEMs & GeForce 400 Serie für Retail). Abgesehen davon, daß AMD noch im zweiten Quartal den Fiji-Chip bringen will, ist das weitere AMD-Vorgehen bei Retail-Grafikkarten für das Jahr 2015 ungewisser denn jeh. Allerdings darf die Idee, daß es dieses Jahr eventuell eine Grafikkarten-Serie basierend auf mehreren neuen Grafikchips geben wird, inzwischen als beerdigt betrachtet werden – denn dies wäre AMD sicherlich eine Erwähnung wert gewesen. Alles, was unterhalb des Fiji-Chips dieses Jahr noch kommt, wird also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Rebranding-Status haben.

Daß dieses Jahr bei AMD ein klares Übergangsjahr werden wird, war allerdings vorher schon klar, wurde nun halt nur offiziell bestätigt. AMD steht im Prozessoren-Bereich am Ende einer langjährigen CPU-Architektur, welche wenig erfolgreich war und daher nur noch dort eingesetzt wird, wo man unbedingt den Anschluß halten muß (Notebook-Prozessoren). Andere Produkte auf Basis der alten Prozessoren-Architektur wären zwar sicherlich noch realisierbar, ergeben für AMD jedoch kaum noch einen Gewinn – womit man lieber alle Anstrengungen darauf verwendet, die kommende neue Prozessoren-Architektur termingerecht zu liefern. Und im Grafikchip-Bereich steht man am Ende der 28nm-Fertigung, sind da kaum noch echte Verbesserungen außer eben ein Grafikchip mit sehr großer Chipfläche realisierbar – dafür kommt nun eben der Fiji-Chip mit ~550mm² Chipfläche. Weitere Entwicklungen sind nur denkbar, wenn (deutlich) mehr Transistoren in die gleiche Chipfläche gepackt werden können, wofür ab nächstes Jahr die 14nm-Fertigung zur Verfügung stehen wird. Bis zu diesen beiden Punkten wird sich AMD faktisch durchhangeln müssen, selbst wenn dies für das Jahr 2015 in einigen Teilgebieten weitere geschäftliche Rückschläge bedeuten sollte.

Daneben wäre noch Stellung zu nehmen zur Frage der kürzlich aufgetauchten AMD-Roadmaps, welche tiefere Einblicke in AMDs kommendes Produkt-Portfolio im Prozessoren-Bereich gab – allerdings laut AMD glatt gefälscht sind. Der Planet 3DNow! hat an dieser Stelle noch einmal nachgefragt und eine offizielle AMD-Aussage eingeholt, welche wie folgt lautet: "These slides contain fabricated content and were not generated by or on behalf of AMD." Interessanterweise soll sich dies jedoch primär auf die Präsentationsfolien zu den Zen-Rechenkernen beziehen – welche derart allgemein gehalten sind, daß jene trotz Fälschung problemlos stimmen könnten. Zu der angeblichen AMD-Roadmap wollte sich AMD hingegen nicht explizit äußern – was leider erneut weit entfernt von echter Eindeutigkeit ist. In Folge dessen gab es eine größere Hoffnung, daß sich dies im Rahmen von AMDs FAD '15 irgendwie klar bestätigen oder widerlegen lassen würde – was nun aber nicht eingetreten ist, denn AMDs auf dem FAD '15 gezeigte Unterlagen sind weit weniger spezifisch und beißen sich nur in zwei kleinen Details mit der angeblich falschen Roadmap.

Zum einen kommen die K12-Rechenkerne nunmehr erst 2017 und nicht schon 2016, zum anderen ist AMDs gemeinsamer CPU-Sockel für das Jahr 2016 nunmehr AM4 und FM3. Beide Differenzen können allerdings auch einer kurzfristigen Roadmap-Änderung entsprungen sein, daran ist eine Fälschung schwerlich nachweisbar. Der klarste Hinweis auf eine Fälschung ist noch der Umstand, daß die angebliche AMD-Roadmap auf der FAD '15 nicht präsentiert wurde und daß es eher unüblich ist, einzelnen Börsenanalysten im Hinterzimmer noch zusätzliche Unterlagen zu zeigen – dies wäre eine justizable Wettbewerbsverzerrung gegenüber den anderen Börsenanalysten. Insofern erscheint diese angebliche AMD-Roadmap in der Tat nun als Fälschung – und zwar trotz daß die meisten Daten auf dieser Roadmap wohl stimmen werden, was aber einfach dem Umstand geschuldet sein dürfte, daß ein Insider (oder guter Gerüchtekenner) jene erstellt hat. Für den Augenblick nehmen wir den entsprechenden Artikel besser von der Startseite, der Artikel und die Folien bleiben aber aus Dokumentationsgründen online – schon allein deswegen, um später jederzeit nachprüfen zu können, auf welcher möglicherweise vollkommen korrekten Informationsbasis der Fälscher gearbeitet hat.